Immobilie kaufen trotz Schulden: Finanzierung einschätzen und Risiken verstehen

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H

Haus123

Ich bin ja ein wenig schockiert, wie leichtfertig hier einer Familie mit substanziell negativem! Eigenkapital zu einer Immobilie geraten wird und teils offenkundig falsche Behauptungen aufgestellt werden, wie etwa "die Heizkosten des gebrauchten Hauses unterscheiden sich nicht nennenswert von einer Wohnung". Doch das tun sie. Das Haus wird a) mehr Fläche haben, b) in der Regel 4 statt 2 Außenwände, c) niemand darüber und darunter, der mit heizt. In diesem Fall kommt bei diesem Kaufpreis und Ölheizung vermutlich ein schlechter Energiestandard dazu, der bei der Wohnung zumindest nicht schlechter sein wird. Und nein, von 2500 Euro monatlich lebt es sich zu Dritt nicht easy, vor allem wenn man auf 2 Autos angewiesen ist und Rücklagen fürs Haus einkalkulieren muss.

Natürlich kann er das machen, aber eher frei dem Motto "Gambling for Resurrection", wenn man ohnehin nichts mehr zu verlieren hat. Im Falle des TE bin ich tatsächlich dazu geneigt das Risiko einzugehen, überschuldet ist er eh schon und solange die Zinsen die Kaltmiete nicht spürbar übersteigen, landet er bei Verkaufszwang maximal erneut in der Überschuldung.

Ich bin nur verwundert, dass eine Bank das angeblich mitspielt. Von was wird eigentlich der Notar und die Grunderwerbsteuer bezahlt? 110% Finanzierung bei einem überschuldeten Kreditnehmer mit allenfalls durchschnittlicher Kapitaldienstfähigkeit aufgrund der Altschulden - ich wäre da als Bank raus. Die Wahrscheinlichkeit, dass da der Kreditausfall eintritt, ist nicht gering und dann das Risiko auf einem Veräußerungsverlust sitzen zu bleiben groß. Die Wiederveräußerungskosten kommen noch dazu. Für die Bank für mich kein guter Deal, da müssten die Zinsen schon absurd hoch sein, um das Risiko angemessen zu bepreisen.

Übrigens können Immobilienpreise durchaus fallen. Das Risiko bei Verkaufszwang auf einem Verlust sitzen zu bleiben, ist damit real. Die aktuelle Wirtschaftskrise bietet die idealen Zutaten dafür, dass sich wiederholt, was wir von Mitte der 90er bis ungefähr 2010 hatten. Keine steigenden Preise deutschlandweit und regional und lokal Märkte mit substanziellen Preisrückgängen. Klar, die allgemeine Inflation kann dem entgegenwirken und letztlich hat der TE ohnehin nichts zu verlieren. Nur die Verharmlosung der Risiken sollte man besser unterlassen.
 
J

Joedreck

Das liest sich allerdings alles nicht gut.

Ob Umschuldungen Sinn machen oder nicht: letztendlich werden Schulden umgeschuldet. Die Schulden baut man am besten gar nicht auf. Nur ist es so, dass Du selbst sagst, dass das Thema Schulden bzw. Konsum sich durch Dein bzw. Euer Leben zieht. Das bedeutet für einen Außenstehenden, dass ihr - neutral gesagt - nicht wirtschaftlich mit dem Vorhandenen umgehen könnt/konntet.
Könnte sein, dass Ihr den Kredit gar nicht bekommt, sondern wegen Eurer Vergangenheit nicht bekommt. Aber warte erst einmal ab.

Bei Ratschlägen zum Leasing oder Verkauf von etwas, was noch eine Finanzierung trägt, bin ich vorsichtig. Das ist ja gerade die Ursache eines Teufelskreis, aus dem man dann eventuell nicht mehr herauskommt. Denn ein finanziertes Fahrzeug verkaufen und ein Fahrzeug stattdessen zu leasen bedeutet ja, Finanzierungsraten plus Lessingraten parallel stemmen zu müssen, ein Fahrzeug davon ist schon gar nicht mehr im Haushalt, das andere gehört einem nicht. Auch eine Art von irrer Umschuldung. Man zahlt aber zwei Raten für etwas, was man nicht besitzt.
Nebenjobs, ja, die sind quasi ein souveränes und konservatives Mittel, mehr Geld in die Kasse zu spielen. Die Kasse sollte aber nicht für Konsum, sondern für Puffer für unvorhergesehene nötige Kosten sein. Das muss man erst einmal lernen, wenn es ansonsten anders war.
Aber hoffe erst einmal, dass die Finanzierung klappt.
Da muss ich wohl präzisieren: ich schlage vor den Kredit durch den Verkauf des Autos abzulösen, sofern dies möglich ist.
Ich persönlich kaufe Autos ausschließlich für max 5000€ und fahre diese konsequent bis zum Auseinanderfallen, da ein Auto für mich rein Mittel zum Zweck ist.
Hier müssen im Idealfall die alten Schulden weg. Das geht evtl über ein Downgrade beim Fahrzeug und auch durch zusätzliche Einnahmen. Das Problem wurde vom TE ja erkannt - jetzt heißt es ein paar Jahre Gas geben.
 
Zuletzt aktualisiert 19.11.2025
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