Hausbau machbar? Sind total verunsichert...

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M

michael0815

Hallo zusammen,

kurz etwas zu unserer aktuellen Situation. Unser Vermieter hat uns für Ende des Jahres gekündigt und nun sind wir am Suchen nach einer neuen Unterkunft. In dem Zusammenhang hat sich uns nun die Frage gestellt ob wir nicht lieber etwas bauen sollten, damit wir im Alter eine gesicherte Bleibe haben. Wir sind ich (32) und meine Lebensgefährtin (33). Kinder haben wir noch keine. Ich bin Dipl.-Inf., meine Lebensgefährtin kaufm.Angestellte.

Aktuell sind wir beide etwas am verzweifeln, da wir im Moment für uns irgendwie keine Möglichkeit sehen wie wir das Ganze stemmen könnten...uns fehlt da auch leider die Erfahrung. Grundstücke so zwischen 500-600 m² kosten bei uns im Saarland so zwischen 80-95k EUR. Wir hatten uns ein Weberhaus herausgesucht (Balance 300), welches noch mal 220k kosten würde. Plus Doppelgarage ~10k. Von daher haben wir mit einer Finanzierung von 350k gerechnet...ganz schön viel!

Zusammen kommen wir beide auf ~4000.- EUR / Monat + 13. Gehalt für jeden. Aktuell bin ich an dem Punkt an dem ich mich Frage, wie man überhaupt in unserer heutigen Zeit ein Haus bauen kann ohne sich finanziell den Hals zuzuziehen. Ich war 2007 fertig mit meinem Studium, von meinen Eltern hatte ich nicht viel Geld übrig. So musste ich mir erst mal selbst etwas aufbauen, mein Auto hat zudem den Geist aufgegeben. Für Eigenkapital anzusparen war da nicht viel Spielraum. Zwar könnten wir bis Ende des Jahres 20k Eigenkapital zusammenbekommen, allerdings würde das bei einem Kredit von 350k nicht wirklich viel helfen. Aktuell zahlen wir ~800 EUR Miete (warm, inkl. Strom) und haben 300.-/Monat für Lebensmittel etc. Das reicht uns vollkommen - ich würde uns schon als rel. sparsam bezeichnen. Parallel dazu schaffe ich es mit den aktuellen Fixkosten monatlich ~1200 EUR auf die Seite zu legen
. Für die Altersvorsorge hab ich noch nichts unternommen, da die Frage Hausbau schon länger in meinem Kopf ist und wohl zu Zeit die Beste Altersvorsorge bildet. Dennoch erscheint mir unser Projekt irgendwie nicht finanzierbar. Könnt ihr mir weiterhelfen? Wäre über Meinungen, Tipps etc. froh.


Gruß
Michael
 
M

michael0815

Uns ist klar, dass wir das Haus nicht bis Ende des Jahre gebaut bekommen. Von daher suchen wir aktuell bereits eine passende Mietwohnung. Jedoch wollen wir das Projekt schon parallel angehen um nicht weiter jeden Monat Miete zu verschenken.

Vielleicht noch ein Interessanter Punkt: die aktuelle Kaltmiete beläuft sich auf etwa 600.- EUR/Monat.
 
O

Orion

Hallo Michael,

ja, ich kenne das. Auch uns ist in den letzten beiden Jahren bewusst geworden, was für eine "Vererbegesellschaft" wir sind! Da gibt es Leute, deren Eltern halt nicht viel übrig haben und die es irgendwie schaffen, eine gute Schulbildung mit Studium zu absolvieren und dann mit 28 ohne Eigenkapital dastehen und erst mal Bafög und Co. zurückzahlen. Und dann gibt es eben Leute, die mal schnell auf viel Geld von Papa oder gleich ein ganzes Grundstück hoffen können und deren Kinder dann auf noch mehr Geld... aber das soll ja nicht das Thema sein

Ich denke, die entscheidende Frage bei euch ist ja, ob ihr immer auf 4.000 netto zählen könnt. Wie werdet ihr arbeiten (können), wenn ihr Kinder habt? Grundsätzlich sind 4.000 netto ja nicht so schlecht und man müsste sich schon fragen, wer dann überhaupt noch bauen kann!

Ich würde die Sache so angehen: Überlegt euch gut, wie viel ihr im Monat tilgen könnt und wie lange ihr abzahlen möchtet. Ich würde mal sagen, 1.200 Euro pro Monat als Tilgungsrate wären realistisch. Das könnt letztendlich aber nur ihr selbst beantworten, aber bei 13 Monatsgehältern a 4.000 netto sollte das gehen. Im Kreditrechner überschlagen solltet ihr damit bei einer Laufzeit von 30 Jahren (je nach Energiestandard des Hauses und möglichen Förderprogrammen) auf eine Kreditsumme irgendwo zwischen 320.000 und 330.000 Euro kommen. Wenn du dann im Laufe des Jahres noch 20.000 ansparst als Eigenkapital liegst du ja im benötigten Bereich.

Bedenke dann noch folgendes: Vermutlich wird sich der Kredit auch aus mehreren Bausteinen zusammensetzen. Zum Beispiel für eine entsprechende Heizung, energieeffizientes Wohnen/Bauen usw. Manche dieser Bausteine lassen sich relativ schnell auch mit der ein oder anderen Sondertilgung tilgen, sodass deren Anteil an der Rate irgendwann rausfällt. Unser Beispiel: Wir zahlen eine Rate von 1.600 Euro. Darunter sind ein Grundstückskredit mit rund 200 Euro und ein Förderkredit für die Heizung mit 80 Euro. Obwohl es zinstechnisch Blödsinn ist, tilgen wir diese zuerst, sodass unsere Rate in einigen Jahren eben um 280 Euro niedriger ist! Oder wir nehmen dieses Geld eben und erhöhen die Tilgung der anderen Bausteine entsprechend... Wird sich dann zeigen!

Das größte Problem wird bei euch aber wie bei uns sein: In den kommenden Jahren, wenn evtl. Kinder geplant sind, wird auch die Rate noch höher sein. In 10 Jahren wird es dann - je nach Anschlussfinanzierung und Lohnsteigerung - vielleicht real betrachtet entspannter. Ich würde mir mal eine Tabelle anlegen für die kommenden 30 Jahre und darin eine realistische Lohnentwicklung (1,5% Lohnsteigerung pro Jahr im Schnitt?) der Rate gegenüberstellen.

Nur zuletzt: Derzeit sind die Zinsen niedrig! Eine Finanzierung, die jetzt "gerade so geht" könnte in 10 Jahren bei doppeltem Zinssatz und wenig Tilgung in den ersten 10 Jahren dann ein echtes Problem werden!
 
Der Da

Der Da

Ich kenne Eure Situation nur zu gut. Wir waren in der Selben. Gleiches Alter, nur beide Dipl Ings
Allerdings muss ich mich fragen, was ihr mit Eurem Geld macht? bei 4000 € Netto, muss man bei dem was du angegeben hast locker 2000 € weglegen können, wenn man es möchte.
Aber gut seis drum, ich kann verstehen, dass man erst mal Leben möchte, und der Zug ist diesbezüglich abgefahren.

Spannend ist die Frage, was du allein verdienst, denn wenn ihr Kinder planen solltet, dann wirds ja irgendwann mal soweit sein, dass einer von Euch beiden zu Hause bleibt. Bei uns ist das meine Frau, und dank Elterngeld klappt das momentan noch ganz gut. Aber was ist nach den 12 Monaten? Derjenige, der sich um die Aufzucht kümmert, arbeitet dann nur noch nen halben Tag, zusätzlich muss wahrscheinlich ne teure Kita bezahlt werden. Das heisst, dass wahrscheinliche keine 500 € netto übrig bleiben. Genau dann ist es spannend, denn dann muss das eine andere Gehalt ausreichen, um den Kredit zu bedienen. Bei uns wird das meines sein. Zwar tilgen wir in dieser Zeit ein Minimum von ca 1000 €/Monat, aber das ist nur für wenige Jahre so. Wir haben zusätzlich ein hohes Sondertilgungsrecht. Von dem her sind wir auf der sicheren Seite. Sollte dann irgendwann ein zweites Kind folgen, wirds noch bitterer. Dann schrumpft nämlich das Elterngeld meiner Frau von jetzt 1800€ auf vielleicht 300 € oder halt n bisschen mehr.

Zu eurer Überlegung. Wenn Ihr ähnlich baut wie wir, wir haben ein Fertighaus mit 150 qm und ein paar Extras geplant und gebaut, werdet Ihr bei den Grundstückspreisen am Ende vermutlich die 4 vorne stehen haben. Wenn ich heute zurück blicke, hätten wir knappe 50 000 sparen können, wenn es hätte sein müssen. Aber etwas Luxus muss man sich ja schon gönnen.

Der Preis, den Euch der Anbieter genannt hat, ist wahrscheinlich der erste Angebotspreis. Richtet Euch darauf ein, dass hier noch einiges on Top kommt. War bei uns nicht anders. Erster Preis 190 000, dann haben wir 15 000€ an extras dazugenommen (Erker und Lüftungsanlage) und nach der Architektenplanung und Bemusterung stand ein Preis von 225 000 auf dem Zettel. nicht Schlüsselfertig, also nochmals 10 000 € für Bodenbeläge und Tapeten in Eigenleistung. Dazu kamen bei uns 40 000 Baunebenkosten. (10 000€ davon waren Erschließungskosten die überraschend dazu kamen)

zwei Dinge werden es Euch schwer machen: Erstens das fehlende Eigenkapital, wobei ihr sicher einen Kredit bekommen werdet über 300 000 €. Zweitens die Zeit. Ihr müsst Ende des Jahres raus... so schnell kann Euch wahrscheinlich euer Fertighausanbieter kein Haus liefern. Wir haben Dezember 2011 unterschrieben und sind vor 2 Wochen eingezogen. Das Haus stand zwar nach 2 tagen, aber da folgen dann 3 Monate Innenausbau und Trocknung. Und die Wartezeiten sind teilweise sehr extrem bei den Fertighausanbietern. Was den Banken natürlich recht ist. Ich kotz jeden Monat, wenn ich sehe was wir an Bereitstellungszinsen bezahlen für den lächerlichen Restbetrag, der noch offen ist. Diese Zinsen hatten wir 12 Monate frei, aber seit 3 Monaten zahlen wir diese, und die Zinsen hier sind höher als die Kreditzinsen.

ich hoffe das hilft euch ein wenig. Ich würde an Eurer stelle was billiges mieten, und dann noch 1-2 Jahre sparen was das Zeug hält. Ich kann auch aus eigener Erfahrung sagen, mit einem Säugling ein Haus innen auszubauen ist kein besonders großes Vergnügen, und auch jetzt kurz nach dem Umzug ist unser kleiner doch reichlich verstört. (er ist jetzt fast 5 Monate.) Auch die 3fach Belastung, Haus Kind und Job waren kein Spass. Wenn man es hinter sich hat, isses super, aber währenddessen hab ich oft geflucht, und um ne Mütze Schlaf gebettelt.
 
G

Gluecklich

Aufpassen bitte!! Ihr habt einen wichtigen Posten vergessen - oder ich habe was überlesen!
Wo sind die Nebenkosten?? Rechne dafür (Steuer, Erdarbeiten, Anschlüsse, Garten, Zuwege etc.pp und natürlich Küche und Umzug (sind schon Böden, Tapete, Putz mit drin??) noch mal rd.70.000 dazu. Und: Vergiß bei all der Rechnerei nicht, dass die laufenden Nebenkosten (Müll, Strom, Wasser, Versicherung...) noch mal etwas höher sind, als bei deiner Mietwohnung. Dementsprechend nimm auch deine Kaltmiete plus der ganzen Umlagen und dann vergleiche mit dem Kredit plus erhöhter Umlagen.
Und, ja, euer Wunschanbieter ist hochpreisig. Denk aber nicht, dass ein "günstigerer" Anbieter am Ende auch wirklich deutlich günstiger wird.
Wie wäre es stattdessen mit einer Eigentumswohnung?
 
M

michael0815

Ich denke, die entscheidende Frage bei euch ist ja, ob ihr immer auf 4.000 netto zählen könnt. Wie werdet ihr arbeiten (können), wenn ihr Kinder habt? Grundsätzlich sind 4.000 netto ja nicht so schlecht und man müsste sich schon fragen, wer dann überhaupt noch bauen kann!
Genau diese Fragen habe wir uns auch gestellt. Ich für meinen Teil bin nun erst 32 und komme auf ein Jahresbrutto von ~58.000 EUR/Jahr. Ich denke das sollte über die nächsten Jahre auch noch etwas steigen. Wir haben eine Rechnung aufgemacht, nach der wir ~1400.-/Monat (kalt) zahlen an Krediten zahlen würden. Dann hätten wir immer noch unsere 13. Gehälter + ich aktuell ~600 EUR /Monat, die ich nebenher sparen könnte. So kämen wir auf jährliche Rücklagen von etwa ~9000 EUR. Da ich aber keine Erfahrung habe ob das viel oder doch zu wenig ist vielleicht die Frage an euch...


Nur zuletzt: Derzeit sind die Zinsen niedrig! Eine Finanzierung, die jetzt "gerade so geht" könnte in 10 Jahren bei doppeltem Zinssatz und wenig Tilgung in den ersten 10 Jahren dann ein echtes Problem werden!
Soll heißen "jetzt oder nie"?

Bedenke dann noch folgendes: Vermutlich wird sich der Kredit auch aus mehreren Bausteinen zusammensetzen.
Ich habe dazu folgendes gefunden: es gibt eine 50.000.- EUR Förderung der KfW für Neubaufvorhaben von Energieeffizienten Häusern. Hat damit jemand Erfahrung? Außerdem noch einen Kredit für Photovoltaik. Zudem gibt es im Saarland eine Förderung:
  • bis zu 30% der Gesamtkosten (Max. EUR 500,00 je qm förderbarer Wohnfläche, EUR 400,00 je qm bei der Durchführung von wesentl. Baumaßnahmen)
zu 1,90% p.a. nom., die denke ich für uns interessant wäre.
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
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