Reversible Luft-Wasser Wärmepumpe vs. Klimaanlage mit Heizfunktion

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H

hendi1908

Hallo zusammen,

dies ist mein erster Beitrag hier und ich bin was Hausbau angeht blutiger Anfänger beziehungsweise werde ich zukünftig bestimmt einige Fragen an Euch haben, was die Planung und den Bau eines Massiv-Bungalows angeht.

Meine erste Frage beschäftigt mich schon seit Beginn der Planung:

Was ist Eure Erfahrung beziehungsweise was haltet Ihr von einer reversiblen Luft-Wasser-Wärmepumpe mit aktiver Kühlung im Vergleich zu einer Klimaanlage mit Heizfunktion für das ganze Haus?

Ich habe schon viele Berichte dazu gelesen, jedoch gibt es bei allem Vor- und Nachteile. Mir geht es wirklich nur darum, welche Lösung im Sommer bei Temperaturen um die 40 Grad mit einer Wandstärke von 30 bis 36,5 cm wirklich am effektivsten für die Abkühlung der Raumtemperatur ist?

Ich habe gelesen, dass eine Sole-Wasser-Wärmepumpe eigentlich am effektivsten wäre, jedoch in der Anschaffung teurer ist, als eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe. Da mich jedoch in den USA (Florida) die Erfahrung mit einer Klimaanlage mit Heizfunktion sehr begeistert hat, bin ich im Zweifel, ob die Raumluft eine reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe genauso runterkühlen kann.
Zum Planungsgespräch kam dann vor ein paar Tagen bei 39 Grad Außentemperatur der Vertreter meiner Massivbau-Firma und meinte als ersten Satz "Da merkt man halt die Klimaanlage bei den Temperaturen". Die Aussage hat mich schon etwas "überrascht", da einem jeder natürlich die KfW-Bauweise und die nachhaltigste Lösung verkaufen will. Es bringt mir meiner Meinung nach aber nichts, wenn ich danach (übertrieben gesagt) bei 35 Grad Außentemperatur mit 30 Grad Raumtemperatur im Bungalow sitze und sagen kann, dass ich über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe verfüge.

Ich freue mich sehr über jede noch so kurze Antwort/Erfahrung, da mir Erfahrungswerte wichtiger sind als irgendwelche Berichte oder Aussagen von Verkäufern, die das Neueste auch immer am besten finden.

Viele Grüße
 
D

Daniel-Sp

Der Kühleffekt einer Wärmepumpenanlage ist systembedingt begrenzt, egal ob Sole-Wasser-Wärmepumpe oder Luft-Wasser-Wärmepumpe. Es wird nur der Fußboden abgekühlt aber der Raumluft keine Feuchtigkeit entzogen. Wenn man unbedarft runterkühlt, bekommt man ein Problem mit Kondenswasser. Deswegen werden Taupunktwächter installiert, die rechtzeitig die Kühlung unterbrechen. Man sollte also keine Wunderdinge erwarten.
Denkst du ernsthaft über eine Kühlung nach, statte einige Räume zum Beispiel Wohn- und Schlafzimmer mit einer Klimaanlage aus.
Wie gut und budgetschonnend man mit einer Klimaanlage im Winter heizen kann, weiß ich nicht...
Ggf muss man beides installieren, Heizung und in einigen Räumen zusätzlich eine Splitklimaanlage.
In jedem Fall mindestens im Süden und Westen an außen liegende Verschattung für die Fenster denken!
 
Mycraft

Mycraft

Moderator
@hendi1908

Du beschreibst da das Gleiche in grün. Beides sind Wärmepumpen und beide arbeiten auf die gleiche Weise. Nur das Medium welches letztendlich beheizt oder gekühlt wird ist unterschiedlich. Einmal Wasser und einmal Luft.

So könntest du mit der reversiblen Luft-Wasser WP auch die Luft kühlen. Oder mit der sog. "Klimaanlage" Wasser aufheizen. Ist natürlich nicht wirklich produktiv und effizient aber es würde gehen. Da es sich jeweils um das gleiche Gerät und das gleiche Prinzip handelt. Auch in Florida.

Aber natürlich liegen da Welten zwischen was die Effektivität betrifft. Denn die Wärmetauscher etc. werden auf das einzuwirkende Medium ausgelegt und aus dem Grunde gibt es ja überhaupt die Unterscheidung Luft-luftwärmepumpe oder Luft-Wasser-Wärmepumpe. (Solewärmepumpe ist auch eine WWP nur die transportierte Energie Richtung Haus kommt aus der Erde und geht wieder zurück im Kühlbetrieb).

Aber um auf deine Fragen zu antworten: Willst du eine effektive und spürbare Kühlung dann führt nichts an einer Luft-luftwärmepumpe vorbei, welche explizit für diesen Zweck konzipiert ist.(So wie in Florida eben). Wiederum ist Luftheizen damit hier in unseren Breiten suboptimal und du benötigst eine "richtige" Heizquelle(Gas, Luft-Wasser-Wärmepumpe, Sole-Wasser-Wärmepumpe, usw.).

Man könnte es natürlich auch kombinieren und Betonkernaktivierung vorsehen und eine Deckenkühlung aber hier kommen andere Summen und Probleme auf einen zu.
 
H

hendi1908

@Daniel-Sp @Mycraft

Erstmal vielen Dank für Eure schnellen und wirklich informativen Antworten.

Habe ich somit richtig verstanden, dass eine Klimaanlage sozusagen eine Luft-luftwärmepumpe ist oder bringe ich da jetzt etwas durcheinander?

Ich versuche es als Laie mal so zu erklären. Momentan wohne ich noch in einer Altbauwohnung und verfüge hier über eine Ölheizung und habe mir nachträglich wenigstens im Schlafzimmer nun ein Splitgerät von Daikin einbauen lassen.

Bei Luft-Wasser-Wärmepumpe habe ich gelesen, dass diese maximal 6 Grad schaffen und auch das Kühlgefühl ein ganz anderes ist. Jetzt habe ich halt Bedenken, dass wenn ich mir eine Luft-Wasser-Wärmepumpe mit der ich auch kühlen kann einbauen lasse, ich bei 39 Grad Außentemperatur in den Räumen zerfließe. Oder rechne ich da bei einer Wandstärke von 30-36,5 cm falsch? Ich weiß halt nur, dass ein paar Bekannte die gebaut haben, nun trotz Wärmepumpe und Außenbeschattung sich Splitgeräte installiert haben, weil sie im Sommer keine Chance auf Kühlung haben. Ich möchte das jedoch gerade nicht mehr. Das Splitgerät soll gar nicht an der Wand zu sehen sein.

In meinem Bungalow hätte ich das gerne genauso, weil ich die Kühlleistung eines Splitgeräts einfach super finde, jedoch nicht möchte, dass man das Splitgerät im Raum sieht. Ihr kennt das bestimmt von Häusern/Hotels etc., die nur Lüftungsschächte über der Zimmertür haben. So einen Schacht möchte ich auch über der Zimmertür in jedem notwendigen Zimmer meines Bungalows haben. Am besten in jedem Zimmer die Temperatur (Kältezufuhr) individuell steuern können oder alternativ eine elektronische Anzeige im Wohnzimmer haben, über die ich das für die einzelnen Zimmer steuern kann.
Das bedeutet, dass dies dann eine Luft-luftwärmepumpe ist und ich einfach zusätzlich noch ganz normale Heizkörper für den Winter benötige? Was nimmt man denn am besten als "richtige" Heizquelle (Öl/Gas/...)? Ist dies noch zeitgemäß in einem neuen Bungalow? Brauche ich dann unbedingt noch eine Fußbodenheizung oder nicht?
 
Mycraft

Mycraft

Moderator
Habe ich somit richtig verstanden, dass eine Klimaanlage sozusagen eine Luft-luftwärmepumpe ist oder bringe ich da jetzt etwas durcheinander?
Das hast du ganz richtig verstanden. Auch deine jetzige Daikinanlage in der Wohnung ist eine Luft-luftwärmepumpe. Wärmepumpen verkaufen sich einfach nur besser wenn man diese beim Namen nennt. Denn sobald der 0815-Bauherr das Wort "Klimaanlage" hört sieht er meistens rot.

Aber wenn man es schon verpackt und mit Fachbegriffen um sich schmeißt, dann sind doch viele Bereit sich die gleichen Geräte als Heizquelle einbauen zu lassen. Weil es dann plötzlich doch als umweltfreundlich gilt.

Bei Luft-Wasser-Wärmepumpe habe ich gelesen, dass diese maximal 6 Grad schaffen und auch das Kühlgefühl ein ganz anderes ist.
Das kann man so pauschal nicht sagen. Es können 2-3 Grad sein aber auch mal 6 nur ist es eben so dass bei 35° außen du dann immer noch 29° drin hast. Die Leistung ist eben sehr begrenzt weil auf das falsche Medium eingewirkt wird und keine Entfeuchtung stattfindet. Aber gerade die Feuchtigkeit sorgt dafür, dass man die Umgebung als zu Warm empfindet. Hier kann eine Fußbodenheizung-Kühlung mit der Luft-Wasser-Wärmepumpe einfach nichts ausrichten. Zusätzlich findet kaum oder keine Konvektion statt und die Wärme Luft bleibt einfach dort wo Sie ist. Denn die Wärme stegt ja bekanntlich nach oben. Den Fußboden bekommt man damit natürlich kälter aber der Aufenthaltsbereich des Menschen ist in der Regel nicht in Bodennähe.

Ich weiß halt nur, dass ein paar Bekannte die gebaut haben, nun trotz Wärmepumpe und Außenbeschattung sich Splitgeräte installiert haben, weil sie im Sommer keine Chance auf Kühlung haben.
So schaut es aus. Es müssen ein Haufen Faktoren zusammentreffen und man braucht viel Beschattung am besten auch noch zu den künstlichen Maßnahmen am Haus auch noch natürlich durch Bäume um ein angenehmes und kühleres Raumklima ohne eine aktive Kühlung in modernen Häusern zu haben. Die Physik lässt sich nicht austricksen.

Das Splitgerät soll gar nicht an der Wand zu sehen sein.
Dann nimmt man halt etwas anderes. Die allseitsbekannten Wand-Innengeräte sind ja nur eine Möglichkeit die Luft im Haus zu kühlen. Da gäbe es noch Deckenkasetten oder Kanalgeräte um das ganze möglichst unauffällig gestalten zu lassen.

So einen Schacht möchte ich auch über der Zimmertür in jedem notwendigen Zimmer meines Bungalows haben.
Das sind Kanalgeräte und es wird sehr sehr teuer und kompliziert(und auch unnötig) wenn du sowas in jedem Zimmer haben möchtest. Aber ja der Kunde ist könig und man kann alles so bauen wie du es haben willst. Ist dann auch so ähnlich wie in den USA möglich mit einer zentralen Klima-/Lüftungsanlage welche dann über die großen Lüftungskanäle das ganze Haus auf der gewünschten Temperatur hält.

Am besten in jedem Zimmer die Temperatur (Kältezufuhr) individuell steuern können
Das geht schon aber wie gesade schon geschrieben, es wird sehr sehr teuer und ist im Prinzip im Einfamilienhaus unnötig.

Das bedeutet, dass dies dann eine Luft-luftwärmepumpe ist und ich einfach zusätzlich noch ganz normale Heizkörper für den Winter benötige?
Nein Heizkörper braucht heutzutage keiner mehr. Flächenheizungen sprich Fußbodenheizungen sind bedeutend effektiver und sparsamer, wenn es sich um ein dauerhaft bewohntes Heim handelt.

Was nimmt man denn am besten als "richtige" Heizquelle (Öl/Gas/...)? Ist dies noch zeitgemäß in einem neuen Bungalow?
Man nimmt das was am besten für das Haus ist. Je nachdem wie hoch deine Wärmeverluste sind, danach wird ausgewählt welche Heizquelle als geeignet gilt. Wenn du z.B. gerade mal 4 kW benötigst zum beheizen dann ist es unsinnig auf Gas etc. zu setzen. bei 8-10 kW(und mehr) ist dagegen Gas nicht verkehrt.

Wir wissen ja nicht was du da genau für ein Bau vorhast. Die Wandstärke sagt kaum etwas aus. Das ist nur ein Parameter von vielen.
 
moHouse

moHouse

Ich finde das Thema grundsätzlich auch interessant. Aber Pass auf, dass du dich in der Planung nicht zu sehr von der aktuellen Situation leiten lässt! Das sind jetzt die 2 Wochen extreme Hitze im Jahr.
Wenn in 3-4 Wochen Dauerregen bei 15 Grad angesagt sind, willst du unbedingt nen beheizten Wintergarten. Und kurz Weihnachten, ist ein Kamin mit ausreichend Platz für nen großen Tannenbaum im Wohnzimmer das wichtigste

Trotz Klimawandel sind wir nicht in Florida mit 6 Monaten Hitze im Jahr. Ne reversible Luft-Wasser-Wärmepumpe macht Sinn, wenn sie nicht zu viel Aufpreis kostet. Aber wird keine Wunder bewirken und halt eher die Füße kühlen bei Fußbodenheizungen.
Bei uns macht es eher Sinn an den heißen Tagen auf sinnvolle Außenbeschattung und Lüftungsverhalten zu achten.
 
Zuletzt aktualisiert 29.03.2024
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