Baukosten gehen aktuell durch die Decke

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K

KarstenausNRW

1973 wurde das Wohnungsbauprogramm der DDR beschlossen und bis 1989 wurden 3 Millionen Wohnungen gebaut. Bei nur 16 Millionen Einwohnern. Ich wusste schon immer, dass wir in der DDR der Zeit um Jahrzehnte voraus waren.
Jep. Die Wohnungen waren 25 Jahr nach Auflegung des Programmes zum Großteil schon wieder sanierungswürdig dank hochwertigem Plattenbau. Während des Programm verkamen allerdings die Altstädte, weil das Geld nur in die schicken Plattenbausiedlungssünden floss. Und in den Plattenbausiedlungen gab es dafür aber strukturelle Probleme (fehlende Infrastruktur und Verkehrsanbindung).

Zur Wiedervereinigung waren etwa jede vierte Wohnung in der DDR sanierungsbedürftig (das haben die Bewohner gesagt!) - im Westen nur 4%, eine Million Wohnungen galten als nicht mehr zu retten.

Zudem gab es 1990 auch in fast 20% der Wohnungen kein Badezimmer. Die Hälfte der Wohnungen wurde dezentral (gerne mit Kohle) beheizt (im Westen übrigens 90% mit Zentralheizung).

Jep, das hattet Ihr uns im Westen voraus. So schnell haben wir es nicht geschafft, den Wohnungsbestand kaputt zu kriegen.

Wer Ironie findet, darf sie behalten ;-)
 
B

Buchsbaum

Bitte nicht die Tatsachen verdrehen. Die Neubau Plattenbauten wurden zu 90 Prozent mit Fernwärme versorgt. Und jede wohnung hatte auch ein Bad. Klein und ohne Fenster, aber zweckmäßig.

Und trotz mangelnder Dämmung, dank billigen Öl aus der Sowjetunion waren die Wohnungen immer pudelwarm. Frieren oder sparen musste da niemand. Aber das Konzept mit der Fernwärme wird ja heute im Rahmen der kommunalen Wärmeplanung wieder verstärkt in den focus gerückt.

Als wäre es die erstmalige Erfindung der Wärmewende. Da war die DDR vor 40 Jahren schon weiter.
 
H

HeimatBauer

Fernwärme gab es auch im Westen.

Der Bestand sowie die Wohnungen am "falschen" Ort sind wirklich das Thema. Ich schreibe "falscher Ort" weil es IMHO eigentlich der richtige Ort ist, nur sind keine Leute drin. Zu Coronazeiten sind teilweise die Leute aus München nach Memmingen gezogen weil für das eine Mal pro Woche ins Büro ist egal wie weit sie fahren. Jetzt machen die Firmen wieder Druck ins Büro zu kommen - nicht zwangsläufig 100% aber ausreichend oft um die Pendelei aus Memmingen doch doof zu finden. Aktuell suchen viele deshalb eine Wohnung in Arbeitsnähe - natürlich nur eine mit moderner Heizung und Dämmung. Tja, leiderleider sind nur diese geschmackvollen Altbauwohnungen auf dem Markt deren Sanierung man mittels Volksaufstand ("Gentrifizierung!") verhindert hat - nein, sowas will man natürlich nicht. Also wollte man schon mal, vor zwei Jahren, aber jetzt doch nicht mehr.

Woanders ist schon die 1B-Lage seit Jahren mit Brettern vernagelt weil sie niemand mehr haben will. Einfachverglasung, dünne Betonwände, da wird die Sanierung teurer als der Neubau. Neubau lohnt sich nicht weil wer will schon in eine Straße ziehen in der 90% der Häuser mit Holz zugenagelt sind.
 
K

KarstenausNRW

Bitte nicht die Tatsachen verdrehen.
Habe ich etwas falsches geschrieben?

Dann bitte auch sagen, wie sehr die DDR bei der Erreichung der Wohnungsziele vergeigt hat. Es waren nämlich nur 1,8-1,9 Millionen Wohnungen und nicht 3 Millionen. Und dass durch die teure Bauweise staatliche Gelder für ALLE anderen Immobilien fehlten und diese noch weiter verkamen, bitte auch nicht unterschlagen. Es war gut, dass es billigen Wohnraum für einige Privilegierte gab, aber die Allgemeinheit musste drunter leiden.
 
WilderSueden

WilderSueden

Noch viel mehr leerstehende Wohnungen und Häuser gibt es außerhalb der Ballungszentren auf dem Land. Alles strömt in die Städte, wo aber nichts geht.

Nur um mal ein paar Zahlen in den Raum zu werfen, dass wir insgesamt in D einen Überfluss an Wohnraum haben (Quelle empirica):
- in gesamt D stehen ca. 1,7 Millionen (ja, die Zahl ist korrekt - ich habe mich nicht verschrieben) Wohnungen leer
- davon sind ca. 900.000 alt und baufällig (vielleicht geht da was mit Ersatzneubau?)
- davon könnten ca. 800.000 sofort bezogen werden

Vielleicht sollte man einfach das Land und dörfliche Gemeinschaften wieder lebenswerter machen? Dürfte einfacher (auch dank Homeoffice) und vor allem viel viel günstiger sein, als mit Milliarden € schweren staatlichen Geschenken hochpreisigen Neubau zu fördern.
Der Gedanke vorhandene Wohnungen zu nutzen, ist grundsätzlich richtig. Aber das Problem ist ein bisschen komplexer als eine einfache Saldierung. Die leerstehende Wohnung in Ostdeutschland nützt dem Stuttgarter nichts, auch mit Home Office nicht. Das nimmt alleine durch Geographie die allermeisten Wohnungen aus der Rechnung.
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Und selbst wenn wir regional bleiben, den Umzug aufs Land muss man wollen. Weitere Wege, die meisten sind mit dem Auto zurückzulegen. Zu einer Familie gehören zwei Erwachsene, nur selten können beide im Home Office arbeiten. Viele Firmen bieten auch keine 4-5 Tage Home Office an, sondern nur 2-3 Tage. Da ist das Ganze dann nicht so spaßig. Wo es wenig Menschen gibt, rentiert sich vieles einfach nicht. Ein Supermarkt braucht eine gewisse Anzahl Kunden im Einzugsgebiet, Orte mit 1000 Einwohnern haben das einfach nicht. Man kann den Dorfladen noch so romantisch finden, wenn er bei einem Bruchteil des Angebots 30% teurer ist als ein Supermarkt, wird er es sehr schwer haben.
Ich glaube nicht, dass wir große Potentiale in Pendeldistanz zu Stuttgart/Hamburg/München/... haben. Ich habe ja selbst gesehen, wie es im Umkreis von Konstanz aussieht. Da ist alles teuer, was nah an der B33 bzw. dann A81 oder an der Bahnlinie liegt.
 
K

KarstenausNRW

Aber das Problem ist ein bisschen komplexer als eine einfache Saldierung. Die leerstehende Wohnung in Ostdeutschland nützt dem Stuttgarter nichts, auch mit Home Office nicht. Das nimmt alleine durch Geographie die allermeisten Wohnungen aus der Rechnung.
Deshalb sagte ich ja auch, dass die leerstehenden Regionen gefördert werden sollten. Immerhin haben dort mal Menschen gelebt und gearbeitet. Die Attraktivität und der Sog in die Schwarmstädte war einfach zu hoch. Es hatte seinen Grund, warum zwei Millionen "Ossies" Ihre Region verlassen haben.

Insofern würde ich aktuell auch nicht dort wohnen wollen. Aber nicht, weil es auf dem Land ist, sondern weil das Land im Vergleich zu Metropolregionen in den letzten 2-3 Jahrzehnten abgehängt wurde. Soll die Politik dort Anreize für Firmen schaffen, bekommt Du Arbeitsplätze. Damit kommen Menschen und auch Infrastruktur (Wohnraum ist ja bereits vorhanden). Das Thema "Pendeldistanz" ergibt sich dann nicht mehr, weil Du nicht in die Großstadt pendeln musst.

Ja, hehre Vorstellung...
 
Zuletzt aktualisiert 09.05.2024
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