Wer ein Haus aus den 70ern kauft und dieses energetisch auf Augenhöhe mit heutigen Energieeffizienzhäusern bringen will, der kriegt ja selbst vom Energieberater durch die Blume gesagt, dass er das für sein grünes Gewissen gerne tun kann, aber sich der Spaß finanziell und trotz Förderung nicht rechnen wird. Der Durchschnitt der Wohngebäude in Deutschland hat einen Bedarf von rund 150 kWh/(m2a) und befindet sich in Klasse E (Quelle: Verbraucherzentrale). Das als Maßstab kann man vom Käufer einer Bestandsimmobilie vielleicht gerade noch erwarten, aber ganz sicher nicht den Sprung von der Energieschleuder in die energetische Moderne.
Ganz so daneben scheint es nicht zu sein. Nordanney bringt sein Haus aus den 60ern ja auch in die Moderne und ich bezweifle, dass er Geld aus reiner Liebhaberei reinsteckt. Ich habe an der Stelle auch bewusst eine konkrete Zahl weggelassen. Klar ist, dass der große Sprung der von 300 auf 80 kWh ist und jede weitere Optimierung dann ein immer ungünstigeres Verhältnis von Kosten und Nutzen hat. Aber die Kosten skalieren halt auch nicht linear.
Mit Durchschnittswerten zu hantieren, bringt übrigens keinen weiter. Wer die Fassade dämmt, wird nicht bei 6cm aufhören, weil er dann den Durchschnitt aller Gebäude erreicht hat, sondern mehr Material verbauen. Der Aufwand zum Verkleben und Verputzen bleibt ja der Gleiche, egal ob da 6cm oder 16cm Dämmung sind.
Bislang war die Energiewende-Politik doch eher nebulös. Kaum einer wusste, was für sein Haus die beste Lösung ist, noch was ihn die Maßnahmen in Summe kosten würden. Erst jetzt, wo sich der Nebel lichtet und die Leute den Überblick über die gesetzlichen Anforderungen, den Markt und die technischen Möglichkeiten gewinnen, Gespräche mit Handwerkern führen, sich Angebote einholen etc. fällt es ihnen wie Schuppen von den Augen, dass sie mit ein paar tausend Euro nicht davonkommen werden.
Das kann ich teilweise verstehen und ich habe auch wenig Verständnis für das Hin und Her in der Politik, bei gleichzeitig künstlich aufgebautem Zeitdruck (vor der Sommerpause, ab 2024...). Mich stört auch der starke Fokus auf die Wärmeerzeugung statt der Gebäudehülle.
Aber wenn man sich das Endziel anschaut, die Netto-Null in 20-30 Jahren, sollte jedem klar sein, dass das nicht mit ein paar kleinen Verbesserungen zu erreichen ist. Das ist ein Kraftakt fürs ganze Land. Das ist schon lange klar, wenn man es hören wollte.
Und zu Demokratische Entscheidungen nur eins. Das Gebäudeenergiegesetz lehnt ein großer Teil der Deutschen ab (76%).
Ja klar. Solange es abstrakt um "mehr Klimaschutz" geht, sind alle dafür. Sobald es den eigenen Geldbeutel betrifft, sind alle der Meinung, es sollte doch jemand anders bezahlen. Kognitive Dissonanz und St.-Florians-Prinzip eben. Ist bei jeder bisher konkret vorgeschlagenen Maßnahme übrigens so. Egal ob Windparks oder Stromleitungen in der Nähe, weniger Autofahren oder Fliegen, sparsamere Autos fahren, Häuser dämmen,...
Nur bei der Photovoltaik auf dem eigenen Dach scheint es Zustimmung zu geben. Zumindest, solange die Rechnung für die Einspeisevergütung nicht als Erneuerbare-Energien-Gesetz-Umlage gesondert ausgewiesen wird.