Hohe Baukosten mit gestiegenen Bauzinsen

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J

Joedreck

Ich bin ja hier auch eher der Underdog und kann von Glück sagen, schon vor sechs Jahren fündig geworden zu sein. Heute sähe ich da keine Chance mehr.

Da ich alleinerziehend mit zwei zunehmend halbwüchsigen Mädels bin und es daher nur ein Gehalt gibt (und Kindergeld, kein Unterhalt), verfehlen wir auch heute noch die 5k netto als Haushaltseinkommen.
Unser Haus ist deshalb minimalistisch: es sollte jeder ein eigenes Zimmer haben, dazu Wohnzimmer, Küche, Bad und Gäste-WC. Kleiner HAR und das wars. Das freistehende Haus hat außen 10,5x7m auf etwa 300qm Grundstück.
Kinderbäder, Keller, Garage, Speisekammern oder Pools sucht man vergebens. Terrasse und Stellplatz wurden im Jahr zwei bzw. drei nach Einzug fertig gestellt. Zuletzt kam 2023 noch die Photovoltaik.

Wir sind keine armen Leute. Wir leisten uns das Haus (etwa ein Drittel des Geldes geht dort rein) und ansonsten dosierten Luxus. Der Winterurlaub ist gesetzt, im Sommer geht es dann eben nur für ein paar 100€ in eine Ferienwohnung. Letzten Herbst waren wir gerade so vierstellig in Kroatien.

Der teuerste Luxus ist mein Pferd, das gibt es aber viel länger als alles andere (inklusive Kinder, den Status alleinerziehend oder das Haus). Mein Alter ego ist inzwischen auch etwas in die Jahre gekommen und das merkt man auch finanziell an häufigeren Tierarztbesuchen und zusätzlich nötigen Futtermitteln. Das muss nun irgendwie gehen, richtig komfortabel ist es aber nicht.

Viele andere Wünsche müssen zurück stecken, wir können nicht aus dem Vollen schöpfen und müssen Prioritäten setzen.
Ich wäre super gerne nochmal in den Westen der USA gereist, aber das Budget dafür ist nicht da. Da bin ich fast froh, dass der Tripp im Moment, dem Orangenmann sei Dank, ohnehin nicht in Frage kommt.
Für das Haus wünsche ich mir eigentlich noch Sonnenschutz und eine Terrassenüberdachung.
Sparrate für irgendwann ein neues Auto? Derzeit Fehlanzeige.
Sondertilgung? Lass mich mal lachen.

Was will ich sagen? Wir haben ein Haus mit dem "Nötigen" zum nett Wohnen und nicht viel mehr. Wir überlegen, welchen Luxus wir uns leisten können und müssen an anderer Stelle darauf verzichten, Wünsche zu realisieren.
Wenn wir allen Luxus streichen würden, könnten wir sicher auch noch mit einem 1000er weniger über die Runden kommen. Es ist immer noch Gejammer auf hohem Niveau.

Aus dem Vollen schöpfen beim Konsum/Urlaub, jedes Feature am Haus haben, noch ordentlich Sparen, die Frau bleibt ohne Einkommen zuhause bei den Kindern. Alles zusammen wird man in den seltensten Fällen haben können. Da muss man überlegen, was wirklich wichtig ist und wo man Abstriche in Kauf nehmen würde.
Ich komme da nicht mit. Ein Haus, ein Pferd (meine eigene Erfahrung zeigt die Kosten) Urlaube und der Verzicht auf den Unterhält(-svorschuss). Da hast du nicht das Nötigste mit deinen zwei Mädels, sondern bist schon weit oben mit dabei. Sicher aufgrund einer gesunden Haushaltskalkulation. Aber ihr lebt Luxus und nicht minimalistisch. Möglicherweise im Vergleich zu der Bubble im Forum, aber mit Blick in das Land nicht.

Zum TE: im ländlichen Niedersachsen gibt es noch günstige, junge Bestandsimmobilien zu annehmbaren Preisen deutlich unter 400k. Ich beobachte den hiesigen Markt seit Jahren. Alles eine Frage des Anspruches. Und eine Bestandsimmobilie kann man als Handwerker sehr gut modernisieren. Eine Monoblock WP ist schon als Laie dank Klemmringverschraubungen leicht zu installieren. Das Motto "ich will alles und gucke nur zu wie andere bauen" war hauptsächlich in den letzten Jahren angesagt. Gerade auf dem Land hat jeder jedem geholfen beim Bau.
 
N

nordanney

Das stimmt doch einfach nicht. Du kannst doch nicht einfach ein neues Haus mit einer alten Wohnung vergleichen und dann behaupten, dass Haus in den Nebenkosten sei günstiger. Übrigens stimmt selbst das nicht.
Das kann stimmen, muss aber nicht. Allein die Heizkosten im Vergleich (ich bin selber auch Vermieter und habe einige Live-Beispiele), die Du beim Wechsel von 80qm 1960er Wohnung zu 140qm Neubau sparst, kannst Du gar nicht mehr für andere Nebenkosten ausgeben.
Grundsteuer ist extrem individuell. Wohnung zu Haus -> Gemeinde wechseln und bei 50% Wohnflächenzuwachs 30% Grundsteuer sparen.
Ach ja: zum Unterhalt
Wir reden von Nebenkosten, nicht von Instandhaltung und Renovierung, die übrigens beim Haus idR erst nach 15-20 Jahren beginnt.
 
H

Haus123

Ich komme da nicht mit. Ein Haus, ein Pferd (meine eigene Erfahrung zeigt die Kosten) Urlaube und der Verzicht auf den Unterhält(-svorschuss). Da hast du nicht das Nötigste mit deinen zwei Mädels, sondern bist schon weit oben mit dabei. Sicher aufgrund einer gesunden Haushaltskalkulation. Aber ihr lebt Luxus und nicht minimalistisch. Möglicherweise im Vergleich zu der Bubble im Forum, aber mit Blick in das Land nicht.

Zum TE: im ländlichen Niedersachsen gibt es noch günstige, junge Bestandsimmobilien zu annehmbaren Preisen deutlich unter 400k. Ich beobachte den hiesigen Markt seit Jahren. Alles eine Frage des Anspruches. Und eine Bestandsimmobilie kann man als Handwerker sehr gut modernisieren. Eine Monoblock WP ist schon als Laie dank Klemmringverschraubungen leicht zu installieren. Das Motto "ich will alles und gucke nur zu wie andere bauen" war hauptsächlich in den letzten Jahren angesagt. Gerade auf dem Land hat jeder jedem geholfen beim Bau.
Wenn ich mich richtig entsinne, dann ist die Posterin Lehrerin. Was viele nicht wissen (auch Lehrer selbst): Auch als alleinerziehende Lehrerin hat man dank Familienzuschlägen, den fehlenden Sozialabgaben und üppiger Pension so viel wie eine Durchschnittsfamilie (sagen wir mal 2x Facharbeiter, 1x Vollzeit, 1x Teilzeit 75%). Aber die Wahrnehmung einer Lehrerin ist eben in ihrer sozialen Blase und das werden höchstwahrscheinlich (je nach Schulart) nicht die Mindestlohnempfängereltern ihrer Schüler sein, sondern andere Akademiker.

Zum Thema Niedersachsen: ich finde es umso bedenklicher, dass selbst in einem "günstigen" Markt mit solider Kaufkraft auf dem Land sich eine junge Familie kaum mehr ein Haus leisten kann. Da war ein eigenes Haus auch für die breite Masse in der Vergangenheit selbstverständlich und die sozialen Unterschiede ergaben sich in der Ausstattung des Autos, den Urlaubsfahrten und dem Auto, das gefahren wurde.

Die Bestandsimmobilie ist für einen Handwerker schon in Ordnung, aber ob dann eine Wärmepumpe ohne weitgehende Sanierungen so sinnvoll ist, daran habe ich meine Zweifel. Bei kleinen Heizkörpern macht das keinen Sinn und einfach so große hinhängen (abgesehen davon, dass das hässlich ist) geht auch nicht, weil da dann auch schon die Fenster entsprechend tief reichen. Bleibt also die Fußbodenheizung und das geht im Bestand nicht immer unkompliziert (zu geringe Estrichdicke) selbst bei Immobilien, die erst wenige Jahrzehnte alt sind. Da kommt es daher stark auf die Einzelfallbetrachtung an.

Faktisch sind doch Bestandsimmobilien in vielen Märkten im Vergleich zum Neubau trotz Preisrückgang nach wie vor zu teuer. Das gilt für den Laien sowieso, aber selbst für den Handwerker ist es kaum realistisch den Bestand preisneutral auf Neubaustandard zu bringen. Bestand heißt daher auch immer Abstriche beim Komfort und Gestaltungsspielraum. Das ist für mich unproblematisch, aber so ehrlich sollte man dann schon sein.
 
J

Joedreck

Danke für die Erhellung bzgl. des Beschäftigungsverhältnisses.

Beim anderen gehe ich nicht mit. Ein halbwegs junges Haus verfügt über gute Dämmstandards. Die reichen auch mit Heizkörpern für eine Wärmepumpen-fähige Vorlauftemperatur.
Bei älteren Häusern kann man notfalls mit Ventilatoren unter den Heizkörpern nachhelfen. Die oberste Geschossdecke, die Kellerdecke und weitere Kleinigkeiten reichen oft aus, um Wärmeverluste signifikant zu verringern.
Aus einem alten Haus ein neues zu machen, macht wirklich gar keinen Sinn, da es deutlich zu teuer ist. Das Haus aber auf einen Standard zu heben, welcher dich auch künftig nicht finanziell auffrisst, ja das geht preislich akzeptabel.

Dein weiterer Punkt ist reines Anspruchsdenken. Natürlich muss ich im Bestand Kompromisse eingehen. Das ist aber nun mal so, wenn begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Hätte Person X unendliche finanzielle Mittel, wären da andere Autos, andere Urlaube, andere Kleidung, etc...
Kompromisse muss man also zwangsläufig eingehen. Wer das nicht möchte, lebt halt weiter in der günstigen Wohnung. Ist auch ok. Wenn ich mir aber "nur" Bestand leisten kann und mir das nicht reicht, muss ich mir eben dann doch mal Gedanken machen, welche Ansprüche ich habe. Ändern kann ich es nämlich nur bedingt, dh. über die Erhöhung meines Einkommens.
 
H

Haus123

Das kann stimmen, muss aber nicht. Allein die Heizkosten im Vergleich (ich bin selber auch Vermieter und habe einige Live-Beispiele), die Du beim Wechsel von 80qm 1960er Wohnung zu 140qm Neubau sparst, kannst Du gar nicht mehr für andere Nebenkosten ausgeben.
Grundsteuer ist extrem individuell. Wohnung zu Haus -> Gemeinde wechseln und bei 50% Wohnflächenzuwachs 30% Grundsteuer sparen.

Wir reden von Nebenkosten, nicht von Instandhaltung und Renovierung, die übrigens beim Haus idR erst nach 15-20 Jahren beginnt.
Also ich hatte auch in der 60er-Jahre Wohnung nicht mehr als 200 Euro Heizkosten im Monat gehabt und das ist noch nicht lange her. Dafür haben Hausmeister und Aufzug reingehauen. So viel kannst du da auch beim Neubau nicht mehr sparen. Klar, mit steigender Co2-Bepreisung wird sich das vervielfachen, aber trotzdem bleiben die massiven Investitionskosten für die Dämmung beim Neubau / Sanierung. Auch in der gedämmten Immobilie musst du übrigens lüften und die kalte Luft muss im Winter hin und wieder reingelassen werden. Auch da spreche ich aus eigener Erfahrung. Klar gibt es technische Lösungen, um diesen Effizienzverlust zu minimieren, aber die sind auch entsprechend teuer und daher unattraktiv.

Ich bin ja wahrlich kein Grüner, aber an der Logik, dass Wohnungen bei weitem energieeffizienter sind, weil sie die deutlich kompaktere Außenhülle als ein Einfamilienhaus haben, ist schon was dran. Wer Nebenkosten sparen und trotzdem zumindest einen kleinen Garten haben will, der sollte dann doch wenigstens ein Reihenhaus wählen.

Die Höhe der Grundsteuer ist individuell, die Berechnungslogik nicht. Kaum eine Person wählt seinen Wohnort nach Höhe der Grundsteuerhebesätze, da spricht alleine schon das soziale Umfeld dagegen. Gerade die Tatsache, dass neuerdings die Grundstücksfläche in Kombination mit dem Bodenrichtwert maßgeblich für die Steuerhöhe ist, hat zu einem enormen Grundsteueranstieg für Einfamilienhausbesitzer geführt. Das ist selbst in ländlicheren Regionen spürbar. Ganz ehrlich: mehr als eine kleine Doppelhaushälfte würde ich mir da nicht mehr gönnen wollen. Die Opportunitätskosten eines großen Gartens sind durch die Reform leider enorm gestiegen.
 
Y

ypg

dass selbst in einem "günstigen" Markt mit solider Kaufkraft auf dem Land sich eine junge Familie kaum mehr ein Haus leisten kann.
1. steht das hier nirgendwo
2. stimmt das auch nicht
Woher nimmst Du die Annahme, dass sich (junge) Familien kein Haus leisten können?
Da wären wir wieder bei dem Problem, dass junge Familien schon mit Mitte 20 ihren Haustraum von 160qm plus inkl. Doppelgarage erfüllen wollen.
Man muss halt nicht sofort und in big alles schnell ohne Eigenleistung haben.
 
Zuletzt aktualisiert 24.06.2025
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