Immobilie kaufen trotz Schulden: Finanzierung einschätzen und Risiken verstehen

4,90 Stern(e) 8 Votes
Y

ypg

Bzgl. des nicht vorhandenen EKs. Ich habe quasi seit meiner Kindheit mit Schulden zutun. Meine Eltern waren stark verschuldet und zuletzt habe ich meine Mutter durch eine Insolvenz begleitet bis sie vor 3 Jahren auf den Tag genau gestorben ist. Meine Frau und ich haben Konsumschulden ja, viele der damaligen Kleinkredite habe ich bereits allesamt vorzeitig abgelöst. Der noch bestehende Kredit beinhaltet 2 KFZs wovon wir ein Auto bereits wieder verkauft haben. Zusätzlich habe ich damals den Fehler begangen und auf den Bankberater gehört, der mir nahegelegt hat jährlich umzuschulden. Das habe ich dann 1 mal gemacht und das ist jetzt die Situation. Erst sei dem Frühjahr habe ich einen Job bei dem ich etwas mehr verdiene, sodass das Wort sparen auch mit Familie funktioniert.
Das liest sich allerdings alles nicht gut.

Ob Umschuldungen Sinn machen oder nicht: letztendlich werden Schulden umgeschuldet. Die Schulden baut man am besten gar nicht auf. Nur ist es so, dass Du selbst sagst, dass das Thema Schulden bzw. Konsum sich durch Dein bzw. Euer Leben zieht. Das bedeutet für einen Außenstehenden, dass ihr - neutral gesagt - nicht wirtschaftlich mit dem Vorhandenen umgehen könnt/konntet.
Könnte sein, dass Ihr den Kredit gar nicht bekommt, sondern wegen Eurer Vergangenheit nicht bekommt. Aber warte erst einmal ab.

Bei Ratschlägen zum Leasing oder Verkauf von etwas, was noch eine Finanzierung trägt, bin ich vorsichtig. Das ist ja gerade die Ursache eines Teufelskreis, aus dem man dann eventuell nicht mehr herauskommt. Denn ein finanziertes Fahrzeug verkaufen und ein Fahrzeug stattdessen zu leasen bedeutet ja, Finanzierungsraten plus Lessingraten parallel stemmen zu müssen, ein Fahrzeug davon ist schon gar nicht mehr im Haushalt, das andere gehört einem nicht. Auch eine Art von irrer Umschuldung. Man zahlt aber zwei Raten für etwas, was man nicht besitzt.
Nebenjobs, ja, die sind quasi ein souveränes und konservatives Mittel, mehr Geld in die Kasse zu spielen. Die Kasse sollte aber nicht für Konsum, sondern für Puffer für unvorhergesehene nötige Kosten sein. Das muss man erst einmal lernen, wenn es ansonsten anders war.
Aber hoffe erst einmal, dass die Finanzierung klappt.
 
A

Arauki11

Ganz ehrlich, wer mit 40 nicht gelernt hat auch mal den einen oder anderen Euro auf die Seite zu legen, der lernt das auch bis 50 nicht mehr...
Das ist sicher häufig so aber eben doch nicht immer, wie icb sogar weiß.
Ich kann das an mir selbst sehen, denn ich hatte mein halbes leben lang nur wirklich rote Zahlen um mich umnd habe Geld quasi mit der Schaufen rausgehauen, ohne am Ende etwas wirtschaftlich Bedeutendes geschaffen zu haben.
Irgendwann, im Zuge div. Ereignisse, habe ich es offenbar verstanden und erreicht, dies grundlegend zu ändern. Heute kann ich mir derlei Verhalten überhaupt nicht mehr vorstellen oder erklären. Das heißt aber nicht, dass dies immer so klappen muss....aber es geht bzw. kann sein.
Doch was sind meine Zweifel?
- in der Finanzierung würde ich bis ich 70 bin, die Immobilie abbezahlen (sofern keine Sondertilgungen geleistet werden würden)
- große Angst, in dem Szenario das Haus zu verlieren, wenn z.B. die Raten nicht mehr bedient werden könnten
Zu Deinen genannten Zweifel, denn auf die wolltest Du ja insbesondere eine Rückmeldung.
Du müsstst ja auch mit 70 noch Miete bezahlen, insofern istr das für mich kein wirklicher Unterschied.
Ich habe ein Haus "verloren" bzw. zu schlechten Konditionen verkaufen müssen, das befürchtest Du ja. Ich bin aber noch da und hatte danach noch einmal kurz eine schöne Immobilie, ehe diese aufgrund unlösbarer Grundbuchdiskrepanz bzw. und verstorbenem Notar nicht sinnvoll auflösbar war von mir verkauft wurde um mir nun hier nochmal ein neues Haus zu bauen, ohne dass ich reich o.ä. gepolstert wäre; Dein Einkommen finde ich gut, damit lässt sich im passenden Rahmen doch etwas bewegen.
Du hast hier fundierte Aussagen bekommen, die zumindest mir nun helfen würden, meiner eigentlich innerlich schon getroffenen Entscheidung zu folgen bzw. meine konkreten Ängste damit aufzulösen. Letztlich liegt es (fast) alleine an Dir, ob das klappen wird oder nicht. Sobald Du bzw. die ganze Familie diesen sinnlosen Konsum oftmals für übertriebene Autos, Restaurants, Abos, sinnlose Käufe uvm. beendest ist auch Dein Problem weg, ihne dass Du tatsächlich etwas an Lebensqualität eingebüsst hast, denn vom Vorgenannten erhältst Du diese ja eh nicht.
Wenn Du wirklich ein Haus bzw. dieses Haus haben willst für Dein schönes Leben und es nicht wie oftmals vorher ein kurzdristige "shiny object" ist und schnell wieder verflacht und nach Neuem ruft kann dieses Haus eine sehr sinnvolle Entscheidung für Dich sein. Entgegen der vielen anderen, teuren Entscheidungen kannst Du darin nämlich Dein Grundbedürfnis des Wohnens stillen und recht frei gestalten.
Da sollte man ganz ehrlich zu sich sein, dann kann man dabei auch keine wirklich falsche Entscheidung treffen.
Übrigens: Ein Kind zu bekommen oder zu heiraten sind wirtschaftlich deutlich intensivere und "riskantere" Entscheidungen und werden meist rein emotional getroffen, insofern sollte man das Thema Haus hier bei aller Bedeutung schon auch in ein dafür angemessenes Verhältnis setzen.
 
N

nordanney

Ein Kind zu bekommen oder zu heiraten sind wirtschaftlich deutlich intensivere und "riskantere" Entscheidungen und werden meist rein emotional getroffen,
Und erst eine Scheidung und Unterhaltszahlungen. DIE können richtig weh tun (auch wenn man sie gerne bezahlt, aber dann weiß man erst einmal, was Kinder wirklich "kosten")
 
Papierturm

Papierturm

Bzgl. des nicht vorhandenen EKs. Ich habe quasi seit meiner Kindheit mit Schulden zutun. [...]
Leider haben bei weitem nicht alle von uns das Glück gehabt in stabilen finanziellen Verhältnissen aufzuwachsen.

Das, was Du berichtest, klingt danach, dass Du/Ihr nach vielen sehr schweren Zeiten euer Leben und eure finanzielle Lage in eine gute Richtung bewegt.

Sofern ihr da dran bleibt. So lange ihr darauf aufpasst einen Blick auf eure finanzielle Lage zu behalten. Dann glaube ich, dass eure Sorgen verhältnismäßig unbegründet sind.

Mal ganz persönlich: Ich habe auch einen Hintergrund, den man nett mit Prekariat umschreiben könnte, und musste mir den Umgang mit Finanzen überwiegend selbst beibringen.

Um da auf die ursprünglichen Sorgen zurückzukommen:
Was mir sehr geholfen hat war ein Beitrag, den ich mal hier gelesen habe. Sinngemäß: Bei Immobilienkrediten hat man einen Gegenwert fürs geliehene Geld, heißt man hat nicht nur Schulden, sondern auch eine Wertanlage.

Ergänzung dazu von mir: Bei typischen Konsumkrediten hat man (oft) keinen Gegenwert. Das Geld ist verbrannt. Beim Immobilienkredit ist das Geld gebunden, und was verbrannt wird, sind nur die Zinsen. Und denen muss man die Miete entgegen stellen.

Alles Gute und viel Erfolg!
 
M

MachsSelbst

Ich bin lieber etwas kritischer und erzeuge damit im besten Fall einen "dir Depp zeige ich, dass ich das doch kann"-Moment, als die üblichen Jubel-Phrasen zu geben nach dem Motto "Klar geht das, musst halt bisschen sparen, was sind schon 7 Jahre, esst ihr halt mal 3 Jahre nur Reis mit Ketchup..."

Ist nicht meins, hilft auch nicht, denke ich.
 
N

nordanney

Was mir sehr geholfen hat war ein Beitrag, den ich mal hier gelesen habe. Sinngemäß: Bei Immobilienkrediten hat man einen Gegenwert fürs geliehene Geld, heißt man hat nicht nur Schulden, sondern auch eine Wertanlage.
Das schreibe ich seit Jahren denen, die Angst vor dem Kredit haben und nur die Schulden sehen.
Ob ein Haus in Anlageobjekt ist, muss jeder für sich beantworten. Mir persönlich ist die VB „Anlage“ und eine Wertentwicklung egal (ich möchte einfach ein schönes Leben).
Aber es ist auf jeden Fall ein Sachwert, der immer einen Gegenwert zu Schulden bildet.
 
Zuletzt aktualisiert 19.11.2025
Im Forum Liquiditätsplanung / Finanzplanung / Zinsen gibt es 3218 Themen mit insgesamt 71154 Beiträgen
Oben