Dachdämmung von 1977 erneuern – Holzfaser, Dampfbremse und Aufbau sinnvoll?

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G

Golzner

Hallo liebe Experten,

Unser Dach ist von 1977. Der Dachboden über dem Dachgeschoss ist unbeheizt. Die Dachschrägen und die oberste Geschossdecke sind aktuell mit 120 mm gelber Glaswolle (wohl auch Ende der 70er Jahre) gedämmt (lückenhaft, beschädigt). Das gesamte Obergeschoss / Dachgeschoss soll entkernt und neu gemacht werden.

Angaben zum Dachstuhl:

- Sparren 135 mm x 100 mm - Achsmaß 75 cm.
- Unterspannbahn ist vorhanden aber wohl diffusionsdicht.

Gerne würde ich alle Glaswolle rausreißen und dann neu Dämmen.

Meine Idee bisher - neu:

Aufbau Dachschräge von Innen nach Außen:

- 12,5 mm Gipskarton
- 60 mm Rockwool Formrock 035 als Untersparrendämmung
- Dampfbremse - Am liebsten Pro Clima Intello PLUS (feuchtevariabel)
- 140 mm Naturheld-Flex-50 036 zwischen den Dachsparren (5-10 mm gequetscht)
- dampfdichte alte Unterspannbahn

Raumhöhe 240 cm, Die Oberste Geschossdecke hätte später einen U-Wert von 0,14 (300 mm Naturheld-Flex-50 036 - kommt noch)

Aufbau Oberste Geschossdecke:

Oberste Geschossdecke von unten nach oben
12,5 mm Gipskarton / 24mm Luftschicht (abgehängte Decke) / Dampfbremse (Isocell ÖKO Natur) / Zwischenbalkendämmung: 140 mm Naturheld-Flex-50 036 / Aufsparrendämmung 160 mm Naturheld-Flex-50 036 quer über den Balken / 20 mm Rauhspund Fichte als begehbare Lage.

Es befindet sich im Dachgeschoss ein Badezimmer (aktuell noch Rohbau) in einer gemauerten Dachgaube ohne Schrägen (eventuell wichtig wegen der Dampfbremse (Isocell ÖKO Natur) in der Decke.

Darüber befindet sich ein unbeheizter Dachboden

Ich verspreche mir von den Maßnahmen niedrigere Heizkosten und im Sommer ein kühleres Dachgeschoss, da die Holzfasermatten die Hitze besser draußen halten sollen. Auch wird durch den neuen Aufbau die 240 Meter Raumhöhe erreicht (vorher waren unter den Dachbalken nochmal 30 mm Styropor zwischen einer Lattung).

Wäre der Aufbau so machbar?

p.s. Die Dämmung der obersten Geschossdecke wollte ich so durchführen, weil ich bei dem anderen Teil unseres Hauses (kein OG, nur EG mit Kaltdach darüber) die Geschossdecke dort ebenfalls dort, auf anraten meines Dachdeckers hin, mit dem selben Aufbau gedämmt habe. Die Materialien sind mir vertraut und ich war mit der Verarbeitung und dem Ergebnis zufrieden.

Vielen lieben Dank
 
N

Nauer

Eigentlich ok - aber an zwei Stellen würde ich genauer hinschauen. Die alte diffusionsdichte Unterspannbahn ist der limitierende Faktor, damit funktioniert feuchtevariabel nur dann sauber, wenn die Luftdichtheit innen wirklich 100% passt, sonnst sammelt sich Feuchte genau dort, wo du sie nicht mehr los wirst. Intello PLUS ist dafür eine gute Wahl, aber nur bei absolut sauberem Anschluss, insb. an Pfetten, Gaubenwände und das Bad. Die Kombination Untersparrendämmung plus 140mm Zwischensparren ist energetisch ok, sommerlicher Hitzeschutz wird besser, aber Wunder darfst du bei 200mm Gesamtdicke nicht erwarten, Holzfaser hilft, ersetzt aber keine Masse. Kritischer sehe ich die oberste Geschossdecke mit zwei Dämmebenen und Dampfbremse, hier musst du klar entscheiden, ob das Dachgeschoss zur thermischen Hülle gehört oder nicht, sonst baust du dir unnötig komplexe Feuchtepfade. Warum trennst du Dachschräge und Decke unterschiedlich, obwohl darüber unbeheizt ist? Genau da passieren später die typischen Rechenfehler, kleiner Denkfehler inklusive....
 
G

Golzner

Das 1. OG (hat Kniestöcke und Dachschrägen) = DG gehört zur thermischen Hülle. Hier ist die oberste Geschossdecke jetzt schon gedämmt. Die Dämmung in den Dachschrägen endet auch an der obersten Geschossdecke. Im Dachboden darüber (unbeheizt) ist keine Dämmung zwischen den Sparren. Hier sieht man direkt die Unterspannbahn.

Wichtiges Detail:
Unser Haus hat einen Teil ohne Obergeschoss. Hier habe ich wie beschrieben bereits die Geschossdecke (unter einem Kaltdach) mit 300 (160 mm +140 mm) Holzfasermatten gedämmt. Dieses Kaltdach trifft sich quer (90°) mit dem Dach um das es eigentlich hier geht. An dieser Verbindungsstelle war nach den Renovierungs-Arbeiten keine Dämmung mehr (ganze Schräge in einem Zimmer 3,5 m breit - 2,5 m hoch). Das ist auch der Hauptgrund, warum das Dach-Thema ins Rollen kam.

Wäre Option B machbar:
- 120 mm Glaswolle bleibt in allen Räumen in denen Sie jetzt noch ist in den Schrägen und wird mit 60mm Untersparrendämmung aus Steinwolle ergänzt
- Die Decke wird neu gemacht mit 300 mm Holzfasermatten (Kombination aus Zwischenbalkendämmung und Aufbalkendämmung (direkt aufliegend)
- Die fehlende Dämmung in dem angrenzenden Zimmer ergänze ich ebenfalls in Holzfaser (an die Schräge komme ich später nicht mehr, wenn ich das Dach mal professionell neu machen lassen sollte, da hier das andere Dach überschneidet.

Bitte entschuldigt den vielen Input, das Thema treibt mich aktuell echt um

Danke :)
 
N

Nauer

Pragmatisch ist option B - aber: Die Kombination aus alter Glaswolle plus 60mm Untersparrendämmung funktioniert energetisch nur bedingt. Die Wärmeleitfähigkeit alter Glaswolle schwankt, und du hast unterschiedliche Materialien in einer Ebene. Das kann zu kleinen Kältebrücken führen, gerade eben an Anschlüssen. Bei der obersten Geschossdecke mit 300mm Holzfaser ist das eher unproblematisch, aber die Luftdichtheit sauber umsetzten, sonst zieht sich Feuchtigkeit durch Fugen in die Glaswolle darunter, gerade im Übergang zu den Dachschrägen.
Die fehlende Schräge im angrenzenden Zimmer später mit Holzfaser zu ergänzen, ja. Aber achte drauf, dass die Fugen zwischen alter und neuer Dämmung wirklich dicht sind, sonst entsteht ein kleiner Hohlraum, der im Winter kondensieren könnte.
 
G

Golzner

Hallo, Danke schon mal für die Antwort.

ich habe noch ein wenig mit KI "geforscht" (ja :-/ aber ich gebe nur konkrete Ideen hier weiter, sonst verbrenne ich nur eure Zeit).
Laut der KI verliert die Glaswolle massiv an Dämmleistung wenn sie von Luft umströmt wird, stimmt das?.

Daher habe ich nun einen neuen Ansatz:

von außen nach innen:

- Alles raus aus den Zwischensparren
- Links und rechts 4cm x 2,4cm Latten an den Sparren, hinten, bündig zur Dachlattung (mein Dach hat keine Konterlattung)
- an den Latten befestige (und verklebe zum Sparren hin) eine Diffusionsoffene 2. unterspannbahn mit SD-Wert 0,02
- Dadurch habe ich ein belüftetes, durchgehend offenes Sparrenfeld mit 4cm (Luft kann bei mir unten an der Traufe rein und oben am Dachboden raus
- Darauf dann 100 mm flexible Holzfaser-Matte 036 (Bündig vorne am Sparren (wird von 130 auf 140 mm aufgedoppelt - Holz wäre da)
- Dann die Dampfbremse von innen (Dampfbremspapier mit SD-Wert 6,45)
- 60 mm Rockwool Formrock 0,5
- Innenverkleidung aus Gipskarton

Problem ist wirklich "nur" die alte, dampfdichte Unterspannbahn, die ich aber natürlich von innen nicht sauber gewechselt bekomme.

Gerechnet habe ich das Ganze nun mit 4500€ Materialkosten (inkl. Entsorgung der alten Materialien)
Das Angebot des Dachdeckers (natürlich deutlich besser mit wirklich vielen besseren Punkten und Vorteilen) liegt Brutto, ohne Förderung, bei 58000€.

Daher der von mir getriebene Aufwand.

Könnt ihr den Aufbau bewerten? KI gibt das Ganze mit U-Wert 0,21-0,22 für die Schräge an. Kommt das hin?

p.s. Die zweite Unterspannbahn dient dazu, die Holzfaser windgeschützt zu bekommen um den Dämmwert nicht zu verschlechtern

Vielen lieben Dank
 
Zuletzt aktualisiert 16.12.2025
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