Welche Bauvorschriften machen Neubauten so teuer?

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S

Scout**

Stellplatzordnung auch bei Einfamilienhaus fällt mir noch ein.

Ich denke aber es geht in erster Linie um Mehrfamilienhaus:

Barrierefreiheit: In allen Gebäuden mit mehr als zwei Wohnungen müssen nach MBO die Wohnungen eines Geschosses barrierefrei erreichbar sein. Sie müssen im Erdgeschoss liegen, sofern kein Aufzug vorhanden ist. Die Räume dieser Wohnungen müssen auch barrierefrei sein, bis auf Gäste-WC oder ein zweites Bad. Aufzug in den meisten Bundesländern ist ab 3 VG Pflicht.


Brandschutz: Je höher die Gebäudeklasse, desto umfassender müssen die Maßnahmen zum Schutz der Bewohner im Falle eines Brandes sein. Ab Gebäudeklasse 4 muss das Brandschutzkonzept von einem speziell ausgebildete Fachplaner kommen. Das Konzept muss folgende Aspekte des vorbeugenden Brandschutzes abdecken:

  • Den baulichen Brandschutz: Dazu gehören voneinander getrennte Brandabschnitte oder der Zugang für die Feuerwehr.
  • Den anlagentechnischen Brandschutz, wie Feuerlösch- und Rauchabzugsanlagen.
  • Den organisatorischen Brandschutz, wie die Auszeichnung von Flucht- und Rettungswegen.
Schallschutz

Nebenräume
Keller, Fahrradabstellplätze, Spielplatz, Mindestgrößen für anschlussräume usw. ist deutlich detaillierter geregelt als in Einfamilienhaus

Und ein Architekt wird dir sicherlich noch viel mehr nennen können.
 
WilderSueden

WilderSueden

Spontane Liste bei uns:
- Bei uns hat es vermutlich geogenes Arsen im Boden. Der darf nicht wiederverwendet, sondern muss deponiert werden. Das Zeugs ist im Lärmschutzwall vollkommen ungefährlich, hätte aber den Keller ein vielfaches teurer gemacht. Wir lassen jetzt alles auf dem Grundstück, geht aber natürlich nur mit Bodenplatte
- Retentionszisterne: 4cbm Luft verbuddelt, ich würde das Wasser viel lieber im Garten oder Haus nutzen, als in die Kanalisation einzuleiten
- Sickerpflaster auf kaum wasserdurchlässigen Böden. Problem ist hier weniger das Pflaster als die sehr dicken Tragschichten
- Nebengebäude mit Garagen müssen wie das Wohnhaus eingedeckt oder begrünt werden. Viel Spaß bei der Suche nach einem Gartenhaus, das ein Ziegeldach trägt oder die noch höhere Dachlast für Begrünung. Gleiches Spiel beim Carport. Und abgesehen von der Konstruktion sind alleine die Ziegel fürs Gartenhaus teurer als so mancher Bausatz anderer Leute (viele Spezialziegel)
- massives Subunternehmertum bei Versorgern. Abartig wie viele Firmen hier extra anfahren, z.B. eine Firma legt ein Microrohr für Glasfaser und eine andere bläst das Glasfaser durch und dann kommt irgendwann nochmal eine Firma, die das Glasfaser dann anschließt. Eine Firma legt den Strom durch die Mehrsparte in den Technikraum, eine andere setzt den Zähler.

In unserer ehemaligen Wohnanlage gibt es aktuell Probleme. Gasheizung spinnt, jetzt hat der Verwalter Probleme die 15% erneuerbar bei einer neuen Heizung zusammenzubekommen. Ausnahmen gelten wohl alle für Anlagen unter 50kW, bei Wohnungsbau der frühen 80er und 63 Einheiten liegt man da drüber. Kellerdeckendämmung oder Dachdämmung werden wohl angerechnet, bringen aber in der Praxis relativ wenig, da das bei 9 Etagen jeweils nur die oberste bzw. unterste betrifft.

Heute Morgen noch einen Artikel gelesen, Bau- und Umweltministerium tun sich zusammen und wünschen sich jetzt Photovoltaik-Pflicht und Begrünung von Dächern und Fassade. Wieder ein Kostenfaktor mehr. Und Begrünung schlecht gemacht (weil vorgeschrieben) ist meiner Meinung nach schlimmer als gar keine Begrünung.

Dass die energetischen Vorgaben im Wohnungsbau entscheidend sind, bezweifle ich. Da wird in der Regel Beton + WDVS gebaut und ob man jetzt 10 oder 14cm Styropor dranklebt, ist die gleiche Arbeit. Eine Zwangslüftung würde ich als Vermieter ohnehin installieren, die hat sich nach wenigen Jahren mit der gesparten Schimmelsanierung rentiert.
 
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xMisterDx

Sicher... für den handwerklich begabten Laien mag das manchmal unverständlich sein, warum er dies und das machen lassen muss.
Aber wo zieht man die Grenze? Ich hab ne Lehre gemacht und Elektrotechnik studiert... aber ich arbeite seit 18 Jahren nicht mehr an Hausinstallationen, sollte ich das daher selbst machen und abnehmen dürfen?

Nun kommt jemand, der hat zwar ne Lehre, aber vielleicht als Schreiner. Soll der Arbeiten an der Elektroinstallation machen dürfen? Wenn ich hier manchmal im Elektro-Forum lese, was manche Laien vor haben oder die Fragen allgemein... da wunderts mich, dass nicht viel mehr Häuser abfackeln oder Leute an elektrischem Schlag sterben. Teils hanebüchen, was da manche Leute vor haben.
Oder soll ein Diplomphysiker das dürfen, der Mathematiker aber nicht?

Die vielen Subunternehmen machen es übrigens günstiger, nicht teurer. Wieso soll der Tiefbauer für die 25 mal im Jahr, die er Glasfaser legt, extra Geräte dafür anschaffen? Das überlässt er jemandem, der das jeden Tag macht. Der hat damit auch viel mehr Erfahrung und macht daher bessere Arbeit. Vor allem überträgt man damit auch die Verantwortung für die Tätigkeiten an den Sub. Der ist gegenüber dem Auftraggeber in der Gewährleistung...
Usw.

Glaubt ihr wir arbeiten mit Subs, weil wir damit gegenüber dem Kunden teurer werden oder weniger Gewinn machen?

PS:
Und ein abgesenkter Bordstein ist eben Teil des öffentlichen Verkehrsraumes. Lass da mal was passieren und es kommt raus, der war nicht nach anerkannten Regeln der Technik ausgeführt und abgenommen. Viel Spaß mitm Staatsanwalt.
 
O

Oberhäslich

- Retentionszisterne: 4cbm Luft verbuddelt, ich würde das Wasser viel lieber im Garten oder Haus nutzen, als in die Kanalisation einzuleiten
Das eine schließt das andere doch nicht aus. Retentionszisterne heißt nur, dass es einen kontrollierten Überlauf gibt, wenn es stark regnet. Ein Großteil der Zisterne kann mittels Pumpe auch für Gartenwasser genutzt werden. Oder habe ich was übersehen? Wir haben eine alte Grube (25m³) auf dem Grundstück. Etwa 3m vom späteren Haus entfernt. Dort wird das RW eingeleitet und über eine Retention in den RW-Kanal eingeleitet. Ich kann dadurch bauartbedingt zwar weniger Wasser "speichern" aber besser als gar nichts (Überlauf muss aufgrund der Retentionsfläche tiefer liegen).
 
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xMisterDx

(...)
Dass die energetischen Vorgaben im Wohnungsbau entscheidend sind, bezweifle ich. Da wird in der Regel Beton + WDVS gebaut und ob man jetzt 10 oder 14cm Styropor dranklebt, ist die gleiche Arbeit. Eine Zwangslüftung würde ich als Vermieter ohnehin installieren, die hat sich nach wenigen Jahren mit der gesparten Schimmelsanierung rentiert.
Gleiche Arbeit, ja und nein. Mehr Material kostet mehr Geld. Mehr Material passt unter Umständen nicht mehr auf einen LKW, da müssen dann 2 kommen.
10 Paletten auspacken kostet weniger Zeit als 14 Paletten auspacken, usw.
 
WilderSueden

WilderSueden

Das eine schließt das andere doch nicht aus. Retentionszisterne heißt nur, dass es einen kontrollierten Überlauf gibt, wenn es stark regnet. Ein Großteil der Zisterne kann mittels Pumpe auch für Gartenwasser genutzt werden. Oder habe ich was übersehen? Wir haben eine alte Grube (25m³) auf dem Grundstück. Etwa 3m vom späteren Haus entfernt. Dort wird das RW eingeleitet und über eine Retention in den RW-Kanal eingeleitet. Ich kann dadurch bauartbedingt zwar weniger Wasser "speichern" aber besser als gar nichts (Überlauf muss aufgrund der Retentionsfläche tiefer liegen).
Retentionszisterne bedeutet, die Zisterne hat einen Ablaufschlauch der Wasser langsam in die Kanalisation (bei uns RW-Kanalisation) abgibt. Das passiert so lange bis das Retentionsvolumen leer ist. Die 4cbm sind faktisch nicht nutzbar, denn direkt nach dem großen Regen brauch ich den Garten nicht wässern.
Überlauf ist nochmal was ganz anderes. Wenn die Zisterne zum Rand voll ist, läuft das direkt und ungedrosselt in die Kanalisation.
Wir haben natürlich nicht nur Luft verbuddelt, sondern die Zisterne entsprechend vergrößert, sodass die anderen 4cbm nutzbar sind. Trotzdem ist das eine Menge Geld und meiner Meinung nach ist die Retentionsfunktion nicht nötig, wenn man eine Zisterne anderweitig nutzt. Eine Retentionsfunktion ist ja vor allem dafür gedacht, dass bei Starkregen nicht sämtliche Dächer auch noch in die Kanalisation entwässern. Wobei das im Vergleich zu den Straßenflächen ohnehin nicht so viel sein dürfte.

Gleiche Arbeit, ja und nein. Mehr Material kostet mehr Geld. Mehr Material passt unter Umständen nicht mehr auf einen LKW, da müssen dann 2 kommen.
10 Paletten auspacken kostet weniger Zeit als 14 Paletten auspacken, usw.
Natürlich kostet das Geld. Aber doppelte Dämmung sind nicht doppelte Kosten und ob das jetzt EH70 oder EH40 Gebäudehülle wird, macht deutlich weniger aus als es auf den ersten Blick scheint. Gerade im Wohnungsbau mit vielen Innen- und wenig Außenwänden.
 
Zuletzt aktualisiert 28.04.2024
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