Immobilie in gutem Zustand finanzierbar?

4,90 Stern(e) 8 Votes
Zuletzt aktualisiert 09.05.2024
Sie befinden sich auf der Seite 12 der Diskussion zum Thema: Immobilie in gutem Zustand finanzierbar?
>> Zum 1. Beitrag <<

WilderSueden

WilderSueden

Es ist auch egal, ob man die Gehaltssteigerung für sicher hält oder nicht. Solange die Bank nicht damit rechnet, braucht man selbst auch nicht damit rechnen.

Das mit der Kinderfrage finde ich ehrlich gesagt schwierig. In dem Alter hätte ich auch nicht gedacht, dass ich mal Vater werde und ich kenne mittlerweile einige Leute, insbesondere Frauen aber auch Männer, bei denen dann mit Mitte/Ende 30 plötzlich doch der Wunsch nach Kindern kommt. Gerne dann auch mit entsprechender Torschlusspanik
 
H

Hauskauf8688

Hallöchen,


Ich würde mir an eurer Stelle nochmal Gedanken darüber machen, ob das Nettohaushaltseinkommen von mindestens 6200€ (oder so ähnlich) auf die nächsten 10 Jahre realistisch angesetzt ist. Ich denke es ist extrem wichtig, dass ihr euch genau überlegt, was passiert, wenn ein Gehalt komplett wegbricht und wenns nur für ein halbes Jahr ist. Auch wenn du glaubst, dass euch das nicht passieren wird und ihr das schon irgendwie hinbekommt, würde ich unbedingt mit dem Worst Case rechnen.

Ich bin selbst Krankenschwester und seit mittlerweile 2 Jahren mit meinem Sohn zu Hause.

Jetzt kommen ein paar Funfacts aus dem Leben einer schwangeren Krankenschwester im Schichtdienst,
wahrscheinlich nicht für alle interessant.

1. Also klingt jetzt doof, aber schwanger werden kann man jederzeit. Nur mal so. Ihr wäret nicht die ersten denen ein kleiner Unfall passiert.
Meine Freundin ist Krankenschwester in Vollzeit mit 2 (ungeplanten) Kleinkindern zu Hause. Die Eltern müssen beide voll arbeiten und die beiden haben immer nur Stress die Kinder irgendwie unter zu bekommen. Von Vorteil ist da natürlich die Schicht-/Wochenend-/Feiertagsarbeit, aber sie drücken sich eigentlich nur die Klinke in die Hand und haben überhaupt keine Zeit als Paar/als Familie.

2. Es kommt natürlich sehr auf den Arbeitgeber an, aber oft wird man als KS ins Beschäftigungsverbot geschickt. Das heißt, dass deine Frau in dem Zeitraum ihrer Schwangerschaft keine Schichtzulagen bekommt und aufs (teils mickrige) Grundgehalt zurückfällt.

3. Wenn deine Frau nicht ins Beschäftigungsverbot geht, darf sie als Schwangere unter Anderem keine Nachtdienste mehr machen. Das bedeutet auch wieder weniger Schichtzulagen. Wenn der Nebenjob im Altenheim aus Nachtschichten besteht, wird sie den nicht mehr machen dürfen bzw. umdisponieren müssen.

4. Bei mir war es so, dass ich extrem mit Erbrechen und Schwindel zu kämpfen hatte und zwar in Intervallen bis zur Entbindung. Wenn deine Frau nicht im Beschäftigungsverbot ist, wird sie vielleicht auch mal einige Zeit ausfallen (Krankengeld?). So eine Kugel geht ganz schön ins Kreuz und man ist körperlich im Stationsalltag nicht mehr so eine große Hilfe.

5. Der Höchstsatz beim Elterngeld sind 1800€. Allerdings habe ich bis zum Schluss ca. 2800€ + netto verdient und trotzdem nicht die vollen 1800 bekommen. Die Elterngeldstelle rechnet die letzten 12 Gehälter zusammen, dann durch 12 für das Durchschnittsgehalt und dann werden irgendwie noch pauschal Steuern abgezogen. Und die Schichtzulagen werden irgendwie in Teilen rausgerechnet. Ich würde mich in dem Fall also nicht auf 1800€ verlassen.

6. Ich bin sehr glücklich, dass wir bisher keine finanziellen Verbindlichkeiten haben, sodass auch mein Mann als unser Hauptverdiener 2 Monate Elternzeit mitnehmen konnte. Vielleicht bleibt es unser einziges Kind und diese erste Zeit bekommt man nie wieder zurück.

7. Als Mutter, oder Vater, einen bestimmten Zeitraum zu Hause zu bleiben ist (in Deutschland glücklicherweise) eine sehr individuelle Entscheidung. Manchen fällt zu Hause die Decke auf den Kopf, andere können sich plötzlich nicht mehr vorstellen ihr Kind abzugeben. Manchmal macht dir auch dein Kind einen Strich durch die Rechnung, weil es krank ist, oder sich extrem schwer tut bei der Eingewöhnung. Oder die Kita hat ständig zu, wegen Personalmangel und Notbetreuung. Jede Familie ist anders. Wir haben im Freundeskreis alles davon erlebt. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich 2 Jahre zu Hause bleibe, aber einen Betreuungsplatz zu bekommen ist auch nicht so leicht.

8. Kita ist teilweise extrem teuer. (Oben genannte Freundin hat für ein Kind 700€/Monat gezahlt). Je nachdem, wie viel man in Teilzeit bei Steuerklasse 5 verdient, „lohnt es sich kaum das Kind abzugeben“. (das ist von Bundesland zu Bundesland und von Stadt zu Stadt unterschiedlich geregelt und/oder Einkommensabhängig)

9. Wenn ihr 2 oder mehr Kinder plant und deine Frau nach dem ersten Kind schnell schwanger wird (war in unserem Freundeskreis oft so), solltet ihr wissen, dass sie dann kaum Elterngeld bekommt, weil sie zwischen den beiden Kindern wahrscheinlich nicht 1 Jahr voll arbeitet. Es werden ja immer die letzten 12 Monate gerechnet. Wenn es da nur Elterngeld und ein bisschen Teilzeit gab, wird das beim zweiten Kind nix mit 1800€ Elterngeld.

Das war jetzt wahrscheinlich zu detailliert.
Es sind unsere aktuellen Erfahrungen und ich glaube vieles ist euch in eurer jetztigen Lebenssituation nicht so bewusst. Mag sein, dass es bei vielen anders ist und einige ziehen das dann einfach durch und gut ist. Aber ich glaube das Thema solltet ihr ernst nehmen. Als Ehepaar ein Haus zu kaufen und so einen Kredit aufzunehmen kann die Beziehung sehr belasten. Ich persönlich wäre auch sehr unglücklich, wenn ich wegen einem teuren Hauskauf, gezwungen wäre mit Kind wieder so früh wie möglich Vollzeit zu arbeiten.

Viele Grüße
 
J

jrth2151

Ich möchte hier jetzt ungern die 12 Seiten überfliegen, aber ich möchte einmal kurz berichten wie das bei uns war.
Wir haben Anfang 2022 ohne nennenswerten Eigenkapital (10.000 €) die Finanzierung unseres Neubaus unterschrieben. Beide auch Ende 20.
Unser Gehalt damals:
Er 2900 € Netto (auch IT), Sie 2100 € Netto (Erzieherin). Kaufpreis inkl. Nebenkosten 550.000 €.

Wir haben von keiner Bank gehört, dass das nicht möglich wäre. Teilweise sind die Zinsen jedoch schon sehr hoch gegangen. Am Ende haben wir bei der Volksbank für rund 2,4 % unterschrieben, bei 2 % Tilgung. Das sind nun pro Monat 1970 €. Aufgeteilt haben wir das in zwei Kredite, 50/50. Hat uns unser Bankberater bei der Volksbank damals so „konfiguriert“, da wir gerne 30 Jahre Zinsbindung wollten, diese aber von unserer Volksbank nur zu sehr hohen Zinsen angeboten wurde. Also hat die eine Hälfte jetzt 10 Jahre Zinsbindung. Die andere Hälfte 30 Jahre über eine andere Bank. Damit sind wir ganz zufrieden.
Unser Bankberater war wirklich kompetent und alles, was ich damals gegoogelt und hier im Forum recherchiert hatte, hatte er auch auf dem Schirm. Wir haben uns über Elternzeit, Krankheitsausfälle, etc. mit ihm unterhalten und alles zusammen, sowohl anhand unserer Zahlen, als auch deren Pauschale, durchgesprochen und durchgerechnet.
Wie viel Geld ihr bei einer 2.500 € Rate am Ende noch über habt, könnt ihr euch ja selbst ausrechnen. Was Grundsteuer, Müll, etc. bei euch in der Gemeinde kostet, kannst du nachschauen. Ich persönlich bin das ganze wie ein Projekt auf der Arbeit angegangen und habe versucht so viele Emotionen wie möglich herauszuhalten und eine Schmerzensgrenze für den Kredit errechnet. Alles immer schön in Excel eingetragen. Wir haben uns rund 1.500 € pro Monat für Freizeit und Essen einkalkuliert. Ich finde, damit kann man gut leben. Außerdem habe ich mir damals mehrere Spalten in Excel angelegt (Beide arbeiten / Elternzeit Sie / ALGII Sie / ALGII Er, etc.). Wenn beide ihren Job verlieren, dann verlieren vermutlich 90 % hier im Forum ihr Haus. Das ist nun mal so.
Bei uns waren das dann maximal 2.000 € Rate. Man will ja auch noch mindestens 1x im Jahr in den Urlaub können, etc.

Mittlerweile ist das auch schon zwei Jahre her und wir wohnen im Haus. Soweit klappt das alles sehr gut und auch die Nebenkosten sind zumindest bei uns viel niedriger als erwartet. Ich hatte damals mit knapp 500 € gerechnet, realistisch sind wir eher bei 300 € (Wir zahlen z. B. für knapp 350qm 9 € Grundsteuer pro Monat. Das ist günstiger als Netflix. In den zwei Jahren haben wir beide auch mehrere Gehaltserhöhungen bekommen und insgesamt haben wir jetzt ungefähr 500 € mehr Netto. Würde ich immer wieder so machen.

Da gehe ich jedoch bei den vielen Kommentaren hier mit, pauschal würde ich das nicht einfach so empfehlen, aber als ITler kannst du zumindest nicht auf den Kopf gefallen sein. Macht euch Gedanken und rechnet alles gut durch. Bedenkt aber, dass ihr die ersten 1 - 2 Jahre nach dem Umzug vermutlich erstmal nicht in den Urlaub könnt, da am Anfang sehr viel Geld in das Haus für geht (Möbel, Garten, etc.). Man will es sich ja auch schön machen.
 
J

jrth2151

Das ist natürlich wahr, deshalb meine ausführliche Erklärung. Absolute Schmerzgrenze errechnen und dann zu den Banken und mögliche Optionen abklopfen.
Immer die wirklich absolute Schmerzgrenze im Blick. Wenn man dann einen passenden Kredit findet, kann man das Projekt angehen. Wenn nicht, dann nicht.
 
Zuletzt aktualisiert 09.05.2024
Im Forum Liquiditätsplanung / Finanzplanung / Zinsen gibt es 3127 Themen mit insgesamt 67787 Beiträgen


Ähnliche Themen
Alle Bilder dieser Forenkategorie anzeigen
Oben