Fertighaus Neckermann Baujahr 1975

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B

Bob-Bau75

Hallo an alle Häuslebauer/sanierer,

ich habe mir vor gut 8 Jahren ein kleines Fertighaus von Neckermann Streif Haus Haus Bj75 gekauft und Saniert.
Nun hört man ich diversen Foren hier nichts gutes von solchen Objekten zwecks Schadstoffen und Lebensdauer.
Wird generell in diversen Foren viel Panik verbreitet da ich mir nicht vorstellen kann das jedes Fertighaus um dieses Baujahr konterminiert zum Abriss freigegeben und Wertlos sein soll ?
Nun habe ich ein paar fragen dazu und hoffe ich bekomme ein paar Tipps,Hinweise oder Erfahrungen die evtl. schon jemand gemacht hat.

1.) Wie sieht es mit der Lebensdauer eines solchen Fertighauses aus? Im Internet wird eine Lebendsauer von ca 50 Jahren angegeben. Nun kenne ich viele Fertighäuser hier in der Gegend die schon deutlich über 50 Jahre alt sind und nicht danach aussehen das diese in den nächsten 5-10 Jahren abgerissen werden.
Eigentlich hatte ich geplant bis ins hohe alter in dem Haus zu Wohnen :) also noch ca 40-50 Jahre.
Bezieht sich die Haltbarkeit auf einzelne Komponenten wie Leitungen ,Elektrik,Boden usw? Ich denke das die Balken,Ständer,Dachkonstruktion um einiges länger halten sollten?


2.)Wie sieht es mit der Lebensdauer der Spanplatten im Dach,Decke und Innenräumen aus?
Spanplatten wird eine Lebensdauer von 10 Jahre zugeschrieben sehen hier aber noch aus wie am ersten Tag?


3.) Schadstoffe habe ich im Labor testen lassen. PCP,Lindan usw. keine Auffälligen Werte bis fast gar nich messbar. Formaldehyd war bei ca 0.05 - 0.07ym also eher in der Norm.
Das einzige was eröht angezeigt wurde waren Weichmacher die aber durch ein neues Fussbodenlaminat sein könnten?

Ich freue mich über regen Austausch

Euer Bob-Baumeister
 
Y

ypg

Im Internet wird eine Lebendsauer von ca 50 Jahren angegeben.
Das wäre mir neu. „Das Internet“ ist jetzt nicht gerade eine (gute) Quelle. Hat das ein Massivbauer behauptet?
Wird generell in diversen Foren viel Panik verbreitet da ich mir nicht vorstellen kann das jedes Fertighaus um dieses Baujahr konterminiert zum Abriss freigegeben und Wertlos sein soll ?
Nein. Keine Panik. Viele Fertighäuser von damals wurden mit diesen Giften gebaut. Aber nicht alle. Aber soviel, dass man, wenn man solch Haus hat, vielleicht mal eine Materialuntersuchung machen lassen sollte. Wenn Dein Haus negativ ist, ist das doch prima. Herzlichen Glückwunsch.
Und ja: Leitungen wird man wohl Pi mal Daumen nach 50 Jahren spätestens erneuern müssen.
 
P

pagoni2020

Ich habe einen Bekannten, der vor ein paar Jahren auch ein älteres, sehr einfach gebautes Fertighaus gekauft hat. Er hatte anfangs auch solche Sorgen, inzwischen ist er total zufrieden. An der Gebäudehülle bzw. Substanz hat er Nichts zu meckern.
Du hast doch von den Tests beruhigende Ergebnisse, die vlt. nicht Jeder andere Hausbesitzer so erhalten würde.
 
Tassimat

Tassimat

Ich glaube auch, dass du dir zu viele Sorgen machst. Es gibt viele antike Gebäude weit über 100 Jahre alt, die heute noch stehen, sowohl aus Stein als auch aus Holz gebaut. Auch alte Dachstühle stehen noch und krachen nicht ein.

Wichtiger als die Materialien ist, dass man das Haus pflegt und nötige Reparaturen durchführt. Umgekehrt pauschalisiere ich einfach mal, dass unbewohnte kalte Häuser schnell verfallen. Oder wenn Feuchtigkeit eindringt und irgendwelche Balken anfangen zu gammeln.

Also wenn noch alles in Schuss ist, dann würde ich mir da Null sorgen machen, dass da etwas verfällt oder gar abgerissen werden müsste. Und Schadstoffe hast du ja überprüfen lassen.
 
B

Bob-Bau75

Vielen dank für eure Beiträge. Ich muss sagen wenn ich das so lese beruhigt es mich jetzt wieder etwas und kann mit neuem Tatendrang weitere Projekte an meinem Häuslein angehen.
 
P

Pinkiponk

Ich habe mich in Zusammenhang mit dem Verkauf unseres Einfamilienhauses auch einmal mit dem Thema "Schadstoffe" beschäftigt. Auch wenn sich die nachfolgenden Informationen auf Massivhäuser beziehen, dienen sie vielleicht zumindest der tröstlichen Relativierung, dass Du mit dem gekauften Fertighaus nichts falsch gemacht hast.

Baujahr vor 1918: Problempunkt sind potenziell gesundheitsgefährdende Bleirohre für das Trinkwasser.

Baujahre 1918 bis 1948: Bei diesen Baujahren wurden potenziell gesundheitsgefährdende Bleirohre für das Trinkwasser verwendet. In den Bauten der Nachkriegszeit sind oft Materialien verbaut, deren gesundheitsgefährdende Wirkung damals noch nicht bekannt war. Beispiele sind krebserregende Parkettkleber, die mit PAK belastet sind, Asbest in Bodenbelägen und Verkleidungen, stark formaldehydhaltige Holzwerkstoffe, flüchtige organische Stoffe (VOC) aus Lösemitteln und Biozide in Holzschutzmitteln, die außen wie innen angewendet wurden.

Baujahre nach 1949 bis 1958: Chemischer Holzschutz im Dachstuhl (PCP, Lindan, DDT), asbesthaltige Nachtspeicheröfen sowie PAK-haltige Parkettkleber und Abdichtungen kamen zum Einsatz.

Baujahre nach 1959 bis 1968: Außenwandbekleidungen und Dacheindeckungen aus Asbestzement, chemischer Holzschutz im Dachstuhl (PCP, Lindan, DDT), mit Holzschutzmitteln (PCP, Lindan) behandelte Wand- und Deckenverkleidungen sind nur die Spitze des Eisbergs. Dazu kommen Chloranisol-emittierende Bauteile (stark muffiger Geruch), potenziell krebserregende Dachdämmung mit künstlicher Mineralfaser, der Dachausbau mit stark formaldehydhaltigen Spanplatten, asbesthaltige Fußbodenbeläge, Asbestpappe an Heizkörperverkleidungen sowie asbesthaltige Nachtspeicheröfen. Ebenso wurden PAK-haltige Parkettkleber und Abdichtungen sowie PCB-haltige Dichtungsmassen verwendet.

Baujahre nach 1969 bis 1978: Die Schadstoffe sind die gleichen wie bei den Baujahren 1959 bis 1968, PAK-haltige Parkettkleber und Abdichtungen wurden allerdings nicht mehr verwendet. Neu dazu kamen dafür Lösemittel (VOC), die vorher keine Rolle spielten.

Baujahre nach 1979: Eigentümer dieser Baujahre können etwas aufatmen, denn die Schadstoffbelastung nimmt langsam ab. Wandbekleidungen und Dacheindeckungen aus Asbestzement werden allerdings bis circa 1992 eingesetzt, chemischer Holzschutz im Dachstuhl (PCP, Lindan, DDT) bis circa 1986, in der ehemaligen DDR sogar bis 1988. Mit Holzschutzmitteln (PCP, Lindan) behandelte Wand- und Deckenverkleidungen wurden bis circa 1978 angebracht, 1986 wurden sie verboten. Chloranisol-emittierende Bauteile (stark muffiger Geruch) sind bis ungefähr 1986 zu beobachten, die Dachdämmung mit künstlicher Mineralfaser kam bis circa 1994 zum Einsatz, stark formaldehydhaltige Spanplatten wurden bis 1986 verbaut, asbesthaltige Fußbodenbeläge bis 1980, Asbestpappe an Heizkörperverkleidungen bis 1982. PCB-haltige Dichtungsmassen wurden 1983 verboten.

Nach wie vor problematisch sind übrigens Weichmacher (Phtalate) und Lösemittel (VOC). Deshalb Augen auf beim Kauf von Dicht- und Hilfsstoffen, Lacken, Beschichtungen und Reinigungsmitteln.

Schadstoff-ABC - das verbirgt sich hinter den Abkürzungen
DDT = Dichlordiphenyltrichlorethan
PAK = Polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe
PCP = Pentachlorphenol
VOC = flüchtige organische Stoffe
 
Zuletzt aktualisiert 27.04.2024
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