Passivhaus vs Niedrigenergiehaus / Photovoltaik

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S

Sillmarillion

Hallo liebe Leute,

Ich hab gerade lange dieses Forum durchstöbert, da ich dieses Jahr auch ein Haus bauen werde und habe hier nach Tipps gesucht, um Antworten auf meine Fragen zu finden. Einiges wurde mir schon klar, anderes aber noch nicht, deswegen habe ich mich entschlossen doch einen Beitrag zu verfassen. Bei unserer Planung handelt es sich um ein Einfamilienhaus (freistehendes Haus) für fünf Personen (Eltern + 3 Kinder) mit ca. 150-170 m2. Ich habe bisher bereits einige Häuser renoviert, aber noch nie eines gebaut.

  • Wir möchten auf jeden Fall ein Niedrigenergiehaus bauen und der Grund dafür ist klar – wir wollen Heizungs- und Energiekosten sparen. Am Anfang unserer Planung schien uns ein Passivhaus wie die ideale Lösung, nach längerer Recherche kamen wir aber zum Schluss, dass das vielleicht zu viel des Guten wäre – vielleicht reicht ja auch ein „normales“ Niedrigenergiehaus, das gut isoliert ist? Habt ihr da vielleicht Erfahrungen damit? Was ich mich auch immer wieder frage – werden diese Passivhäuser mit ihren Glassüdwänden im Sommer nicht zum Glashaus?
  • Wir würden auch gerne Photovoltaikanlagen auf dem Dach montieren, allerdings fanden wir dabei zwei verschiedene Lösungen: für den Warmwasserboiler oder zur Stromerzeugung. Letzteres wäre natürlich ideal, aber auch hier bitte ich um Erfahrungswerte – lohnt sich das und kann man mit Photovoltaikanlagen genug Strom (auch für den Winter) produzieren?
  • Anschließend daran – sind Wärmepumpen zu empfehlen und funktionieren die überall oder braucht es gewisse geothermische Grundvoraussetzungen?
  • Kann man Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung auch in normalen Niedrigenergiehäusern installieren und lohnt sich das?
  • Ich habe schon mancherorts gelesen, dass es günstiger ist (sowohl beim Bauen, als auch später beim Wohnen) auf Keller und Stockwerke zu verzichten, sondern stattdessen (falls es das Grundstück zulässt) einen weitlaufenden Erdgeschossbau zu planen. Würdet ihr das bestätigen?

Grundsätzlich würden wir gerne auf Gas und Kohle verzichten (zum einen aus Kostengründen, zum anderen, um die Umwelt zu schonen), wissen aber nicht, ob das praktisch auch möglich ist. Wir wohnen im Norden, wo es häufig auch mal kälter wird (wenn auch nicht in diesem Winter).


Über Antworten und Tipps würde ich mich freuen.
LG
 
Mycraft

Mycraft

Moderator
1. Man muss abwägen, jedes cm Dämmung mehr und andere Maßnahmen kosten Geld, welches möglicherweise nie eingespart wird. Sprich man muss für sich die goldene Mitte finden.

2. Solarthermie lohnt sich nur wenn man diese günstig auf das Dach bekommt. Also im Prinzip eher selten. Photovoltaik schon eher. aber natürlich hast du im Winter kaum bis gar keinen Ertrag. Da gibt es Experten im Forum diese können dir definitiv weiterhelfen.

3. Je nachdem was du für eine Energiequelle für deine Wärmepumpe benutzt. Dies können z.B. Luft, Wasser, Erde etc. sein. ist bei der Gemeinde zu klären ob erlaubt oder nicht. Luft geht natürlich überall hat aber in der Regel die geringste Ausbeute.

4. Kontrollierte-Wohnraumlüftung's kann man in jede Art Haus einbauen und damit immer frische Luft haben. Eigentlich sollte man das sogar machen. Lohnen im Sinne von Energieeinsparung und monetär, Nein da lohnt es sich nicht wirklich. Allerdings ist eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung ein enormer Komfortgewinn und spart dir so Zeit welche man anderweitig verwenden kann.

5. Keller ist immer Teurer als ein OG, in die Breite gehen ebenso. Also eigentlich ist ein einfacher 1,5 Geschosser auf Bodenplatte das günstigste was man haben kann, wenn es etwas mehr werden soll.
 
Zuletzt bearbeitet:
opalau

opalau

Sonnenenergie für Warmwasser = Solarthermie — Lohnt sich nicht.

Sonnenenergie für Strom = Photovoltaik — Lohnt sich noch.

Aber im Winter wirst du es schwer haben überhaupt den Grundbedarf an Strom zu decken. Speicher lohnt sich nicht — die sind im Sommer zu klein und im Winter zu groß.
 
S

Specki

Euch fehlt noch viel Grundwissen, das merkt man. Lest euch mal mehr ein. Ich denke für euch wäre ein KFW40 oder KFW40 Plus aus vermutlich ganz geschickt.

Vergiss das mit Solarthermie. Die macht nicht viel Sinn. Plane eine Photovoltaikanlage zur Stromerzeugung. Und versuche genau darauf auch dein Haus etwas auszurichten, wenn es möglich ist. Also Dachneigung gegen Ost und West. Keinen Kamin (braucht ihr im Niedrigenergiehaus mit Wärmepumpe eh nicht) Nach Möglichkeit keine Dachfenster. Nutzt die komplette Dachfläche. Da bekommt ihr dann ne Anlage zusammen die schon auf ca. 20 kWp kommen kann. Und DANN kommt da im Winter schon gut was runter. Ich hab mit meiner 24,5 kWp-Anlage jetzt im Januar 678 kWh produziert. Wenn man die Wärmepumpe vernünftig Plant und einstellt, kann man somit schon auch einen nennenswerten Teil des Stroms für die Wärmepumpe auch selbst erzeugen. Und das eigentlich in einem der schlechtesten Monate im Jahr.

Gerade beim Neubau kann man von vornherein richtig Planen und alles optimal ausrichten etc.
Und dann lohnt sich das schon, auch wenn immer wieder das Gegenteil behauptet wird
Klar, schaffe ich es nicht den kompletten Strombedarf der Wärmepumpe abzudecken. Aber in den "Übergangsmonaten" könnte das klappen und in den richtig Kalten Monaten (Dez, Jan, Feb) kann man dennoch einen nennenswerten Teil abdecken.

Ach ja und zum Thema Speicher. Eigentlich lohnt er sich nicht.... ABER, wenn ich ihn über die KFW-Förderung mit 6.000,- bezuschusst bekomme, dann lohnt er sich schon!
 
N

nordanney

vielleicht reicht ja auch ein „normales“ Niedrigenergiehaus, das gut isoliert ist?
Das ist heute jeder Neubau. Ob ich 20€ oder 30€ mtl. Heizkosten habe ist prinzipiell egal.

ohnt sich das und kann man mit Photovoltaikanlagen genug Strom (auch für den Winter) produzieren?
Kann man, aber nicht im Winter. M.M. Photovoltaik immer machen, Solarthermie nur, wenn es nicht anders geht (bringt im Sommer sehr viel warmes Wasser - wenn es nicht gebraucht wird - und im Winter mangels Sonne nicht).

Wärmepumpen zu empfehlen und funktionieren die überall oder braucht es gewisse geothermische Grundvoraussetzungen?
Ja. Geothermische Voraussetzungen nur für Bohrungen. Es gibt aber auch Luft-luftwärmepumpe und Luft-Wasser-Wärmepumpe.

Kann man Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung auch in normalen Niedrigenergiehäusern installieren und lohnt sich das?
Nicht kann, sondern sollte.
werden diese Passivhäuser mit ihren Glassüdwänden im Sommer nicht zum Glashaus?
Das „Problem“ hat jeder Neubau. Nicht nur Dämmung, auch Verschattung gehört zur Hausplanung.
Keller und Stockwerke zu verzichten, sondern stattdessen (falls es das Grundstück zulässt) einen weitlaufenden Erdgeschossbau zu planen. Würdet ihr das bestätigen?
Keller = teuer. Sinnvoll z.B. bei Hanglagen oder kleinen Grundstücken.
Bungalow = teuer, da hoher Grundstücksverbrauch, sowie höhere Gebäudekosten je qm (ungünstiger Baukörper).
Grundsätzlich würden wir gerne auf Gas und Kohle verzichten (zum einen aus Kostengründen, zum anderen, um die Umwelt zu schonen), wissen aber nicht, ob das praktisch auch möglich ist. Wir wohnen im Norden, wo es häufig auch mal kälter wird (wenn auch nicht in diesem Winter).
Kohle werdet Ihr immer nutzen, sofern Ihr kein Gas habt. Ist immerhin ein Anteil am Strommix. Und ja, eine Wärmepumpe geht im Prinzip in ganz D.

Lies Dich noch weiter ein und stell gerne Fragen. Du benötigst noch mehr Grundwissen.
 
S

Sillmarillion

Vielen Dank für Eure fachkundigen Antworten! Dass mir noch viel Wissen fehlt, das ist mir klar, ansonsten wäre es für mich auch nicht nötig gewesen, hier einen Beitrag zu verfassen

Wir sind uns aber mittlerweile ziemlich sicher, dass wir ein Niedrigenergiehaus (kein Passivhaus) mit einem Energieverbrauch von maximal 50 kWh/m² bauen wollen. Das Passivhaus erscheint uns doch ein wenig zu riskant und teuer.

Bzgl. der Photovoltaikanlage bin ich mir noch unsicher, da ich im Internet viele Vor- und Nachteile gesehen habe. Das Haus baue ich erst, kann es also beliebig ausrichten; dabei dachte ich, es wäre am besten das Haus nach Süden auszurichten, derweil schreibt ihr hier von einer Ost-West-Auslegung?

Je intensiver man sich allerdings in das Thema reingräbt, desto mehr Fragen tauchen auf – und das Beginnt schon beim Fundament (Platte?), den Außenwänden (ein-, zwei- oder dreischalig?) und ihren Materialien (Porenbeton vs Lochziegel) oder der Art der Wärmedämmung (Styropor oder Wolle). Fragen gibt es eben viele, deswegen bin ich für Erfahrungswerte dankbar!
 
Zuletzt aktualisiert 28.04.2024
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