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Mar_Mar
Totally agree!!!Liegt das wirklich an den Bewerbern oder an vielleicht doch an euch? Hatte da vor kurzem ein Gespräch mit einem Mittelständler, der darüber klagt, dass sich bei ihm nur die Resterampe bewirbt und dann zu dumm ist einfachste Bürotätigkeiten auszuführen.
Bei der Frage nach der Bezahlung kam: "Die sollen froh sein, dass sie Mindestlohn kriegen!"
Auf die Frage nach dem Monatslohn kam: "Jeden Monat anders, ich zahl nach tatsächlichen Stunden. Im Februar z.B. arbeiten die ja auch weniger Tage als im Juli!"
Auf die Frage nach der Einarbeitung: "Was soll ich denn da groß einarbeiten? Ich habs doch einmal erklärt. Dann kann ich doch erwarten, dass der neue das kann. Wird ja schließlich dafür bezahlt."
Er kann sich bis heute nicht erklären, weshalb er keine guten neuen Mitarbeiter findet und die Fluktuation im Unternehmen so hoch ist...
Was will ich damit sagen? Es liegt nicht immer nur an den Bewerbern. Oftmals liegt es auch am Unternehmen und wie dieses sein Recruiting und Onboarding gestalltet. Wenn schon das Recruiting Mist ist, wieso soll ich mich da dann bewerben?
Habe neulich in einer Doku den Inhaber einer Zimmerei gesehen, der adressatengerecht über verschiedene Social Media Kanäle nach Mitarbeitern sucht. Über Xing nach Bauingenieuren und über TikTok nach Azubis. Gleichzeitig bietet er seinen Mitarbeitern Benefits wie ordentliche BAV, Weiterbildungsmöglichkeiten und "Azubi-Taxi" zur Firma und abends wieder nach Hause an. Er erhält viele und auch gute Bewerbungen.
Viele Unternehmen haben noch nicht verstanden, dass sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahrzehnten geändert hat. Die "hire-and-fire"-Politik in Kombination mit "ich stelle erstmal auf ein Jahr sachgrundlos befristet ein und verlängere dann um ein weiteres Jahr, um dann zu schauen, ob ich den Mitarbeiter dann auf Dauer übernehme" hat eben Spuren hinterlassen und die Bewerber schauen nun genauer hin wo sie sich bewerben. Das fängt beim Betriebsklima an, geht weiter über die Arbeitsbedingungen und endet nicht bei der Wertschätzung, die sich u.a. in vernünftiger Bezahlung ausdrückt.
Ich möchte nicht ewig ausführen, aber ich sehe da einfach einen sehr großen Wandel in den Köpfen. Stichwort Work-Life-Balance, Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung. Man hat irgendwann erkannt, dass es im Leben mehr gibt als sich den Hintern aufzureißen, geknechtet zu werden um ein Haus bezahlen zu können um dann am Sterbebett festzustellen, dass man den zweiten Vornamen der Tochter gar nicht kennt.
Alles eine sehr sehr persönliche Entscheidung. JEDER darf machen was er möchte (beruflich betrachtet, bitte nicht veralgemeinern, es gibt immer Aussnahmen, aber es geht hier nicht um eine politische Diskussion) und wenn er sein Glück bei McDrive an der Essensausgabe findet oder im Dschungle von Costa Rica. Lass ihn/sie/es doch... solange keinem anderen geschadet wird, ist er nicht "unbrauchbar". Jeder braucht was zu essen und jeder hat eine Würde (Stichwort mit Mindestlohn zufrieden geben).
Ich brenne auch nicht für meinen Job... dabei habe ich einen recht hohen akademischen Abschluss mit Personalverantwortung und liege gehaltstechnisch lt. Statistik in den oberen 5%... ich bin nicht unbrauchbar, ich habe andere Prios und wenn mein Tochter irgendwann sagt, sie möchte jetzt Yoga in Indien machen weil es sie glücklich macht, dann soll sie das ohne wenn und aber, obwohl von ihr eher vom Hause aus eher Ärtzin oder Anwältin ERWARTET werden würde.
Sorry, kleiner Offtopic, kein Angriff, nur die Darstellung einer anderen Sichtweise.
Nun wieder zurück zum Bauthema :)