Viessmann wird amerikanisch. Ausverkauf in Deutschland?

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J

Jobirsky

Gerade gelesen bei n-tv.de - Verkaufen wir gerade all unser Tafelbesteck?


Um sich vor der Konkurrenz aus Asien zu retten, verkauft sich der erfolgreiche Mittelständler Viessmann an einen US-Konkurrenten. Das ist eine für Deutschland gefährliche Entwicklung.

Ausgerechnet ein Hersteller von Wärmepumpen! Und ausgerechnet jetzt! In immer kürzeren Abständen befeuert die Bundesregierung die Heizungswende - und wirbt für den Einsatz von Wärmepumpen. Mit den brummenden Geräten soll das Heizen von Gebäuden und Wasser schnell klimafreundlich werden. Die Wärmepumpe als systemrelevantes Symbol, dass es Deutschland ernst meint mit der Energiewende - auch im privaten Raum.

Der 106 Jahre alte Vorzeige-Mittelständler Viessmann galt vielen als Problemlöser. Der Heizungsbauer aus Hessen sollte die Umsetzung der Berliner Pläne möglich machen. Motto: Die Politik fordert Wärmepumpen. Und deutsche Unternehmen, unter anderem Viessmann, bietet dafür eine passende Lösung an. Ja, das wird so bleiben. Allerdings werden strategische Entscheidungen fortan nicht mehr in Hessen, sondern in Florida getroffen, in der Zentrale des US-Konkurrenten Carrier Global. Der kauft die wichtige Viessmann-Sparte für rund zwölf Milliarden Euro. Und hat künftig das Sagen.

Der Deal zeigt, dass die Politik - allen voran die von Wirtschaftsminister Robert Habeck - die Umsetzung der selbst aufgestellten Regeln mangelhaft vorbereitet hat. Mit ihrem Vorhaben, Heizen künftig deutlich klimafreundlicher zu machen, schickte sie einen Zug auf die Reise. Hat aber übersehen, rechtzeitig die Weichen zu stellen. Bundeskanzler Olaf Scholz, Habeck & Co. haben die negativen Folgen der von ihnen eingeleiteten Trendwende schlicht nicht bedacht.

Nach den Erfahrungen in der Corona-Pandemie, die fragmentarische Lieferketten und bröckelnde Globalisierung mit sich brachte, wollte sich Deutschland unabhängiger machen von ausländischen Unternehmen. Ausgerechnet eine Firma, die das Schlüsselprodukt für klimafreundliches Heizen im Angebot hat, verkauft diesen Bereich jetzt ins Ausland. Damit soll der asiatischen Konkurrenz ein größerer und noch stärkerer Anbieter entgegengesetzt werden. Nachdem die Produktion von Sonnenkollektoren und Windrädern längst ins asiatische Ausland abgewandert ist. Mit dem Verkauf der Viessmann-Klimasparte entstehen neue Abhängigkeiten, die man eigentlich vermeiden wollte.

Deutschland als "kranker Mann Europas"
Mittelständler toben, sagen bereits den Anfang vom Abverkauf erfolgreicher deutscher Vorzeige-Unternehmen voraus. Und nutzen den Milliarden-Deal zu einer Generalabrechnung mit der Bundesregierung: die Bürokratie - nach wie vor viel zu lähmend. Steuern und Abgaben - im internationalen Vergleich viel zu hoch. Deutschland drohe erneut zum "kranken Mann Europas" zu werden. Dieses Zeugnis hatte das britische Magazin "Economist" der Bundesrepublik vor 24 Jahren schon einmal ausgestellt.

Die tatsächliche Motivation für den Viessmann-Verkauf liegt in der Mitte. Die Rahmenbedingungen und die scheinbar übermächtige Konkurrenz aus dem Ausland spielten bei dem Verkauf an den US-Konkurrenten sicher eine Rolle - wohl aber auch der enorme Kaufpreis. Aber von Versuchen, sich mit anderen deutschen Wärmepumpen-Herstellern zu einem deutschen Wärmepumpen-Champion zu verbünden, war nichts zu vernehmen. Viessmann hat sein Tafelsilber mit dem Deal maximal vergoldet. Andere Unternehmen könnten folgen. Argumente dafür gäbe es genug.

Quelle: n-tv.de
 
A

Allthewayup

Die Jobs sollen wohl 3 Jahre gesichert sein, die deutschen Standorte irgendwas zwischen 5 bis 10 Jahre gesetzt sein. Habe das heute auch gelesen und bin deshalb irgendwie froh keine Viessmann Wärmepumpe gewählt zu haben auch wenn das unmittelbar erstmal keine Auswirkungen haben dürfte. Das ist keine gute Entwicklung die sich hier abzeichnet. Ob das alleine die Schuld der Politik ist was in DE gerade alles passiert glaube ich nicht so recht, das wäre zu kurz gedacht. Wir haben uns zu lange auf den Lorbeeren ausgeruht.
 
R

Raiweired

Aus Sicht der Familie Viessmann die richtige Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt. Die asiatischen Wettbewerber sind auf dem Vormarsch, die Auftragsbücher sind übervoll, die Preise auf einem mehr als auskömmlichen Niveau. Einen besseren Zeitpunkt gibt es nicht um den bewerteten Wert in Höhe von 12 Milliarden Euro zu generieren. Was das dann für den Standort Deutschland, die Kunden und Mitarbeiter bedeutet bleibt abzuwarten. Das ist dann aber nicht mehr das Problem der Familie Viessmann. Ich hatte vor 2 Jahren unter ähnlichen Vorzeichen einen Bereich im Segment Bau verkauft. Damals waren in dem verkauften Bereich ebenfalls die Auftragsbücher voll zum Überlaufen. Würde ich diesen Bereich heute verkaufen, hätte ich mindestens 40% weniger Erlös dafür erzielen können.
 
OWLer

OWLer

Verstehe die Aufregung nicht.

Hier oder auf anderen Plattformen warten alle, dass die Keisha/Leisha endlich hübsch und leise wird, um sie dann sofort einzubauen. Das Mantra war stets: "Bald gehen die Produktionsstückzahlen hoch und die Asiaten werden auch leiser - dann wirds billiger"!

Natürlich führt das zu Wettbewerb, Wettbwerb zu sinkenden Preisen und besonders auch Margen. Die Kleinen fusionieren oder werden gefressen. Und das sehen wir hier. Besonders da Viessmann anscheinend im Wärmepumpe-Markt bislang echt ein kleinerer Fisch war. Bei uns gibts hauptsächlich Daikin, Wolf, Vaillant. Eine Bosch habe ich tatsächlich bislang noch nie gesehen und Viessmann auch nicht.

Wir alle haben stets rumposaunt, dass Wärmepumpen nur dumme Kühlschränke sind. Jetzt sehen wir die Hausbauer und Sanierer positiven Konsequenzen.
 
S

Snowy36

Gestern einen Bericht gesehen über Mittelständler (Plusminus). Die gehen alle kaputt. Die einen finden Fachkräfte nur im Ausland u wandern deswegen ab , die anderen scheitern an dem neuen Lieferkettengesetz und die nächsten an der Globalisierung. Und wer wenn nicht die Politik ist dann dafür verantwortlich? Beispiel Lieferketten haben sie Nina von C gezeigt. Textil. Es ist ja löblich und gut dass wir drauf achten dass alles ohne Kinderarbeit usw. produziert wird, aber leider tun die anderen das nicht. Würden die Kunden dann wenigstens bereit sein mehr Nina von C zu kaufen statt Primark wäre es ja ok, aber leider ist es so nicht. Vielen Wärmepumpen-Herstellern wachsen bei den Zinsen auch die Investitionen die jetzt nötig wären über den Kopf.
 
J

Jobirsky

Hallo @Raiweired

Ja man kann für die Arbeitsplätze und den Standort Deutschland nur das Beste hoffen.
In welchem Bereich der Baubranche hast Du dich denn gesund gestossen?

Jobi
 
Zuletzt aktualisiert 27.04.2024
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