Für den Fall, dass das Thema für den Themenstarter noch aktuell ist:
Wir wohnen in einer reinen Moorgegend (Landkreis Ammerland, Niedersachsen). Unser ganzes Dorf (Friedrichsfehn, 4100 Einwohner) ist auf Moor errichtet. Wir sind eine recht junge Gemeinde mit mehreren großen Neubausiedlungen. Wir selbst haben hier zum zweiten Mal gebaut. Die durchschnittliche Moorschicht, die mit Füllsand ausgetauscht wurde beträgt bei uns drei Meter, bei einigen Bauherren aber auch bis zu fünf Metern. Die haben dann in der Regel eine Pfahlgründung vorgenommen. Ich schreibe dies vorweg, um dir die Angst vom Bauen auf dem Moor zu nehmen. Es sind eben nur einige wichtige Dinge zu beachten, damit es später keinen Ärger gibt.
1. Wurde bisher noch kein Bodenaustausch auf dem Baugrundstück vorgenommen, ist es noch am einfachsten. Das Moor muß im Bereich der zu bebauenden Fläche bis auf tragfähigen Boden komplett gegen Füllsand ausgetauscht werden. Dabei ist darauf zu achten, dass der einzubringende Füllsand schichtweise (80cm) gut verdichtet wird. Am besten und sichersten geschieht dies nicht mit einem Handrüttler sondern mit einer Rüttelwalze. Wenn allerdings in unmittelbarer Nachbarschaft bereits gebaut wurde, kann es damit Probleme geben. Schwere und kräftige Rüttelwalzen erschüttern den Boden so stark, dass die Tassen in Nachbars Küchenschrank klappern. Da kommt der dann gleich rausgelaufen, weil er Angst um Risse an seinem Haus hat, Dann bleibt eben doch nur das Verdichten mit dem Handgeführten Rüttler.
2. Eine Faustregel bei uns besagt, dass über alle bebauten Flächen hinaus soviel Moor entfernt werden muss wie ich in der Tiefe wegnehmen muss. Müssen beispielsweise drei Meter Moor ausgetauscht werden, sollte dies auch drei Meter über die Bebauung hinaus erfolgen. Dies gilt auch für Terrassen, Zufahrten etc. Wer sparen will, kann da aber auch einen Meter weniger nehmen.
3. Vorsicht bei im Vergleich besonders günstigen Angeboten: Um Leerfahrten der Sand-Lkw´s zu vermeiden und um Kosten zu sparen wird gern der gerade ausgehobene Aushub mit Füllsand ersetzt. Der Lkw, der Füllsand bringt, nimmt also gleich den ausgehobenen Moorboden wieder mit. Bei starken Moorschichten wie bei uns (drei Meter) kommt es dabei aber im unteren Bereich leicht dazu, dass sich Moor und Füllsand durch Verwerfungen vermischen. Ein sauberer Aushub des Moores kann kaum sichergestellt werden. Deshalb plädiere ich dafür, zunächst das Moor in dem erforderlichen Bereich komplett ausheben zu lassen und erst dann die saubere Grube mit Füllsand zu verfüllen. Das ist zwar etwas teurer, man schläft aber danach ruhiger.
4. Problem Grenzbebauung/Garage: Sofern das Nachbargrundstück noch nicht bebaut wurde, dürfte eine Einigung mit dem Eigentümer hinsichtlich des Bodenaustauschs nicht das große Problem sein. Auf alle Fälle muss da aber eine Genehmigung eingeholt werden! Wenn aber das Nachbargrundstück bereits bebaut und der Garten angelegt ist und beispielsweise eine Garage auf der Grenze errichtet werden soll, wirds schwierig. Bei Moorschichten über einem Meter reicht ein Bodenaustausch bis Grundstücksgrenze keinesfalls aus. Da bleibt dann für die Garage nur eine Pfahlgründung (alternativ keine Bodenplatte oder ein Carport)
5. Eine wichtige Überlegung: Wenn nicht mit dem letzten Cent gerechnet werden muss sollte überlegt werden, das gesamte Grundstück auszukoffern. Grund: Durch die Oberflächenentwässerung eines Baugebietes kommt es zu einer Absenkung des Oberflächenwassers in den oberen Bodenschichten was zur Folge hat, dass das Moor in sich zusammensackt. Bei unserem ersten Bau haben wir im Verlauf von 15 Jahren zweimal neuen Mutterboden auffahren lassen und den Garten jeweils komplett neu anlegen müssen! Das Fatale dabei: Das Sacken hört nie auf! Der neue Mutterboden übt zusätzlichen Druck auf das Moor aus, welches dann wieder sackt. Der neue Eigentümer unseres ersten Hauses hat übrigens auch schon wieder seinen Garten neu anlegen müssen. Ärgerlich ist auch, wenn bei zu sparsam vorgenommenen Bodenaustausch die Zuwegungen und Terrassen absacken.
6. Was den möglichen Umfang der Erdarbeiten und Kosten betrifft: Wenn in der Nachbarschaft bereits gebaut wurde oder Bauherren gerade dabei sind: unbedingt fragen. Die haben ja bereits ihre Erfahrungen gemacht und können evtl. etwas zur Stärke der Moorschicht und günstigen Sandfuhrunternehmen etwas sagen.
7. Problematisch kann es werden, wenn auf dem Grundstück bereits ein Bodenaustausch vorgenommen wurde, ich aber nicht weiß, wie das Tiefbauunternehmen gearbeitet hat. Auch muss geprüft werden, ob flächenmäßig genug Boden ausgetauscht wurde. In diesem Fall würde ich in jedem Fall einen Gutachter zu Rate ziehen.
Viel Spass beim Bauen!