Fassadendämmung Materialauswahl

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S

Sina86

Hallo zusammen,

es gibt sicherlich schon ein Beitrag zu diesem Thema, ich muss aber gestehen irgendwie hat die Suche nicht so "funktioniert" wie ich das wollte. Entschuldige mich also schon im Vorfeld - gerne falls vorhanden Beiträge verlinken

Zu meinem Anliegen:
Ich saniere (Kernsanierung) derzeit ein Einfamilienhaus aus den 50er, das Mauerwerk ist 24er Bims - außen verputzt und gestrichen. Das Dach, und die Fenster wurden erneuert und wurden/sind gedämmt bzw. auf KfW stand. Dezentrale Lüftung von Lunos.

Hatte mich zu den Materialien mal so durchgelesen und bin dann am Neopur hängen geblieben.
Geplant war WGL032 160mm Stärke. Leider ist im besagten Material Rohöl verarbeitet, im Falle eines Brandes brennt das zeug wohl innerhalb kürzester Zeit lichterloh (zumindest vor der eingeräumten Ausrückzeit der Feuerwehr von 20min) - außerdem verflüssigt es sich und tropft. Vorteile sind aber, der gute Dämmwert, der annehmbare Preis, und die relativ einfache Verarbeitung (auch die Verwendung von versenkbaren Kunststoffschraubdübeln um das spätere Abzeichnen dieser zu vermeiden) und das ich nach und während der Verarbeitung das Material nicht unbedingt vor Feuchtigkeit schützen muss.

Das Thema brennen lässt mir jetzt aber keine Ruhe, ich meine - natürlich geht man davon aus, das meine Hütte die nächsten 300 Jahre nicht brennen wird. Aber im Fall der Fälle wäre das ein deutlicher Nachteil, was mir die größte Sorge bereitet, dass man hier wirklich von 5-6 Minuten spricht wo sich das Feuer dermaßen schnell ausbreitet. Bis man einen Brand bemerkt dauert es ja schon einmal 5-10 Minuten (wenn überhaupt bemerkt wird)

Rockwool hat hier ein für mich interessantes Alternativprodukt nämlich das Coverrock II (Allerdings in WGL 035) mit Putzträgerplatte. Auch dafür gibt es ähnlich versenkbare Dübel. Der Preis dagegen ist Doppel so hoch... Über die Verarbeitung kann ich nichts sagen. Ich muss die Steinwolle vor Feuchtigkeit schützen und relativ schnell verputzen. Vorteil ist natürlich das dass Material nicht bzw. viel später brennbar ist, und nicht tropft.

Wer hat den was von euch selbst schon verbaut, und eventuell sogar schon ein paar Jährchen Erfahrung?
Wer kann mir Material empfehlen..
Ich möchte hier nicht über den allgemeinen Sinn und Unsinn des Fassadennämmens diskutieren. Die Dämmung wird so oder so mit 160mm Stärke kommen (el. Vorbaurollläden mit Putzträger).

Ihr seht ich mach mir über das Material nen ziemlichen Kopf , tut mir leid das ich hier so viel geschrieben hab. Bin sehr dankbar für Ratschläge!
 
wpic

wpic

Neopor ist eine Variante der EPS-Dämmung, die mit Graphit versetzt worden ist. Die Graphitpartikel sollen die Wärmestrahlung streuen und damit den Transport thermischer Energie innerhalb des Materials reduzieren. Die Wärmeleitzahl ist dadurch etwas geringer (WLG 032), als bei den üblichen EPS-Dämmstoffen mit der WLG 035. EPS/Neopor sind in die Europäische Brandklasse B1, B2 (DIN EN 4102) eingeordnet (schwer entflammbar/normal entflammbar) und für WDVS zugelassen. Mineralwolle hat die Brandklasse A1/A2 (nicht brennbar/überwiegend nicht brennbar).

Mineralwolle/Steinwolledämmplatten müssen beim Einbau als WDVS vor Regen geschützt werden, da sie sonst durchfeuchten und ihre Dämmwirkung verlieren. EPS/XPS-Materialien nehmen so gut wie kein flüssiges Wasser auf und können auch kurzzeitig beregnet werden. Das ist bei Mineralwolle/StVO durch einen Regenschutz bis zum Verputz absolut zu vermeiden und für die Montagezeit m.E. zu spannend bzw. zu teuer.

Eine Interessante Alternative sind Phenolharzschaumplatten WLG 021-024, Brandklasse B2 (DIN 4102-1) C-s1 / s2, d0). Sie sind noch nicht so verbreitet, sollten aber mittlerweile von interessierten WDVS-Fachfirmen angeboten werden.

Neben dem üblichen Verputzen WDVS bleibt natürlich noch die hinterlüftete Fassade mit ganz anderen Dämmstoffen, aber aufwendigerer Unterkonstruktion.
 
S

Sina86

@wpic vielen Dank für deine Ausführliche Antwort. Das hat mir schon sehr weiter geholfen.
Das mit den Graphitpartikeln war mit bekannt, dass finde ich auch ziemlich interessant.
War ich mit dem Rohöl auf dem Holzweg? Für mich ist es einfach nicht ganz nachvollziehbar, wie Material wie Styropor oder eben Neopor (wenn den das Öl darin verarbeitet wurde) schwer entflammbar sein soll und in die Brandklasse B1 kommt. Letztlich wird für mich trotz allem das EPS System von Vorteil sein, zwecks Eigenleistung brauch ich für alles etwas länger. Ich kann nicht 2 Tage nach dem ersten Dämmelement schon mit verputzen anfangen... Da ist mir die Steinwolle dann doch zu heiß. Und die Verarbeitung ist dann doch auch etwas einfacher.


Die von Dir angesprochenen Phenolharzschaumplatten sind eher nichts für mich, ich hatte mich zu diesen Informiert, aber so wirklich überzeugt haben die mich nicht.

Hinterlüftete Fassade ist absolut eine Alternative und sollte ich mir vielleicht noch einmal im Detail zu Gemüte führen.

Besten Dank
 
L

Legurit

Wir hatten mal ein Sanierungskonzept mit Holzweichfaser-WDVS vorliegen. Keine Ahnung wie sich das in Bezug auf deine Parameter verhält.
Das Erdöl wäre mir glaub ich egal - viel bedenklicher finde ich die Fungizide. Aber gut, jeder treibt so seine Sau durchs Dorf.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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