Baukosten gehen aktuell durch die Decke

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Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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kbt09

kbt09

@Tolentino ... denke doch nicht einfach nur an 1 Person, die einen Job 20 oder 30 Jahre macht, sondern eher .. jedes Jahr fängt wieder irgendwo jemand in einem bestimmten Job-Bild (Sachbearbeiter, Putzfrau, Verkäuferin, Auslieferungsfahrer, Controller, Kirschenaufleger bei Coppenrath & Wiese usw.) neu an. Sollen die, die heute in dem Beruf neu anfangen, das Geld von vor 30 Jahren bekommen? Und daraus umgekehrt, soll einer, der einfach zufrieden ist mit seinem Job, keinerlei Entwicklungsbedürfnisse verspürt und den Job seit 30 Jahren macht, noch das Geld von vor 30 Jahren bekommen?
 
M

Myrna_Loy

@Tolentino, es geht ja nicht um Gehaltserhöhungen sondern um Kaufkraft. Ich habe meinem Chef gesagt, dass seine nicht Anpassung gleichbedeutend damit wäre, dass ihm meine Arbeit zu Beginn unseres Arbeitsverhältnisses fast ein Drittel weniger wert gewesen wäre, er aber für das Gehalt niemanden bekommen hätte. Die Gehaltsanpassungen rechtfertigen sich ja allein dadurch, dass mein Mehrwert dadurch größer wurde, dass ich das ganze System und die Kooperationen beherrsche, wie kein Neueinsteiger leisten könnte.
 
C

chand1986

@Tolentino

Deinen Beiträgen liegt ein Denkfehler zugrunde, der sogar Standardlehre der BWL ist. Falsch ist er trotzdem.

Es geht um die individuelle Produktivität. Sie ist ein unsinniges Konzept, denn was ich tun kann, kann ich nur tun, weil viele andere tun, was sie tun. Würde mein Kind nicht im KiGa betreut, könnte ich nicht produktiv auf anderen Feldern sein. Dasselbe gilt für die Altenpflege meiner Mutter.
( In den Beispielen kann man jetzt fast beliebig Jobs im sozialen Sektor einsetzen ).

In diesen Jobs steigt die „individuelle Produktivität“ nicht. Und steigt sie, geht es oft auf Kosten der Menschlichkeit. Was gesellschaftlich nicht verträglich wäre.

Am Ende bezahlt alles die Produktion. Immer. Überall. Wir können uns einen sozialen Sektor leisten, weil es Produktion gibt. Die Produktion auf dem aktuellen Effizienzlevel können wir aber auch nur wegen der sozialen Jobs erbringen. Wer genau leistet jetzt hier was genau?
Die einzig logische Annahme ist also die einer gesamtwirtschaftlichen Produktivität. Und wenn die wächst sowie ferner eh 2% Preissteigerungen angestrebt sind ( Inflationsziel ), müss(t)en auch die Löhne pro Jahr um 2% + x% Produktivitätswachstum wachsen.

Auch in den Jobs, in denen die Leistung des Einzelnen nicht steigt oder sogar nicht steigen kann.

Dass das Konzept der Produktivität nicht trägt, sieht man daran, wie Ökonomen die Gehälter im sozialen Sektor rechtfertigen:
Ö.: „Die Leute haben Löhne entsprechend ihrer Produktivität.
F.: „Wie hoch ist denn deren Produktivität ( sie stellen ja nichts her )?“
Ö.: Naja, x€ hoch, sieht man ja am Lohn…“

Diese zirkuläre Argumentation, mit der jeder MINTler aus dem 1. Semester geflogen wäre, reicht auf anderen Fachgebieten… lassen wir das.

Fakt ist, dass viele ( auch du? ) aufgrund dieses Denkfehlers und seiner Fehlerfortpflanzung dann High- Low- und Midperformer klassifizieren. Völlig Banane. Ein Streik einiger Lowperformer und die ganze Kette bricht zusammen. Hatte die Krise doch gezeigt, dass die lowperforming Kindergärtnerin deutlich mehr Schwierigkeiten verursacht hat als der highperforming Scheidungsanwalt.

Gehälter richten sich überhaupt nicht nach Produktivität, sondern nach Ausbildungsabschluss und Risikonahme. Wer nicht so gewertschätzt wird, wie er meint es zu verdienen, kann den Job wechseln und seinen alten Chef im Rückspiegel betrachten. Geht gerade heute nahezu überall.
 
Tolentino

Tolentino

Sollen die, die heute in dem Beruf neu anfangen, das Geld von vor 30 Jahren bekommen? Und daraus umgekehrt, soll einer, der einfach zufrieden ist mit seinem Job, keinerlei Entwicklungsbedürfnisse verspürt und den Job seit 30 Jahren macht, noch das Geld von vor 30 Jahren bekommen?
Zwei Dinge,
1. Ein Neueinsteiger heute verdient ja wahrscheinlich beträchtlich weniger als du heute. Und zwar nicht weil dir die Inflation ausgeglichen wurde, sondern weil du mehr kannst als er.
2. Das andere ist eher philosophisch/systemtheoretisch: Ich behaupte, das so jemand nur in dem Job arbeitet, weil er das Geld braucht. Wenn er seinen Job wirklich gerne machte, würde er sich automatisch entwickeln. Hier bin ich der Überzeugung, dass es heute tatsächlich Tätigkeiten gibt, die eigentlich keiner gerne macht. Die müssen eigentlich automatisiert werden. Wen das aufgrund der Komplexität nicht möglich ist, dann müssen sie entsprechend bezahlt werden und dann gibt es aber ausreichend Potential für Verbesserungen. Als Gesellschaft müssen wir dann ermöglichen, das jeder einer Tätigkeit nachgehen kann, die ihn ausfüllt und das er damit seinen Lebensunterhalt finanzieren kann.

dass mein Mehrwert dadurch größer wurde, dass ich das ganze System und die Kooperationen beherrsche, wie kein Neueinsteiger leisten könnte.
Aber das meine ich doch. Du hast dich in das ganze System und die Kooperationen eingearbeitet, dich also verbessert. Dafür hättest du Gehaltserhöhungen verdient und auch mehr als du jetzt beschrieben hast. Du machst doch nicht seit deinem ersten Jahr genau das gleiche auf genau die gleiche Art und Weise - oder?

Schließlich will ich eigentlich nur darauf hinaus, dass als Kreislauf gesehen ein Unternehmen ja nur die Kaufkraft erhalten kann, wenn es entsprechend erfolgreicher wirtschaftet. Also wenn alles teurer wird, dann wird es das ja erstmal auch fürs Unternehmen. Wenn nun alle Angestellten mehr verdienen wollen (und auch sollen!), dann muss das Unternehmen auch mehr verdienen. Entweder weil es seinen Umsatz erhöht, dies wiederum entweder durch mehr Kunden oder durch höhere Preise, oder weil es doch irgendwie schafft, Kosten einzusparen. Alle diese Dinge sind ja kein Automatismus. Wenn ich davon was erfolgreich durchsetze, haben meine Mitarbeiter entsprechend was richtig gemacht. Und dann kann ich die Inflation auch ausgleichen.
 
Tolentino

Tolentino

@chand1986 Ja, das ist das eigentliche Problem. In unserer Gesellschaft werden die sozialen Berufe nicht genügend gewertschätzt. Und für soziale Berufe würde ich auch sofort unterschreiben, dass die ein auskömmliches Einkommen haben müssen. Ich würde aber soziale Berufe auch nicht privatwirtschaftlich in Unternehmen organisieren.
Außerdem: Tatsächlich habe ich nie von Produktivität geredet. Ich habe von Mehrleistung geredet. Damit meine ich explizit auch "softe" Themen wie z.B. eine bessere Arbeitsatmosphäre zu schaffen.
Und ich habe von einem privatwirtschaftlichen Unternehmen geredet.
 
T

theydontknoww

Natürlich ist das konstruiert, habe ja auch gesagt, dass ich mich in dem Bereich nicht auskenne. Die Putzfrau habe aber auch nicht ich reingebracht.


Ich würde behaupten, dass das nicht stimmt. Aber ich kann nicht ausschließen dass das in irgendeinem Bereich tatsächlich so ist. Wenn es aber so wäre, dann wäre das auch ein Arbeit, die automatisiert gehört. (s.u.)


Das stimmt. Ich persönlich rede aber auch nicht von Effizienssteigerung, sondern von Leistungsverbesserung (das muss nicht heißen, dass die Effizienz steigt).
Ich bin außerdem der Meinung, das solche Berufe automatisiert gehören und wir als Gesellschaft dafür sorgen müssen, dass trotzdem Menschen ihr auskommen haben. Aber das iost ein anderes Thema


Das habe ich nicht gesagt.

Als Fazit nehme ich mal jetzt für mich an, dass es Stellenbeschreibungen geben kann, in denen es ohne persönliche Veränderung zu Gehaltserhöhungen kommen sollte. Aus meiner persönlichen Erfahrung kenne ich das nicht und habe da immer noch viele Fragezeichen im Kopf, aber wenn es zur Lebenswirklichkeit dazu gehört, meinetwegen.
Als Angestellter würde ich es in einem solchen Job nicht aushalten.
Als Führungskraft sehe ich es als meine Aufgabe, dass keiner meiner Mitarbeiter seine Stelle und sein Entwicklungspotential so sieht. Dann würde ich was falsch machen.
Wenn ich dein Chef wäre, würde ich dich fragen ob deine Performance unter den 5.200 Beiträgen in diesem Forum innerhalb der letzten beiden Jahren gelitten hat oder ob es da noch Entwicklungspotential gibt.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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