Aufschüttung von Grundstück in „Hochwasser“-Gebiet

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Zuletzt aktualisiert 29.10.2025
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T

Tom_bay

Warum? MMn ist doch nur die Fläche für das Haus , (Terrasse?) und die Zufahrt zu erhöen.
soweit ich das aus dem Bebauungsplan rauslese, muss das gesamte Grundstück auf das Niveau der Straße angehoben werden:

„Anpassung an die Verkehrsflächen: Im unmittelbaren Anschluss an die öffentlichen Verkehrs- und Grünflächen ist das fertige Niveau der Grundstücksränder an das Niveau der Verkehrs- und Grünflächen anzupassen.“
 
wiltshire

wiltshire

Neben der finanziellen Seite sehe ich auch die emotionale Seite. Wie ist es wohl, auf ein Hochwasser zu warten, den Pegel mit bangem Blick zu beobachten? Wie ist es, wenn man viel verloren hat, auch wenn es irgendwie bezahlt wird?

Die Einstufung in HQ Gebiete ist statistisch und basiert auschließlich auf Werte aus der Vergangenheit. Es gibt unter den 25 größten Flüssen in Deutschland keinen einzigen, der in den vergangenen Jahren nicht mindestens ein HQ50 Hochwasserereignis hatte, mehrere sogar zwei oder drei. Darin zeigt sich für mich eine mathematische Auffällgkeit. Bayern hat Empfehlungen herausgegeben, die Standards, die mit den HQ-Einstufungen einhergehen um mindestens 15% zu überschreiten um den Veränderungen durch den Klimawandel zu berücksichtigen.

Ich bin kein Fachmann. In einem Überflutungsgebiet, welches extrem eingestuft ist, würde ich nur schwimmend bauen. Wenn das Gebiet zusätzlich überströmungsgefährdet ist, nicht einmal das. Für das eingegangene Risiko würde ich eine besondere Erhöhung der Lebensqualität erwarten, wie etwa den ungestörten Blick auf das Gewässer. Bei der Lage des Grundstückes, um das es hier geht, ist das nicht der Fall. Meine Einschätzung ist nicht ausschließlich rational, kein "richtig" oder "falsch".

Dass überhaupt in HQ100extrem eingestuften Gebieten überhaupt Bauland ausgewiesen wird, halte ich volkswirtschaftlich für fragwürdig.
 
M

MachsSelbst

soweit ich das aus dem Bebauungsplan rauslese, muss das gesamte Grundstück auf das Niveau der Straße angehoben werden:

„Anpassung an die Verkehrsflächen: Im unmittelbaren Anschluss an die öffentlichen Verkehrs- und Grünflächen ist das fertige Niveau der Grundstücksränder an das Niveau der Verkehrs- und Grünflächen anzupassen.“
Das ist auch sinnvoll, aus vielerlei Gründen. Und am Ende wird es sogar deutlich teurer werden, wenn man nur die Flächen für Haus, Garage, Terrasse und Wege anhebt und den Rest mit 1,5-1,8m hohen L-Steinen, einer Trockenmauer oder einer anderen Methode abfängt. 1,5m Gefälle nur abzuböschen kostet zum einen unheimlich viel Platz, weil man maximal 30° Böschung machen sollte und birgt zum anderen die Gefahr, dass einem der Regen von der Straße aufs Gelände läuft, wenn die Kanalisation bei Starkregen versagt.
 
H

haydee

Schaumal ob die Gemeinde ein Starkregenmanagement hat. Da sind andere Werte als ein Jahrhunderthochwasser zugrunde gelegt.
Die Donauortschaften sind hochwassererprobt, aber was ist wenn es weit über oder schneller als ein normales Hochwasser kommt.
Nur als Beispiel unser Bächchen mit ca. 15-20 cm Wasserhöhe bei Hochwasser ca. 75 cm kann bei Starkregen nach dem Model 5 m hoch werden und das in kurzer Zeit.
Ohne Versicherungsmöglichkeit würde ich nicht bauen. Daher als erstes abklären.
 
M

MachsSelbst

Technische Maßnahmen, Versicherung, alles ok.
Aber den wichtigsten Faktor hat wiltshire genannt. Welcher Typ bist du bzw. seid ihr?

Ich hab nen Kollegen, der saß neben mir, als das Hochwasser schon seine Straße runterlief, Sandsack-Barrieren gebaut wurden und sagte zu mir, als ich fragte ob er nicht lieber heimfahren will, ich schaff das hier schon irgendwie alleine... "Was soll ich da? Das Hochwasser mit dem Eimer weglöffeln? Mich mit Tränen in den Augen vor den Damm stellen? Schlimmstenfalls muss man halt renovieren..."
Wenn du so ein Typ bist, bau dort.

Wenn du der Typ bist, der schon Bauchschmerzen kriegt, wenn die Warnkarte Stufe 2 oder 3 für Starkregen anzeigt, dann lass es. Denk da auch an deine bessere Hälfte. Wir hatten in dem Jahr, wo Niedersachsen und Sachsen-Anhalt im Hochwasser versunken sind, Wasser bis UK Bodenplatte auf dem Grundstück stehen. Ich war entspannt, die Bodenplatte ist WU, keine Gefahr... für meine bessere Hälfte ist eine Welt zusammengebrochen an dem Tag... wäre da eine echte Hochwassergefahr für uns gewesen, wir würden inzwischen wahrscheinlich woanders leben...

Technische Maßnahmen sind teuer, Versicherungen springen immer erst ein, wenn die Katastrophe schon passiert ist. Die persönliche Komponente, die ist entscheiden. Es hilft dir nix, wenn die Versicherung dir die Renovierung bezahlt, aber deine Familie dort nicht mehr leben will und dich da alleine sitzen lässt.
 
Papierturm

Papierturm

Oh oh.

Also. Bevor ich überhaupt nur darüber nachdenken würde, das Grundstück zu kaufen, würde ich eine ganze Reihe an Sachen klären.

1. Versicherungsmöglichkeit:
Online-Portale sind da nicht aussagekräftig. Bei Risikolagen wird oft individuell geprüft, und je nach Versicherung auch gern mal Hochwasserschäden ausgeschlossen. (Ich erinnere mich zwar, dass da eine Gesetzesänderung kommen soll, dass man eine Elementarversicherung abschließen können muss - wie es da um die Umsetzung aussieht weiß ich nicht.)
Also: Zur Versicherung gehen, bei der man bisher der beste Kunde ist, und das da klären lassen.

2. Bodengutachten auf dem Grundstück etwa da, wo man bauen möchte. Tut mir leid, aber sich bei den Vorzeichen auf das Bodengutachten der Stadt zu verlassen (dessen Bohrungen sonstwo sein könnten) ist keine gute Idee.

3. Wirklich tief in sich gehen, wie andere schon schrieben, und sich fragen wie gut oder schlecht man mit dem Risiko leben kann.
(In dem Zusammenhang: Wie hoch stünde das Wasser bei HQ1000 aufm Grundstück? Wäre es halbwegs stehendes Wasser, oder fließendes Wasser?)

4. Falls man dann immer noch das Grundstück kaufen kann, versuchen herauszufinden, welches Unternehmen da schon viel in der Gegend gebaut hat und da nach Erfahrungen und Kostenschätzungen fragen. Gerade in ländlichen Gebieten gibt es meist so ein paar "übliche Verdächtige", die mit den lokalen Begebenheiten Erfahrungen haben und da schon halbwegs passende Einschätzungen geben können.

Ich fürchte: Teuer wird es.
 
Zuletzt aktualisiert 29.10.2025
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