Gaspreise - Wo ist Gas noch erschwinglich?

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D

Deliverer

"Schattenkraftwerk" ist eines der Stichworte.
Zugegeben, ich war da jetzt nur fünf Minuten dran - die Tendenz geht aber nicht zu 1:1 sondern zu 1:0,1. Das deckt sich auch mit den Wind/Sonne-Statistiken diverser Institute. Also nein - wir brauchen nicht mehr und nicht weniger "Schatten"kraftwerke als vorher. Das ist nervig, ist aber so. Bei Atom übrigens noch viel krasser, wie Frankreich ja gerade vorlebt: Die brauchen ja aktuell 28 Schattenatomkraftwerke, um den Ausfall der Lichtatomkraftwerke zu kompensieren. Wenn es so heiß bleibt, gehen weitere sechs vom Netz... Muss man (zahlen) wollen.

Und KKW sehe ich leidenschaftslos: entweder bauen wir die hier, gerne solche der 4. Generation (Flüssigsalz, Thorium), hier existieren keine deiner genannten Probleme mehr.
Stimmt. Atomkraftwerke, die es nicht gibt, verusachen auch keine Probleme. Ich empfehle ja jedem, der mir davon vorschwärmt, nicht in Photovoltaik-Anlagen, sondern in Bill Gates zu investieren. Der hat ja, mit großer Leidenschaft, die Werbetrommel dafür gerührt, selbst aber noch keinen müden Dollar investiert...
 
i_b_n_a_n

i_b_n_a_n

"Schattenkraftwerk" ist eines der Stichworte.

Es kommt drauf an um welche Art von EE es sich handelt, um welche Region es sich handelt und wie gut diese an andere Regionen auf Höchstspannungsebene angebunden ist (daran mangelt es zunehmend!). Auch ist die Frage, welche Verfügbarkeit erwartet wird: sind 6 Minuten Ausfall je Jahr tolerabel oder sind es 6 Stunden oder sogar 6 Tage?

Wieviel Last kann angebotsorientiert abgeworfen werden, also etwa Industrie oder Wärmepumpen (dafür bekommen diese ja auch einen Preisnachlass)?

Regional ausgleichen in einem großflächigen Verbundnetz mag bei Wind gehen aber schon bei Photovoltaik nicht mehr, da die Leistung selbst innerhalb von Kern-Europas bei 2 Zeitzonen recht gut miteinander korreliert. Sprich; mindestens zwischen 20:00 und 7:00 frühs unserer Zeit geht in ganz Europa im Winterhalbjahr nix. Da musste für jedes MW an Photovoltaik auch ein MW anderweitig bereitstellen. Is' nun mal so!

Das Ganze ist dann ein stochastisches Modell. Bei Windkraft und einer Netzqualität wie heute wird im allgemeinen davon ausgegangen dass man für 1 MW Windstrom 0,85 MW Reservekapazität benötigt werden. Bei Photovoltaik sind es wie gesagt nahe 1,0 MW.

D.h. also dass zu dem berühmten "1 Cent je KWh" noch Kosten für die Bereitstellung von Kapital und Baustoffen für die Schattenkraftwerke samt deren Standbyverluste kommen. Ohne diese gäbe es kein Netz in bekannter Qualität sondern eher wie in Südafrika (mit stundenweisen Brownouts jeden Tag, bei uns wäre das im Winter wohl noch länger). Billig ist billig... man kann diesen Faktor gerade bei Wind runter bekommen indem man wie schon von @Deliverer erwähnt in der Fläche streut. Gut. Aber dafür braucht es ein gut ausgebautes Verbundnetz und das ist Stand heute in Mitteleuropa praktisch ausgelastet. Einen weiteren Ausbau hat das mehr als nötig. Alleine in D bräuchten wir über 10.000 km in der Höchstspannungsebene und etwa 30.000 im Mittelspannungsbereich. Davon sind binnen 10 Jahren gerade mal 1000 km in der Höchstspannungsebene realisiert worden. Rechne das mal hoch...

Nein. Erstmal ehrlich sagen: 100% EE in den nächsten 20 Jahren ist utopisch. Beide Arten von Erzeugung parallel laufen lassen, EE pragmatisch ausbauen. Soviel regional erzeugen wie möglich. Fossile KW in Form von kleineren Anlagen mit KWK ergänzen. Verbundnetz ausweiten. Grünen H2 importieren, blauen H2 aus Überschüssen speichern. LNG-Terminals.

Und KKW sehe ich leidenschaftslos: entweder bauen wir die hier, gerne solche der 4. Generation (Flüssigsalz, Thorium), hier existieren keine deiner genannten Probleme mehr. Wenn nicht bei uns so werden wir halt den Strom von unseren Nachbarn (dann auch gerne aus solchen der 3. Generation mit Problemen wir von dir geschildert) importieren, dafür mehr zahlen, hey aber wenigstens können wir Haltung beweisen und dem Atomkraft-Nein-Danke-Sticker weiterhin stolz, nur eben am E-Auto, spazieren fahren :p Eine dritte Alternative gäbe es definitiv noch: großflächige Kohle-KW mit Sequestrierung, also CO2-Abscheidung ins Erdinnere.

Ist letztendendes eine Entscheidung der Politik. RWE und EON bauen gerade im UK neue KKW. Die haben sicher kein Problem damit den dort erzeugten Strom nach D zu verkaufen. Die dann generierten 100 Cent/KWh (fiktiv) nehmen sie gerne mit. Ausbaden muss den Endpreis dann eh der kleine Mann. Aber der wählt ja auch die Politik. Womit sich der Kreis wieder geschlossen hat.
Deine Daten in allen Ehren, stammen aber aus "Prä Ukraine Überfall Zeiten". Ich sehe durch den massiven Druck der ganzen Welt! hier Änderungen herbeizaubern. Und oft sind wir doch erstaunt wie schnell manchens ging als es nur konsequent angegangen wurde? (gut, manches auch etwas langsamer). Ich setze da mehr Hoffung auf optimistischere Zahlen, glaube aber auch nicht an Wunder. Trotzdem: Ich bin da insgesamt optimistischer und meine 100% EE in den nächsten 20 Jahren nicht schaffen zu können ist utopisch (in DE)

Wir haben nun aktuell blöderweise eine Situation das wir ab Herbst nicht frieren wollen und wollen auch nicht das die Rezession vollends durschlägt nur weil in der deutschen Industrie die Lichter ausgehen. Zudem das Verlagen langfristig mit EE nicht nur aus Klimagründen auszukommen (sondern auch Energie sozialverträglich liefern zu können). Zum Thema H2 bin ich zwiegespalten da uns die Industrie gerne greengewaschenes Marketinggeschwurbel unter die Nase reibt, die Realität aber bzg. der möglichen Liefermengen und insbesondere der Effizienz eher niederschmetternd ausfällt. Bei Überschuss an EE aber gerne grünen Wasserstoff wenn auch mit Verlusten speichern und transportieren. Meine letztens gehört zu haben das ca. 80% der Erdgasröhren in DE H2 tauglich sind?

Dazu ist leider nach aktueller wissenschaftlicher Meinung der kommerzielle Einsatz deiner präferierten Lösung Nr.4 ?, nämlich des Flüssigsalz Thorium Reaktors, frühestens in einigen Jahrzehnten möglich. Die Mini-Testreaktoren in China bringen gerade mal 2MW thermische Leistung. Zudem auch Gammastrahlung eher "unhandlich" ist und "nur" ein paar Jahrhunderte strahlt. Kinder Kinder ... never ever ein weiteres unkalkulierbares Risiko, wir werden die anderen doch gerade erst los.

Walle! walle
Manche Strecke,
daß, zum Zwecke,
Wasser fließe
und mit reichem, vollem Schwalle
zu dem Bade sich ergieße.
 
M

Marvinius

Dafür gibt es inzwischen aureichend technische Möglichkeiten bei regenerativer Vollversorgung (ja, 100%) die Grund- und Spitzenlastprobleme zu lösen. Man müsste es nur wirklich politisch wollen und gegen die von Lobbyisten durchsetzte (zerfressene) Legislative durchsetzen. Zeit wird halt gerade ein bisschen knapp dank der Penner, Zweifler und Bremser :rolleyes:
Der Einzeiler für die "Gläubigen"
"Unser Speicher ist das Netz und die Kobolde darin, Amen"
 
i_b_n_a_n

i_b_n_a_n

Der Einzeiler für die "Gläubigen"
"Unser Speicher ist das Netz und die Kobolde darin, Amen"
sorry, auf dem Niveau ist diskutieren wirklich überflüssig. Trage mit wissenschaftlichen Fakten gerne zur Diskussion bei, "sonst einfach mal die Fresse halten" wie der von mir nicht wirklich geliebte Mario gerne von sich gibt.
 
M

Marvinius

wieder Dreck. In der aktuellen Lage versuchen wir (Deutschland) natürlich kurzfristig alles um genügend Energie wie auch immer zu erzeugen. Kohle, Gas, Wind, Wasser, Sonne usw. Grosse Einschnitte wird es mEA trotzdem geben, so gebe ich uns bzgl. NS1 eine 50:50 Chance das diese wider geöffnet wird. Tragisch (oder tragikomisch?) das uns unsere eher Russlandfreundliche Politik der letzten Jahrzehnte nun so wieder vor die Füsse fällt (vor die Füsse kotzt)

Aber: Mittel- bis Langfristig (hätte hätte ... dann wären wir bereits dort angekommen) müssen und werden wir auf die für den Endverbraucher spottbilligen, umweltverträglichen und Klimaneutralen Energielieferanten zurückgreifen. Wer diesen so ;) sonnenklaren ;) Weg nicht erkennt ist kurzsichtig, dumm oder verblendet. Und ich bin weder "gläubig" (eher Agnostiker) noch ein besonderer Russlandbasher, sondern einfach nur technisch wissenschaftlich interessiert und vertraue der mehrheitlichen wissenschaftlichen Meinung zu diesem Thema. Meine rot/grünes Herz verberge ich dabei aber natürlich auch nicht, bin aber bei klarem Verstand (zurechnungsfähig!) was man bei manchen anderen hier ruhig bezweifeln darf (fühle sich angesprochen wer mag)
Aber trotz allem, natürlich ist meine Glaskugel auch nicht genauer als andere ...
Die Worte des Gläubige
In D gilt: um 1 KW EE-Strom zu haben benötigt man knapp 1 KW aus fossilen Kraftwerken. Is eben so. Speicher (auch Pumpwasser) in solchen Dimensionen gibt es nicht und ist außer bei PowerPointlerm ("Digitalisierung", "Angebotsorienthiertheit", "Virtuelle Kraftwerke" usw) nicht absehbar. Nochmal, die benötigten Dimensionen kapiert kaum jemand. Das ist die Krux.

Also muss man einen gigantischen Schatten-Kraftwerkspark betreiben, der dann je nach Kraftwerk nur für einige bis Tausend Stunden im Jahr in Betrieb ist. Von 8860 Stunden, die das Jahr so hat. Da die EE Vorrang genießen. Da nützt es auch nix, wenn du Wind für 5 Cent/KWh erzeugen kannst. Denn da stehen erstmal gewaltige Leitungen dahinter (die meisten Regionen D werden beim Strom regional versorgt und die Überlandleitungen sind nur für den Ausgleich um die Zahl der Reserve-KW verringern zu können).

Und zweitens ein entsprechend zu dimensioniertes konventionelles Kraftwerk, das gebaut und erhalten werden muss. Aber nur für einige Stunden Betrieb, also mit einer Auslastung im einstelligen Prozentbereich oder darunter. Wenn man nun die Investition in ein solches Kraftwerk über die Jahre abschreibt und durch die Zahl der generierten KWh teilt so kommen natürlich aberwitzige Zahlen raus, ist doch klar! Das ist aber nicht die "Schuld" des konventionelles Kraftwerk, sondern nur der erratischen Erzeugung des Wind-Kraftwerks geschuldet.

Wieso sind denn für die Energiewende diese 40 neu zu errichtenden Gaskraftwerke geplant worden? Die jetzt seit dem 24.2. obsolet geworden sind. Wenn Sonne und Wind alleine doch so toll sind und für nen Cent Strom erzeugen können. Sind die Investoren blöde? Kleiner Tipp: Wegen den paar zu erzielenden Kröten aufgrund der niedrigen Auslastung wären die eh nicht gebaut worden, schlichtweg weil sie unrentabel sind- habe ich aus erster Hand von Uniper. Damit wäre die Energiewende eh nicht von Erfolg gekrönt gewesen.








Wenn das die EE sind dann erkläre uns doch mal wieso der Spread zwischen den EEX-Futures von Juli und Januar ein und desselben Jahres sich in den letzten Jahren immer weiter ausgeweitet hat? Strom war im Winter aufgrund der Nachfrage ja schon immer relativ gesehen teurer aber da das Angebot (Photovoltaik) jetzt auch noch sinkt müssen die (aufgrund der wenigen Betriebsstunden verteuerten) konventionellen Kraftwerke von der Reserve in die Produktion gehen und geben ihre aufgrund der EE verteuerte Energie nun bevorzugt ab. Daher der steigende Spread! Was die EE also im Sommer beim Preis verbilligen mögen wird im Winterhalbjahr wieder ursächlich wegen ihnen preislich rausgeblasen.
Sehr gut erklärt, Danke!
Und mein E-AUTO tankt Kohlestrom. Die hirnrissige Folge der Energiewende
 
Zuletzt aktualisiert 20.09.2025
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