Bauen mit Architekt - eure Erfahrungen?

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ruby27

Ach Mensch, wir möchten doch einfach nur einen Grundriss, der für uns als Familie praktisch ist und uns gefällt. Es hilft mir ja nichts, wenn andere einen Grundriss toll finden und für uns taugt der dann nicht.

Noch mal eine andere Frage... Hat denn Jemand vielleicht Erfahrungen damit, einzelne Gewerke selbst zu vergeben/ in Eigenleistung zu erbringen? Bespricht man das mit dem Architekten und der ist dann quasi nur zuständig für alles andere?

Wir können nicht unendlich viel machen (berufstätig und kleine Kinder), haben aber einen Elektriker und einen Fliesenleger im Freundeskreis. Parkett verlegen, verputzen und streichen kann ich selbst, habe ich hier im Haus auch gemacht und würde das zeitlich mit etwas Unterstützung auch schaffen.
Sanitärinstallation könnte wahrscheinlich Schwager übernehmen. Also alles Sachen, die eher am Ende der Sanierung passieren.
Könnte man sich mit dem Architekten also quasi auch auf ein "fast schlüsselfertiges" Haus einigen und die Zusammenarbeit endet, wenn z.B. nur noch Wand- und Bodenbeläge und die Bäder fehlen?
 
Y

ypg

wenn andere einen Grundriss toll finden und für uns taugt der dann nicht.
Es gibt kein „toll“. Ein (guter) Architekt plant nach Machbarkeit hinsichtlich Bebauungsplan, Gelände und finanziellem Aspekt. Er bringt Individualität, Bedürfnisse und Zukunftsplanungen der Familie hinsichtlich Rücksicht, Privatsphäre, Flexibilität, Wohlfühlatmosphäre und individueller Entfaltung unter ein Dach.
Ja mei… ein Architekt hat doch jegliche Art von Bedarf und Bedürfnis studiert… der weiß schon, wie man Räume legen muss, dass alles funktioniert, wie man sich das vorstellt Und funktioniert. Denn das ist ja Sinn und Zweck eines Heimes bzw. eines Wohnhauses. Allerdings wissen das die meisten Laien nicht und planen selbst etwas plump daher.
Bevor hier nicht Deine Ausfertigungen dargelegt werden, stufe ich Dich - sorry, ehrlich gesagt - in die Schublade, wie man hier die letzten paar Diskussionen wie auch 80% der Entwurfsdiskussionen von Laien einstufen muss. Einfach mal einlesen.

Elektriker und einen Fliesenleger im Freundeskreis.
Naja, was bedeutet Freundeskreis? Da man auf Rechnung und Gewährleistung arbeiten lässt oder lassen muss, könnte ein Freund ggf mal aus einer Steckdose später 2 machen. Auch beraten könnte er. Dass da ein Freund das ganze Gewerk übernimmt, das würde quasi den Hausbau verlängern - vorausgesetzt er nimmt seinen Jahresurlaub und hat Zeit für Euch. Vielleicht bekommt Ihr bei den Firmen, wo die arbeiten, ggf Prozente beim Material?
Sanitärinstallation
Da gilt es nicht nur ähnlich, sondern da ist Gewährleistung ganz hoch einzustufen.
Könnte man sich mit dem Architekten also quasi auch auf ein "fast schlüsselfertiges" Haus
Du kannst (fast) alles. „Schlüsselfertig“ ist ein Marketingwort.. damit wirbt ein Architekt nicht… dehnbar ausgelegt vor allen für GUs.
Parkett verlegen, verputzen und streichen kann ich selbst, habe ich hier im Haus auch gemacht und würde das zeitlich mit etwas Unterstützung auch schaffen.
Bodenbeläge und Malerleistungen müssen meist schon immer in Eigenleistungen dazugerechnet werden, da das kaum noch ein GU inkusive anbietet. Aber Du willst ja mit Architekt bauen. Der rechnet auch Eigenleistungen ein. Man muss nur aufpassen, dass seine Werte dafür realistisch angesetzt werden, denn er wird ja nach HOAI bezahlt, also nach Baukosten.
 
11ant

11ant

Noch mal eine andere Frage... Hat denn Jemand vielleicht Erfahrungen damit, einzelne Gewerke selbst zu vergeben/ in Eigenleistung zu erbringen? Bespricht man das mit dem Architekten und der ist dann quasi nur zuständig für alles andere?

Wir [...], haben aber einen Elektriker und einen Fliesenleger im Freundeskreis. Parkett verlegen, verputzen und streichen kann ich selbst, habe ich hier im Haus auch gemacht und würde das zeitlich mit etwas Unterstützung auch schaffen.
Sanitärinstallation könnte wahrscheinlich Schwager übernehmen. Also alles Sachen, die eher am Ende der Sanierung passieren.
Könnte man sich mit dem Architekten also quasi auch auf ein "fast schlüsselfertiges" Haus einigen und die Zusammenarbeit endet, wenn z.B. nur noch Wand- und Bodenbeläge und die Bäder fehlen?
Danke für den unbewußt gegebenen Anstoß, daß ich meinen Hausbau-Fahrplan nach der Erweiterung um die alternativen Vorgehensweisen auch noch durch einen Umbau-Fahrplan ergänzen sollte !

Ich würde bei der Vergabe kein(en) Kuddelmuddel veranstalten, indem man dem Architekten ins Handwerk pfuscht. Besprecht mit dem Architekten die ganz normale Ausschreibung, an der eben auch der Schwager und man selbst teilnehmen. Die Sanierung im (räumlichen) Bauabschnitt Altbau und der Anbau sind im praktischen Ablauf kaum vernünftig trennbar - oder wollt Ihr erst im (zeitlichen) Bauabschnitt I eine vorläufige Rumpfwohnung fertigstellen, der eine sukzessive Mehrwohnraumfertigstellung folgen soll ? - beim Verantwortungsübergabepunkt für die Bauleitung schränken Euch meines Wissens weder Baugesetzbuch noch HOAI in Eurer Vertragsfreiheit ein. Die Baukoordination mit Bauzeitenplan inklusive aller Helfer- und Eigenleistungen würde ich in der Hand des Architekten zusammenfassen. Und auch ich begleite ständig mehr Vorhaben, als meine Leistungen-Speisekarte aufführen kann, berate also gerne auch über die Gestaltung der Zusammenarbeit mit dem Architekten.

Wenn das Konzert gelingen soll, würde ich NIEMALS mich selbst oder meinen Schwager davon ausnehmen, nach dem Taktstock desselben Dirigenten zu spielen wie alle anderen Beteiligten !
 
L

leschaf

Um mal eine Antwort auf die Ausgangsfrage zu geben: wir sind gerade mit der Sanierung von 190qm Wohnfläche BJ1936 durch (haben 2 kleine Kinder, 1 und 4 Jahre alt).

1) Ja, immer wieder mit Architekt/in. Wir wären sonst ziemlich aufgeschmissen gewesen, das Geld ist definitiv gut investiert, wenn man es hat.
2) Nein, keine Eigenleistung einplanen mit 3 Kindern neben dem Beruf. Wenn ihr was schafft, gut - aber verlasst euch nicht drauf. Wir wollten nicht unsere ganze Freizeit auch noch auf der Baustelle verbringen. Es fallen nämlich auch so zig Besprechungstermine oder Telefonate an, die man erstmal im (Berufs-)Alltag unterbringen muss.
3) Auf jeden Fall jemanden suchen, der Alt- und Neubau-erfahren ist.
4) Auf jeden Fall jemanden suchen, mit dem ihr auch persönlich klarkommt, bzw. dessen Art ihr gut abkönnt.
5) Aufs Bauchgefühl hören.
6) Architekt Ausschreibungen machen lassen und auf seine/ihre Empfehlungen zu Handwerkern hören. Erfahrene Architekten sind normalerweise gut vernetzt und die Angebote der Handwerker ok, weil sie auch in Zukunft mit der Architektin weiter arbeiten wollen. Wir haben an 2 Stellen versucht, es über Empfehlungen von Freunden günstiger zu bekommen, am Ende waren die beide wesentlich teurer. Es ist auch wichtig, dass auf der Baustelle alle einigermaßen miteinander klarkommen.
7) Macht euch darauf gefasst, dass auch mit Architekt extrem viele Entscheidungen auf euch zukommen, die sehr viel Zeit fressen können. Priorisiert die Sachen, die euch wirklich wichtig sind und lasst euch sonst Sachen empfehlen. Beispiele: Wir hätten sicherlich viele Stunden lang Fenstergriffe raussuchen können, haben da aber einfach den "Standard" unserer Architektin genommen. Sieht gut aus und wir achten eh nicht drauf. Fußleistenhöhe 6, 8, 10 oder 12cm? Auch hier einfach der Empfehlung gefolgt und es ist gut so. Fliesen im Bad hingegen gefallen mir jedes mal wieder gut, wenn ich sie sehe - da haben wir selbst was ausgesucht, zumindest teilweise.
8) Macht euch zumindest für den Sanierungsteil auf Überraschungen gefasst und bleibt flexibel. Bei uns war z.B. in den Originalgrundrissen ein einschaliges Mauerwerk eingezeichnet, in der Realität war es aber zweischalig. Das führt dann z.B. dazu, dass man 2x Stahlträger braucht, wenn man neue Fensteröffnungen macht und dass man Leitungen nicht in der Wand langverlegen kann. Das eine erhöht die Kosten, das andere verändert die Planung.
9) Schaut bei der Kostenschätzung vom Architekten genau hin und plant ordentlich Puffer (20% aufwärts) ein. Weder bei uns, noch bei allen anderen, die wir persönlich kennen und die mit Architekt unterwegs waren/sind, hat das am Ende hingehauen. Vor allem deshalb, weil einige kleinere Sachen da halt nicht drin sind (ggf. Entkernung und Entsorgung, Dixiklo, ...).
 
11ant

11ant

Schaut bei der Kostenschätzung vom Architekten genau hin und plant ordentlich Puffer (20% aufwärts) ein. Weder bei uns, noch bei allen anderen, die wir persönlich kennen und die mit Architekt unterwegs waren/sind, hat das am Ende hingehauen. Vor allem deshalb, weil einige kleinere Sachen da halt nicht drin sind (ggf. Entkernung und Entsorgung, Dixiklo, ...).
Da braucht man im Prinzip nur auf die Rechnung von der Autoreparatur zu schauen, welchen Anteil da die Schräubchen / Schellen / Gummis / Unterlegscheibchen ausmachen.
 
Zuletzt aktualisiert 27.04.2024
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