Wie schnell sollte man ein Haus abzahlen?

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Musketier

Musketier

D.h. rechnerisch sind wir mit gerade Mitte 30 vermutlich tatsächlich vermögend, wenn man 900k Wert, 310k Restschuld, 20k Depot ins Verhältnis setzt. R
Ist das ein selbst geschaffener Wert oder geerbt? Ihr habt noch 30 Jahre bis zur Rente Zeit, um das letzte Drittel abzuzahlen.... was will man mehr?
Sollten die Inflation nicht über den Gehaltssteigerungen liegen, arbeitet die Zeit sogar noch für euch.
Bei meiner Frau ist aus ihrer Studenenzeit auch der Hang zur Knausrigkeit übrig geblieben. Sie meint, wir geben viel zu viel Geld aus, aber letztendlich bleibt jeden Monat genug übrig, um trotz max. Sondertilgung immer noch zurücklegen zu können. Genau dafür geht man doch auch arbeiten, dass man nicht jeden Euro dreimal rumdrehen muss.

Auch wenn so ein abgezahltes Haus im Alter nicht ganz kostenloses wohnen ist, so ist man finanziell doch meist deutlich besser gestellt, als ein Mieter.
 
F

felicitias_1

Es kommt doch letztlich darauf an, welcher Typ Mensch man ist.
Wir haben den Rest unseres Kredits auf einen Schlag abbezahlt, als ich den Anteil an meinem Elternhaus von meiner Schwester ausbezahlt bekommen habe (waren 60.000 €).
Die Beraterin in der Bank meinte, dass eine Geldanlage mehr Rendite bringen würde, aber ich wollte unbedingt schuldenfrei werden. Damit habe ich seither eindeutig mehr innerliche Ruhe, als von ein paar hundert Euro mehr im Jahr auf dem Konto.
Mein Mann hätte die Geldanlage gewählt, wusste aber, wie wichtig mit Schuldenfreiheit ist.
Hier taucht vom Threadersteller immer wieder der Satz auf "Geben wir zu wenig Geld aus?". Das kann man doch als Außenstehender gar nicht beurteilen, es muss einem doch selber damit gut gehen, wie man lebt.

Wir haben ein Haushaltseinkommen von ca. 8000 Euro netto. Wir fahren gern im Urlaub an die Ostsee, in die Normandie oder nach Dänemark (einmal im Jahr für 8-10 Tage). Bei der langen Fahrzeit aus dem Süden Deutschlands machen wir in den letzten Jahren dabei immer eine Zwischenübernachtung auf halber Strecke. Wir suchen uns Jugendherbergen heraus, wo sie Nacht ca. 35 € pro Person kostet. Jetzt wäre bei anderen der Aufschrei groß, warum man das bei so einem Einkommen macht, man kann sich doch leicht ein tolles Hotel leisten, usw. Kann man - könnten wir - wollen wir aber gar nicht.
Und so geht es weiter:
wir haben keinen Thermomix (als ich das erste mal gegoogelt habe, was der kostet, bin ich fast vom Stuhl gefallen; ich dachte ganz naiv, für sowas wären mir 300€ schon zu viel Geld, dabei kostete der damals das mehr als dreifache)
wenn ich für den Garten was baue (Kräuterspirale, Hochbeet) möchte ich dabei möglichst wenig/kein Geld ausgeben, mache mir selbst Ableger, gewinne eigene Samen, ... (ich bin stolz darauf, dass die allerwenigsten Sträucher und Stauden bei uns im Garten gekauft sind)
Markenklamotten findet man bei uns so gut wie nicht, genau so wenig wie Handtaschen- oder Schuhsammlungen
wir tragen beide keinen Schmuck und ich schminke mich kaum, benutze keine tollen Cremes für Tag/Nacht/.
Aber all das nicht, weil wir so geizig oder krankhaft sparsam sind, sondern weil es uns einfach nicht wichtig ist.

Für andere Dinge geben wir bewusst und überlegt das Geld für hochwertige Gegenstände aus (bei meinem Mann ist es die Musik und er hat z. B. mehrere Gitarren, bei mir ist es Fotografie), wir haben drei Autos, weil man ohne bei uns auf dem Land komplett aufgeschmissen ist und bei Lebensmitteln achten wir auf Bio und gute Qualität, auch wenn das mehr kostet. Im Garten haben wir eine Zisterne bauen lassen, obwohl sich das finanziell nicht rechnet, aber wir dafür ein gutes Gewissen bei der Gartenbewässerung haben. Wir finanzieren unserer Tochter Studium und Wohnheimzimmer, weil es uns wichtig ist, dass sie ihre Energie ins Studium stecken kann und nicht noch nebenher arbeiten muss.

Bei anderen Schreibern hier ist es bestimmt genau andersherum: teurer Urlaub, Shoppingtrips und für den Garten kommt regelmäßig jemand und macht alles schön. Dafür soll das Kind sich sein Leben mal selbst finanzieren, weil man das ja auch musste.

Insgesamt muss doch jeder mit seiner eigenen Lebensführung zufrieden sein. Und wenn dazugehört, jetzt nochmal ein paar Jahre kräftig zu sparen und dann mit dem Kredit fertig zu sein, dann soll er es so machen. Wenn ein anderer meint, sein übriges Geld zu verkonsumieren und nicht sonderzutilgen, auch gut. Ein dritter sagt, ich spare in mein Aktiendepot und freue mich über die (hoffentlich) tolle Rendite. Und dann gibt es noch viele weitere Wege dazwischen.
 
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Alex124

Was eine lustige Diskussion, hier ist ja fast jede extreme Richtung vertreten.
Plant mal nicht zu detailliert und zu weit in die Zukunft, kommt doch immer anders als man denkt. Mein Kumpel hat finanziell mehr als ausgesorgt, auch seine Kinder, leider kann er jetzt den Anfang seiner Rente nicht wirklich genießen, weil er nun unverschuldet schwer krank wurde und nur noch sehr wenige Male den Nikolaus erleben wird.

Lass dir doch nicht von anderen sagen, wie du wirtschaften sollst, dies muss man schon selber raus finden.

Hier mal noch eine verrückte Variante ;-)
Wir haben fürs Haus gearbeitet wie die Wilden mit mehreren Jobs und >=70h/Woche. Hatten jedes Jahr Urlaube gemacht und waren nicht übertrieben sparsam, aber haben schon auf die Ausgaben geachtet.
Bei 4% Zinsen wurde alles ins Haus und die Tilgung gesteckt, sonst keine Sparkonten oder sowas (bis auf den normalen Notgroschen natürlich). Wir waren dann glücklicherweise ein gutes Stück vor dem 40. Geburtstag schon durch damit. Schulden bestehen jetzt nur noch für nicht selbst bewohnte Immobilien, welche bezahlt sein werden, bevor die Kinder volljährig werden.
Haben jetzt nur 3 Ziele im Leben:
1) gesund bleiben
2) gesund bleiben
3) Rente mit 58, spätestens mit 60

In der Rente wollen wir natürlich nicht den ganzen Tag rumgammeln, werde dann eh noch was machen, aber nur im kleinen Rahmen und ohne Verpflichtung, also völlig frei, wann ich will, wie ich will und ob ich will.

So, die meisten werden uns für bekloppt halt und haben damit auch Recht. Uns geht's gut damit und ich schlafe fest wie ein Baby, auch wenn wir auf andere Art und Weise vielleicht mehr Vermögen aufgebaut hätten. :-D
 
T

Teryamy

??? Wer hat das gesagt?
Du hast geschrieben: "Du rechtfertigst Ausgaben: Du entschuldigst altes Bewährtes, Du rechtfertigst Teures. "

Wenn wir deiner Meinung nach teures rechtfertigen, bedeutet das ja, dass wir deiner Meinung nach zu viel ausgeben. Wir rechtfertigen ja nicht ganz normale Ausgaben, sondern Ausgaben, welche deiner Meinung nach teuer sind (das 2. Auto in der Stadt? die teilweise doch Markenprodukte im Supermarkt? Keine Ahnung, was du damit eigentlich meinst).

Anderes Zitat von dir: "Leben heißt nicht sparen [...]". Das setzt ja Leben und Sparen in diametrale Gegensätze. Da bin ich übrigens auch absolut gegenteiliger Meinung, aber das nur am Rand. Die schönsten Sachen im Leben sind doch kostenlos. Freunde, Familie, eine Runde im Park, eine Radtour mit der Frau und den Kindern, ein Grillabend mit Freunden, eine Abend in der Stadt (die Ausgaben in Restaurants und Co. sind für mich von der Größenordnung komplett irrelevant - das geht für mich als nahezu kostenlos durch - Wohnen, Nebenkosten, Mobilität, Urlaub und Supermarkt/Drogerie sind für mich die relevanten Kategorien, wo man signifikante Ausgaben hat).

Wir mit eigenen bzw. finanzierten Häusern leben sehr gut. Auch die Abschläge (Rente) halten sich im Rahmen. [...] Mag sein, dass das ein oder andere gute Auto nicht bar bezahlt ist, sondern geleast, aber das blenden wir mal aus. Dafür werden andere Konsumgüter angeschafft oder das Haus auf x gedreht.
Baut halt zu 100% auf der gesetzliche Rente auf, denn ohne die gesetzliche Rente wäre es kaum möglich, 20-30 Jahre noch gut zu leben, oder? Und die gesetzliche Rente ist mindestens mal unsicher in der Höhe, tlw. sagen manche, die wird es 2050 und später gar nicht mehr geben.

WIR sind es überdrüssig, länger als 40 bzw eher 45 Jahre zu arbeiten, weil es dann einfach reicht. Gesundheitlich und mental.
Genau das sage ich ja auch. Viele Jüngere verstehen es vielleicht noch nicht, aber mit dem Alter ist eigentlich fast jeder der Arbeit überdrüssig. Kaum einer arbeitet freiwillig länger als 60. Und das wird in meiner Generation nicht anders sein. Wenn ich 60 bin, freue ich mich wahrscheinlich, wenn ich Rücklagen gebildet habe um entsprechend mit 60 +/- in Rente zu gehen. Also ein Argument für ein sparsames Leben. Sparsam im Sinne von Eigenmarken statt Markenprodukte oder den Stadtbus in 15 Minuten statt das Taxi sofort. Natürlich nicht in sparsam in Bezug auf Unternehmungen, Abenteuer, Urlaub, Reisen und Spaß.

Oder eben ganz konkret: Da bleibe ich für 2x die Woche Büro je 15 Minuten Fahrtweg bei dem alten Kleinwagen oder wenn der kaputt geht fahre ich Rad oder Bus, je nach Wetter. Das ist m.E. eine Ausgabe, die mein Glückslevel nicht verbessert und nur unnötiger Komfort-/Statuskonsum ist. Und mit 60 freue ich mich dann, dass Geld vielleicht für die Frührente reicht.
 
T

Teryamy

Bei meiner Frau ist aus ihrer Studenenzeit auch der Hang zur Knausrigkeit übrig geblieben. Sie meint, wir geben viel zu viel Geld aus, aber letztendlich bleibt jeden Monat genug übrig, um trotz max. Sondertilgung immer noch zurücklegen zu können. Genau dafür geht man doch auch arbeiten, dass man nicht jeden Euro dreimal rumdrehen muss.
Ja, ist bei meiner Frau ähnlich. Für die Kinder wird Kleidung fröhlich in der Familie hin und her getauscht. Der Kinderwagen wurde für K2 natürlich weitergenutzt (kenne ich auch anders), vieles holt sie von ebay Kleinanzeigen (und ja, am Ende ist ein gebrauchter Kinderroller von einer guten Marke kein bisschen schlechter als das Neugerät, welches nach 3 Benutzungen ebenso aussieht). Wenn sie nachts um 1 aus der Stadt kommt (mit Freundinnen unterwegs), musste ich sie wirklich bequatschen, dass sie das Taxi nimmt und nicht 20 Minuten auf den Bus wartet, bei Kälte und eben mitten in der Nacht (und ich warte natürlich die 20 Minuten auf den Bus... :-D). Sie wäre auch ganz klar dafür, dass wir unsere Autos noch ewig weiterfahren und für die 2x Büro pro Woche reicht auch Rad oder Bus. Sie bringen uns ja von A nach B und ein neues Auto keine Sekunde schneller im Stadtverkehr.

Nur bei Ausflügen, Unternehmungen, Treffen mit Freunden, Urlaub, Ausgaben für die Kinder (Feriencamps, Zoo, Instrument, Tanzunterricht, andere städtische Angebote) usw. - also bei Erlebnissen statt Dingen, achten wir eigentlich gar nicht auf den Preis (klar, wir wollen keine 10.000 Euro für 2 Wochen Urlaub ausgeben).

Am Ende bleiben dann halt 2.500 Euro übrig und werden investiert. Klar, einfach mal ein dickes Auto leasen und Vollkasko versichern + regelmäßige Wartung beim Vertragshändler, dann sind da locker 1.000 Euro oder mehr weg... und jedes Mal, wenn ich den Einkaufswagen wieder am Auto anlehne, kommt eine Schramme mehr rein, welche bei der Rückgabe dann mit 500 Euro zu Buche schlägt.
 
T

Teryamy

Hier taucht vom Threadersteller immer wieder der Satz auf "Geben wir zu wenig Geld aus?". Das kann man doch als Außenstehender gar nicht beurteilen, es muss einem doch selber damit gut gehen, wie man lebt.
Das interpretiere ich immer wieder in die Antworten von @ypg hinein - so lese ich zumindest ihre Antworten. Vermutlich interpretiere ich das auch falsch, aber so liest es sich nun mal für mich. "Leben heißt nicht sparen..." usw...

Wir finanzieren unserer Tochter Studium und Wohnheimzimmer, weil es uns wichtig ist, dass sie ihre Energie ins Studium stecken kann und nicht noch nebenher arbeiten muss.
Das ist ja sogar die gesetzliche Pflicht der Eltern, sofern die Eltern nicht arm sind. Kann nicht verstehen, wie man das NICHT machen kann. Und natürlich hat man dann z.B. 5,5 Jahre x 12 Monate x 1.200 Euro x 2 Kinder + Auslandssemester = 175.000 Euro an Kosten, für welche man vielleicht auch sparen sollte.

Insgesamt muss doch jeder mit seiner eigenen Lebensführung zufrieden sein.
Genau. Mir geht es hier vor allem darum, mal ein paar Anregungen von außen zu bekommen. Wir waren ja gerade mit dem Grundstückskauf, sicherlich auch mit dem Hausbau, sehr früh dran. Viele Freunde hatten da noch gar nicht an solche Themen gedacht. Das hat uns natürlich Preise gesichert, welche ja beinahe bei der Hälfte der aktuellen Preise sind, dazu noch deutlich niedrigere Zinsen. Niemand von unseren Freunden (viele Doppelverdiener-Akademikern dabei) ist in einer ähnlichen Situation und für die meisten ist aktuell nicht mal eine 4-Raum-Wohnung aus dem Bestand als Eigentumswohnung leistbar. D.h. dort habe ich keine Gesprächspartner, die in einer ähnlichen Situation wären. Die zahlen 1.500 Euro Kaltmiete und mehr für 4-Raum-Wohnungen (kein Neubau) und stecken vielleicht hier und da bisschen in Aktien (wie erwähnt, da wird Stock Picking betrieben, Altcoins & Co.... und wir stecken als ganz simpel in einen Welt-ETF) - aber eher kleine Beträge (keine 1.000 Euro im Monat oder gar mehr).
 
Zuletzt aktualisiert 09.05.2024
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