Wir, die Geiseln der Bank!

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Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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emer

emer

Was hast du denn gegessen?
Dir Schufa kann noch mal sagen wie sie auf diese score-Werte kommt. Da werden die wohl kaum verlässlich sein. Das zum Einen. Zum anderen: eine Bank, welche sich ausschließlich auf den Score der Schufa verlässt ist keine Bank.

Ich will gar nicht wissen, was die über mich wissen. Die rufen mich sogar an, wenn ich es bei Amazon mal krachen lasse und fragen ob mir einer meine Kreditkarte geklaut hat. Oder wenn ich mal höhere Zahlungseingänge auf dem Konto habe, rufen die an und fragen was ich damit vor habe, ob ich es denn anlegen will... Sowas erschreckt mich viel mehr...

Die letzte Rechnung die ich mal versäumt habe, war mit viel jugendlichem Leichtsinn verbunden und betrug keine 50 Mark. Aktuell liege ich bei 95,5% bei der Schufa mit einem selbst nach schriftlicher Aufforderung nicht gelöschten und verjährtem Kredit (2000€ für ein Sofa) und 2 Falschen Adressen wo ich nie gewohnt habe... Eine habe sie geschafft nach 6 Monaten zu löschen... Sehr verlässlich dieser Verein.
 
T

toxicmolotof

So, jetzt bin ich zuhause und gebe noch einen kleinen, aber feinen Einblick in die Welt der Ratingnoten, der Scores, etc...
Grundsätzlich ist es so, dass Ausfallwahrscheinlichkeiten, und darum geht es ja, immer in ein Verhältnis zu einer Laufzeit betrachtet werden müssen. In der Regel ist dieser Betrachtungshorizont ein Jahr.

Die Schufa formuliert so schön, dass es bei einem Score von 97% in 3 von 100 Fällen wahrscheinlich ist, dass ein Vertrag nicht erfüllt wird. Zunächst die Frage: Was für ein Vertrag? Nun, das weiß man eben nicht. Möbelkauf? Einmalige Sache, Zahlung in 14 Tagen oder so. Handyvertrag? Viele Zahlungen innerhalb der nächsten 2 Jahre. Hausfinanzierung? Die nächsten 20,30,40 Jahre.

Also wir sind uns vermutlich einig, dass bei einem Risiko von 3 % (pro Jahr) das Risiko eines Ausfalles von Jahr zu Jahr steigt.

Jetzt schauen wir uns diese oben zitierte Tabelle einmal genauer an...

90-95% werden noch als "zufrieden stellendes bis erhöhtes Risiko" dargestellt. Ich frage mich mal für wen das so sein soll. Hierzu ein Beispiel. Ich habe 20 Freunde von denen ich jetzt mal behaupte, ich würde mein Geld immer zurück bekommen. Also leihe ich denen jeweils 100 Euro. Wenn davon auch nur einer nach einem Jahr ausfällt, bin ich bei 95%. Fallen sogar zwei Freunde aus, dann bin ich schon bei 90%.

Das heißt, ich hätte schon 200 von 2000 Euro verloren. Diese muss ich ja über einen Risikoaufschlag (keine reinen Zinsen) bei den anderen wieder rein holen. Das wären bei 18 verbleibenden Freunden zwischen 5 und 11 Euro p.P.. Mit anderen Worten müsste ich mindestens 5-11% Zinsen verlangen, ohne, dass ich auch nur einen Euro verdient hätte.

Jetzt erhöhe ich meine Freundesanzahl auf 100 Freunde, von denen nur 1% ausfällt. Das wären dann pro verbleibenden Freund etwa 1 Euro Aufschlag. Sprich allein 1% als Risikoaufschlag.

Und jetzt zurück zu den Banken, die ja Neben dem dem Kreditausfallrisiko noch Zinsen als Refinanzierung zahlen müssen und Kosten (Mitarbeiter, Gebäude etc.) Decken müssen und dann auch noch bestenfalls einen Gewinn erwirtschaften sollen. Wo bringt eine Bank denn dieses 1% Risikokosten unter?

Ich bleibe bei der Aussage, dass Scores unter 99% bei einer Hausfinanzierung mehr oder weniger Ausfallbedroht sind. Dazu ein weiterer Exkurs, dieses Mal in die Welt der Geldanlagen. Genauer in den Bereich der festverzinslichen Geldanlagen. Das sind die Dinger womit die Banken in Griechenland baden gegangen sind. Standard & Poors bewerten einen Anleihe mit dem Rating BB mit einer Erfüllungswahrscheinlichkeit auf einem Jahr Sichtweise mit 99,05 %. Diese Anlage heißt wörtlich "Non Investmentgrade speculative", oder auch "Spekulative Anlage - bei Verschlechterung der Lage ist mit Ausfällen zu rechnen". Würdet Ihr als Anleger diese Kapitalanlage als sicher, gut oder mit geringem Risiko Bezeichnen? Wohl kaum.

PS: Natürlich beeinflussen Sicherheiten und Eigenkapital diese Rechnung, aber im Grunde trifft dieses Beispiel den Nagel auf den Kopf.
 
T

toxicmolotof

Dir Schufa kann noch mal sagen wie sie auf diese score-Werte kommt.
Korrektur, die Schufa will das nicht sagen. McDonalds verrät ja auch nicht die Zusammensetzung der BigMac-Sauce.
Da werden die wohl kaum verlässlich sein. Das zum Einen.
Es kommt immer auf den Betratungszeitraum und den Zweck an. Im statistischen Mittel sind die Bewertungen schon recht gut. Natürlich gibt es Ausnahmen in die eine, wie auch die andere Richtung.
Zum anderen: eine Bank, welche sich ausschließlich auf den Score der Schufa verlässt ist keine Bank.
100% Zustimmung, aber es ist ein guter erster Indikator, auch wenn viele Banken den Schufa-Score bei einer Hausfinanzierung gar nicht betrachten und lieber ihre eigene Bewertung machen. Aber auch die werden wohl in den seltensten Fällen sehr weit weg liegen, wenn man nicht gerade die Portokasse gut gefüllt hat, was die Schufa ja nicht weiß.
 
emer

emer

Sorry aber das ist eine Milchmädchenrechnung die du auf machst. Wenn die Bank Geld verleiht Zahlen doch nicht alle anderen "Freunde" das Risiko. Sicher zu einem gewissen Teil aber doch nicht voll. Baut man ein Haus auf Grund und Boden, stellt das zum Größen Teil doch die Ausfallschäden wenn es soweit ist. Die Bank verliert ja nicht alles. Wenn du 100 Freunden je 100 € gibst ohne von jedem einen iPod als Pfand zu haben bist du selber schuld...
 
T

toxicmolotof

Wenn die Bank Geld verleiht Zahlen doch nicht alle anderen "Freunde" das Risiko.
Ja sicher doch, wer denn sonst? Die Vorstände? Die Mitarbeiter? Der Staat? (Hups, das gab es ja temporär schon, siehe Commerzbank) Der Geldanleger? (Hups, siehe Zypern) Natürlich zahlen das die anderen Kreditnehmer mit.

Natürlich ist das eine Milchmädchenrechnung und ich habe die Verwertungserlöse von Sicherheiten bewusst außen vor gelassen. Diese Betrachtung war vereinfacht dargestellt und bezog sich auf Blankoengagements.

Dann betrachten wir eben die Sicherheiten mit. Aber wie bewertest du jetzt den IPod? Oder das Haus? Banken sehen ein Haus zu 60% des Beleihungswertes als 100%ig gesichert an. Dies nennt sich dann Realkreditgrenze.

Sagen wir mal ein Haus hat einen Verkehrswert von 120 TEUR. Davon gehen 30% ab und man erhält vielleicht den Beleihungswert. Davon 60 % macht dann 60 TEUR "sicheren Kredit". Die restlichen 60 TEUR sind wieder risikobehaftet. Zum einen die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kreditnehmers, zum Anderen der nicht bekannte Verwertungserlös der Sicherheit, der über die 60 TEUR hinaus geht.

Also sind es statt 1% noch immer 0,5% Meinetwegen auch nur 0,4%, oder gar nur 0,3%. Keine Bank vergibt einen risikobehafteten Kredit zu einer Kondition, die im statistischen Mittel geringer ist als Zins+Risikoaufschlag+Kosten+Gewinn.
 
Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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