Ausschreibungssoftware zum überschaubaren Preis

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Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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11ant

11ant

Kein Digitalabwürgen. Den größeren Teil des Nutzens hat professionelle Ausschreibungssoftware dann, wenn der Bieter das Ergebnis gleich als Datei bekommt und sein Angebot auch in die Datei füllen kann - dann spart es dem Vergeber (eines Schulzentrums o.ä.) Arbeit. Bei einem Einfamilienhaus werden aber in der Regel nur solche Bieter an der Ausschreibung teilnehmen, die solche Ausschreibungsdateien gar nicht öffnen können, da ist Papier das kompatible "Format". Privatleute-erschwingliche Software leistet nicht mehr als Steuererklärungs-Shareware. Und: das Know-how muß beim Bediener vorhanden sein, das generiert die Software nicht. Wenn der Bediener schon selber sagt, zwar ambitioniert, aber doch Laie / Anfänger zu sein, muß der Rat also logischerweise lauten: "erwarte nicht, daß das Zeug zaubern kann". Und eben auch: "Laien-Software hat üblicherweise keine Branchenstandard-Ausgabeformate" und ist damit praktisch nur ein nettes Gimmick.

man wird definitiv im Gewerbe deutlich ernster genommen...
Du meinst, wenn der Fliesenleger liest, daß die Ausschreibungstexte auf jeder Seite die Fußzeile haben "erzeugt mit Maggi-Fix für eigenvergebende Häuslebauer", dann steht der stramm ?

bei mir passiert das wenn ich "Sweet Home 3D" für die Erstellung des Grundrisses empfehle.
Ganz gleich, welche Laien-Software man zum Planen benutzt: 1. die Laienplaner haben regelmäßig auf dem Gebiet des räumlichen Vorstellungsvermögens sowie des Proportionengefühls deutlich größere Defizite als in der reinen Zeichentechnik; 2. die Software hat keinen Warnton, wenn man zu enge Durchgänge oder Treppen mit zu knapper Kopfhöhe plant; 3. die Software für Laien kann regelmäßig keine Ausgabeformate erzeugen, die der Profi in sein Architekten-CAD importieren kann; 4. die Software lohnt nicht, wenn man nur ein einziges Haus plant (auch nicht, wenn man es in zwanzig Varianten durchspielt): selbst Laien-Software braucht Einarbeitung, und die zahlt sich erst nach mehreren Objekten aus - bis dahin war man auf Papier schneller; 5. Handkritzeln übt das Gefühl für geeignete Dimensionen rascher als Mausschieben.

Dass 6. ich persönlich von dem Zeug außer Abstand nichts halte, ist subjektiv und fällt somit als "Argument" ohnehin nicht ins Gewicht.

Der Weg zur erfolgreichen Ausschreibung führt m.E. nicht über Software zum säuberlichen Ausplotten der Unterlagen, sondern viel mehr über ganz klassische Stationen:

A) eine gute Ausschreibung steht und fällt mit der Auswahl der teilnehmenden Pappenheimer - einfach an die versammelte Mannschaft des Branchenbuches rundzufaxen, bringt wenig;

B) ein wesentlicher Motivationsturbo für den Ausschreibungsteilnehmer ist, die Anfrage im persönlichen Gespräch zu erhalten, anstatt - ganz gleich ob analog oder digital - unpersönlich irgendeinen Postweg zu wählen;

C) Ausschreibungsteilnahmen kosten Zeit = Geld. Das investiert man lieber, wenn man eine faire Chance auf den Auftragsgewinn sieht. Und das ist nicht gegeben, wenn man befürchten muß, der Bauherr hat das gleich an zwanzig Firmen so geschickt.

Bei uns läuft das recht dreist - wir lassen uns ein Angebot machen [...], streichen alle Preise, und schicken das dann als Anfrage weiter
Das macht die Anfrage dann zumindest ehrlich als Preisvergleicher-Anfrage erkennbar - teilnehmen werden dann allerdings auch vornehmlich solche Bieter, die Aufträge über den Preis gewinnen wollen.
 
untergasse43

untergasse43

[...] teilnehmen werden dann allerdings auch vornehmlich solche Bieter, die Aufträge über den Preis gewinnen wollen.
Das sind dann die Aufträge, die erst mit den Nachträgen schwarz werden Es gibt nichts schöneres für einen abgebrühten Unternehmer, als wenn er unvollständige Ausschreibungen bekommt, entsprechend billig anbietet und genau weiß, dass er die Kohle am Ende doch bekommen wird.

Bei uns läuft das recht dreist - wir lassen uns ein Angebot machen (gerne auch mit persönlichem Treffen und Durchsprache, wie wir was haben wollen), streichen alle Preise, und schicken das dann als Anfrage weiter mit den jeweiligen Informationen (Baumappe etc.)
Legitim, aber deshalb kosten ausführliche Angebote bei guten Firmen mittlerweile direkt Geld. Und zwar zu Recht.
 
11ant

11ant

20 Gewerke - je 2-4 Anfragen - nie etwas bezahlt.
"Glück" gehabt.

Na ja, aber zumindest mit fließender Grenze zu "asozial". Als "legitim" zu empfinden, die Erwartungshaltung zu haben, bei allem müsse gefälligst immer irgendwer den Ehrgeiz haben, den minimalsten Gewinn daran zu machen, ist schon eine Verrohung der Sitten. Und es wird asozial, wenn der Bauherr gleichzeitig das Sankt Floriansprinzip gelten lassen will, daß sein Arbeitgeber aber bitteschön genug Gewinn machen soll, ihm ein fürstliches Gehalt zu bezahlen. Spätestens an diesem Punkt müßte nämlich einem Jeden klarwerden, daß Gewinn etwas notwendiges ist. Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen geringen Margen und hoher Insolvenzgefahr. Kein Bauherr hat wirklich einen Vorteil davon, wenn sein Auftragnehmer (= Gewährleister !) vorzeitig von der Bildfläche verschwindet, weil er seine Firma nicht mehr halten kann.

Die Bauherrendenke "der Architekt vergibt an den Günstigsten - wenn ich bei jedem Gewerk wo der Günstigste nicht auch der Billigste ist, "schlau" in das Ausschreibungsergebnis eingreife (und den Betreffenden auswechsele), bekomme ich mein Haus für weniger Geld" ist kurz gesprungen. Der Preis für dieses Wagnis ist eine "Straßenkötermischung" von Handwerkern auf der Baustelle - wo der Architekt dagegen seine in bekannter Qualität miteinander interagierenden Pappenheimer zusammengestellt hätte - und im Ergebnis eine höhere Zahl an Problemstellen.

Ich versuche mal mit einem Fußball-Vergleich zu illustrieren, was der Bauherr da in seiner unübertrefflichen Schläue eigentlich tut: er sortiert die Verteidiger aus seiner Mannschaft raus und stellt nur Stürmer auf´s Spielfeld. Ein schlechteres Toreverhältnis ist da kein Zufall, sondern "hausgemacht". Und der begleitende Sachverständige braucht mehr gelbe Karten.

Dem TE geht es hier hoffentlich um einen anderen Ansatz, aber von den Mitlesern dürfen sich die Richtigen gerne angesprochen fühlen
 
untergasse43

untergasse43

Na ja, aber zumindest mit fließender Grenze zu "asozial". Als "legitim" zu empfinden, die Erwartungshaltung zu haben, bei allem müsse gefälligst immer irgendwer den Ehrgeiz haben, den minimalsten Gewinn daran zu machen, ist schon eine Verrohung der Sitten.
Da wollte ich einmal nett sein Ich teile deine Ausführungen übrigens zu 100%. Wie du sagst, hatte er Glück oder kam gerade an die Firmen, die es nötig hatten.
 
11ant

11ant

oder kam gerade an die Firmen, die es nötig hatten.
Genau deren Anteil an der Gesamtmannschaft erhöht man leider systematisch, wenn man "preisbewußt" ausschreibt. Die Tabellenführer der Liste der Verlierer von Ausschreibungen sind nämlich auf Platz 2 diejenigen Bauherren, die in "weniger Geld für den Gegenwert" das Hauptziel einer Ausschreibung sehen; und auf Platz 1 diejenigen Bauherren, die hierin sogar das einzige Ziel sehen.

Mir hingegen erscheint erstrebenswerter, den Anteil der Nötighaber im Team zu reduzieren.
 
Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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