Hohe Baukosten mit gestiegenen Bauzinsen

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Y

ypg

Der TE hat ja ein ähnliches Haushaltseinkommen. Er klagt aber, dass er gar keine Chance sieht.
Das ist halt der kleine Unterschied: manche machen und wagen, nachdem sich ihnen Optionen auftun und sie gewillt sind, sie zu erkennen.

Andere könnten, sind aber nicht in der Lage, aus ihrer Komfortzone etwas zu machen. Statt dessen wird geklagt.

Mit Gebrauchtimmobilien wird ähnlich gehandhabt.
Manche sehen in einer Immobilie einen potentiellen neuen Wohnraum für sich und die Familie: sie überlegen, welche Wand man entfernen könnte, wie man neue Küchenmöbel anordnen kann und überlegen, wo das Familiensofa stehen könnte, ob man Funktionen tauscht. Dann wird überschlagen, was man vor Umzug und was nach dem Umzug nach und nach umzusetzen ist, wo man derweil wohnen kann usw.

Andere wiederum sehen in der Immobilie ein einziges Problem: die Fassade hat nicht die Klinker-Wunschfarbe der 2020er, der Grundriss entspricht nicht dem gewünschten 08/15 mit gerader Treppe. Statt dessen gibt es eine knarzende, dafür aber im Gegensatz zu heute feudale Holztreppe, ein wahrer Schatz. Über Optionen zum Streichen wird gar nicht erst nachgedacht, da Pinterest sowas gar nicht wegen fehlendem Algorithmus zeigt. Mäkelnd steht man vor dem einen oder anderen „altbackenen“ Feature, ohne sie zu schätzen und die Möglichkeiten zu sehen, wie man daraus was schickes machen kann. Und zwar mit eigenen zwei oder vier Händen, Beize, Lasur, Farbe, Beläge - worauf einem jeder Influencer beneiden würde. Manche haben die Eigenart, alles schwarz zu sehen. Aus einem besonderen Altbau einen gewöhnlichen Neubau zu machen, kostet natürlich mehr als eine gängige Sanierung, und so wird dann eine Gebrauchtimmobilie gedanklich unverhältnismäßig teuer.
Davon mal ab, werden ja auch schnell bei einem Neubau die versteckten Kosten vergessen. Dann spricht man davon, dass Bestandshäuser teurer sind, weil Baunebenkosten und Außenanlagen im Neubau noch gar nicht kalkuliert wurden.
Zu beneiden sind die unkreativen Menschen nicht. Oftmals stehen sie ihrem Glück selbst im Weg.
 
A

Arauki11

@ypg Dazu passt das Folgende:
Wir waren zuletzt auf Besuch bei einer Freundin bei Augsburg. Sie hat sich vor 2 Jahren etwa ein altes Häuschen am Rande einer dortigen Kreisstadt gekauft, nachdem sie geschieden wurde. Eigenkapital war sehr gering, das stark renovierungsbedürftige Häuschen kostete etwa €170.000.-.
Ich sehe es jetzt und sah die Bilder vor dem Kauf und wunderte mich, wie die alleinstehende Frau Ende 50 als Angestellte im sozialen Bereich dieses Haus einfach gekauft hat, nachdem sie einen Bekannten (Allroundhandwerker) zur Besichtigung mitgenommen hatte. Ich hätte mich das so nicht getraut und ich halte mich ansonsten für eher mutig.
Ok, es liegt an einer etwas befahrenen Straße, dafür hat sie ein uriges Grundstück, wirkt Alles wie das sog. Hexenhäuschen. Türhöhe im OG, das nur durch eine einfachste Holztreppe ohne Geländer erreichbar ist liegt bei 180cm, ich muss mich bücken, Deckenhöhe im OG bei 200cm etwa. Einen Teil der OG-Decke in ihrem Schlafzimmer hat sie herausgenommen und dadurch einen wunderschönen, offenen Raum erhalten. Heizung neu, uralte Türen angemalt aber inzwischen nach Sparen durch neue ersetzt. Decken allesamt nur übergepinselt, Fassade mit einfachem Holz teilw. verschalt, im WZ einen Ofen, ansonsten Heizkörper.
Nach Möglichkeit wirklich nur das Nötigste gemacht, auch dass es ordentlich aussieht, Dach hält noch, Küche neu, Fußboden günstige Fliesen. Weder Fußbodenheizung noch sonstiger Schnickschnack, Dämmung eher schwach, sie zieht auch mal einen Pullover an bei Bedarf, uriges Bad, ein fache Haustür uvm. Alles im Haus ist anders, als man das von einem Traumhaus erwarten würde und dennoch ist es ein besonderes Haus geworden aber eben nicht vom meckern oder zaudern.
Man kann es auch "mehr Glück als Verstand" nennen aber ich kenne sie seit Jahrzehnten und weiß, dass sie wirklich anpackt und nicht wartet und dadurch ihr Glück "erzwungen" hat; sie hatte keine Alternative nach dem Kauf.
Wenn sie in 7 Jahren in Rente geht ist das Haus bezahlt, ihre Kalkulation steht sauber, zu erben gibts Nichts. Aktuell ist sie eine Woche im günstigen Badeurlaub, danach besuchst sie uns. Sie muss rechnen und tut das auch.
Ich war jetzt schon öfter dort und bewundere immer wieder, was sie aus diesem einst abgehalfterten Haus Bj. etwa 1950 gemacht hat; ich würde mich dort sofort wohlfühlen. Die Kinder und deren Freunde haben mitgeholfen, es wurde eben so und das renoviert, wie sie es mit ihren Möglichkeiten konnten; Luxus Fehlanzeige und dennoch besitzt sie ein wunderschönes, geschmackvolles Zuhause.
Natürlich hätte sie auch Pech haben können, ich höre sie aber nie jammern, auch wenn sie vor der Scheidung mit Insolvenz des Mannes in einem schicken Neubau-Passivhaus wohnte aber ihre stets positive Herangehensweise und das Zupacken und auch Weglassen können hat ihr zu diesem beachtenswerten Erfolg verholfen. Im Bekanntenkreis hatte man ihr eine 2-Zimmer-Mietwohnung angeraten, nun wird sie im Alter ein bezahltes Haus haben.
Ich weiß, warum sie meine Freundin ist, sie jammert nie oder sucht anderswo Schuldige für ihre kurzfristig aus den Fugen geratene Lebenssituation, nicht die Weltwirtschaft oder die Regierung, sie kümmert sich um sich. So sind auch ihre Kinder, lebensfroh und positiv - ich mag so etwas und habe hohen Respekt davor ! Anstatt teure Urlaube zu machen tauschen wir auch mal gegenseitig die Häuser incl. Autos, es gibt so viele Wege nach Rom in der heutigen Zeit.
 
H

Haus123

Das ist ja schön und gut, nur sagt altai doch selbst "heute sähe ich da keine Chance mehr". Abgesehen von ihrem unbestrittenen Fleiß 2 Kinder alleine durchzufüttern, erkennt sie doch selbst, dass heute der Neubau eben NICHT mehr möglich wäre. Sie da als Beispiel anzuführen, dass man es heute trotzdem noch schaffen kann, ist doch eine Verzerrung der Realität.

All eure Beispiele und auch euer eigenes Haus, sei es gebraucht oder neu, sähe heute eine Nummer kleiner aus oder gäbe es erst gar nicht, es sei denn ihr hattet das Eigenkapital sowieso schon zur Verfügung oder habt wirklich vor 40 Jahren gebaut. Das ist ein Fakt und wird durch eure Blut-Schweiß-und-Tränen-Reden nicht besser. Übrigens ist ein Gebrauchthaus auch gar nicht unter der Würde der Leute. Nur sprechen wir hier von der ersten Generation, die schlechtere Wohnverhältnisse als ihre Elterngeneration haben wird und zunehmend bereits hat (naja mit Ausnahme der Nachkriegszeit und den damit verbundenen Zerstörungen). Und was noch gravierender ist: Ob man nun persönlich selbst einen Neubau braucht oder nicht, irgendwer muss ihn bauen, denn sonst wird der Wohnraum knapper, als er eh schon ist. Und diesen Wohnraum muss sich wer leisten können. Und genau das schnallt ihr nicht, ihr habt ja euer Haus. Ihr müsst nicht für die doppelte Miete mit 5 Personen in München in einer 3-Zimmer-Wohnung sitzen. Übrigens das hier so gepriesene 90er-Reihenhäuschen gibt es im westdeutschen Metropolumfeld nicht für 400 Tsd, sondern 800 Tsd. Da kann sich ja jeder geschwind die Kreditrate ausrechnen. Spoiler: Es braucht 2 Altais und zudem noch die Unterstützung der Eltern. Dafür reicht es vielleicht noch, aber für den Neubau nicht mehr. Für den bleibt dann leider niemand mehr übrig und die Situation verschärft sich weiter.

Ja, Jammern hilft nicht. Die gesellschaftlichen Probleme aufzuzeigen, ist aber dringend angebracht. Aber die jetzigen Hausbesitzer muss das nicht interessieren. Manch einer (keine persönliche Unterstellung) wird sich da klammheimlich eher noch über die Situation freuen. Die Knappheit lässt ja die Preise weiter steigen.
 
N

nordanney

Nur sprechen wir hier von der ersten Generation, die schlechtere Wohnverhältnisse als ihre Elterngeneration haben wird
Das machst Du woran genau fest? 140 statt 170qm? Normal Elektro statt KNX? Doppelgarage statt Dreifachgarage?
Übrigens das hier so gepriesene 90er-Reihenhäuschen gibt es im westdeutschen Metropolumfeld nicht für 400 Tsd, sondern 800 Tsd.
Kommt auf die "Metropole" und das Umfeld an. Ich kenne sogar einige TOP 7 Standorte, wo das funktioniert und wohne sogar in so einem Umfeld. Diese Häuser gibt es fast überall.
All eure Beispiele und auch euer eigenes Haus, sei es gebraucht oder neu, sähe heute eine Nummer kleiner aus
Das ist der einzige Punkt, an dem ich Dir uneingeschränkt zustimme und das ist auch der einzige Punkt (neben abgehobenen Ausstattungswünschen), der heute Bauen für die meisten, die es wollen, auch verträglich macht. Rückbesinnung auf vernünftige Flächennutzung. Die Wohnfläche pro Kopf ist z.B. in den letzten 30 Jahren fast um 40% gestiegen (liegt aber nicht nur an den Wünschen, sondern auch an gestiegenen Single-Wohnungen). Und unglücklich war bestimmt kaum jemand Mitte der 90er.
 
H

Haus123

Woran ich das festmache? Ich schaue mir die Wohnsituation in meinem persönlichem Umfeld zu Zeiten meiner Kindheit / Jugend und nun im Erwachsenenalter an. Und im Erwachsenenalter ist es nun mal so, dass sich fast niemand mehr einen Neubau leistet, manche beim gebrauchten Reihenhaus landen (in ihrer eigenen Kindheit im Einfamilienhaus aufgewachsen) und manche ohne ausreichend familiäre Untersützung auf Ewigkeit in ihrer winzigen Mietwohnung versauern. Gerade deshalb beschweren sich ja die Leute. Sie können mit einer eigenen Familie nicht den Lebensstandard halten, den sie selbst von zuhause gewohnt waren. Abstieg tut weh, immer.

Ich finde es übrigens abstrus wie hier immer ins Persönliche abgedriftet wird und einem Neid unterstellt wird, nur weil man ein gesellschaftliches Problem erkennt. Ich selbst wohne nicht schlecht und kann mich über meine finanzielle Situation wirklich nicht beklagen, aber kann die Realitäten ausreichend objektiv beurteilen, wohingegen sich manch eine Person hier im Bauchpinseln der vermeintlichen oder tatsächlichen (ich bin da zu fern das zu beurteilen) Leistung gefällt.

Ich mache das nicht an 140m2 statt 170m2 oder Doppel- statt Dreifachgarage fest. Das ist ja auch nicht die Elterngeneration, sondern einfach Personen, die 5-15 Jahre älter sind und einfach die Gnade einer paar Jahre früheren Geburt hatten. Die Elterngeneration ist eher die Boomergeneration, die vom Bauboom bis Mitte der 90er-Jahre profitieren konnte. Richtig ist natürlich, dass es all das auch nicht geschenkt gab. Diese Leute haben nicht bis 25 studiert und sind mit 18 durch die Welt gereist. Ich sehe schon auch die Unterschiede. Ändert am Ergebnis aber nichts. Die gesellschaftlichen Realitäten haben sich geändert und außer ein paar duale Studiengänge fällt mir jetzt nicht viel ein, wie man heute in jungen Jahren selbst bei einem frugalen Lebensstil das notwendige Eigenkapital aufbauen kann, um nicht erst mit 40 oder gar 50 zu bauen. Zumindest dort, wo es teuer ist. Ja, die Preise sind regional unterschiedlich. Es wird aber auch regional unterschiedlich verdient. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die breite Masse der hochbezahlten Jobs ist nun mal dort, wo es teuer ist.

Übrigens bin ich auch alt genug, um die Geschichten der harten alten Zeit familiär übertragen bekommen zu haben. Natürlich kann man sein Kinderzimmer im unbeheizten Dachboden haben. Im Winter (die waren damals in den 50er-60er-Jahren sehr sehr hart und schneereich) gefrieren die Fenster, im Sommer die komplette Gegenhölle. Natürlich kann man so leben. Aber wollen wir da ernsthaft hin zurück und halt mal "im Winter einen Pulli anziehen"? Und sollen das vor allem jene predigen, die selbst im warmen Haus sitzen?
 
N

nordanney

Woran ich das festmache? Ich schaue mir die Wohnsituation in meinem persönlichem Umfeld zu Zeiten meiner Kindheit / Jugend und nun im Erwachsenenalter an.
Die Elterngeneration ist eher die Boomergeneration, die vom Bauboom bis Mitte der 90er-Jahre profitieren konnte.
Und die haben im Vergleich zu heute eine so was von schlechtere Wohnqualität. Was Du erzählst, ist totaler Unsinn.

Also jetzt noch einmal ganz konkret. Warum ist die Wohnsituation heute schlechter als damals?
 
Zuletzt aktualisiert 12.06.2025
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