Baukosten gehen aktuell durch die Decke

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Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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M

MPK2000

Das dachten wir bis vor kurzem alle auch. Dann kam der Krieg. Wer weiß was als nächstes kommt. Und selbst wenn nichts kommt, in vielen Produkten steckt die Inflation noch in der Lieferkette. Die Erzeugerpreise sind den Verbraucherpreisen noch deutlich voraus.
Es ist auch klar, dass die Politik noch einiges vor hat. Die spontane Umstellung gesamter Lieferketten von Pipelinegas auf Flüssiggas kommt teuer. Weg vom Gas kommt auch teuer, es hat gute Gründe warum zum Beispiel bisher nur wenige Stahlwerke mit Elektrizität arbeiten statt mit Gas. Bei vielen Punkten ist auch absolut unklar wie lange die praktische Umsetzung überhaupt dauern wird, z.B. Stromleitungen. Ein paar Kilometer von unserem Bauort entfernt läuft eine 220kV Leitung die durch eine 380 kV Leitung ersetzt werden soll (Leitungsvorhaben 23 Herbertingen-WT). Aktuell wird geschaut wo die Trasse möglichst nah an der bestehenden gebaut werden kann, wo Vögel brüten, usw. Geplante Inbetriebnahme ist 2032, also in 10 Jahren (und ob das klappt wage ich zu bezweifeln). Mehr Leitungen sind aber zentral wenn wir alles auf Strom umstellen und gleichzeitig die Energie immer fluktuierender erzeugen.
Ja, der Punkt ist sicher valide.
2 Gedanken dazu:
Die Erzeugerpreise können nur dann weitergegeben werden an die Verbraucher, wenn eine Preisfestsetzungsmacht besteht....die würde ich bei vielen Unternehmen ab einem gewissen grad bezweifeln. Aber ja, Druck ist noch in der Pipeline. Die Frage ist, wo sich der Druck entlädt. In den Margen der Unternehmen innerhalb der Produktionsketten oder bei den Endverbrauchern.
Zum Thema Erdgas/Gas. Es gibt keine Energiequelle, die höhere Vollkosten pro Kilowattstunde Strom hat als Erdgas...
 
N

Neubau2022

Ja, der Punkt ist sicher valide.
2 Gedanken dazu:
Die Erzeugerpreise können nur dann weitergegeben werden an die Verbraucher, wenn eine Preisfestsetzungsmacht besteht....die würde ich bei vielen Unternehmen ab einem gewissen grad bezweifeln. Aber ja, Druck ist noch in der Pipeline. Die Frage ist, wo sich der Druck entlädt. In den Margen der Unternehmen innerhalb der Produktionsketten oder bei den Endverbrauchern.
Zum Thema Erdgas/Gas. Es gibt keine Energiequelle, die höhere Vollkosten pro Kilowattstunde Strom hat als Erdgas...
Mal etwas Hintergrundwissen. Gestern bei einer politischen Talk-Sendung kam das Thema des größten Gasspeichers in Deutschland auf. Der gehörte bis zu der Krim-Annexion einer Tochter von BASF. 3 Monate nach dem die Krim besetzt wurde, hat BASF diesen Gasspeicher an Gasprom verkauft. Fand ich zumindest sehr interessant.
 
WilderSueden

WilderSueden

Zum Thema Erdgas/Gas. Es gibt keine Energiequelle, die höhere Vollkosten pro Kilowattstunde Strom hat als Erdgas...
Die reine Preisbetrachtung greift zu kurz, egal welchen Preis wir dann konkret ansetzen (die Diskussion will ich nicht hier lostreten). Bei Strom kommt es darauf an, die Erzeugung mit dem Bedarf in Einklang zu bringen. Deshalb gibt es ja Grundlastkraftwerke, Spitzenlast (plus Zwischenstufen) mit unterschiedlichen Kosten. Gas ist keine Grundlasttechnologie sondern eine für Spitzenlast. Aus der Atomenergie sind wir praktisch schon ausgestiegen, aus der Kohle soll es zeitnah rausgehen. Die entstehende Lücke zwischen den stark fluktuierenden und schwer regelbaren Wind- und Solarenergie stopfen wir mit Gas. Die Lücke anderweitig zu stopfen wäre noch deutlich teurer.

Und ebenso ist es typisch deutsch naiv Gas nur auf Strom zu reduzieren. Die chemische Industrie braucht Gas und Öl als Ausgangsrohstoff. Fällt das aus, fallen auch alle weiteren Produkte in der Produktionskette aus. Und in vielen Prozessen wird Gas als Brennstoff direkt benötigt, hier gilt das gleiche. Klar ist das oft ersetzbar, aber das wäre halt viel teurer.

Die Frage ist, wo sich der Druck entlädt. In den Margen der Unternehmen innerhalb der Produktionsketten oder bei den Endverbrauchern.
Auch die Unterscheidung zwischen Unternehmen und Verbrauchern ist wieder typisch deutsch ("Paritätische Versicherung"). Letztendlich zahlt immer der Verbraucher. Ein Unternehmen ist eine Organisation deren Ziel und Existenzberechtigung darin besteht Geld zu verdienen. Bricht die Marge zusammen, wird früher oder später der Betrieb eingestellt.
 
M

MPK2000

Die reine Preisbetrachtung greift zu kurz, egal welchen Preis wir dann konkret ansetzen (die Diskussion will ich nicht hier lostreten). Bei Strom kommt es darauf an, die Erzeugung mit dem Bedarf in Einklang zu bringen. Deshalb gibt es ja Grundlastkraftwerke, Spitzenlast (plus Zwischenstufen) mit unterschiedlichen Kosten. Gas ist keine Grundlasttechnologie sondern eine für Spitzenlast. Aus der Atomenergie sind wir praktisch schon ausgestiegen, aus der Kohle soll es zeitnah rausgehen. Die entstehende Lücke zwischen den stark fluktuierenden und schwer regelbaren Wind- und Solarenergie stopfen wir mit Gas. Die Lücke anderweitig zu stopfen wäre noch deutlich teurer.

Und ebenso ist es typisch deutsch naiv Gas nur auf Strom zu reduzieren. Die chemische Industrie braucht Gas und Öl als Ausgangsrohstoff. Fällt das aus, fallen auch alle weiteren Produkte in der Produktionskette aus. Und in vielen Prozessen wird Gas als Brennstoff direkt benötigt, hier gilt das gleiche. Klar ist das oft ersetzbar, aber das wäre halt viel teurer.


Auch die Unterscheidung zwischen Unternehmen und Verbrauchern ist wieder typisch deutsch ("Paritätische Versicherung"). Letztendlich zahlt immer der Verbraucher. Ein Unternehmen ist eine Organisation deren Ziel und Existenzberechtigung darin besteht Geld zu verdienen. Bricht die Marge zusammen, wird früher oder später der Betrieb eingestellt.
Hier ging es ja erstmal "nur" um die Auswirkungen auf Zins/Inlation. Jetzt wird es umfassender. Ja, irgendein Stakeholder zahlt die Zeche am Ende. Aber für Zins/Inflation ist entscheidend wer sie zahlt. Werden Betriebe eingestellt, nimmt das c.p. auch Druck vom Zins.
 
WilderSueden

WilderSueden

Mit Vorhersagen will ich mich da auch ein bisschen zurückhalten, es ist schwer was zu prognostizieren. Zu viele Effekte die gleichzeitig passieren und teilweise gegenläufig sind. Aber der Zins ist ja historisch niedrig. Auch 3% für Bauzinsen wären nicht so besonders hoch und gerade wird ja fleißig daran gearbeitet, dass der Wert der Schulden weginflationiert wird. Insofern werden ein paar Unternehmenspleiten nicht automatisch wieder Bauzinsen zu 0,x% bedeuten, absolut nicht.
 
O

Oetzinger

Letztendlich zahlt immer der Verbraucher. Ein Unternehmen ist eine Organisation deren Ziel und Existenzberechtigung darin besteht Geld zu verdienen. Bricht die Marge zusammen, wird früher oder später der Betrieb eingestellt.
In etlichen Branchen sind dank hoher Nachfrage Margen von 20% des Umsatzes durchaus längerfristig erzielbar gewesen in den letzten Jahren. Da kann durchaus mal bissl Luft raus ohne dass direkt der Betrieb eingestellt wird.
 
Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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