Kampa oder Fingerhaus? Einige grundsätzliche Fragen

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Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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Frank Hartung

Frank Hartung

Ich denke, dass auch bei den Bauinteressenten ein Umdenken erforderlich ist, wenn kein Haus aus dem Katalog gebaut werden soll. Wenn es sich nämlich um eine freie Planung handelt, bedeutet das für die Kalkulation:
  • eine komplette Grundlagenplanung zu erstellen,
  • den Entwurf so lange zu ändern, bis er zu den Wünschen des Bauinteressenten passt,
  • eine Berechnungen der Mengen und Massen vorzunehmen.
Diese Leistungen sind schon mal als ein Tagwerk zu kalkulieren.

Aber das ist ja noch nicht alles, denn in vielen Fällen müsste man nun auch im voraus berechnen, ob die energetischen Werte stimmen, insbesondere, wenn es sich um ein KfW-55 oder -40 - Haus handelt. In den meisten Fällen ist es nämlich so, dass diese Berechnung über den Daumen erfolgt. Dies eher zu Lasten des Bauinteressenten, denn kein Hausanbieter wird in die Lage geraten wollen, eventuelle Mehraufwendungen selbst zu übernehmen, weil der Preis aus dem Angebot schließlich zum Festpreis im Bauvertrag wird.

Im Grunde kann man hier durchaus 2 Tage Arbeitsaufwand rechnen, zuzüglich der Beratungsleistung des Hausanbieters.

Zu bedenken ist auch, dass ein klassischer Hausverkäufer selten ein Experte auf dem Gebiet der Planung ist. Ich kenne "Bauberater", die waren früher mal Fleischer. Da kann niemand eine Planungsleistung auf dem erforderliche Nivieau erwarten. Also sammeln sich die Entwürfe in der Planungsabteilung des Hausanbieters, der sie dann der Reihe nach abarbeitet. Je nach Frequenz, wird die Wartezeit entsprechend hoch oder überschaubar sein.

Jetzt gehen wir mal davon aus, dass der Bauinteressent die Planung nebst Angebot bekommt. Was passiert denn in der Regel? Die Unterlagen werden durch die Gegend geschickt, damit irgend jemand ein günstigeres Angebot abgibt. Eigentlich müsste der Wettbewerber nun auch die o.g. Punkte erledigen, erspart sich aber zumindest die Änderungswünsche. Also ist der schon mal im Vorteil gegenüber dem Erstanbieter.

Meines Erachtens ist ein Bauinteressent gut beraten, wenn er zunächst mal einen Hausentwurf fertigen lässt, dann mit einem Bauberater eine individuelle Baubeschreibung anfertigt und diese Unterlagen dann als Kalkulationsgrundlage bei den Hausanbietern einreicht. Das nämlich hat den Vorteil, dass
  1. die Entwurfsplanung bereits gesetzt ist,
  2. der Vergleich der Leistungen entfällt, weil diese definiert sind,
  3. es keinen Urheberrechtsverstoß gibt, weil die genannten Leistungen bezahlt wurden.
Im Ergebnis wird ein Bauinteressent, der so in die Ausschreibungsphase geht, sehr wahrscheinlich auch weitaus günstiger bauen, denn er vergleicht nicht mehr Äpfel mit Birnen.

Ob Kampa, Finger oder wie auch immer: alle kochen sie mit Wasser und niemand verbringt ein Wunder, sondern baut im besten Fall ein Haus nach den Wünschen seines Auftraggebers. Namen sind da Schall und Rauch. Es kommt lediglich auf die klare Definition der vereinbarten Bauleistungen und einen rechtssicheren Bauvertrag an. Gehen Sie pragmatisch an die Sache heran. In den meisten Fällen wird nämlich nicht auf der Sachebene, sondern über die emotionale Schiene verkauft. Sie können sich sicher denken, was für den Hausanbieter die bessere Herangegehensweise ist .

Und zum Schluss noch dieser Hinweis:
Ein Hausverkäufer, der für einen Hausanbieter Häuser verkauft, ist kein Berater, sondern eben ein Verkäufer. Sicher gibt es sehr gute Verkäufer, die auch wissen, worüber sie reden. Aber dennoch werden sie eben nur das verkaufen können, was den Vorgaben des Hausanbieters entspricht. Alles was dann davon abweicht, wird entweder schlecht geredet oder eben nicht angeboten.

Fazit:
Wer ein individuelles Haus bauen will, sollte sich an einen unabhängigen Bauberater wenden. Dessen Honorar wird sehr wahrscheinlich nicht höher sein als die Provision, die der Hausverkäufer bekäme, wenn er das Haus verkauft. Bei den Premiumanbietern eher sogar günstiger.
 
D

Domski

Einziges Problem bei den typischen Fertighausverkäufern wird sein, daß der Kauf immer über einen Berater erfolgt. Das heisst, man zahlt den Bauberater UND die Verkäuferprovision. Wobei der Verkäufer nun eigentlich keine echte Arbeit mehr mit dem Kunden hat.

Im Grundsatz aber viele wahre Worte.
 
H

hampshire

IIn den meisten Fällen wird nämlich nicht auf der Sachebene, sondern über die emotionale Schiene verkauft.
Das ist so. Es wird ja auch in den meisten Fällen emotional eingekauft.

Ein Hausverkäufer, der für einen Hausanbieter Häuser verkauft, ist kein Berater, sondern eben ein Verkäufer.
Der Job des Hausverkäufers ist es, eine gute Entscheidung herbeizuführen. Manche finden, dass es gut genug ist, wenn nur sie selbst profitieren. Viele denken anders. Da nur Menschen mit außergewöhnlicher Menschenkenntnis oder Profis aus dem Einkaufs- und Verkaufswesen diese Verkäufer voneinander unterscheiden können: Nie spontan zur Unterschrift entscheiden.

.. Aber dennoch werden sie eben nur das verkaufen können, was den Vorgaben des Hausanbieters entspricht. Alles was dann davon abweicht, wird entweder schlecht geredet oder eben nicht angeboten.
Nichtanbieten ist in Ordnung. Wer als Verkäufer schlecht redet, was er nicht hat, den spreche ich einmal darauf an, dass mich nur interessiert, was an seinem Angebot besser ist. Bleibt er beim Schlechtmachen kaufe ich nicht. Egal was.
 
M

Mottenhausen

@Frank Hartung

in der Theorie gut, in der Praxis leider nicht so einfach. Die eigene Bauleistungsbeschreibung durchzusetzen werden die meißten Firmen auch wieder mit extra Preisaufschlägen quittieren.

Ich sehe da keinen Vorteil für die Unternehmen. Können sie ihre eigene Bauleistungsbeschreibung nutzen, sind alle größenunabhängigen Kosten vorgefertigt kalkuliert. Die Massen/mengenkalkulation sollte jede zweitklassige Planungssoftware zumindest überschlagsmäßig beherrschen und xxxqm Dacheindeckung, xxxqm Estrich, xxqm Trockenbau usw. usw. ausgeben. Außerdem würde das sowieso nachgerechnet werden bevor ein verbindliches Angebot draus gemacht wird. Meinst die vertrauen blind einer fremden Hausplanung ohne nachzuprüfen ob die Dachfläche nicht doch 5qm größer ist, als der Kunde in seiner Fremdplanung behauptet?
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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