Anhaltspunkt aktuelle Baupreise / Jetzt Bauen oder abwarten?

[HungrigerHugo]

Wenn Du Geld zu viel hast und dieses unbedingt als Lehrgeld loswerden willst, sparst Du Dir die LP6 und 7 durch den Architekten und gibst mindestens das "eingesparte" Honorar als eben dieses Lehrgeld dafür aus, daß Angebot und Abrechnung tüchtig voneinander abweichen.

Heist das, dass die Handwerker die Bauherren regelmäßig bescheißen?

 

[KarstenausNRW]

Heist das, dass die Handwerker die Bauherren regelmäßig bescheißen?

Du weißt, was LP 6+7 sind? Das ist die Vergabe. Traust Du Dir als Baulaie zu:
- sämtliche (!) notwendigen Punkte in eine eigene Ausschreibung aufzunehmen (das können beim Rohbau auch schon mal 25-30 Seiten sein, selbst der Innenputz sollten um zwei Seiten sein)
- alle Massen korrekt aufzuführen
- Qualitäten vorgeben zu können
- alle Angebote vergleichen zu können

Nein, die Handwerker bescheißen nicht. Aber die Bauherren sind keine Fachleute und machen Fehler. Und wenn dann der Handwerker sagt "Ups, ich brauche jetzt den vierten Nachtrag zum Auftrag, weil Du lieber Bauherr nur die Hälfte der notwendigen Materialien/Arbeitsschritte beauftragt hast", dann bist Du als Bauherr in den A... gekniffen und schimpfst über die bösen Handwerker und die aus dem Ruder laufenden Kosten. Bescheißen tust Du Dich nur selbst, indem Du Ahnung vortäuschst, aber keine hast als Laie.

 

[11ant]

Da brauche ich der Antwort, die @KarstenausNRW quasi schon wie mein Ghostwriter erledigt hat, nichts hinzuzufügen ;-)

Du weißt, was LP 6+7 sind? Das ist die Vergabe. Traust Du Dir als Baulaie zu:

In genau dieser Selbstüberschätzung (oder Verkennung der Dimensionen einer Ausschreibung) liegt das Hauptproblem. Der Laie macht das bei einem kompletten Neubau genau so, wie er es für ein bißchen Malern oder Tapezieren auch gewöhnt ist. Nur daß man hier an die Meinungsverschiedenheiten bei der Abrechnung zwei Nullen dranhängen kann.

- alle Massen korrekt aufzuführen

... bedeutet eben etwas gänzlich anderes als einen Grundriss zu schicken, wo der Auftragnehmer gefälligst selber alles ausrechnen soll.

Im übrigen hat der Bauherr selber regelmäßig die Dimension "Bauzeitenplan" ./. Angebotsbindung nicht auf dem Schirm.

Heist das, dass die Handwerker die Bauherren regelmäßig bescheißen?

Grundsätzlich auch das. Aber ich meinte, was mein Vorredner Dir schon erklärt hat. Daß die Handwerker Dich beschummeln, kommt bei denen die Du selber suchst bestimmt signifikant häufiger vor als bei denen, die der Architekt für Dich findet (und mitsamt ihren jeweiligen Schlampigkeiten oder Schlitzohrigkeiten kennt) und die bei seinem nächsten Länderspiel auch wieder in der Mannschaftsaufstellung dabei sein wollen.

 

[Wo1z3rl]

Meine Eltern haben bei der Sanierung zweier Wohnungen teils neue Fenster und Terrassentüren setzen lassen und dafür musste im Betonringanker eine erweiterte Öffnung durch eine Spezialfirma gesägt werden.
Am Ende passte die Terrassentür nicht in den Ausschnitt, auf den Kosten sind wir z.B. sitzen geblieben. Außerdem passt eine andere Terrassentür ebenso nicht richtig, da hört man stark den Außenschall.
Ein Zimmer wurde am Ende zu klein, die effektive Zimmerbreite sollte 2 Meter sein, jetzt sind es 1,94 m.
Das Groß der Zimmertüren schleift auf den Böden bzw. hat kaum Spiel.
All diese Probleme hätte ein Architekt durch seine Fach-Planung vermutlich verhindern können.
PS: Jedes einzelne Gewerk hat bei dem Sanierungsprojekte massiv gepfuscht, da wäre eine LP8 auch eine gute Idee gewesen..

 

[11ant]

PS: Jedes einzelne Gewerk hat bei dem Sanierungsprojekte massiv gepfuscht, da wäre eine LP8 auch eine gute Idee gewesen..

Eine LP8 kann man zwar am Markt auch einzeln bekommen - schließlich gibt es einige baubegleitende Sachverständige. Es ist allerdings eine Strafarbeit vom Feinsten (weil sehr erschwert zu erledigen) wenn man bei der Erledigung der LP8 nicht die LP 5 bis 7 zur Hand hat. Der mit Abstand beste Weg ist, wenn der Erlediger der LP 5 bis 8 derselbe ist. Eine LP8 unmittelbar auf die LP4 aufzusetzen, wird immer sehr nett gesagt zur Unvollkommenheit verkommen sein.

Sanierungen sind übrigens grundsätzlich im wahrsten Sinne des Wortes "eine andere Baustelle" als Neubauprojekte. Wer im Bestand den Architekten wegläßt (oder nur zum Einreichplänchen Malen beauftragt), kann nicht den leisesten Schimmer von seinem eigenen Wahnsinn haben. Ähnliches gilt sinngemäß, wenn man den Architekten zwar im eigentlich sinnvollen Umfang mandatiert, aber im Bestand einen wenn überhaupt dann nur neubauerfahrenen Schönwetter-Architekten einsetzt. Sanierungsobjekte entlarven Dilettanten. "LP4 only" kann jeder Architekturstudent - walle, walle, manche Strecke ...

 

[heaaat_]

Zum Thema Eigenvergabe / Fremdvergabe:
Wir haben auch lange gehadert ob wir die Gewerke selber organisieren sollen oder nicht. Meine Frau und ich haben beide einen betriebswirtschaftlichen Hintergrund und sind Führungskräfte bei großen Arbeitgebern in der Wirtschaft. Heißt wir lassen uns nicht so leicht übers Ohr hauen - haben (hattten) aber eher mäßiges Wissen zum Thema bauen.
Unser Haus wurde schließlich durch einen Architekten geplant bis zur Baugenehmigung. Ab da haben wir alles selber organisiert. Wir haben unendlich viele Beratungsgespräche mit Handwerkern für die einzelnen Gewerke geführt und uns zumeist für die hochwertige Ausführung des Gewerks entschieden. Meist sind wir so vorgegangen: Wir haben uns von einem Handwerker mit einem sehr guten Ruf beraten lassen und uns ein Angebot erstellen lassen. Anschließend haben wir die Posten aus dem Angebot genommen (ohne Preise) und an weitere mögliche Anbieter für das gleiche Gewerk gesendet. Da haben wir dann abhängig vom Gewerk noch 2-3 weitere Beratungsgespräche geführt und den Umfang des Gewerks verfeinert bis wir genau wussten was wir haben wollen. Am Ende hatten wir pro Gewerk 2-5 Angebote. Wir haben uns nicht immer für den günstigsten entschieden sondern eher für den mit der besten Mischung aus Kompetenz, Preis (und Ehrlichkeit).
Wir haben ein Hanghaus mit 3 Bodenplatten (versetzte Bauweise) und einer Top-Ausstattung (z.B. BUS System, große Fenster, Holzböden, große Fließen, Photovoltaik incl. 10KWP +Speicher, Raumhöhe 2,8-3,2m). Bisher hatten wir wesentlich weniger Probleme als unserer Nachbarn mit Generalunternehmer. Bei Problem sind die Handwerker auch wesentlich zugänglicher als bei den Nachbarn mit Generalunternehmer (die drücken die Preisen, nehmen im Zweifel den Günstigesten und die Handwerker sind frustriert weil zu kleine Margen). Qualität der Gewerke ist lt. Architekt bisher auch sehr gut (sind gerade mit dem Innenputz fertig). Preislich sind wir günstiger dran als unserer Nachbarn mit Generalunternehmer (obwohl wir die viel bessere Ausstattung haben).
Es ist zwar aufwendig, aber mit dem notwendigen betriebswirtschaftlichem Geschick und Motivation ist m.E. Selbstvergabe immer besser als Generalunternehmer.