WDVS -> Polystyrol -> Hexabromcyclododecan (HBCD) und Biozide!?

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Gatho

Guten Morgen,

meine Frau und ich haben uns aktuell ein Haus in einer kleinen Neubausiedlung gesichert.

In der BuL-Beschreibung steht das als Außenputz ein "WDVS" verwendet wird. Wir vermuten, dass hier ein typisches WDVS mit Polystyrol verwendet wird. Informationen im Internet verunsichern uns dahingehend, dass das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) als Umweltgift eingestuft wird. Zusätzlich wird dort genannt das bei dem Dämmstoff auch Biozide, zur verhinderung von Algen- und Schimmelpilzbefall, eingesetzt werden.

Mich würde mal interessieren, ob das generell immer so ist wenn es um den Oberbegriff "WDVS" geht? Ich habe bereits den Bauträger mit diesen Fragen konfrontiert, möchte dies aber ganz gerne auch hier von den Fachleuten im Forum erfahren ob es wirklich so kritisch ist? Wie ist eure Meinung diesbezüglich?
Ist eventuell auch der gesundheitliche Aspekt dabei zu berücksichtigen?

Oder alles "halb so wild"? Wenn man überlegt wieviele Häuser davon in Deutschland betroffen sind/wären...

Viele Grüße & danke für die Hilfe!
Gatho

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Vielen Dank!
Bauexperte
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Gatho

Hallo,

danke Bauexperte für die Verbesserung, dass keine Links erlaubt sind hatte ich verschlafen - sorry. :/

Bitte einfach mal bei Google "NDR Polystyrol" eingeben. Der erste Link passt zu dem Thema.

Beste Grüße
Gatho
 
B

Bieber0815

Mich würde mal interessieren, ob das generell immer so ist wenn es um den Oberbegriff "WDVS" geht?
Anstelle brennbarer Kunststoffe können WDVS auch mit mineralischen oder natürlichen Baustoffen hergestellt werden. AFAIK gibt's auch überputzbare Mineralwolldämmplatten. In zweischalige Bauweise kann natürlich auch mit Mineralwolle gedämmt werden. Dann gibt's Perlite, Blähton etc. Oder Holzfasern (na gut, sind die brennbar?) usw.

Biozide sollten, wenn überhaupt, im Putz oberflächlich eingesetzt werden. Das hat m.E. nichts mit dem WDVS zu tun.

Tipp: Zweischalig, verklinkert bauen. Oder Holzständerbauweise. Beim Bauträger wirst Du ggf. verklinkert bauen können und dann eine mineralische Dämmung erhalten können. Das wird teuer (insbesondere beim Bauträger).

Ach so: In einem heute legal errichtete Haus mit legalen Baustoffen, dürfte kein Hexabromcyclododecan zu finden sein. Es ist seit 2013 verboten.
 
andimann

andimann

Hi Gatho,

stimme Bieber0815 zu, um brennbare Materialien im WDVS zu vermeiden, kannst du entweder


· Mit Mineralwolle statt Polystyrol dämmen

· Monolithisch bauen (Poroton oder ähnliches)

· Zweischalig mit Klinker und Mineralwolle dazwischen (da vermeidest du auch die Biozide im Putz)


bauen


Alles wird deutliche Aufpreise erfordern, wenn dein GU/GÜ/Bauträger das überhaupt anbietet. Und bei der Lösung „Monolithisch“ erkaufst du dir das sogar noch mit schlechteren Dämmwerten.


Jede Lösung hat Vor- und Nachteile und du wirst immer jemanden finden, der sagt, „das ist aber giftig und hier kann jenes passieren“.


Das solltest du aber auch stets vor dem Zusammenhang der heutigen Analysemethoden und –möglichkeiten sehen. Wir bezeichnen heute viele Dinge als „gefährlich“ und haben subjektiv das Gefühl, dass wir stets und überall mit irgendwas vergiftet werden. Das aber einfach deswegen, weil man heute Schadstoffe in Konzentrationen nachweisen kann, die derartig gering sind, dass sie weit, weit unter jeder Gefährdungsschwelle sind.


Viele der Materialien die in unseren Elternhäusern verbaut wurden und in denen wir alle schon jahrzehntelang gelebt haben, gelten heute als hochgiftiger Sondermüll. Rauchen galt mal als gesund und die Holzschutzmittel, mit denen mein Vater den Gartenzaun angestrichen hat, haben vermutlich jeden Borkenkäfer umgebracht, der den Zaun auch nur gesehen hat…


Versteh mich nicht falsch, dass man hier heute schlauer ist und diese Gefährdungen vermeidet ist absolut richtig und begrüßenswert. Aber vielleicht wird hier heute auch oft über das Ziel hinausgeschossen. Gegenüber früheren Zeiten leben wir in einer sehr gesunden und ökologischen Umwelt. Verbleibende Gefahren sollten eliminiert werden wenn möglich, aber wir sind da auf einem Level, in dem Panikmache sehr oft die richtige und besonnene Überlegung verhindert.


Aus der Diskussion ob Polystyrol nun zukünftig als Sondermüll zu behandeln ist oder ob HBCD wirklich giftig ist, halte ich mich raus. Die LD50 letale Dosis bei Ratten liegt bei über 10 g pro kg Körpergewicht. Auf einen Menschen umgerechnet also bei etwa 700-800 g. Da dürfte die letale Dosis von Speisesalz deutlich geringer sein….


Von daher habe ich für mich beschlossen, das Thema als „halb so wild“ einzustufen und ja, wir bauen mit einem Polystyrol WDVS.

Ob das nun wirklich richtig ist, frage mich in 30-40 Jahren nochmal.



Viele Grüße,


Andreas
 
S

Sebastian79

Gifte im Putz müssen übrigens nicht sein, wenn man einen mineralischen Edelkratzputz nimmt. Dann brauch man die Chemiekeule nicht mehr...
 
N

netjockey

Beim Thema WDVS tobt ein Marketing-Krieg in den Medien.
Rockwool, weltgrößter Hersteller von Dämmsystemen aus Stein/Glaswolle schürt Negativkampagnen gegen EPS.
Die EPS-Lobby hält Ihrerseits mit Kampagnen gegen Mineralfasern dagegen.

Der Verbraucher hat hier kaum noch eine Chance eine vernünftige Entscheidung zu treffen.

Wichtig ist, dass die Dämmung professionell eingebaut wird. Die Lungengängigen Fasern in Mineralwolle sollten natürlich nicht hinterher im Wohnraum rumschweben. Bei der EPS-Dämmung ist es wichtig das bei Bedarf entsprechende Brandriegel eingebaut werden usw.

Wenn dies berücksichtigt wird, ist man durch den deutschen Gesetzgeber meiner Meinung nach ausreichend geschützt und kann sein Dämmsystem nach Wirtschaftlichkeit und persönlichen Vorlieben auswählen ohne der eigenen Gesundheit oder der Gesundheit der Familie zu schaden.
 
Zuletzt aktualisiert 27.04.2024
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