Erddruck ist eine von der Seite auf ein Bauwerk einwirkende Beanspruchung durch Erde, wobei in diesem Falle im geotechnischen Sinne unter Erde auch Schotter, Lehm und Ton, Sand usw. verstanden wird. Erddruck ist vor allem für im Erdreich befindliche Bauteilen von Bauwerken und bei Baugruben von Bedeutung. Diese seitliche Belastung von Außenwänden, meist Kelleraußenwände, entsteht aus anstehendem Erdreich oder einer Verschüttung, d.h., wenn der Arbeitsbereich zwischen Kelleraußenwand und Baugrube mit Erdreich, Kies oder Sand verschüttet wird. Dieses Verschüttmaterial muss ausreichend verdichtet werden, um die vorhandenen Hohlräume zu verpressen; so wird späteren Setzungen weitgehend vorgebeugt.
Aber schon diese Verdichtungsmaßnahmen erzeugen einen erhöhten Erddruck, dem die Kellerwände widerstehen müssen.
Nicht oder unzureichend verdichtetes Erdmaterial unterliegt einem natürlichen Setzungsprozess. Das Erdmaterial sackt nach und nach ab, die vorhandenen Hohlräume füllen sich nach und nach mit Schwemmstoffen. Das an der Kelleraußenwand anliegende Erdreich wird so im Laufe der Zeit immer kompakter und der Erddruck erhöht sich. Die natürlich ablaufenden Setzungen können je nach Zusammensetzung des Erdreichs nicht nur Jahre andauern, sondern auch über Jahrzehnte andauern und zu Spätschäden führen.
Ein erhöhter Erddruck kann aber auch ohne Verdichtungsmaßnahmen entstehen. Gerade bei bindigem Boden (Ton, Lehm) ist es kaum bis gar nicht möglich, diesen bereits beim Einbau so zu verdichten, dass es später zu keinen Setzungen mehr kommt, da Wasser kaum oder gar nicht durch bindige Böden abfließen kann und sich zusammen mit eingebrachtem Schwemmmaterial im Erdreich anreichert. Der hieraus resultierende Erddruck wird langsam größer und kann auch hier zu Spätschäden an den Kellerwänden führen.
Aber keine Angst, es ist nicht so, dass Kelleraußenwände bedingt durch Erddruck mit der Zeit unweigerlich beschädigt werden. Die Wände müssen so dimensioniert werden, dass sie einem erhöhten Erddruck widerstehen können, einem Erddruck also, der künftig höher sein wird, als der bei der statischen Berechnung anstehende. Kelleraußenwände so dünn wie rechnerisch möglich zu dimensionieren, um mehr Nutz- oder auch Wohnfläche zu erhalten, wäre in diesem Zusammenhang also kontraproduktiv.
Auch das Material spielt hier eine gewisse Rolle. Gemauerte Kellerwände sind der Fugen wegen weniger widerstandsfähig gegen seitlichen Erddruck als eine kompakte Stahlbetonwand; vor allem leichte, dämmende Mauersteine bieten im Laufe der Zeit eventuell zu wenig Widerstand.
Stützwandelemente dienen zum Abfangen von Geländesprüngen, die durch Hanglasten bzw. Verkehrslasten, wie z. B. von Wegen für Fußgänger oder Pkw, belastet werden. Das Haus am Hang ist schön, aber die Zufahrt zur Garage und der Fußweg zum Haus sollten schon eben nutzbar sein. Das bedeutet, dass Geländeeinschnitte oder Geländesprünge geschaffen werden müssen. Oft benötigt eine natürliche Böschung, auch wenn sie viel schöner ist, viel Platz, der dem eigenen Grundstück verloren geht.
Liegt zum Beispiel die Zufahrt zur eigenen Garage tiefer, als das Nachbargrundstück, kann man an der Grenze nicht einfach abgraben, das Erdreich würde nachrutschen. Den Nachbarn damit zu konfrontieren und schauen, was er sich denn einfallen lässt, um sein Grundstück vor einem Erdrutsch zu schützen, ist auch keine Option und zudem durch das Nachbarrechtsgesetz untersagt.
Wenn man also eine Gefahrenstelle schafft, eine Abgrabung zum Nachbargrundstück oder auch die Baugrube neben einem bereits bebauten Hanggrundstück, muss man selbst dafür sorgen, dass durch diese Baumaßnahmen keine Dritten gefährdet werden.
Winkelstützmauern werden in solchen Fällen am meisten eingesetzt. Sie sind relativ preisgünstig, vergleichsweise leicht und gut zu transportieren, zur Baustelle und auf der Baustelle. Winkelstützmauern bestehen aus einer unten liegenden Fundamentplatte (auch Fundamentsporn genannt) und der eigentlichen Wand, welche auf der Luftseite meist senkrecht steht. An der Erdseite befindet sich der Winkelfuß; dieser ist oft leicht geneigt, sodass sich die Wanddicke zum Fußpunkt hin vergrößert. Alle Bestandteile der Winkelstützmauer bestehen aus Beton, deshalb müsste man eigentlich Winkelstützwand sagen, denn das Bauteil ist ja nicht gemauert.
Die Standsicherheit der Winkelstützwand ist nur in Verbindung mit der angenommenen Hinterfüllung und der angenommenen Erdauflast (auf dem Winkelfuß) gewährleistet. Deshalb ist schon bei der Planung der Außenanlagen zu berücksichtigen, ob etwa ein Auto künftig in diesem Geländebereich fahren wird, oder ob sich später hier eine Terrasse befinden könnte. In beiden Fällen muss die Bemessung die Nutzung (d.h., die hieraus resultierende Belastung) berücksichtigen. Weiterhin ist anzumerken, dass durch Anbauteile wie z. B. Geländer oder ähnlichem, die an die Winkelstützwand angebracht werden, die zugrunde gelegte statische Bemessung ihre Gültigkeit verliert. Also auch hier: Während der Planung schon berücksichtigen. Ob man Geländer oder Absturzsicherungen benötigen wird. Besser, man plant (die Baukosten erhöhende) Eventualitäten ein, als später Schäden hinnehmen zu müssen.