Architekten-Leistungsphase 1-4 - Welche Unterlagen müssen sein?

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11ant

11ant

Was kann denn so richtig schiefgehen, wenn man den Falschen erwischt?
Ich hatte Dir doch die Threadhistorie von @Gerddieter verlinkt (???)
Was wäre denn warnenswert?
Richtig gruseliger Grundriss weil total verwinkel? Oder Räume total dunkel weil Fenster falsch geplant? Oder Kostenschätzung voll daneben? So etwas?
Gruselige Grundrisse sind zweitens selten und erstens unproblematisch (weil sie ein Fehler sind, den der Laie selbst erkennen kann). Kostenunterschätzung und Kostenverschätzung, ja, das sind die gefährlichen "Kunstfehler". Aber ich habe auch schon Pläne gesehen, die den Architekten als M.C.Escher-Fan auswiesen bzw. offenbarten, daß es ihm am grundlegenden räumlichen Vorstellungsvermögen mangelte (Treppen mit nett gesagt abnehmender Kopfhöhe zum Beispiel).
 
K

k-man2021

Was kann denn so richtig schiefgehen, wenn man den Falschen erwischt?
Ein paar Beispiele:
  • Anruf des Architekten: „ehem, übermorgen wird die EG Decke im Werk gegossen. Bitte sagen Sie mir bis morgen früh, wo Einbauleuchten in der Decke sein sollen“ WTF - Lichtplanung über Nacht???
  • Abwasser-Entlüftungsleitung im Plan vergessen — Folge: Leitung muss durchs Arbeitszimmer, nicht geplante Ecke dort
  • Ungeplante Stufe zur Terrasse im OG, weil Flachdach-Wärmeschutz nicht bedacht
  • Gefälle zur Entwässerung im Zugangsweg nicht berücksichtigt, kein vernünftiger Wasserablauf möglich
  • Material für Wärmedämmung nicht geprüft, zT falsches Material eingebaut
  • Streit unter Handwerkern bei vielen Detailfragen , zB Fenster Einbau, weil keine Details geplant und keine Ahnung was korrekt ist
Die Liste könnte ich noch fortsetzen, alles leider erlebt. Besonders nervig waren die kurzfrist-Aktionen wie beim Licht. Deswegen bauen wir jetzt mit einem anderen Architekten, der erst ausschreibt, wenn sämtliche Details gezeichnet sind. Dauert zwar bis zum Baubeginn und ist teuer, aber anders würde ich es nicht mehr machen.
 
Araknis

Araknis

WTF - Lichtplanung über Nacht???
Sorry, aber auch als Bauherr sollte man sich schon mal vorher über Licht Gedanken machen. Dass das in der Nähe des genannten Baufortschritts passiert, sollte eigentlich klar sein. Der Rest, okay, taugt nicht.

Ansonsten haben wir jetzt LP 1-3 mit unserem Architekten durch (Pauschalangebot in der Nähe der HOAI Zone III Mittelsatz) und ich würde es genau so nochmal machen. Der Input zu unseren Ideen und die Vorschläge des Architekten waren den Preis wert. Das geplante Haus sieht zwar jetzt komplett anders aus, als das was wir eigentlich mal laienhaft ausgedacht hatten, aber eben um Dimensionen besser und vor allem stimmig.
 
11ant

11ant

Sorry, aber auch als Bauherr sollte man sich schon mal vorher über Licht Gedanken machen. Dass das in der Nähe des genannten Baufortschritts passiert, sollte eigentlich klar sein.
Aber sowas von nein. Meine Beteiligung an der Diskussion mit dem Architekten findet in der LP 3 statt, da ist "Baufortschritt" noch ferne Zukunft. Ohne Tekturen hat sich das bis in die LP 5 nicht mehr zu ändern, die Decke wird dann nach den Detailzeichnungen ausgeschrieben und hergestellt. In der LP 8 muß ich auf Kreuzfahrt oder im Himalaya sein können, sonst brauche ich den Architektbauleiter nicht. Eine Decke ist ein geplantes Teil, außer Bomben- oder Römerfunden hat es in der LP 8 keine unter Einbeziehung des Bauherrn interventionsbedürftigen Ereignisse mehr zu geben.
Der Input zu unseren Ideen und die Vorschläge des Architekten waren den Preis wert. Das geplante Haus sieht zwar jetzt komplett anders aus, als das was wir eigentlich mal laienhaft ausgedacht hatten, aber eben um Dimensionen besser und vor allem stimmig.
Das höre ich oft und gern (auch ohne selber Architekt zu sein, was einige Mitleser noch nicht ganz mitbekommen haben).
Ansonsten haben wir jetzt LP 1-3 mit unserem Architekten durch (Pauschalangebot in der Nähe der HOAI Zone III Mittelsatz) und ich würde es genau so nochmal machen.
Aber das ist ja noch nicht das Ende der Geschichte. Was kommt dann: GU oder mit der Architektenplanung und -bauleitung weiter ?
LP 1 bis 3 ist immer dann ein guter Leistungsumfang, wenn man sich zweier Dinge von Beginn an sicher ist, nämlich daß man einen GU nehmen will, und daß man mit dem ersten Architekten bis dahin durch geht. Aber auch dann sollte erstens die Teigruhephase zwischen den LP´ 2 und 3 eisern beibehalten werden, und zweitens der Architekt aus der LP 3 in der LP 8 seinen erneuten Auftritt haben.
 
Araknis

Araknis

Aber sowas von nein. Meine Beteiligung an der Diskussion mit dem Architekten findet in der LP 3 statt, da ist "Baufortschritt" noch ferne Zukunft.
Er schrieb ja „ehem, übermorgen wird die EG Decke im Werk gegossen". DIESEN Baufortschritt meine ich. Das Gießen der Decke passiert ja wohl nicht in LP 3.

Aber das ist ja noch nicht das Ende der Geschichte. Was kommt dann: GU oder mit der Architektenplanung und -bauleitung weiter ?
LP 1 bis 3 ist immer dann ein guter Leistungsumfang, wenn man sich zweier Dinge von Beginn an sicher ist, nämlich daß man einen GU nehmen will, und daß man mit dem ersten Architekten bis dahin durch geht. Aber auch dann sollte erstens die Teigruhephase zwischen den LP´ 2 und 3 eisern beibehalten werden, und zweitens der Architekt aus der LP 3 in der LP 8 seinen erneuten Auftritt haben.
Nein, natürlich nicht. Zum Zeitpunkt des Planungsbeginns war das Thema GU oder nicht noch nicht ganz klar. Mittlerweile sind wir aber sicher, mit ihm weiter machen zu wollen. War eine sehr angenehme Sache. Das mit der Teigruhe habe ich währenddessen in deinem Blog gelesen und auch viel drüber nachgedacht, im Nachgang war der Prozess jetzt so "ruhig", dass wir keine besonders terminierte Ruhe gebraucht haben.
 
11ant

11ant

Er schrieb ja „ehem, übermorgen wird die EG Decke im Werk gegossen". DIESEN Baufortschritt meine ich. Das Gießen der Decke passiert ja wohl nicht in LP 3.
Das war/ist mir schon klar. Genau davon rede ich ja: daß das Gießen der Decke erst passiert, nachdem ich dem Architekten schon lange abschließend gesagt habe, wohin welche Lampe, welcher Access Point oder wasauchimmer kommen.
Nein, natürlich nicht. Zum Zeitpunkt des Planungsbeginns war das Thema GU oder nicht noch nicht ganz klar. Mittlerweile sind wir aber sicher, mit ihm weiter machen zu wollen. War eine sehr angenehme Sache.
Wenn der Punkt "Freunde für mindestens bis Ende LP 3" noch nicht geklärt war, finde ich diesen Leistungsumfang ungewöhnlich.
Ebenso, wenn nicht die Entscheidung "pro GU" bereits gefallen ist/war. Den Schnitt ausgerechnet nach der LP 3 zu machen, macht nämlich vor allem dann Sinn, wenn man mit einem GU - ibs. einem Holz"fertig"bau-GU - bauen will. Dann geht es genauer eigentlich nicht um "bis LP 3", sondern um "noch ohne LP 4" (weil die sonst redundant wäre).
Das mit der Teigruhe habe ich währenddessen in deinem Blog gelesen und auch viel drüber nachgedacht, im Nachgang war der Prozess jetzt so "ruhig", dass wir keine besonders terminierte Ruhe gebraucht haben.
Im Blog gibt es eine Kommentarfunktion, mit der man dann auch nachfragen kann. Bei der Teigruhe geht es nicht um ein benötigtes Verschnaufen, sondern um ein Setzenlassen des Planungs-Zwischenergebnisses. Der Vorentwurf sollte wie ein Estrich vor dem Belegen erst einmal "trocknen", bevor man das Weiterarbeiten am Entwurf draufsetzt. Und es geht für die Bauherrenseele auch um die "Trauerarbeit" an der "Fear of Missing-out" - also der Angst, nach gefallenen Würfeln würde man die noch viel besserererer gewesenen Bauideen verpassen, die es ganz bestimmt irgendwo hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen noch gegeben hätte, und die ja schließlich noch schöner hätten sein können als das Ergebnis des Vorentwurfes. Den Vorentwurf "abheilen zu lassen" (oder sich darüber nicht "ängstlich" sondern "sicher" zu werden, daß - und welche - Details da noch´mal umgemodelt werden müssen), ist enorm wichtig. Sonst wird man "verrückt" und dreht wie Prinzessin @Shiny86 148.723mal die Treppe hin und zurück und zieht die Trennwand zwischen Eltern- und Kinderbad noch´mal anders undundund; und natürlich "sitzen alle Fenster falsch". DAFÜR braucht es eine Phase des Abschließens mit der Planungsentscheidung (oder derer finalen Korrektur). Auch der Architekt muß sich irgendwann ´mal sicher fühlen dürfen, daß man jetzt nicht mehr tausendmal angekleckert kommt, sondern strukturiert weiter auf das Ziel hingearbeitet werden kann. Ein meschugge gemachter Hund schläft schlecht, das geht einem Architekten nicht anders :)

Daß manche Architekten keine Einfamilienhäuser mögen, hat nur zum Teil mit den viel schwereren Geldkoffern zu tun, die mit Wohnanlagen zu verdienen sind. Sondern ganz viel auch damit, daß ein Geschoßwohnungsbauträger nicht ständig hysterisch alles noch´mal umändern will. Der will nämlich schon in seinen eigenen Geschäftslauf keine Knoten hineinmachen.
 
Zuletzt aktualisiert 26.04.2024
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