für zwei Erwachsene ist der Grundriss in Ordnung, mit zwei Kindern wird's eng.
Das unterschreibe ich bei beiden Entwürfen.
Bei einem fehlt der Flur, wo man sich mit der Familie aus und anplündern kann, Garderobenschränke fehlen völlig, bei dem anderen stimmt das Aktionsfeld, die Schränke sind zwar da, aber nicht genug.
Küche: bei beiden für den Rest des Allraums völlig überdimensioniert. Bei dem einen gibt es nur eine stylische Arbeitsinsel, die den Raum dominiert, bei dem anderen Entwurf stimmen die Verhältnisse nicht - die Couch steht im Blickfang der Haustür und es gibt zu viel ungenutzte Fläche in der Mitte, die am Essbereich fehlt.
Der Planer hat bei beiden kein Haus geplant, welches für Familien geeignet ist.
Drum prüfe selbst:
- Ein Eingangsflur sollte genug Platz für die Familie zum Heimkommen bieten und ausreichend Stauraum für Mäntel, Jacken und Schuhe, Stiefel und Taschen, Mützen und Schals herhalten. Ggf ist ein Platz für Kinderwagen notwendig. Aber auch ein Stuhl oder Sitzbank kann helfen, sich die Schuhe auszuziehen. Nicht jeder Bewohner ist gleich agil.
- Gäste-WC kann klein ausfallen. Wenn eine Dusche für Gäste oder Familie vorgesehen wird, dann möglichst nicht in den Eingangsbereich planen, wo sich der Schmutzbereich befindet.
- Treppe sollte bequem die Geschosse verbinden. Eine stylische Treppe wird gern in den Wohnbereich integriert, aber auch bei platzsparender Bauweise, zB Reihenhäuser platziert man sie gern im Allraum. Bedenken sollte man, dass sie dann Unruhe bereiten kann, aber auch die Privtasphäre einschränkt, wenn Freunde mitgebracht werden. Dann sollte man den Sofabereich ggf außerhalb des Sichtwinkels anordnen.
- Küche sollte genug Stauraum, sowie Arbeitsfläche vorweisen. Das ist oft abhängig der Anzahl der Bewohner, aber auch dem Nutzverhalten abhängig, auch wieviel Kochende sich letztendlich dort wohl fühlen sollen. Die Anordnung der Küchenelemente sollte ergonomisch erfolgen, bedeutet auch, nicht zu weit auseinander sowie mit wenigen Schritten oder einer Drehung alles erreichbar haben. - Ein Speis ist in heutiger Zeit meist überflüssig. Eine Backup-Küche sollte die eigentliche Küche nicht ersetzen müssen. Nicht immer ist eine offene Küche die beste Lösung. Man sollte für sich prüfen, ob man ein Thekensitzer ist oder doch lieber am Tisch sitzt.
- TV-Bereich oder Chill-Bereich mit Sofa sollte genug gemütliche Sitzmöglichkeiten für alle Familienmitglieder vorweisen. Ideal ist, wenn man sie in einen ungestörten Bereich plant. Auch sollte man vom Raumgefühl nicht aus dem gemütlichen Raumteil fallen müssen und Richtung Tür oder Verkehrsflächen schauen müssen. Es sollte die Möglichkeit geben, dass Familienmitglieder das Sofa als Ruhepool nutzen können.
- Essbereich sollte groß genug sein, dass man um diese und belegten Sitzplätzen rumgehen kann. Auch wenn eine Sitz- bzw. Eckbank geplant ist, so sind diese oft nicht für Erwachsene oder ältere Besucher geeignet. Wer also öfters abendlichen erwachsenen Besuch bekommt, der sollte dann Bank gegen Stühle austauschen können. Man bemerke: eine Eckbank ist eine Möglichkeit, bei wenig Raumfläche alle Mitesser an einem Tisch zu bekommen, für Gäste eher ungeeignet.
Wer einen Allraum plant, Lounge, Essen und Küche gemeinsam, der achte darauf, dass die Platzverhältnisse ausgewogen verteilt sind: eine große Küche mit einem kleinen Loungebereich ist nicht ausgewogen.
- Der Technikraum muss meist auch Platz für die Wäsche und als Abstellraum herhalten. Eine Stellwand für Schrank und Regale ist von Vorteil. Die Technik läuft nicht geräuscharm ab. Deshalb sollte man darauf achten, dass der Raum nicht den Tagesablauf und das Leben der Bewohner stört.
- Das elterliche Schlafzimmer wird meist nur im dunkeln betreten und genutzt. Somit kann es etwas kleiner ausfallen. Jede Person sollte ungefähr mind. einem Meter Kleiderschrank haben, ein weiterer Meter dient für Bettzeug, Handtücher und Familienwäsche.
Um das Bett sollte man gefahrlos auch im dunkeln gehen können, ohne dass man sich stößt. Einige kommen mit einem 160er breiten Bett klar, andere brauchen 2 Meter Breite.
- Die Kinderzimmer dürfen etwas größer ausfallen, wenn die Hausgröße es zulässt. Denn die Kinder, ob jung oder alt, leben in ihren Zimmern. Ob sie dabei nur auf dem Bett chillen oder aktiv einem Hobby nachgehen, kann man oft nicht voraussehen. Gern legt man die Räume zur südlichen oder westlichen Seite, dass sie am Nachmittag genug Tageslicht bekommen. Straßenlärm dürfte sie nicht so stören.
- Das Familienbad sollte praktisch sein. zu viele Sichtschutzwände stören, wenn man Hilfe bei Krankheit oder Gebrechlichkeit benötigt. Zu viele Raumwände nehmen auch Licht von Fenstern. Ob man innerhalb des Familienverbundes Schamwände braucht, sei zu überprüfen.
Grundsätzlich aber sollten die Anordnung der Räume und die Möblierung an dem Verhalten und Gebräuchlichkeiten der Bewohner überprüft und abgestimmt sein. Verhalten kann sich im Laufe der Zeit auch verändern. So verändert sich das Leben eines Paares, wenn Kinder im Haushalt leben oder aber die Bewohner älter werden.
- Verkehrsflächen wie auch Flure sollten breit genug sein, dass man zu zweit nebeneinander klar kommt. Von Tageslicht profitiert jeder Raum, deshalb immer auch Fenster einplanen, ggf auf innenliegende Oberfenster zurückgreifen. Auch auf stark frequentierten Flächen wie Flure kann es stören, wenn man auf Kunstlicht abgewiesen ist.
Und das alles hat auch nichts mit Geschmacksstil noch mit persönlichen Vorlieben zu tun, sondern ist eine Sache der Logik und Raumlehre.
Vielleicht sollte der Planer mal etwas Nachhilfe im Entwerfen von Familienhäusern bekommen!