Kosten für Statiker / BauIng gerechtfertigt?

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C

Carville

Guten Morgen,

nach vielem Lesen habe ich mich nun auch hier angemeldet und würde um eine Einschätzung eurerseits bitten.

Ich habe eine Doppelhaushälfte gekauft und mache eine Kernsanierung. Im Zuge dieser wurden zwei Wände entfernt und zwei Wände verschoben (innenliegender Balkon wurde eingebaut), sowie eine Gaube errichtet.
Für diese Änderungen habe ich die Statik angefragt.
Für die beiden entfernten Wände und Gaube (Mittelpfette) wurde diese berechnet. Leider erkannte der Statiker vor Ort nicht, dass in einer Wand bereits ein großer Betonsturz liegt und ein Stahlträger nicht notwendig ist. Hierfür wurden dennoch insgesamt ca. 2000 € (15,5 Std.) berechnet.

Für den Balkon war ein Bauantrag mit Eingabeplan notwendig. Dieser wurde vom BauIng erstellt. Er erhielt alle Maße und Grundrisse von mir, es wurde vor Ort nichts von ihm Vermessen. Er hat also einen "sauberen Grundriss" und den Bauantrag erstellt. Dafür berechnete er ca. 5000 € (39,5 Std.).
Nach allem, was ich gelesen habe, kommt mir das für so eine Kleinigkeit sehr viel vor.

Der Stundensatz liegt bei 105 €/Std. Zuzüglich wurden pauschal 5% Nebenkosten verrechnet.

Da es zu Beginn sehr kollegial zuging, verzichtete ich auf einen Kostenvoranschlag. Ich weiß, dass das ein Fehler war. Mir geht es lediglich um eine Einschätzung der Zahlen.

Vielen Dank vorab!
 
S

Schnackischnak

Servus,

die aufgerufenen Honorare bewegen sich, auch angesichts der genannten Leistungen, eher am oberen Rand dessen, was in der Praxis üblich ist. Die abgerechneten Stunden erscheinen dabei insbesondere für den Bauantrag und die statischen Berechnungen durchaus sportlich bemessen. Das gilt erst recht unter der Prämisse, dass keine eigenen Aufmaße durchgeführt wurden und Planungsgrundlagen angeliefert waren. Methodisch ist es üblich, dass Honorare für derartige Ingenieurleistungen anhand der HOAI berechnet werden – Grundlagenermittlung, Entwurfsplanung, statische Berechnungen, Antragsunterlagen etc. liegen darin als Leistungsphasen mit festen Honorartafeln vor. Das sollte zumindest als grober Bezugsrahmen für die Angemessenheit der Berechnung herangezogen werden.

Ohne ein zwingendes Auftragsvolumen festgeschrieben zu haben, bleibt aber festzuhalten: Bei Stundensätzen um die 100 € rangiert man im oberen Viertel des Marktes, was bei reinen Ingenieuraufgaben am Einfamilienhaus schon erklärungswürdig ist, sofern es nicht durch besondere Komplexität gerechtfertigt werden kann. Die Stundenansätze (15,5 Stunden für die Statik samt Fehlberechnung, 39,5 für den Bauantrag) sind im Verhältnis zur Aufgabe großzügig, zumal Effizienz und Routine im Hausbau eigentlich zu geringeren Aufwänden führen.

Pauschale Nebenkostenzuschläge von 5% sind branchenüblich, der eigentliche Knackpunkt bleibt aber der Arbeitsaufwand. Dass eine unberechtigt geforderte oder letztlich nicht notwendige Statik explizit berechnet wird, ohne erkennbare Reaktion auf die technische Ausgangslage, darf zumindest kritisch hinterfragt werden – hier wäre der Ermessensspielraum des Ingenieurs sehr wohl gegeben. Ob das sachgerecht überprüft wurde, ist nicht erkennbar.

Unter dem Strich ist die Rechnung nicht unüblich, aber aus Kundensicht keinesfalls als günstig zu bezeichnen. Wenn es keine detaillierte Leistungsdokumentation gibt, darf an einzelnen Positionen gezielt Nachfragen gestellt werden. Ein abschließender Preistest über eine Kollegenanfrage wäre zusätzlich anzuraten.

Schnackischnak
 
T

Teimo1988

Nur mal so als Referenz
2020 habe ich für einen 40 m2 Anbau bei dem 5 m Außenwand im EG entfernt wurden (es gibt noch OG und DG) gute 3000€ und das war inkl. Einreichplan fürs Landratsamt.
2023/2024 habe ich 13k€ für den Neubau eines Zweifamilienhauses gezahlt. Das waren Architekt Leistungsphase 1-4 sowie Statik und Werksplanung.
 
H

HuppelHuppel

Bei uns in der Region berechnet ein Handwerkermeister gerne 85€ netto/Stunde. Da finde ich 105€ für einen Ing. nicht zu viel.
 
wiltshire

wiltshire

Ich weiß, dass das ein Fehler war. Mir geht es lediglich um eine Einschätzung der Zahlen.
Wir Laien bewerten den "sichtbaren" wie z.B. das Vermessen hoch und den "unsichtbaren" Aufwand nicht. Ich lasse mir daher bei Handschlaggeschäften immer eine Größenordnung geben. Das reicht um Überraschungen zu vermeiden.
Mir kommen die Zeitansätze und der Stundensatz auf Anhieb erst einmal nicht außergewöhnlich hoch vor.
 
C

Carville

Vielen Dank für die Antworten.
Vor allem an Schnackischnak für die ausführliche.

Der Stundensatz an sich ist vermutlich in Ordnung. Jedoch bezweifle ich den Zeitaufwand: einen vorgegeben Grundriss ins CAD einkippen und die paar Formulare ausfüllen.
Noch dazu bei mangelnder Expertise (er verwies mich paar mal auf die BayBO und ich musste selbst nachlesen).
 
Zuletzt aktualisiert 24.07.2025
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