Zinsbindung und Kreditlaufzeit auf 10, 15 oder 20 Jahre?

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D

Doc.Schnaggls

@Elina : Du bist keine Bankerin, oder?

Sei mir bitte nicht böse, aber Deine "Empfehlungen" hier mögen für Euch perfekt sein, für andere Bauherren können sie aber eventuell böse enden.

Zunächst mal sind nicht bei einem Darlehen mit 5 jähriger Zinsbindung die Zinsen derzeit am niedrigsten, sondern nach wie vor bei einem variablen Zinssatz.

Zudem sind Deine Berechnungen sehr grob gestrickt - 0,5% Zinsunterschied machen bei einem Darlehen über EUR 100.000,00 eher EUR 40,00 als EUR 50,00 im Monat aus (EUR 41,66 um ganz genau zu sein).

Wie Du selbst bei den von Dir angenommen EUR 50,00 pro Monat innerhalb von 5 Jahren auf eine Ersparnis von Zitat "zigtausend Euro" kommen willst ist mir absolut schleierhaft. EUR 50,00 x 12 Monate x 5 Jahre ergeben bei mir immer noch EUR 3.000,00 - da bin ich von zigtausend (beginnt bei Zwanzigtausend) noch meilenweit entfernt.

Das Risiko der massiven Zinsänderung blendest Du, bis auf einen kurzen Nebensatz ohne Begründung aus - mehr als riskant...

Warum man bei einem längerfristigen Zins in den ersten Jahren nicht massiv sondertilgen können und damit die Zinsbelastung reduzieren kann ist mir auch nicht so wirklich klar...

Die Idee nach 5 Jahren neu zu berechnen ist zwar ganz charmant, aber nach 5 Jahren hast Du eben auch kein neues Haus mehr und musst entsprechende Abschläge in Kauf nehmen.

Grüße,

Dirk
 
f-pNo

f-pNo

Ich empfehle 5 Jahre Zinsbindung. Da sind die Zinsen am niedrigsten. Man sollte in den ersten 5 Jahren soviel sondertilgen wie möglich und kann dann anschließend auf 90% oder sogar 80% Beleihung neu abschließen, was auch nochmal enorm Zinsen spart. Da kommen in 5 Jahren schon zigtausend Euro zusammen, die man an Zinsen spart und die man besser in die Tilgung steckt.
Gerade bei einer 100% Finanzierung, die wir übrigens auch gemacht haben, macht der Zinsanteil gerade am Anfang einen gewaltigen Batzen aus. Den sollte man so gering wie möglich halten und das geht eben nur mit hoher Tilgung und kurzer Zinsbindung. Nach der ersten Zinsbindungsfrist kann man dann ja weitersehen, ob man länger abschließt.

Man hat dann aber

- eine bessere Beleihungsgrenze schon nach 5 Jahren - spart extrem!
- die Möglichkeit, bei größeren Zuflüssen diese direkt zur Tilgung zu nutzen und nicht erst nach 10 Jahren - verkürzt die Laufzeit!
- in der teuersten Phase des Kredits massiv Zinsen gespart, da 5 Jahre zu 10 Jahren Zinsbindung auch schon gern mal 0,5% ausmachen.

Zur Verdeutlichung: bei 100k Euro Darlehen machen 0,5% Zinsen mehr oder weniger fast 50 Euro im Monat aus!
Sich langfristig die "günstigen Zinsen sichern" die dann aber nicht mehr günstig sind, weil langfristig eben auch Zinsaufschlag bedeutet, ist vor allem eins: teuer.
Ich persönlich finde mehr Sicherheit in einer möglichst schnellen Reduzierung der Restschuld als darin zu wissen, daß meine sehr hohe Restschuld zumindest auf 20 Jahre mit denselben Zinsen belastet wird. Zinserhöhungen sind in der heutigen Wirtschaftslage ein überschaubares Risiko, im Gegensatz zu Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit, Tod etc. bei denen eine lange Zinsbindung dann leider auch nix bringt.

Und noch ein Wort zum Mutterschutz: sei dir da bitte nicht zu sicher. Arbeitgeber, die eine Mutter loswerden wollen, können das auch. Meine Ballettlehrerin zb wurde nach ihrem ersten Kind "rausgelobt", indem man sie auf eine Stelle versetzte (sie hat KEINEN Anspruch darauf, auf derselben Stelle wiederbeschäftigt zu werden!), bei der ständige Dienstreisen auf dem Plan standen - mit teils wochenlanger Abwesenheit. Da hat sie freiwillig gekündigt. Ebenso denkbar sind Posten mit Arbeitszeiten bis spät abends oder Versetzungen in andere Filialen, wo man weite Anfahrtswege hat oder sogar umziehen müßte. Dein Satz zum Mutterschutz ist leider ziemlich naiv und weltfremd. Kann sein daß deine Frau mit ihrem Arbeitgeber Glück hat, aber wenns so läuft wie oben beschrieben - und das ist alles rechtlich korrekt - dann würde ich das Einkommen nicht so fest einkalkulieren. Die Bank kalkuliert es gar nicht ein.
Wir kommen nicht so häufig auf den gleichen Nenner @Elina :)
Wäre aber auch schlimm, wenn alle die gleiche Meinung hätten. ;)

Generell hat Elina Recht. Allerdings weiß man nicht genau, wohin sich die Zinsen in den nächsten 5 Jahren entwickeln werden. Ich denke, vor 5 Jahren sagten die wenigsten voraus, dass sich der Leitzins auf dieses niedrige Niveau entwickelt.
Es könnte also auch genauso sein, dass Du ggü. der 10-Jahres Finanzierung derzeit die von Elina angesprochenen 0,5 % sparst, aber in 5 Jahren die Zinsen generell um 1,5 % gestiegen sind. Eine Glaskugel haben wir nicht.

Zudem setzt die Variante von Elina voraus, dass Du tatsächlich die Möglichkeit hast, jährlich (hohe) Sondertilgungen zu tätigen. Um das Beispiel nochmals aufzugreifen: bei 100.000 Darlehen machen 0,5% einen Zinsunterschied von 500 Euro aus. Vorausgesetzt, man setzt die p.a. eingesparten 500 Euro auch konsequent für eine höhere Tilgung ein, hast Du nach 5 Jahren zusätzlich 2.500 Euro + Zinseszinsen darauf getilgt, welche Du in der Folge nicht mehr tilgen musst. Ob Dir bei einer Verlängerung diese 2.500 Einsparung (ohne zusätzliche Sondertilgung) wirklich so massiv bei den Konditionen weiterhelfen, kann ich schwer einschätzen.

Welche Zinsbindung ist für Dich sinnvoll?
Dies hängt m.M.n. von Deinem persönlichen Sicherheitsempfinden, Deinem Wunsch nach Planbarkeit (kurzfristig wieder mit dem Thema beschäftigen und neu aufsetzen oder langfristig mit dem gleichen Betrag planen) sowie Deinen persönlichen Umständen (kannst Du überhaupt sondertilgen, wie verändern sich voraussichtlich zukünftig Eure finanziellen Voraussetzungen) ab.
Natürlich spielt auch der Zinsunterschied eine Rolle. Es liegt an Dir, wie viel Bedeutung Du diesem gibst.
Die Möglichkeit der Sondertilgung wird von den meisten Banken von vorn herein angeboten.

Wir haben im Übrigen gesplittet. KFW kann nur mit max. 10 Jahren Zinsbindung abgeschlossen werden. Das zweitgrößte Darlehen hat 15 Jahre ZB und der große Brocken 20 Jahre. Wir verfolgen aber auch den Plan, dass der Kfw nach 10 Jahren durch das Guthaben eines Bestands-Bausparvertrag (also nicht neu abgeschlossen) komplett abgelöst werden kann, die gesparte Rate dann in den 15 jährigen läuft und dessen Einsparung am Ende die Tilgung des 20er anhebt.
UNS war eine langfristige Planungssicherheit wichtig!

Unabhängig davon besteht immer die Möglichkeit - sollten die Konditionen nach 10 Jahren tatsächlich besser sein - ein Sonderkündigungsrecht zu nutzen.

Dem letzten Absatz von @Elina kann ich nur beipflichten. Es besteht zwar das Recht auf Wiedereinstellung nach Mutterschutz, aber kein Anrecht auf den gleichen Arbeitsplatz/-bereich wie vorher. "Böse" AG könnten so etwas trickreich ausnutzen.
 
T

toxicmolotof

Ich schließe mich, auch ohne Compliance-Funktion, dafür als Risikocontroller, den beiden Vorpostern an.

Kurz gesagt: Es gibt keine allgemeingültige Aussage, welcher Zins für wen wie besser ist.

Vgl: Baufinanzierung eines gewissen Herrn Wulff... Aufschrei durch ganz Deutschland... ich fand die Variante bei seinem Einkommen recht charmant.
 
Koempy

Koempy

Ich würde die Laufzeit auch stark von der Restschuld und deinem Gefühl abhängig machen. Was nützt einen gute Zinsen, wenn man nach 10 Jahren immer noch eine sehr hohe Restschuld hat. Das Problem ist auch, dass sich der Wert der Immobilie ändern wird und somit der Beleihungswert. Der kann dann ein ganz anderer sein kann. Das kann vorteilhaft sein, kann aber auch schnell nach hinten los gehen.
Wichtig ist, dass man am Ende mit der abgeschlossenen Finanzierung ein gutes Gefühl hat und schlafen kann. Es darf auf keinen Fall knapp sein und einem schlaflose Nächte bereiten.
 
B

Bauabenteurer

Wichtig ist, dass man am Ende mit der abgeschlossenen Finanzierung ein gutes Gefühl hat und schlafen kann. Es darf auf keinen Fall knapp sein und einem schlaflose Nächte bereiten.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass man die Sondertilgungsmöglichkeiten stark überbewertet. Wenn ich bedenke, was in den nächsten Jahren alles an Anschaffungen auf einen zukommt. Man sagt sich erst, die alte Einrichtung Möbel/Gardinen/Lampen/Deko/Bilder usw. kann ich weiter nutzen/behalten, kauft sich dann aber im neuen Haus doch neu anstatt mehr zu tilgen. Und wenn ich daran denke, was die Außenanlagen und der Garten so für "Unsummen" verschlingen. Ich kenn nur eine Familie, die in den ersten 5 Jahren konsequent (sonder)getilgt hat, hat aber vergessen ausreichende Rücklagen zu bilden. Als der Mann arbeitslos wurde mussten sie Wohngeld beantragen und wissen nicht, wie lange sie das Haus - inzwischen mit Kind - noch halten können. Mir persönlich war bei der Finanzierung die Sicherheit viel wichtiger und ich war bereit, dafür einen höheren Zins zu bezahlen. (Bei dem Finanzierungsmondell von Elina würde ICH keine Nacht durchschlafen können o_O)
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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