Projekt Neubau - habt Ihr ein paar Ratschläge?

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B

Bauexperte

Zu unseremBauvorhaben:

- Wir wünschen uns ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung (möglich ist auch ein Zweifamilienhaus).
Die"Hauptwohnung" sollte 4-5 Zimmer auf ca. 120 m² und die
Einliegerwohnung 3 Zimmer, verteilt auf ca. 80 m² haben.
- DasGrundstück ist noch nicht vorhanden - wollten erst einmal schauen ob das Projekt so
realisierbar ist.
- vorgesehenist ein Neubau im Raum Stuttgart, Umkreis ca. 40 km.
- Budget:Alles zusammen so ca. 350.000 bis maximal 500.000 €.
- Ansprüchesind recht solide, brauchen keinen "Schnick-Schnack" - 4Wände, ein Dach, Garage und Abstellmöglichkeiten (ob im Keller oderein separater Raum ist egal).
Das Preis-Leistungsverhältnis sollte einfach stimmen.
- Kostenaufstellung:Bauplatz ca. 120.000 - Nebenkosten 40.000 - Garten 10.000 - Garage7.000 - Küchen 20.000. Das restliche Budget ist dann für unser Hausvorgesehen.

Jetzt zu unseren Fragen:

1. Ist dasProjekt mit dem Budget überhaupt realisierbar? Mit welchem Betragsollten wir in dieser
Größenordnung ansonsten rechnen?

Im Raum Stuttgart wird es schwer einen Bauplatz zu Eurem Preis zu bekommen. Ich kenne mich dort sehr gut aus, und schätze die Grundstückspreise so um 300 €/qm ein.
Die 120 000 € sind die dann schon mit allen Nebenkosten ? Also 5% Steuer, 3,57% Makler, 2 % Notar und Grundbuch?
Garten ist auch optimistisch, aber den kann man später ja fertig machen... dazu zähle ich auch Einfahrt und Terrasse.
Garage 7000 wenn es eine 3x6 Standardgarage sein soll.
Bleiben für Euer Budget 300 000 € übrig, um das Haus zu bauen. Ohne Keller würde ich sagen, das klappt. Mit Keller, der gerne mal 40 000 oder mehr kosten kann, wirds eng.

400 qm Grundstück "könnte" schon recht knapp bemessen sein - für ein Zweifamilienhaus eher weniger, für ein Einfamilienhaus mit Einliegerwohnung dagegen schon. Wenn bei letzter Variante der Anteil der Einliegerwohnung bei 80 qm liegen soll, verbleibt nicht viel Platz für Küche und Wohnzimmer im EG der Hauptwohnung; also eher auf Zweifamilienhaus festlegen oder den Einlieger kleiner gestalten

Baunebenkosten in Höhe TEUR 35 sind realistisch (wenn das Grundstück keine Gründungsmehrkosten mit sich bringt) - allerdings sind in diesen Kosten weder Malerarbeiten noch Bodenbeläge berücksichtigt; ebenso kommen die Außenanlagen und Zuwegung on top. Für Außenanlagen TEUR 10 anzusetzen, finde ich i.O. - dafür gibt es einige Bäumchen und Rollrasen; sollte imho für den Anfang reichen. Für eine Terrasse solltest Du € 60,00, für die Zuwegung mit € 55,00 pro Quadratmeter kalkulieren.

Ein massiv zu errichtendes Zweifamilienhaus der gewünschten Größe ist für TEUR 300 incl. Keller machbar - allerdings als reines Energieeinsparverordnung-Haus. Für Kfw 70 mußt Du nochmals gute TEUR 25 in die Hände nehmen (Dämmung, mehr Technik). Extras wie bspw. elektrische Rollläden etc. berücksichtigen - also eher von TEUR 300 für Haus auf Bodenplatte zugrunde legen.

Eine Fertiggarage 3 x 6 ist auch für TEUR 7 zu haben, sogar mit elektrischem Sektionaltor. Du wirst vmtl. 4 Stellplätze nachweisen müssen.

2. Klassisches Thema: Holz oderStein? Generell sind wir für beide Baustoffe offen und
unvoreingenommen. Uns ist auchklar, dass beide Baustoffe Vor- und Nachteile haben.
Zwischenzeitlich wurden wir jedochmit vielen z.T. widersprüchlichen Meinungen/Ansichten
überhäuft.
a) Ist es z.B. richtig, dass"Holz-Häuser" 3 mal langlebiger sind, als "Stein-Häuser"und zudem
einen besseren Brandschutz bieten?
Holz brennt für gewöhnlich wesentlich besser als Stein :) Ich würde was den Brandschutz angeht beides Gleichwertig bewerten, da ja Feuerhemmende Materialien verwendet werden müssen. Aber letztendlich wenns brennt leidet jedes Haus.
Naja zur Langlebigkeit kann man nix sagen, es gibt 30 Jahre alte Steinbruchbuden, und guterhaltene 100 jährige Häuser. Alles ne Frage der Pflege und Wartung.
Unser Hausanbieter baut seit 60 Jahren Häuser in Holzständerbauweise und stehen tun die teilweise heute noch. Die Frage ist vielmehr, will man in 50 Jahren noch in einem Haus wohnen mit heutigen Standard? Weißt du wie sich die Technik verändern wird? Ich denke das Hausbauen für Generationen ist heute nicht mehr so rentabel... die Kinder reissen es doch eh ab und bauen was Neues :)

Alles Werbegesäusel - qualitativ hochwertig errichtete Holzhäuser sind nicht kurzlebiger als ihre massiven Verwandten. Und - wenn ein Steinhaus brennt, stehen nur noch die Wände - ob diese sich in einen Neubau wieder finden, möchte ich stark bezweifeln.

b) Ist es richtig, dass der Schallschutz bei "Holz-Häusern" wesentlich schlechter ist,als bei "Stein-
Häusern"?
Kommt auf die Verarbeitung und die Qualität an.

Nein.

c) Ein Anbieter meinte auch, dass ein"Holz-Haus" genauso stabil ist und "genauso vielaushält",
wie ein "Stein-Haus". Istdas richtig?
Diese Kalifornischen Bretterbuden sicher nicht, aber ein solides Holzhaus sicher... die Schweden und Norweger bauen fast ausschliesslich so, kann so schlecht nicht sein.

Ja.

d) Was wisst ihr über denWiederverkaufswert der beiden Bauweisen? Wir haben mehrfach gelesen,
dass man bei dem Verkauf eines"Holz-Hauses" mit bis zu 40% Wertverlust rechnen muss .
Da sind wahre Hellseher unter den Verkäufern. Wenn du planst zu verkaufen, dann bau mit Stein, denn die Vorurteile gegen Holz wird man so schnell nicht aus den Köpfen bekommen. Der Verkaufswert wird meiner Meinung nur durch die Lage des grundstücks beeinflußt. Gerade im Raum Stuttgart, wo Raum echt knapp ist.

Es hängt entscheidend an dem Anbieter, welchen Du Dir aussuchst. Generell ist es aber richtig, daß Banken für Fertighäuser eine niedrigere Beleihungsgrenze ansetzen. Beim Wiederverkauf ist es dann wie mit allem anderen auch: der Markt regelt das Angebot.

e) Ist es richtig, dass die beidenBaustoffe bei einem vergleichbaren Qualitätsstandard auch ähnlich
viel kosten?
Unsere Gespräche haben gezeigt... jop. Wer billig baut braucht sich später nicht wundern.

Ein qualitativ hochwertiges FH oder auch Holzhaus ist in aller Regel teurer, als ein massiv errichtetes Einfamilienhaus. Das muß es auch, da der Aufwand von Produktion bis Stellung ein ganz anderer ist.

3. Sind günstigere Baufirmenautomatisch qualitativ schlechter als teure Baufirmen? Kennt ihr
seriöse und qualitativ guteBaufirmen, die zugleich noch in unserem Budget liegen?
Günstig muss man immer überlegen, wie und warum die günstiger Anbieten können. Entweder sie bezahlen Ihre Leute schlecht, oder sie nehmen jeweils das billigste Baumaterial. Oder die Rechnung wird später aufgepumpt durch "Sonderleistungen" und über zogene Aufpreise. Oder es ist das Insolvenzmodell :)

Günstig ist immer relativ. Hast Du einen Anbieter, welcher um mehr als TEUR 5 - 8 andere, vergleichbare Anbieter unterbietet, solltest Du vorsichtig sein. Denn billig ist am Ende immer ganz schön teuer.

5. Ist unsere grobe Kostenaufstellung(s.o.) einigermaßen realistisch?
Im Groben Ja. Wir bauen ein Fertighaus ohne Keller ca 140 qm für 215 000 + Nebenkosten. Ein Kollege von mir hat ein 2familienhaus gebaut für gut 330 000 € mit WohnKeller

Ja.

6. Was haltet ihr von einer automatischen Be-und Entlüftung? Ist dies bei beiden Bauweisen
(Holz/Stein) empfehlenswert oderhabt ihr schlechte Erfahrungen damit gemacht?
Ich würde nicht ohne Bauen... gerade in massiv gedämmten Häusern ist alles komplett dicht. Wenn da falsch gelüftet wird, ist Schimmel vorprogrammiert, egal welche Bauweise.
Finanziell und Heiztechnisch lohnen die Anlagen nicht, aber Wohnkomfort bringt es in jedem Fall. Kosten so ca 7000 - 10 000

Ich empfehle immer eine Lüftung einzubauen, entscheidest Du Dich für ein FH noch mal mehr. Alle Häuser werden so dicht gebaut, dass Schimmel bestmögliche Bedingungen vorfindet. Auch wenn sich die Anlage vllt. nicht amortisiert, sie verschont Dich von Schimmel und beschert Dir ein überwiegend angenehmes Raumklima.


meine Antworten in blau
Freundliche Grüße
 
Zuletzt bearbeitet:
S

Shism

Bezüglich Keller würde ich bei einem Zweifamilienhaus nicht mit 40-50k rechnen...
da der TE bei der Zweifamilienhaus variante vermutlich 120m² im EG will ist die Grundfläche entsprechend groß! und nur teilweise zu unterkellern ist da auch nicht immer viel preiswerter...
da ist man schnell bei 60-80k+!
 
M

maeam

Hallo Eni,

wir sind im Moment dabei im Umkreis von Stuttgart zu bauen und hatten auch keinen Bauplatz. Unser Maximaler Preis lag wie bei Euch
bei 500.000 Euro und die brauchen wir jetzt auch. Einfamilienhaus mit 230m² Wohnfläche (entspricht ja fast euren Vorstellungen).
Eine überlange Einzelgarage (massiv; 8,5m) und ein Grundstück mit 613m², Kaminofen, Küche 25.000 Euro.

Wir haben uns für ein Massivhaus entschieden (Kalksandstein mit Außendämmung in Kfw70 Standard, allerdings haben wir kein KfW-Darlehen in Anspruch genommen. Die Finanzierung läuft über eine Versicherung mit 30 Jahren Zinsbindung (das bekommst du bei einer Bank nicht, nur über irgendwelche verschachtelten Angebote mit Anschlussfinanzierung über Bausparvertrag o.ä., so war es zumindest bei uns)

Zu deinen Fragen wirst du die verschiedensten Antworten bekommen, deshalb halte ich mich damit zurück ;-)

Wenn du mir verrätst wo du bauen willst (40km um Stuttgart ist recht groß) kann ich Dir eine gute Adresse zukommen lassen wenn es einigermassen von der Richtung her passt.
 
E

Eni

Vielen Dank für die vielen (und ausführlichen) Antworten!
Sind jetzt schon etwas sicherer bezüglich des Projektes und werden uns dann mal auf die Suche nach dem passenden Grundstück machen :o) - sind aber weiterhin für jeden Ratschlag dankbar!

@maeam: sind echt offen bezüglich der Richtung, arbeiten beide in Stuttgart City. Eine gute Verkehrsanbindung wäre uns wichtig... . Schick dir aber noch eine PN.
 
Zuletzt aktualisiert 28.04.2024
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