Haus durch GU oder Architekten planen lassen?

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Painkiller

Unser Problem bei den Angeboten bei den GU war eigentlich nur die Vergleichbarkeit. Der eine hat mehr Nebenkosten kalkuliert, der hat den Fensterantrieb drin, der andere hat wieder Mehrleistung für große Fliesen standardmäßig drin...

Um letztendliche zwei Angebote zu vergleichen muss man die Bauleistungsbeschreibung jedes GU auseinander nehmen und letztendlich abschätzen was einem wichtig ist und wo bei dem günstigeren GU evtl. Mehrkosten entstehen...

Vorteile des GU wurden ja nun schon zu genüge aufgeführt. Ein Kollege hat gerade mit einem guten Architekten renoviert und selbst dieser wurde von den Angeboten der einzelnen Gewerke überrascht, da die Angebote die Kalkulation um das doppelte überstiegen haben, aber mit dem einfachen Grund das die Firmen gar kein Interesse hatten.

Das Ganze ist natürlich je nach Region mehr oder weniger schlimm, aber gerade im Schweizer Grenzbereich merkt man den Firmen schon an welche Kundschaft sie bevorzugen.
 
andimann

andimann

Hi,

Vorteile des GU wurden ja nun schon zu genüge aufgeführt. Ein Kollege hat gerade mit einem guten Architekten renoviert und selbst dieser wurde von den Angeboten der einzelnen Gewerke überrascht, da die Angebote die Kalkulation um das doppelte überstiegen haben, aber mit dem einfachen Grund das die Firmen gar kein Interesse hatten.
Die Angst vor genau dieser Situation war bei uns einer der Gründe, dass wir mit GU bauen.
Theoretisch sollte es möglich sein, mit Architekt und Eigenvergabe etwas günstiger als mit GU zu bauen (wobei der Architekt auch nicht für lau arbeitet). Nur dafür musst du das Glück haben, Handwerker zu finden, die auch jetzt noch für reelle Preise arbeiten und nicht einfach mal totale Mondpreise aufrufen. Oder die dir wenigstens mal antworten... hier in der Gegend ist es derzeit unmöglich einen Garten-Landschaftsbauer auch nur ans Telefon zu bekommen. Keine Chance!

In normalen Zeiten hätte ich mich vermutlich gerne in das Abenteuer gestürzt, derzeit halte ich das für ziemlich risikoreich. Da muss dich nur mal ein Gewerk hängen lassen und der gesamte Bau stockt für Wochen!

Viele Grüße,

Andreas
 
MarcWen

MarcWen

Mit beiden kannst du bauen und ein fertiges Haus bekommen. Was wohl besser (Definition) wäre, wird man nie erfahren.

Wir bauen auf Empfehlung mit einer Architektin mit Erfahrung und Referenzen im Mehrfamilienhaus Bau.

Ich finde das spannend. Habe nun auch etwas mehr Zeit. Aktuell beschäftige ich mich mit Hebeanlagen, Ende der Woche soll der Auftrag raus.

Ich mag diesen Handlungsspielraum und immer informiert und mitgestalten. Klar hat unsere Architektin gute Firmen an der Hand. Die letzten Preisgespräche und Vorgabe obliegt aber uns.
 
andimann

andimann

Hi,

finde das auch spannend:

Ich finde das spannend. Habe nun auch etwas mehr Zeit. Aktuell beschäftige ich mich mit Hebeanlagen, Ende der Woche soll der Auftrag raus.

Ich mag diesen Handlungsspielraum und immer informiert und mitgestalten. Klar hat unsere Architektin gute Firmen an der Hand. Die letzten Preisgespräche und Vorgabe obliegt aber uns.
ich habe mich auch bei unserem Bau viel mit der Technik, den Bauweisen und den technischen Hintergründen beschäftigt Ist wohl auch einfach eine Berufskrankheit bei mir, dass mich diese Dinge interessieren und ich mich recht schnell in neue Themen einarbeiten kann. Habe da einige Male meine Gegenüber verblüfft

Nur: noch viel tiefer einzuarbeiten wäre einfach nicht gegangen, mich hat der Hausbau auch mit GU schon an zeitliche Grenzen gebracht. Nebenbei noch ein kleines Kind und geheiratet haben wir in der Zeit auch noch. Irgendwo ist mal das Limit! Leben will man ja auch noch mal…

Bei Eigenvergabe usw. hätte ich beruflich kürzer treten müssen. Und für mich machte es keinen Sinn, meinen Job für mindestens 6-12 Monate etwas runter zu fahren, 25 % weniger Gehalt zu bekommen um per Eigenvergabe beim Elektriker einmalig 2000 € zu sparen. Auch wenn ich mich gerade angesichts der Aufpreisrechnungen die von Elektrik/Sanitär/Fliesen auf mich zukommen, etwas grausel…

Sprich, Eigenvergabe und Eigenverantwortung und Einflussnahme ist großartig, man muss aber auch schlicht und einfach die Zeit dafür haben.

Und das wird immer ganz entscheidend von der persönlichen Lebens- und Jobsituation abhängen.

Von daher war bei uns die Entscheidung für einen GU. Bis jetzt sind wir auch damit sehr zufrieden!

Viele Grüße,

Andreas
 
tabtab

tabtab

Tja, Frage ist tatsächlich nicht so einfach zu beantworten. Wir standen auch vor der Wahl und haben uns 6 Architekten angehört und gut 15 GUs. Vom Fertighaus GU bis zum Massivhaus, vom lokalen zum Großanbieter war alles dabei. Auch die ganze Bandbreite bei den Architekten... vom Passivhausbauer bis zum lokalen, bodenständigen. Wobei ich dazu sagen muss: es gibt kaum bodenständige Architekten. Es ist sehr schwer, da wirklich jemanden zu finden, der nicht sein Ding machen will, sondern auch das Budget des Kunden im Blick hat. Der eine will nur Kfw40 bauen, der andere nur Holzständerbauweise, der dritte erzählte uns, wir sollen doch schauen, ob wir bei der Oma nicht noch 100k unterm Kopfkissen finden... usw.

Natürlich war auch bei den GUs alles vertreten... vom kettenrauchenden Vertreter von Fingerhaus bis zum Geschäftsführer eines lokalen GU, hin zu Gesprächen mit dem Inhalt "ach, Sie sind jung und wollen individuell bauen... das wollen wir gar nicht... die jungen vergleichen dann nur im Internet, wir bauen lieber mit Senioren, die akzeptieren jeden Preis" war wirklich ALLES dabei!

Letztlich haben wir uns nach langer, intensiver Suche für einen renommierten lokalen GU entschieden. Von dem haben wir uns eine Liste mit Adressen (standen 10 oder mehr darauf) geben lassen, mit denen wir stichprobenartig gesprochen haben. Zusätzlich sind wir zum Tag der offenen Tür gefahren, haben mit Bauherren gesprochen, die gerade mitten im Rohbau sind, deren Adresse nicht auf der Liste stand und mit Bauherren, die schon 7 Jahre drin wohnten. Kurzum: wir hatten dadurch eine perfekte Schnittmenge und fühlten uns dort gut aufgehoben, auch wenn die Verhandlung je länger sie dauerte immer zäher und nervenaufreibender wurde und wir wirklich einige Male davorstanden, die Brocken hinzuwerfen.

Für die Beharrlichkeit denke ich, wurden bzw. werden wir belohnt. Wir haben wirklich sehr viel reinverhandelt und hatten auch maximale Flexibilität. Auch jetzt noch während der Bauphase. Wir haben z.B. den Erdbauer selbst besorgt. Oder sind auch während der Rohbauphase immer flexibel gewesen, zu entscheiden, ob wir das Fenster jetzt doch noch kleiner machen wollten, oder doch bei der Heizung umswitchen, Fliesen doch selbst vergeben, usw.

Ich muss sagen, es gibt keine Baustelle, auf der es perfekt läuft, macht euch das klar. Bauen ist Grauen! Wenn ihr denkt, ihr beauftragt jemanden (egal ob Architekt oder GU) und dann wird schon alles werden, dann täuscht ihr euch. Ihr müsst euch tief einarbeiten in die Materie, in Dinge, die ihr heute noch nicht kennt und ihr müsst ein kritisches Auge auf den Ablauf des Baus werfen. Sonst werdet ihr mit dem Ergebnis niemals glücklich.

Es gibt nicht nur Schwarz oder Weiss. Ihr könnt auch beim GU sehr viel Flexibilität haben. Klar, der hat sein Konzept, aber das heißt nicht, dass er nicht abweicht. Evtl. zu höheren Konditionen. Aber ihr wisst, was es kostet. Beim Architekt hast du 0,0 Budget Sicherheit. Und das, sowie die Herangehensweise manches Architekten hat uns abgeschreckt. Zudem ist es auch so, wie hier beschrieben. Der GU hat ein ganz anderes Druckmittel gegenüber den Gewerken, als der Architekt oder jemand, der einzeln selbst vergibt. Wir erleben das hier gerade bei uns im Gebiet. Jede Architektenbaustelle ist eine Katastrophe.


# Passage auf Wunsch des TE gelöscht; Bauexperte

Ganz anders bei uns: jeden Tag sind 4-8 Leute auf der Baustelle. Begonnen haben wir Mitte Juni, Rohbau ist nächste Woche fertig, Einzug ist Ende Dez. Vertraglich garantiert, wenn nicht, zahlt der GU Vertragsstrafe. Haben wir reinverhandelt. Zudem haben wir einen Sachverständigen an unserer Seite, der den Bauablauf überwacht. Und jeder steht vor unserer Baustelle und lobt die Qualität und Geschwindigkeit. Das gibt mir das Gefühl, das Richtige getan zu haben. Wir haben jede Architekten Baustelle meilenweit überholt, obwohl die teilweise viel früher anfingen. In diesen Zeiten würde ich nur mit GU bauen. Sucht Euch einen renommierten, lokalen GU. Die sind flexibler. Und holt euch einen Anwalt, der über den Vertrag schaut. Zudem besorgt Euch einen Sachverständigen, z.B. vom Verband Privater Bauherren oder Bauherren-Schutzbund. Glaubt mir, ihr werdet ihn brauchen, wenn ihr ruhig schlafen können wollt. Und stellt euch darauf ein, dass die Bauphase trotzdem die stressigste in Eurem Leben wird! Aber am Ende steht das Ergebnis und wenn ihr euch nicht scheut, Euch einzuarbeiten, dann werdet ihr es nicht bereuen! Wir würden es jedenfalls immer wieder so tun!
 
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Peanuts74

Ich habe hier mehrfach gelesen, dass es mit einem Architekten wahrscheinlich günstiger sein soll, als bei einem GU.
Das Problem dürfte erstens die Vergleichbarkeit sein. Wir hatten selbst einen Grundriss gezeichnet, für den verschiedene GU´s und auch zwei Architekten Angebote abgegeben hatten, bzw. beim Architekten hatten wir einen mittleren Preis der GU´s als Budget incl. seiner Leistungen in den Raum gestellt.
Die Angebote der GU´s lagen um bis zu 25% auseinander (bei natürlich nicht 100% gleicher, aber sehr vergleichbarer Leistung bzw. Ausstattung), so dass man einfach nicht sagen kann, bei einem GU kostet das Haus so viel. Qualitativ hochwertige Fertighäuser lagen ebenfalls eher im oberen Preissegment.
Die Architekten hatten wir dann wie gesagt mit einem mittleren Preis als Budget konfrontiert und bekamen dann direkt zu hören, dass dann aber auf jeden Fall hier nur etwas sehr günstiges eingebaut werden kann, da gespart werden muss und man dort Abstriche machen muss.
Hier war dann unser Eindruck schon, beim Architekten hat man keine Preisgarantie und es wird tendenziell eher sogar teurer.
Ob das generell so ist, kann man im Nachhinein natürlich schwer beurteilen.
Da wir jedoch für jedes Gewerk einen Festpreis hatten, es aber auch selbst hätten vergeben können haben wir uns für verschiedene Gewerke zusätzliche Angebote geholt.
Diese waren, einmal beim gleich Handwerker, der Letzt endlich auch für den GU arbeitet, alle teurer, als die Festpreise des GU´s.
Dadurch das der GU wohl ein gewisses Volumen an Aufträgen garantiert, drückt er die meisten Handwerker wohl auch entsprechend im Preis.
Die Firmen selbst waren uns zum Teil auch bekannt und genießen einen guten Ruf. Mit einigen haben wir auch länger gesprochen und von denen wurde das auch im Prinzip so bestätigt. Einige hatten auch gesagt, dass sie das in dem Jahr noch machen, aber danach dann nicht mehr, sondern lieber selbst ihre Aufträge vergeben.
Zusammenfassend, egal ob Architekt oder GU, als Bauherr MUSS man regelmäßig alles kontrollieren und am besten einen Sachverständigen einschalten und problemlos läuft ein Bau nie.
 
Zuletzt aktualisiert 27.04.2024
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