Gaube nicht möglich, weil Drempel zu hoch

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Da die Begrifflichkeiten hier insgesamt regelmäßig auftauchen, sage ich auch mal etwas in einem eigentlich schon etwas länger ruhigen Thread:

Einander mißverstehen liegt häufig an "babylonischer Sprachenverwirrung", d.h. am Gebrauch von Begriffen, die regional unterschiedlich besetzt sind:

Wenn sie an der Außenmauer ist, schimpft sich das Zwerchgiebel, oder?
Dass die Gaube eigentlich nur dann so heißt, wenn sie in der Dachfläche aufgesetzt ist, also noch Dachfläche "unter sich" hat, wird im Alltags-Sprachgebrauch manchmal nicht beachtet. Wenn sie mit ihrer Vorderseite die Fassade bündig fortsetzt, heißt sie eigentlich "Zwerchhaus" (und mit spitzer Front, also eigenem kleinem orthogonal auf die Dachhaut stoßenden First noch spezieller "Zwerchgiebel").

Die klassische "Gaube" sitzt meist auf einer (inneren) Drempelwand, und damit wären wir beim zweiten Begriff:

Der Drempel ist doch nur optisch und praktischer Nutzen und der Kniestock enthält statische Elemente?
(Soweit meine ich das zu wissen)
Um am traufseitigen Ende der Zimmer nicht "Kopfhöhe Null" zu haben, kann man sich zweier verwandter Methoden bedienen. Die eine ist, eine innere Absetzung vorzunehmen, in dem man eine Wand parallel zur Traufe ins Zimmer hinein zurücksetzt. Der Zwischenraum heißt "Abseite", und ist manchmal mit Klappen kriechend zugänglich als Stauraum nutzbar. Die vorgesetzte Wand heißt "Drempel".

Zuweilen wird aber eine andere Methode bevorzugt, nämlich die Abwandlung, statt der vorgesetzten Wand lieber die traufseitige Hauswand (auf der typischerweise die Fußpfette jeder Traufseite aufliegt) höher zu ziehen. Diese Variante heißt eigentlich "Kniestock".

Die Begriffe "innerer" bzw. "äußerer Drempel" sind weniger gebräuchlich. Insbesondere deswegen nicht, weil regional meist eine der beiden Methoden sehr viel populärer ist als die andere, und man sich die Unterscheidung somit spart. Daraus erklärt sich, weshalb in manchen Regionen der Kniestock als "Drempel" bezeichnet wird (und gar nicht verstanden wird, warum das für Auswärtige verwirrend ist).

Das macht hoffentlich auch diese Frage verständlich:

Kann man dann nicht in den Zimmern in denen die Gauben sein sollen mit bzw. ohne Drempel planen und die anderen so wie angedacht?
Hätte der TE hier einen inneren Drempel gemeint, wäre das in der Tat ein praktikabler Vorschlag gewesen: man hätte dann im Bereich der Gauben den Drempel niedriger ausführen (d.h. bis fast zum Schnittpunkt mit der Dachschräge vorschieben) können, und die Brüstungshöhe wäre damit auf Normalmaß gerutscht. Hier liegt jedoch ein äußerer Drempel (Kniestock) vor. Da der ja im konkreten Fall erst bei 1,15 m das Dach beginnen läßt (und eine klassische "Gaube" ja noch höher ansetzt), rutscht auch die mögliche Brüstungshöhe von Fenstern in diesen Gauben logischerweise mehr oder weniger "bis unters Kinn" hoch).

Insofern ist der Ratschlag logisch - ihn zu verstehen, bedingt jedoch die Differenzierung der Begriffe, - die Gauben durch Zwerchhäuser zu ersetzen (was unabhängig von der Drempelhöhe auch bis zu bodentiefe Fenster ermöglicht).

Diese Wahl läßt einem leider nicht jeder Bebauungsplan. Dann bleiben als Belichtungsmöglichkeit Dachflächenfenster, hausgestaltwirksam sind die - weil sie ja keinen Dachaufbau erzeugen - allerdings nicht.
 
Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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