Gemeinsame Wärmepumpe - Doppelhaus

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J

Jogidude

Hallo zusammen,

mein Bruder und ich planen den Bau eines Doppelhauses, für jeden eine Doppelhaushälfte. Die Wohnfläche soll ca. 110qm je Doppelhaushälfte betragen und für 1 bis 2 Personen komfortabel ausgelegt sein. Wir wollen unsere Doppelhaushälfte jeweils selber bewohnen, allerdings auch darauf vorbereitet sein, eine Hälfte zu vermieten oder zu verkaufen. Finanzieren möchten wir voraussichtlich getrennt. Ein Grundstück ist vorhanden, das auch geteilt werden kann. Wir möchten gerne mindestens KFW55 erreichen, besser aber KFW40 oder KFW40 Plus mit Erdwärmepumpe (Tiefenbohrung) mit Fußbodenheizung und kontrollierter Be-/Entlüftung.

Nun zu unseren Überlegungen und dem Wissen, das wir uns bis jetzt angeeignet haben, kein Anspruch auch Vollständigkeit und Korrektheit. Vielleicht gibt es hier Mitglieder, die ähnliche Überlegungen angestellt haben und uns mit ihrem Wissen hier weiter helfen mögen :)

- Wegen der hohen Kosten der Tiefenbohrung und der Wärmepumpe überlegen wir, eine gemeinsame Heizungsanlage zu verwenden. Hier tun sich allerdings mehrere Unklarheiten auf
- Ist für eine gemeinsame Anlage die doppelte Anzahl an Bohrungen notwendig, kommt die Einsparung bei der Bohrung nicht zum tragen. Von Bohrungen aus der näheren Umgebung weiß ich, dass sie bis knapp 200m durchgeführt wurden.
- Heizungsraum muss für beide Parteien zugänglich sein, was auch im Grundbuch eingetragen sein muss. Der Raum muss sich im "Warmbereich" befinden und darf nicht die Brandschutzmaßnahmen zwischen den Wohneinheiten "aufbrechen".
- Nebenkosten müssen per Gesetz verbrauchsabhängig abgerechnet werden, also müssten die Kosten pro Doppelhaushälfte erfasst werden für Heizung und Warmwasser. Die Wärmepumpe benötigt einen separaten Stromzähler, damit man einen vergünstigten Stromtarif beziehen kann.
- Wird die Heizung "überwiegend", also zu mehr als 50% mit Erneuerbaren Energien betrieben, ist auch eine pauschale Abrechnung möglich
- Möglichst Kopplung der Wärmepumpe an eine Photovoltaikanlage, die Anlage muss aber auf eine der beiden Pateien laufen oder kann diese auch gemeinsam betrieben werden?
- Dimensionierung der Wärmepumpe und des Wasserspeichers. Wärmepumpe laufen im unteren Bereich, also in der Übergangsphase Frühling/Herbst weniger effizient, das könnte bei einer größeren Anlage um so problematischer werden?
- Da beide Doppelhaushälfte nicht vollkommen unabhängig voneinander sind, könnten Banken ein Problem mit einer getrennten Finanzierung haben, weil die Doppelhaushälfte nicht unabhängig voneinander verkauft werden können

Dass eine einzelne Person nicht auf alle Punkte die passende Antwort parat hat, ist uns absolut klar, aber vielleicht mag ja jeder, der sich mich dem ein oder anderen Thema bereits auseinander gesetzt hat, uns einfach ein wenig Input leisten. Und korrigiert mich bitte auch gerne, wenn die ein oder andere Aussage nicht korrekt ist :)

Vielen Dank dafür vorab und beste Grüße!
 
D

driver55

Alles von Anfang an strikt trennen, wie bei 2 „normalen“ Doppelhaushälfte. Alles andere bereitet früher oder später nur Ärger und ggfs. zusätzliche Kosten.
 
H

hanse987

Genauso wenig wie ich einen Internetanschluss teilen würde, würde ich die Wärmepumpe teilen.
 
i_b_n_a_n

i_b_n_a_n

Hallo, unser nun fast abgeschlossenes Bauprojekt entspricht nahezu deinen Angaben. Auch wir hatten versucht die Synergieeffekte gemeinsamer Haustechnik etc. zu nutzen. Aber: Alle beteiligten Parteien Sachkundiger (Notar, Architekt, BU) empfahlen uns eine komplette technische und juristische Trennung aus vielen (teils oben bereits genannten) Gründen. Wir (mein Bruder und ich) hatten allerdings sowieso bereits getrennte Grundstücke und haben je Doppelhaushälfte 2 Wohneinheiten gebaut mit gesamt ca. 300m² Wohnfläche. Aber auch hier ist der Verkauf einer/einiger WE nach Jahren eine Option. Leitungsrechte, Wegerechte etc. führen zu komplizierten Vertragskonstrukten. Auch hätte sich bei uns die Gebäudeklasse geändert was zu anderen Brand- und Schallschutzanforderungen geführt hätte und vorherige Kosteneinsparungen (Wärmepumpe) wieder zunichte gemacht hätte.
Einem späteren Verkauf steht sowas wie Leitungsrechte gerne im Weg. Zudem die Wärmepumpe ein letztendlich "kleiner" Kostenfaktor bei der Gesamtsumme ist. Getrennte Regelungen der Wärmezufuhr sind natürlich trotzdem möglich, aber Änderungen der Heizkurve eher nicht so einfach. Abrechungen unnötig kompliziert. Die Bohrung (bei uns je Doppelhaushälfte 110m) kostete bei uns nun letztendlich ca. 8K je Doppelhaushälfte (aufgrund längerer Schachtungen zum Technikraum.
... der oben stehende Text ist einfach mal so zusammengeschrieben, antworte gerne auf Detailfragen zu unsere Entscheidung falls gewünscht und mir möglich
 
J

Jogidude

Hallo zusammen,

erst ein mal vielen Dank für die sehr hilfreichen Anmerkungen, die Tendenz ist ganz klar zu erkennen :)

Ich nehme soweit mal mit, dass eine gemeinsame Wärmepumpe in einem DH zu diversen Komplikationen führen kann, insbesondere was das den Vertrag, Finanzierung und potentiellen Wiederverkauf angeht.

@i_b_n_a_n Da eure Situation ja sehr vergleichbar zu unserer ist, fand ich Deine Erläuterungen schon sehr treffend. Wir hatten auch die Idee, im Sinne der Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz möglichst viele Ressourcen zu teilen, z.B. Garten und Geräte, Terrasse, Müllentsorgung, Internet, Photovoltaik und eben auch die Wärmepumpe. Die Schwierigkeiten, über die wir selber gestolpert sind und die weiteren, die sich hier nun abzeichnen, lassen uns das natürlich noch mal sehr stark hinterfragen.

Ich hätte aber gerne noch ein paar Rückfragen @i_b_n_a_n wenn das in Ordnung ist?
Ihr baut 2 Doppelhaushälfte mit jeweils 2 Wohneinheiten, ich vermute, dass ihr jeweils eine Wohneinheit selber bewohnen möchtet und eine vermietet. D.h. dass ihr mit einer Wärmepumpe jeweils 2 Wohneinheiten versorgt, wenn ich das richtig verstanden habe? Mich würde interessieren, ob ihr in der Konstellation den Verbrauch (Heizung und Warmwasser) der einzelnen Wohneinheiten erfasst und, ob ihr eine pauschalierte Abrechnung oder Verbrauchsbasierte durchführen werdet? Und gibt es eine "Hauptwohnung", die die gemeinsamen Kosten trägt und dann in Form von Nebenkosten auf die "Nebenwohnung" anteilig umlegt?

Denn ein ähnliches Modell wäre ja bei uns auch denkbar, indem eine Partei die Finanzierung, den Hausbau und den Betrieb der Photovoltaik und Wärmepumpe übernimmt und dann an die weitere Partei vermietet bzw. einen "Mietkauf" durchführt. Ich vermute aber ganz stark, dass hier ebenfalls mit diversen Problemen zu rechnen ist?

Vielen Dank vorab für die Hilfe und beste Grüße!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Tarnari

Tarnari

Ich hab da mal ne ganz naive Frage.
Wir haben in einem Mehrfamilienhaus gewohnt, in dem wir eine ETW hatten. Die Wärmequelle war auch dort eine Erdwärmepumpe. Logischerweise mussten die Quelle (Bohrung) und der Erzeuger (Pumpe) entsprechend dimensioniert sein. Logischerweise hatte jeder seine eigene HeizStom-Abrechnung.
Aus meinem Bauch würde ich vermuten, dass eine solche Anlage für lediglich zwei Parteien teurer kommt, als zwei Anlagen, die entsprechend ausgelegt sind.
In dem Sinne, greift bei einem solchen Konstrukt nicht auch die Legionellen-Verordnung? Sprich 60 Grad?
Auch nicht wirklich effizient.
 
Zuletzt aktualisiert 28.04.2024
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