Aufstockung vs. Neubau - wie anfangen?

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H

herann

Hallo zusammen,

ich bin neu im Forum und hoffe, dass ich mit meinem Problem hier richtig bin (ansonsten gerne in das passende Unterforum verschieben - vielen Dank).

Ich muss leider ein wenig ausholen.
Mein Mann und ich wollen ein Eigenheim haben. Wir sind beide in Häusern mit Garten groß geworden und uns war sehr schnell klar, dass wir keine Freunde von Wohnungen sind und uns nach einem Haus sehnen.
Nach unserer Hochzeit haben wir angefangen uns über einen Neubau zu informieren. Das Grundstück stand auch schon fest, welches ich von meinen Eltern (direkt neben ihrem Haus) geschenkt bekommen habe. Wir waren uns schnell einig, dass es ein Fertighaus werden sollte und vereinbarten Termine mit verschiedenen Anbietern.

In der Zwischenzeit ist leider ganz plötzlich und unerwartet meine Mutter gestorben. Auf einmal stand mein Vater allein mit einem großen Haus da und die ursprüngliche Absicht daneben neu zu bauen geriet ins Wanken. Nun muss man wissen, dass das Haus von meinem Vater BJ1982 ist und TOP in Schuss (neues Dach, Photovoltaik-Anlage, Energieausweis = gute Werte etc.). Es handelt sich um ein Flachdachhaus, welches auf Grund einer Änderung der Bauvorschriften, nun auch aufgestockt werden könnte. Mein Vater hat uns nun angeboten, dass wir in das Haus ziehen könnten und dort das komplette EG (ca. 100qm) plus das DG (nach Aufstockung) haben könnten - er würde in die vorhandene Einliegerwohnung ziehen.
Eine Aufstockung ist nach Aussage eines bekannten Statikers nach Sichtung der Pläne wohl möglich.

Wir haben das durchdacht und könnten uns das als Alternative für einen Neubau mittlerweile gut vorstellen. Wir wissen, dass da auch rechtlich vorher noch einiges geregelt werden muss (wir investieren nicht ins Blaue in ein Haus, das uns rechtlich überhaupt nicht gehört etc.).

Um uns nun final zwischen Neubau (Angebote liegen mittlerweile vor) und einer Aufstockung zu entscheiden fehlt uns jetzt einfach ein Gefühl für die Kosten und das Wissen wie wir an ein Angebot ran kommen können.
Wer ist da der richtige Ansprechpartner? Ein Architekt, ein Zimmerei-Unternehmen?
An wen sollen wir uns zuerst wenden? Oder müssen wir jeden einzelnen Handwerker einzeln anschreiben?

Hinzu kommt noch, dass wir eigentlich auch eine Bauvoranfrage stellen müssten, um zu wissen, ob unserer Vorstellung von der Aufstockung (Kniestock > 1m) überhaupt genehmigt werden würde. Muss hierzu ein Architekt, ein Statiker oder ein Bauunternehmen ran.

Ich denke ihr seht, dass wir bei dem Aufstockungsthema etwas verloren sind und ich wäre für jeden Tipp sehr, sehr dankbar.
 
B

Bauexperte

Guten Tag,

Um uns nun final zwischen Neubau (Angebote liegen mittlerweile vor) und einer Aufstockung zu entscheiden fehlt uns jetzt einfach ein Gefühl für die Kosten und das Wissen wie wir an ein Angebot ran kommen können.
Wer ist da der richtige Ansprechpartner? Ein Architekt, ein Zimmerei-Unternehmen?
An wen sollen wir uns zuerst wenden? Oder müssen wir jeden einzelnen Handwerker einzeln anschreiben?
Bei den üblichen Systemanbietern bist Du in jedem Fall falsch!

Hinzu kommt noch, dass wir eigentlich auch eine Bauvoranfrage stellen müssten, um zu wissen, ob unserer Vorstellung von der Aufstockung (Kniestock > 1m) überhaupt genehmigt werden würde. Muss hierzu ein Architekt, ein Statiker oder ein Bauunternehmen ran.
Der erste Weg sollte Dich zum Statiker führen, welcher seine 1. Einschätzung finalisiert zu Papier bringen muß. Im nächsten step einen Architekten Deines Vertrauens aufsuchen und mit ihm die Aufstockung besprechen und anhand der statischen Erfordernis den Entwurfsplan aufstellen.

Die weiteren Schritte sind - je nach Berufszweig - strittig; fragst Du 2 vom Fach, bekommst Du mindestens 3 Antworten Ich würde den Architekten zum Bauamt schicken und ihn die Entwurfsplanung klären lassen; besteht so Aussicht auf eine Genehmigung? Möchtest Du absolute Rechtssicherheit, bleibt nur die BVA.

Unabhängig, wie Du zu einer Zusage hinsichtlich der zu erwirkenden Baugenehmigung gekommen bist, gibt es für Dich genau 2 Möglichkeiten, den Bau nach Vorlage der auflagenfreien Baugenehmigung zu realisieren. Die erste und bekannteste besteht darin, den Architekten mit der Gewerkeeinzelvergabe zu beauftragen. Das impliziert, daß Du Dich mit jedem Schritt, welcher erforderlich ist, auseinandersetzen, sinnvoll jeweils 3 Handwerksbetriebe anschreiben mußt. Das ist nicht für jeden Bauherren die richtige Entscheidung, weil sie einen Laien vollständig überfordern kann. Viele (Ehe-)Männer/Lebenspartner sehen das naturvorgegeben anders, einmal Jäger & Sammler, immer unbeirrbares Oberhaupt mit einem Hang zur Überschätzung. Wenn dieser Punkt eintritt, bietet es sich an, dem Architekten - wie zuvor bei der Auswahl auch - den Aufbau vertrauensvoll zu überlassen und "nur" noch bei der Ausstattung ein Vetorecht zurückzuhalten.

Die andere, eher unbekanntere Lösung besteht darin, mit den Plänen - schon während der Genehmigungsphase - einen örtlichen Bauunternehmer aufzusuchen, welcher sich in Sanierungen - nachweislich - auskennt. Hier kannst Du Dich - wie beim ordinären Neubau auch - zurücklehnen und mußt Dich, vor Baubeginn, lediglich mit dessen Baubeschreibung auseinandersetzen; den Rest erledigt der BU für Dich.

Kostenmäßig sehe ich immer den Vorteil des Festpreises, welchen Dir lediglich der BU geben wird; auf Sicherheiten achten! Ein Architekt kann dies nicht Leisten - will er auch nicht, denn dann wäre er haftbar, wie ein BU/GU/GÜ/BT. Bedeutet aber auch, daß Du volle Kostentransparenz erst mit Zugang der Ausschreibungsunterlagen erhalten wirst. Bis zu diesem Zeitpunkt weichen Kostenschätzung des Architekten und Endpreis nicht selten bis zu 20% und mehr voneinander ab. Vollkommen legitim, btw.

Liebe Grüsse, Bauexperte
 
H

herann

Hallo,

ich wollte nur kurz berichten, was bei uns Stand der Dinge ist.
Wir sind mit dem Architekten als erstes nun zum Bauamt gegangen und da haben sich unsere Pläne bereits zerschlagen. Der Bebauungsplan war sehr interpretationsfähig, aber leider nicht zu unseren Gunsten.

Von daher verfolgen wir nun den Neubau eines Fertighauses weiter.
Vielen Dank für die hilfreiche Antwort!
 
Zuletzt aktualisiert 29.04.2024
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