Sondertilgen oder am Markt anlegen? Alternativen?

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kati1337

kati1337

Moin zusammen!

Unsere finanzielle Situation ist etwas im Wandel gerade, und wir rechnen aktuell herum was wir mit übriggebliebenen Kröten am Monatsende machen wenn alles wieder in trockenen Tüchern ist.

Wir haben demnächst wohl die Situation, am Monatsende roundabout 1500-2000€ übrig zu haben. Davon möchten wir die Hälfte etwa kurzfristig verfügbar lassen (Hausrücklagen, Urlaube, Modernisierung und solcher Luxus), die andere Hälfte in Kapitalaufbau stecken. Wir kalkulieren der einfachheit halber mal grob mit 10000€ pro Jahr.

Nun habe ich das mal durch ein paar meiner Excel-Sheets gejagt und war , obwohl man es hätte erwarten können, doch relativ baff wie "wirtschaftlich unrentabel" Sondertilgungen sind bei einer 2020 abgeschlossenen Baufinanzierung.
Ich hatte 3 Szenarien durchgerechnet:
  • 100% in die Baufinanzierung als Sondertilgung (das ist auch etwa das maximum was wir jährlich sondertilgen können)
  • 50% in die Baufinanzierung und 50% in ETF (MSCI World)
  • 100% in ETF MSCI World
Die Szenarien haben natürlich Vor- und Nachteile. Aber alles in die Baufinanzierung zu schieben erscheint mir sehr konservativ. Das was ich da insgesamt nach den verbleibenden 13 Jahren an Geld gespart habe könnte ich am Markt bereits erreichen wenn der Kurszuwachs jährlich bloß um ca. 1% läge. Ich glaube der MSCI World hat in den vergangenen 10(?) Jahren im Schnitt eher 8% im Jahr zugelegt.
Die 100% in ETF zu pumpen ist allerdings auch risikoreich, da wir wenn die 15 Jahre Zinsbindung um sind ja das angesparte Geld brauchen, allerdings kann niemand voraussagen wie der Kurs zu einem bestimmten Zeitpunkt X aussehen wird. Bei ETF sollte man ja eher langfristig denken. An einem Stichtag ans Geld ranzumüssen ist da eher ungünstig.

Eine weitere Idee war es, ggf eine Eigentumswohnung zu erwerben und zu vermieten, und den "Durchfluss" abzüglich Rücklagen sonderzutilgen.

Welche Strategie würdet ihr da fahren / hat sich schon jemand ähnliche Gedanken gemacht?

LG Kati
 
G

Gecko1927

Stehe aktuell vor dem gleichen Problem.

Meine Sondertilgung hat bei 28 Jahren Festzins/Volltilger natürlich eine deutlich schlechtere Rendite als ein durchschnittlicher breit gestreuter ETF in diesem Zeitraum. Ähnlich wie bei dir und wie bei jedem.
Die Argumentation einiger Leute ist hier: "Schulden haben Vorrang vor einer Investition" oder "Du hättest dir ja auch keinen Kredit genommen um ihn in einem ETF anzulegen".
Das macht aber eigentlich keinen Sinn wenn man die Schulden insgesamt schneller abbezahlen kann, wenn man das Geld erst mal ein paar Jahre in einen ETF steckt.

Mir sparen 20 k€ Sondertilgung 10k€ Zinsen über die Laufzeit. Also mehr oder weniger 50% Rendite.
Selbst bei nur 4% Rendite p.a. im ETF, habe ich nach 28 Jahren 200% Rendite erzielt, diese muss man jedoch noch versteuern.
Bei 8% sind es 760% wenn ich richtig gerechnet habe.
Das ganze macht aber nur Sinn, wenn du das Geld wirklich langfristig anlegst, bei einer kurzfristigen Anlage steigt das Risiko, dass du (extremes Pech vorausgesetzt) doch noch Verlust machst.

Hinzu kommt die Inflation. Also eine Rate von z.B. 1500€ entspricht in 20 Jahren bei 2% Inflation/Lohnsteigerung inflationsbereinigt nur einer Rate von ca. 1.000€.
Die finanzielle Belastung durch die zu zahlende Kreditrate sinkt daher quasi "von allein", während das Geld im ETF immer mehr wird.

Ich habe daher bisher keine Sondertilgung gemacht und alles in einen Vanguard FTSE All World gesteckt. Der ist übrigens mit knapp 4.000 gegenüber 1.700 Titeln im MSCI World nochmals deutlich breiter gestreut und auch nicht so USA-lastig. Will dir jetzt aber keine Anlageberatung machen.

Ich werden vermutlich noch, um mein Gewissen zu befriedigen, ein paar tausend Euro in die Sondertilgung stecken.
Aus diesen Gründen kann ich dir natürlich auch nichts besseres raten als das was ich gemacht habe.
 
Y

ypg

Wir haben demnächst wohl die Situation, am Monatsende roundabout 1500-2000€ übrig zu haben.
Ich will Dir ja nicht zu nahe treten, aber aufgrund Deines Frusts im Sommer würde ich mal den ganzen Überschuss ganz schnell in eine gute Gartenbegrenzung nach links stecken. So wie das vor einigen Monaten zu lesen war, war nicht genug Geld dafür da… und der nächste Sommer kommt ganz bestimmt.
Weiterhin kann ich den Rat geben, weniger zu rechnen und mehr auf den Bauch zu hören. Ich lebe ganz gut mit jährlichen SoTis und ansonsten gönnt man sich dann halt etwas.
 
kati1337

kati1337

Stehe aktuell vor dem gleichen Problem.

Meine Sondertilgung hat bei 28 Jahren Festzins/Volltilger natürlich eine deutlich schlechtere Rendite als ein durchschnittlicher breit gestreuter ETF in diesem Zeitraum. Ähnlich wie bei dir und wie bei jedem.
Die Argumentation einiger Leute ist hier: "Schulden haben Vorrang vor einer Investition" oder "Du hättest dir ja auch keinen Kredit genommen um ihn in einem ETF anzulegen".
Das macht aber eigentlich keinen Sinn wenn man die Schulden insgesamt schneller abbezahlen kann, wenn man das Geld erst mal ein paar Jahre in einen ETF steckt.

Mir sparen 20 k€ Sondertilgung 10k€ Zinsen über die Laufzeit. Also mehr oder weniger 50% Rendite.
Selbst bei nur 4% Rendite p.a. im ETF, habe ich nach 28 Jahren 200% Rendite erzielt, diese muss man jedoch noch versteuern.
Bei 8% sind es 760% wenn ich richtig gerechnet habe.
Das ganze macht aber nur Sinn, wenn du das Geld wirklich langfristig anlegst, bei einer kurzfristigen Anlage steigt das Risiko, dass du (extremes Pech vorausgesetzt) doch noch Verlust machst.

Hinzu kommt die Inflation. Also eine Rate von z.B. 1500€ entspricht in 20 Jahren bei 2% Inflation/Lohnsteigerung inflationsbereinigt nur einer Rate von ca. 1.000€.
Die finanzielle Belastung durch die zu zahlende Kreditrate sinkt daher quasi "von allein", während das Geld im ETF immer mehr wird.

Ich habe daher bisher keine Sondertilgung gemacht und alles in einen Vanguard FTSE All World gesteckt. Der ist übrigens mit knapp 4.000 gegenüber 1.700 Titeln im MSCI World nochmals deutlich breiter gestreut und auch nicht so USA-lastig. Will dir jetzt aber keine Anlageberatung machen.

Ich werden vermutlich noch, um mein Gewissen zu befriedigen, ein paar tausend Euro in die Sondertilgung stecken.
Aus diesen Gründen kann ich dir natürlich auch nichts besseres raten als das was ich gemacht habe.
Danke dir, das hilft mir schon mal, dass du das ähnlich siehst und auch solche Gedanken hattest. Meine Mutter mit über 70 kann ich zu dem Thema zB nicht befragen, die ganze Familie ist ur konservativ, kann man auch ein bisschen verstehen, früher war mehr Lametta und weniger Aktien.
Aber abseits des Kapitalmarktes kriegt man ja aktuell kaum mehr was für Sparleistungen.

Danke für die "Anlageberatung", ich schaue mir das mal an. Ich denke auch je breiter gestreut desto besser. Ich muss jetzt nicht maximalen Profit machen, da bin ich eher risikoavers.
Ich hatte überlegt wirklich mal nen Finanzberater ins Boot zu holen dafür, aber das ist schwieriger als gedacht. Es gibt wohl nur sehr wenige wirklich unabhängige Finanzberater. Und wenn ich mich von jemandem beraten lasse, so allumfassend, dann möchte ich jemanden der keine Provisionen für Abschlüsse kassiert.
 
H

hampshire

Wir haben die Baufinanzierung nur wegen der günstigen Zinsen genommen, gebraucht hätten wir keine. Wenn Du denkst, dass das Geld woanders mehr einbringt als in der Sondertilgung, kannst Du das ohne schlechtes Gewissen tun. Geld verdient erfahrungsgemäss mehr Geld als Arbeit und für die Erträge aus Kapitalanlagen zahlt man weniger Steuern als für die Erträge aus Arbeit. Verdient geliehenes Geld mehr als es kostet kann man fröhlich bleiben. Das so gern gewünschte „ganz sichere Ding“ gibt es allerdings nicht.
Ich würde an Eurer Stelle einen nicht ausschliesslich auf Sicherheit basierten „Spielgeld-Pool„ aufbauen und in Anlagen gehen. Dabei die laufende Finanzierung nicht gefährden und nur Überschüsse einsetzen.
 
mayglow

mayglow

Persönliches Bauchgefühl (keine Anlageberatung) wäre: Die Mischung machts. Ist für uns aber noch ganz weite Zukunftsmusik. (Um über Sondertilgung nachzudenken, fehlt noch das Haus und entsprechend der Kredit dazu) Wobei wir gerade auch in der Ansparphase ähnliche Gedanken haben/hatten (wir legen auch gerade nen kleinen Teil in ETFs, aber einiges liegt eben auch einfach unverzinst rum - was dann, wenn wir wirklich bauen wollen mit den ETFs passiert, müssen wir dann nochmal evaluieren... die Idee ist, wenn's gerade mies ausschaut an den Märkten das einfach liegen zu lassen, aber müssen wir eben schauen, wie gut das alles hinkommt)

In der Abbezahlphase.... Würde persönlich wohl auch etwas daran liegen, wie die Baufinanzierung denn aufgebaut ist.. Wenn ich weiß, ich hab nur ne Zinsbindung für 10 Jahre und danach ist noch ziemlich viel Restschuld über, würde ich wohl dazu neigen, mehr in die Sondertilgung zu stecken. (Um Beleihungsauslauf zu reduzieren und dann weniger neu finanzieren zu müssen). Wenn die Finanzierung für länger feststeht, dann wär ich ggf. etwas spielfreudiger. Praktisch sind aber wohl die mit langer Zinsbindung auch die weniger risikoaffinen Menschen, die oft den Aktienmärkten eher abgeneigt sind. Also vermutlich kommt die Überlegung für viele dann doch so nicht hin :) (wobei ich argumentieren würde, auch den Großteil des eigenen Vermögens fest gebunden in einer Immo zu haben, ist auch nicht mega risikoarm)
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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