Sole-Wärmepumpe hauptsächlich als Kühllösung - macht das Sinn?

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F

Fixmalfertig

Liebes Forum,
wir bauen unser erstes Haus, ich bin Laie, nicht Technik affin und suche offenbar eine Lösung, die nicht so dem Standard entspricht. Meist gibt es dafür ja gute Gründe, die ich momentan noch nicht so ganz erkenne. Deswegen stelle ich meine Frage mal in diesem Forum und hoffe auf Eure Expertise.

Ich suche für unseren Neubau hauptsächlich eine Kühlmöglichkeit über Flächenheizungen (Fußboden und Decke), da ich keine Klimaanlage möchte und auch keine offenen Rohre im Haus haben möchte (deswegen auch keine Wohnraumlüftung). Ich bin wohl ein sehr anlog veranlagter Mensch: ich öffne ein Fenster, und es wird kalt, ich drehe am Heizkörper und es wird warm, ich mache ein Feuer und es wird heiß. Es ist mir schon klar, dass das aus Effizienzgründen vermutlich eine Katastrophe ist, allerdings führen automatische/ zentrale Steuerungen und Koppelungen z.B. über ein Außenthermostat bei Fußbodenheizungen in allen bisher von uns bewohnten Miethäusern dazu, dass ich diese irgendwie umgehe, indem ich fast permanent 1/3 der Fenster gekippt haben muss (da bringt die formale Energieeffizienz nun gar nichts). Vermutlich ist auch mein Temperaturempfinden ein sehr subjektives und schwankt stärker als die tatsächlich gemessene Temperatur. In der Regel ist es in allen modernen gut gedämmten Neubauten für mich immer viel zu warm, außerdem bin ich ein Frischluft Fan und liebe offene Fenster! Und leider finde ich auch nicht, dass eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung einen subjektiv vergleichbaren Effekt hat wie häufiges Stoßlüften.

Nun zur Frage: da ich Sommer meist nur im Keller die Temperatur erträglich finde, überlegen wir den Einbau einer Kühlmöglichkeit. Da Klimaanlagen und Kontrollierte-Wohnraumlüftung ausscheiden, bliebe wohl nur eine Wärmepumpe mit Kühlfunktion, mit der wir dann natürlich auch heizen würden. Wir würden Erdsonden bohren und vermutlich Fußboden- und DeckenHeizflächen verlegen.

Dabei habe ich vor allem Bedenken, dass ich dann zwar eine moderne Wärmepumpe verbaue, aber die Technik gar nicht richtig nutze oder ausnutze. Es geht uns nicht in erster Linie um einbestimmtes Energieffizienzniveau. Wenn man die Kontrollierte-Wohnraumlüftung weglässt, scheine ich ja Risiken wegen Kondenswasser und Schimmel bekommen zu können? Dann hätte ich wie bisher permanent offene Fenster (was mich persönlich nicht stört), was aber natürlich eine enorme EnergieVerschwendungmit sich bringt, wenn die automatisierte Heizung undKühlung und Wärmepumpe ständig gegen meine “manuelle Eingriffe“ anarbeiten müssen.

Macht das Sinn: eine Erdwärmesonde und Sole-Wärmepumpe hauptsächlich zur Kühlfunktion bei einem derartigen Lüftungsverhalten und ohne Kontrollierte-Wohnraumlüftung?

Ganz lieben Dank und bitte nicht gleich alles verreißen. Vielleicht komme ich ja am Ende doch noch auf die offenbar zeitgemäße und energieeffiziente Komplettausstattung Wärmepumpe plus Kontrollierte-Wohnraumlüftung und „gewöhne“ mich daran - oder wir stellen nach Bedarf in einzelnen Räumen elektrische Heizgeräte oder Kühlgeräte auf oder....oder?

VG
 
N

nordanney

Vermutlich ist auch mein Temperaturempfinden ein sehr subjektives und schwankt stärker als die tatsächlich gemessene Temperatur.
Beim Hausbau gibst Du vor, mit welchen Temperaturen die Räume beheizt werden sollen. An einer richtig eingestellten Wärmepumpe muss man die nächsten 10 Jahre nicht rumdrehen und kälter oder wärmer einstellen.
Und leider finde ich auch nicht, dass eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung einen subjektiv vergleichbaren Effekt hat wie häufiges Stoßlüften.
Ist tatsächlich leider nur subjektiv.
Wenn man die Kontrollierte-Wohnraumlüftung weglässt, scheine ich ja Risiken wegen Kondenswasser und Schimmel bekommen zu können?
Weil das Haus dicht ist oder weil Du im Sommer kühlen möchtest?
Dann hätte ich wie bisher permanent offene Fenster (was mich persönlich nicht stört), was aber natürlich eine enorme EnergieVerschwendungmit sich bringt, wenn die automatisierte Heizung undKühlung und Wärmepumpe ständig gegen meine “manuelle Eingriffe“ anarbeiten müssen.
Im Winter ist die Heizung an, im Sommer nicht. Also kannst Du im Sommer die Fenster öffnen, wie Du möchtest. Im Winter wird es natürlich eine brutale Energieverschwendung, wenn eine falsche Temperatur eingestellt ist. Das liegt dann aber an der Planung, nicht an der Wärmepumpe.
Im Sommer möchtest Du kühlen. Da öffnest Du dann aber keine Fenster und lässt die warme Luft rein? Kühlung bedeutet aber nur, dass es vielleicht 2 Grad kühler wird. Wenn dann noch Fenster dauernd auf sind, wird es keinen Kühleffekt geben.
Ganz lieben Dank und bitte nicht gleich alles verreißen. Vielleicht komme ich ja am Ende doch noch auf die offenbar zeitgemäße und energieeffiziente Komplettausstattung Wärmepumpe plus Kontrollierte-Wohnraumlüftung und „gewöhne“ mich daran
Das ist tatsächlich die Idealvariante. Dann aber bitte über ein Ingenieurbüro planen / berechnen lassen und nicht den Heizungsbauer seine "das haben wir schon immer so Pi mal Daumen gemacht" Heizung verbauen.

Ansonsten gibt es natürlich noch andere Varianten. Da kommt es auf Dein Budget an. Stichworte sind Betonkernaktivierung, Kühldecken, Kühlsegel o.ä.
 
F

Fixmalfertig

Vielen Dank für deine Antwort.

Ja, wir haben ein Ingenieurbüro an der Hand, die das für uns berechnen und konzipieren könnten. Wenn wir mal wissen, was es genau werden soll.

Weil das Haus dicht ist oder weil Du im Sommer kühlen möchtest?
Ich habe das bisher Gelesene so verstanden, dass eigentlich beides ein Problem ist. Also eine zu hohe Luftfeuchte bei dichten Häusern und dann noch eine zu niedrige Wassertemperatur im Kühlkreislauf, die zur Kondenswasserbildung führen könnte.

Das erste könnte man ja über eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung oder theoretisch auch über manuelles Lüften lösen.
Die Kondenswasserbildung beim Kühlen - da weiß ich nicht, wie man die verhindert bzw. was es braucht, damit die nicht zu Schimmel führt (wohl kein Herunterkühlen des Kühlwassers unter 16 Grad? Aber sollte dennoch Kondenswasser auftreten, was dann? Dann doch vermutlich auch Lüften?).

Wenn ich also keine Kontrollierte-Wohnraumlüftung habe, aber sowohl Flächzenkühlung wie Heizung und ein dichtes Haus, dann bleibt mir doch nichts übrig, als die Fenster aufzureißen? Wodurch dann die Effizienz der Heizung/Kühlung/ Wärmepumpe vermutlich stark reduziert wird?

Hat denn hier jemand bereits eine Wärmepumpe zur Kühlung und Heizung ohne Kontrollierte Wohnraumlüftung verbaut und Erfahrungen damit?

Ansonsten gibt es natürlich noch andere Varianten. Da kommt es auf Dein Budget an. Stichworte sind Betonkernaktivierung, Kühldecken, Kühlsegel o.ä.
Ich hatte das so verstanden, dass auch diese ja irgendwie das kalte Wasser für die Kühlung generieren müssen, also vermutlich auch eine Wärmepumpe vorgeschaltet sein müsste? Oder kommen Betonkernaktivierung, Kühldecken und Kühlsegel ohne Wärmepumpe aus? Als Wärmepumpe kämen für uns nur die Variante mit Erdwärmesonden in Betracht.

Lieben Dank und einen schönen Abend!
 
rick2018

rick2018

Problem mit Kühlung über Boden/Flächen ist dass du nicht entfeuchtest. Das macht einen Großteil des Kühleffektes aus.
Ebenso kannst du nur minimal kühlen auf Grund des Taupunktes.
Flächenkühlung an den Decken ist effektiver aber entfeuchtet auch nicht.
In einem modernen (dichtem) Haus würde ich immer eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung verbauen.
Willst du effektiv kühlen können bleibt nur eine Klimaanlage.
Dürft ihr überhaupt eine Tiefbohrung machen? Ist in einigen Gebieten nicht erlaubt.
Eine Krückenlösung nur für Kühlung zu verbauen macht keinerlei Sinn.
 
F

Fixmalfertig

Danke Rick, ja wir dürfen eine Tiefenbohrung machen, das wäre nicht das Problem. Nur rein für die Heizmöglichkeit bräuchten wir das nicht mal, da wir Geothermie in der Straße haben. Nur wenn wir zusätzlich über die Wärmepumpe kühlen wollen, brauchen wir eine eigene Sonde. Ist also recht viel Aufwand nur fürs Kühlen. Und wenn ich das hier so lese, eigentlich ohne Kontrollierte-Wohnraumlüftung nicht mal unbedingt sinnvoll da nur geringer Kühleffekt und Feuchtigkeitsrisiken? Dachgebälk bislang auch, dass man zumindest aktiv mit der Wärmepumpe kühlen kann, also die reversibel nutzen. Scheint aber faktisch doch nicht so zu sein? Warum eigentlich? Wegen des Taupunktrisikos?
 
rick2018

rick2018

@Fixmalfertig Hier müssen mehrere Dinge betrachtet werden.
Kontrollierte-Wohnraumlüftung macht immer Sinn in neuen Häusern da sie so dicht sind. Da kommt man mit Lüften ansonsten nicht mehr hinterher...
Zur Kühlung trägt die Kontrollierte-Wohnraumlüftung nur nachts mit Bypass bei. Eine Kontrollierte-Wohnraumlüftung entfeuchtet immer ein wenig. Um über die Luft zu kühlen muss der Durchsatz deutlich größer sein. Das geht auch aber ist eine speziellere Lösung. Haben wir z.B.

Kühlung über den Fußboden geht max. 2-3 Grad. Kalte Füße inklusive. Liegt an der Taupunktthematik. Mit Deckensegel usw. auch mehr. Aber halt keine Entfeuchtung was einen starken Effekt hätte.
Da ihr eh schon ein Heizsystem habt macht das überhaupt keinen Sinn. Viel Geld für wenig Effekt. Tut euch den gefallen und baut euch eine richtige Klimaanlage ein. Ist günstiger und ihr erreicht das was ihr möchtet.
 
Zuletzt aktualisiert 27.04.2024
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