Bauvorhaben mit Bauträger ohne offiziellen Bauplan anzahlen?

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M

Mancunian

Wenn du jetzt abschließt - hast du die Bauleistungsbeschreibung, die anderen Verträge und Zahlungspläne schon bekommen und geprüft? Du bindest dich ja jetzt schon an den Bauträger - wer weiß welche Mondpreise er dann aber ausruft?!
Die Bauleistungsbeschreibung und ein ersten Angebot fürs Haus sowie eine unverbindliche Gesamtkostenkalkulation haben wir schon, allerdings ist das noch alles in der Anfangsphase und ein Initialangebot, welches nun nach und nach detailliert werden muss. Insofern finde ich es zweifelhaft sich schon jetzt mit einer so hohen Summe an den Bauträger zu binden.
 
B

Bauexperte

Hallo,

In einem benachbarten Dorf unserer Großstadt wird gerade ein Baufeld geplant ... die Firma, welche das Baugebiet mit Einfamilienhaus bebauen möchte, verkauft zugleich auch die Grundstücke ... wir hatten nun bereits 2 Gespräche mit der Firma, wo uns der Bebauungsplan vorgelegt wurde und wir uns auch für ein Grundstück entschieden haben. Nun möchte die Firma mit uns eine Vereinbarung zu Zahlung eines Abschlags über 20000 Euro abschließen, mit welchem uns angeblich das Grundstück reserviert wird.
Ich halte grundsätzlich nichts von einem solchen Vorgehen, wundere mich aber immer wieder, daß dieses Anzahlungsmodell immer noch zu laufen scheint.

"Die Eheleute .... werden dem Auftragnehmer den Auftrag zum Bau einer Einfamilienhaus-Stadtvilla in Auftrag zu geben ...
Wenn es um die reine Sicherstellung des Bauplatzes geht, gibt es einfachere Möglichkeiten, welche zwar einerseits bindend, andererseits aber Ausstiegsszenarien für den Auftraggeber (Dich) lassen; bspw. für den Fall, daß eine tragfähige Finanzierung nicht zustande kommt.

Was meint Ihr? An welche Stellen kann ich mich ggf. wenden um etwas mehr Sicherheit zu erlangen?
Es gibt nur 2 Möglichkeiten, da der Erschließungsträger auch der Verkäufer ist: friss oder stirb. Auf eine anwaltliche Einrede wird sich der Verkäufer imho nicht einlassen; erst recht nicht, wenn Bauplätze in dieser Gegend rar und damit begehrt sind.

Ich würde Dir anraten, von diesem "Angebot" Abstand zu nehmen, so, wie es vorgelegt wurde. Es ist für mich nachvollziehbar, daß der Verkäufer nicht mit einem hohen Betrag in Vorleistung gehen will (Erwerb des Grundes von der Gemeinde und Erschließung). nicht nachvollziehbar ist, daß er es nicht über eine ca-Parzellierung und damit Verkauf via Notar - gerne mit Bauverpflichtung - beurkunden will. Häufig finden sich in solcher Art Verträgen, Zusätze wie: "die genaue Grundstücksgröße wird nach Vermessung durch das Vermessungsbüro xyz bekannt sein und löst Mehr- oder Minderkosten zum vereinbarten Quadratmeterpreis von "x" Euronen aus". Ebenso wird auf die vermutliche Höhe der Erschließungskosten eingegangen und Minder- und Höchstgrenzen benannt, nach welchen, bei späterer Erschließung des Baugebietes, Kosten in Höhe "x" Euronen zu zahlen sind.

Im Übrigen ist es ein russisches Roulette. Gerade erst haben sich die Baukosten um, im Schnitt, 3% erhöht; keiner weiß, was in 2016/2017 sein wird. Nur eines ist absehbar, die Baukosten werden sicher nicht stagnieren oder sinken. Damit stellt sich für mich zusätzlich die Frage der Sicherheiten. Welche Leistung bietet der Bauträger (BT) aktuell, basierend auf welcher BB und zu welchen Kosten? Du gehst imho nicht nur das Risiko, TEUR 20 abschreiben zu müssen (im Übrigen würde ich darauf drängen, daß dieses Geld verzinst zurückgezahlt werden muß, wenn es nicht zur Ausführung kommt), sondern auch die Katze im Sack zu kaufen. Wäre mir eindeutig zu viel Risiko!

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
M

Mancunian

Habt vielen Dank für Eure Antworten. Sie bestärken uns in dem Gefühl, dass wir die Vereinbarung bzw Vertrag nicht unterzeichnen sollten und erst mal so versuchen mit dem Bauträger weiter zu kommen. Wenn er jetzt mauert und auf einer Anzahlung besteht, dann wird das für uns ein Zeichen zum Ausstieg sein.
 
BauPaar

BauPaar

Glückwunsch zu Eurer Einsicht - ich wüsste nicht, ob wir die Eier hätten, bei knappen Grundstücken so einen quasi-Schlussstrich zu ziehen!

Realistisch sehe ich auch die Gefahr einer Kostenexplosion, weil "friss-oder-stirb" mit ziemlicher Sicherheit kommen wird.
 
M

Mancunian

Zwischenstand: Es geht erst mal weiter mit dem Bauträger, die nicht unterzeichnete Vereinbarung hat den Vertreter des Bauträgers zwar nicht grade erfreut und er war auch deutlich unterkühlt beim Gespräch aber zumindest hat er nicht auf der Unterzeichnung bestanden.
Trotzdem stellt sich die Sache/Verlauf nun wie folgt dar:
  • Grobe Planung des Hauses bis zum Abschluss eines Werkvertrags
  • Abschluss des Werkvertrags erfolgt nach Vorstellung des Bauträgers so bald wie möglich, erst dann will er uns das Grundstück zusichern
  • erst nach Abschluss des Werkvertrags und Erschliessung des Baufeldes wird er mit uns den Kaufvertrag über das Grundstück abschließen, der Werkvertrag ist bis dahin schwebend unwirksam und wird erst wirksam, wenn die Finanzierung abgesichert ist und der Grundstückskaufvertrag unterschrieben ist. So stellt er sicher, dass nur die Leute Grundstücke kaufen, die dann auch definitiv mit ihm bauen werden.
Es stimmt aber, dass es in gewisser Weise eine "Friss oder stirb"-Variante ist. Bei einem Bauträgerfreien Grundstück könnte man nach Erwerb in aller Ruhe verschiedene Baufirmen abklappern bis man das ideale Angebot gefunden hat. Bei der obigen Konstellation besteht diese Option nicht und man ist auf Gedeih und Verderb dem Bauträger ausgeliefert. Klar, der macht einen seriösen Eindruck, aber falls etwas schiefgeht...Von den Kosten ganz zu schweigen. Bedingt durch das Lockmittel Grundstück kann er letztendlich den Preis höher ansetzen als vllt ohne die Grundstück-Bindung.
Derzeit sind wir auf der Suche nach anderen Baugrundstücken, werden aber nicht so richtig fündig. Das Grundstück, um das es sich oben handelt, liegt weit vor den Toren der Stadt, dafür aber ruhig und ländlich. Zwei Alternativen wären etwas Stadtnäher auf einem regenerierten Kasernengelände oder eben ein Baufeld nahe einer 4-spurigen Einfallstrasse. Beides nicht ideal. Wir sind jetzt also in der unangenehmen Situation, dass der Bauträger etwas drängelt, schöne Alternativen nicht wirklich da sind und wir uns fragen "ja oder nein", kommt was besseres, ist das schon das Optimum?
Deshalb kleine Nebenfrage ans Forum: Wie finde ich geeignete Bauplätze? Rumfahren und Suchen geht nur bedingt, da wir 2 kleine Kinder haben und die schnell jammern, wenn wir die Stadt durchkreuzten. Außerdem hängt ja auch nicht unbedingt überall ein Schild "zu verkaufen". Bei bestehenden Baulücken beim Nachbarn zu klingeln fällt für mich aus, da bin ich zu schüchtern und käme mir ausgesprochen komisch vor zumal das sicherlich schon Leute vor mir gemacht haben werden. Internetportale bieten oftmals "nur" Lockangebote von Baufirmen mit tollen Häusern zu Schleuderpreisen auf nicht existenten oder grottigen Grundstücken.
Es ist wie verteufelt: Wir haben den Wunsch aber es findet sich einfach nichts passendes!
 
Zuletzt aktualisiert 28.04.2024
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