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chand1986
Du beschreibst das Problem völlig korrekt.Es gibt da aber einen Unterschied. Die Rente nach dem Umlagesystem auf Löhne und Gehälter, wie wir sie jetzt haben, kann ihre Leistungen nur Löhnen und Gehältern in Deutschland entnehmen. Das ist mehrfach ein Problem: Erstens wird die Demographie ungünstiger, statt 2 oder 3 Arbeitnehmern auf einen Rentner wird das Verhältnis bald umgekehrt sein. Und zweitens bezieht es sich eben nur auf Arbeit, es gibt aber auch andere Produktionsfaktoren. Aktuell wichtig ist vor allem Automatisierung, also Kapital. Drittens wird die Umlage auf sämtliche Arbeit erhoben, unabhängig von der Frage, ob das betreffende Unternehmen gerade kurz vor der Pleite ist oder Rekordgewinne erwirtschaftet.
Eine Kapitaldeckung erlaubt eben auch sehr einfach die anderen Faktoren anzuzapfen. Kapitalerträge werden vor allem in profitablen Branchen erwirtschaftet. Kapitalerträge können auch außerhalb Deutschlands erwirtschaftet werden. In der Ökonomie der Industrieländer dominiert der Faktor Kapital. Wir machen aber noch eine Sozialpolitik wie vor Jahrzehnten als Arbeit dominiert hat, unter anderem durch eine vorteilhafte Demographie. Natürlich könnte man das jetzt über Steuerzuschüsse regeln, das Problem ist aber, dass sich Steuern in der Praxis am leichtesten von der Mittelschicht erheben lassen und am schwersten von internationalen Großkonzernen. Von diesen lassen sich aber sehr einfach Kapitalerträge über die Börse einsammeln.
Es ist kein entweder-oder, sondern ein sowohl als auch. Manche Länder haben das schon vor Ewigkeiten erkannt und die Altersvorsorge stabil auf mehrere Säulen in Form einer gesetzlichen Rente per Umlage und Kapitaldeckung in Form von privater Vorsorge und Betriebsrenten gestellt. Hier in Deutschland hat man nicht den Mut dazu, Menschen ernsthafte private Vorsorge zuzumuten und ihnen die dafür notwendige Freiheit zu geben. Hier hat man die private Vorsorge lieber als ABM für Versicherungsvertreter betrachtet und am Ende kommen dann 50€ Riester-Rente raus.
Du nennst auch die Lösung: Kapitalerträge anzapfen.
Also die Gewinne der Unternehmen an der Rente beteiligen. Geht per Börse aber nur bei Unternehmen, die auch dort Produkte (Anleihen/Aktien) platzieren. Alternative?
Das Problem, das ich grundsätzlich genannt habe, bleibt: Nachfrage nach Aktien eines Unternehmens kann nicht gleichzeitig Nachfrage nach Produkten eines Unternehmens sein. Nur letztere generiert aber die Erträge, aus denen Renten bezahlt werden müssen.
Es ist volkswirtschaftliche Gesamtrechnung: Was in Summe durch Erwerb der kapitalgedeckten Rentenanwartschaften gespart wird, muss woanders als Schulden ins System kommen, sonst funktioniert es nicht. Wer soll diese Schulden machen?
Man kommt um ein paar “Naturgesetze“ des Wirtschaftens halt nicht herum.
( das soll nicht heißen, dass du nicht valide Punkte hast. Es gibt nur oft ausgeblendete Nebenwirkungen, auf die ich hinaus will ).