"Fachwissen" Hausbau aneignen / Buchempfehlung? Internetseiten?

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C

ClaasCPunkt

Das meiste habe ich gelernt durch unsere Gespräche mit Bauunternehmen, Architekten, Ingenieuren und anderen Hausbauern. Das ist sowieso zu empfehlen, dass Du dir unterschiedliche Angebote einholst und darüber auch Ideen sammelst speziell für dein Hausbauprojekt.
Im Internet werden oft Details durchgekaut, gespickt mit Fachbegriffen, sobald Experten dazukommen, so dass ich da schnell den Faden verliere, wenn das Thema nicht 100% auf mein Problem passt. Sobald Du etwas tiefer drin steckst, lohnt es sich natürlich insb. selbst auch Fragen zu stellen und diskutieren zu lassen. Viel Erfolg schon mal!
 
wiltshire

wiltshire

Viel wichtiger als Fachwissen, sind Grundkenntsse im Projektmanagement, denn das ist letztlich das, was Du als Bauherr leistest.
Als Literaturtipp machte mir das Buch "Projekt Eigenheim: Wie Sie Ihr Bauvorhaben erfolgreich managen" von Marc Ellinger einen guten Eindruck, ich habe es aber nur durchgeblättert.

Du brauchst ein paar Dimensionen und Instrumente, mit denen Du die Fäden in der Hand behältst - und die sind recht universell. Fachwissen hilft, ist aber nicht der entscheidende Schlüssel.

Ich hau Dir mal 7 Punkte raus, mit denen sich Beschäftigung in jedem Fall mehr lohnt, als die Investition in das Fachwissen.

1. Zielklarheit schaffen. Dabei hilft als Instrument ein gutes Lastenheft. "Gut" bedeutet das Beschreiben des Ergebnisses stärker in den Vordergrund zu stellen als die Beschreibung von Details. Das gute Lastenheft orientiert sich daran, wie genau Dein Haus Deine Lebensqualität verbessert und nicht daran, wie groß welcher Raum ist. Behalte das Lastenheft immer im Blick um abzugleichen, in wie weit das Projekt zielführend bleibt.
2. Zeitklarheit schaffen. Dabei hilft das Instrument eines zeitlichen Projektplans, der kontinuierlich gepflegt wird. Dazu brauchst Du Input, den Du selbst zusammenfügst. Wie lange braucht wer, welche Reihenfolge wird vorgeschlagen, welche Ressourcenverfügbarkeit gibt es wann, welche Materialien haben Engpässe und Lieferzeiten... Die Grobplanung geht bis zum Einzugstermin, Auflistung der Gewerke und Kalenderwochen, wer wann was macht, Adaption in der Feinplanung, Konsequenzen von Verschiebungen selbst im Blick haben und über gezieltes Kommunizieren und Fragen managen.
3. Kostenkontrolle behalten. Angebote vergleichen reicht nicht. Nachträge und Massen dokumentieren ist wichtig. Wie die Zeitklarheit ist die Kostenkontrolle ein fortlaufendes Instrument.
4. Stakeholder-Management. An Deinem Bau hast nicht nur Du Interesse. Sämtliche Dienstleister, Nachbarn, Behörden sind mit unterschiedlichen Interessen beteiligt. Kenne diese Interessen und überlege eine Stratege, wie Du mögliche Konflikte im Vorfeld ausräumst. Das hilft, die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.
5. Kommunikationsfähigkeit. Instrumente sind Jour Fixes, Bautagebuch, Forodokumentation, eine gute Ablage. Was wirklich wichtig ist, nämlich Menschen zu gewinnen, kannst Du entweder heute schon, oder Du hast keine Zeit mehr das zu lernen.
6. Risikomanagement. Da kommen die zuvor genannten Punkte strukturiert zusammen. Wie ist die Ressourcen- und Materialverfügbarkeit, wie erkenne ich Fehler, Kosten- und Terminabweichungen frühzeitig, welche Strategie habe ich damit umzugehen, wie kommuniziere ich was, wo kann ich entgegenkommen, wo nicht, was lässt sich im Sinne der Zielerreichung verhandeln?
7. Selbstmanagement. Nutze die oben genannten Instrumente um Dich in stressigen Situationen im Griff zu behalten. Frage Dich immer: Geht es nun darum meinen Ärger Luft zu machen, oder darum das Ziel zu erreichen. Achte immer wieder ganz bewusst auf Punkt 1 und 4 um Zielkongruenz herzustellen. Damit kommst Du in 90% aller Herausforderungen sehr gut voran. Setze "Druck" nicht als erstes Mittel ein, auch wenn Du innerlich "Druck" verspürst. Bleibe gelassen, wenn ein gegenüber versucht "Druck" aufzubauen. Lasse emotionale Probleme da, wo sie entstehen und nimm sie selbst nicht an.
 
11ant

11ant

Fachwissen ist wichtig, aber es selbst haben zu "müssen" wird überschätzt. Es sich selbst draufzuschaffen, ist für den normalen Bauherrn mit nur seltenst mehr als drei Eigenheimen im Leben nicht wirtschaftlich. Da nimmt man sich besser einen Fachmann (oder eine Fachfrau, um die Geschlechter-Sprachschranke zu umgehen). Ein Berater sollte beraten und nicht bevormunden, deshalb sollte man einander verstehen, um den erhaltenen Rat als Laie selbst gewichten zu können. Ich bin als Bauberater nur bundesweit tätig, da Deutsch meine Muttersprache ist, und verzichte weitestmöglich auf Fachchinesisch bzw. übersetze es meinen Ratnehmenden. Und ich bin "frei", also nicht anbietergebunden, um wo eine Parteinahme angesagt ist nur die Bauherrenseite zu vertreten. Auch die als Verkaufsberater angestellten Kollegen können durchaus fachlich fit sein und verständlich erläutern, dürfen aber eben nie sagen, wenn es hinter den sieben Bergen ein besseres Produkt gibt. Guter Rat ist auch nicht teuer, sondern macht sich bezahlt. Beim Architekten beispielsweise sind die beiden wichtigsten Leistungsphasen 1 und 2 auch absolut günstig zu bekommen, und die einerseits teuerste Leistungsphase 5 bezahlt sich andererseits selbst, da sie Lehrgeld in mindestens gleicher oder gar erheblich größerer Höhe vermeidet. Mein "Ein Hausbau-Fahrplan, auch für Sie: das Phasenmodell der HOAI!" ist sowohl im vollständigen Grundumfang als auch in den "Reloaded" Folgen kostenlos und frei zugänglich und erschließt den Bauwilligen die auch als Laien eigene Beurteilung, für welche Leistungsphasen sie welche Fachperson am günstigsten wählen. Gleichlautend mit anderen freien Beratern achte ich auch darauf, daß keine Beratungsleistungen doppelt eingeholt und bezahlt werden (wie es beispielsweise regelmäßig dann geschieht, wenn Architekten im Mandatsumfang "Leistungsphasen 1 bis 4" beauftragt werden).

In Foren achtet man am besten gezielt auf den Kompetenzhintergrund der Helfenden, und was die neben dem baufachlichen über ihre Persönlichkeit durchblicken lassen. Wertvollste Hinweise liefern "WiederholungstäterInnen", also zwar fachlich eigentlich Laien, aber mit eigener Erfahrung aus bereits mehreren Eigenheimen. Aus vielen Beiträgen kann man auch herauslesen, ob da jemand ähnlich tickt wie man selbst, was die erzählten Geschichten entsprechend übertragbarer macht. Hilfreich ist generell, zuerst wochenlang herumzulesen. Wer dann selbst fragt, schaut klug herum, was an ähnlichen Themen bereits besprochen wurde. Einen eigenen Thread startet man am besten mit ausführlichen Schilderungen und setzt den ausgefüllten Fragebogen (am Kopf der Grundriss-Rubrik angepinnt) in den Startbeitrag. Wichig ist auch, halbwissenden Fachbegriffegebrauch zu vermeiden. Man sagt also besser einfach "Baufirma" wenn man noch nicht verstanden hat, was genau ein Generalunternehmer ist. Ihn stattdessen als "Bauträger" zu betiteln, führte die MitdiskutantInnen eher in die Irre. Und in "Erfahrungen mit Baufirmen" kann man nachlesen, weshalb es ganz logisch und harmlos ist, über die "Firma unbekannt" im Internet so wenig zu erfahren. Wie man übrigens generell unterlassen sollte, wie ein Schwamm häufig gehörte Firmennamen aufzusaugen.

Ratgeberliteratur gibt es in allerunterschiedlichsten Qualitäten, nicht selten wird darin Halbwissen von gestern verbreitet (was man als Laie zu schwer erkennen kann). Dies ist dann also ein totes Gleis bzw. ein 1a Zeitfriedhof. Den größten Profit an solchen (Mach)werken haben oft die Autoren. Wird darin vor Bauernfängertricks gewarnt, sind die Schlitzohren in der Regel bereits weitergezogen. Blogs und Videokanäle sind aktueller. Und nicht nur der meinige, sondern auch z.B. der "Fertighausexperte" oder der "Energiespar-Kommissar" geben viel Erfahrung überwiegend vor der Paywall. An Podcasts finde ich den der Architektin "Kittybob" sehr hörenswert, und eine gute Empfehlung ist auch der "Bauherren-Führerschein" der RA`in Reibold-Rolinger ("Bauglück").
 
wiltshire

wiltshire

Von Dir erwarte ich eigentlich, wie auch von @11ant, Forumsleichen nicht aus dem Sarg zu holen bzw. zu balsamieren.
Da hast Du recht - warum mir dieser Beitrag in "neu" gespült wurde weiß ich nicht. Wenn ich etwas in dieser Rubrik oben sehe, vergesse ich schon mal nach dem Datum zu schauen. Die Mühe hätte ich mir sparen können.
 
11ant

11ant

Von Dir erwarte ich eigentlich, wie auch von @11ant, Forumsleichen nicht aus dem Sarg zu holen bzw. zu balsamieren.
Das hatten wir nicht, der falsche Eindruck wird wohl durch einen moderativen Eingriff erweckt.
Da hast Du recht - warum mir dieser Beitrag in "neu" gespült wurde weiß ich nicht. Wenn ich etwas in dieser Rubrik oben sehe, vergesse ich schon mal nach dem Datum zu schauen. Die Mühe hätte ich mir sparen können.
Der Thread stand in den "neuen" Beiträgen gemeldet, weil vor Dir tatsächlich jemand einen neuen Beitrag geschrieben hatte (der mir glaube ich zu lang war, um ihn zu screenshotten). Meines Erinnerns zählte ein Newbie darin auf, welche Quellen ihm geholfen hatten; löschenswerte Elemente wie böse externe Links oder dergleichen erinnere ich darin nicht. Dein Beitrag #8 zählte jedenfalls noch als #9, als ich meinen Beitrag #10 (jetzt #9) nachschob. Daß der Eröffnungsbeitrag aus 2012 war, hatte ich wahrgenommen, ging jedoch wegen der grundlegenden Bedeutung auf die Fragestellung ein (wo nun dank Deines mir namentlich nicht mehr erinnerlichen Vorschreibers der Thread nun ohnehin wieder "oben" stand). Da ahnte ich natürlich noch nicht, daß der Beitrag Deines Vorschreibers "verloren gehen" würde und wir als vermeintliche Grabschänder dastünden. Wegen des Umstandes, daß es sich ja gewissermaßen um eine FAQ handelt, sind wir ja beide nicht zitiert auf einzelne Zeilen aus dem Beitrag Deines Vorschreibers eingegangen, sodaß nun der Diebstahl des Beitrages „#8 (alt)“ nicht mehr „beweisbar“ ist und Yvonne uns unweigerlich aufgrund des fälschlichen Anscheins verdächtigen muß ;-)
 
Zuletzt aktualisiert 19.09.2025
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