Estrichtrocknung - Falsches Trocknungsprogramm eingestellt

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G

guckuck2

30 Grad ist für das Funktionsheizen noch zu niedrig. Es sollte mindestens die maximale Auslegungstemperatur erreicht werden. Üblicherweise 35 Grad.
50 Grad ist oldschool.
Beim anschließenden Belegreifheizen gehts darum die Restfeuchte los zu werden, sonst wird das nichts mit Fliesen und Parkett (cm Messung). Das ist immer ein Glücksspiel. Mal 1-2 Wochen noch nachhzeizen ist keine Seltenheit und sollte als Puffer eingeplant werden.

Es wäre daher eine Katastrophe wenn wir das Programm verlängern müssen.
Selbstgemachter Stress. Es gibt keine Garantie für Belegreife nach x Tagen.
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo Fragesteller.
Das ist ja eine Verwirrung hoch 10.
Du schreibst von einem "Trocknungsprogramm" und verweist auf ein strombetriebenes (externes) Heizgerät.
Was soll das werden? Es kann (und wird auch) die Austrocknung des Estrichs begünstigen, aber hier steht, wie bereits von anderer Seite angemerkt wurde, erst einmal das "Funktionsheizen" an.
Das zeigt einerseits, ob alle Bauteile der Fußbodenheizung funktionieren und dicht sind, andererseits werden durch langsames Aufheizen die trocknungsbedingt auftretenden Spannungen aus dem Estrich genommen.
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Verwirrung 2:
"Mir geht es aber um die Ausdehnung. "
Was soll das bedeuten? Was befürchtest Du, was sich wann und durch welche Umstände wie ausdehnen soll??
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Verwirrung 3:
"Der Installateur kommt morgen vorbei. (...) Wenn ich morgen von 30 auf 40 heize und von Freitag auf Samstag auf 50 und dann bis Montag 2 Tage so lasse reicht das aus?"
Nun funktioniert die Fußbodenheizung also wieder?
"Es wäre daher eine Katastrophe, wenn wir das Programm verlängern müssen."
Ich werde Dich gerne einmal bei meinen Gutachterreisen mit in die Objekte nehmen, damit Du in der Praxis einmal erkennen kannst, was tatsächlich unter einer "Katastrophe" zu verstehen ist.
Aktuell in einem sehr hochwertigen Wohnobjekt, wo alle Feinsteinzeugfliesen in allen Räumen durch eben nicht ordnungsgemäße oder nicht durchgeführte Trocknungsmaßnahme des Heizestrichs, die aktuell bei Dir ansteht, gerissen sind.
Der Bauherr wohnt mit der Familie in dem Objekt, sämtliche einbauten müssen, wie auch die Bodenfliesen, zurückgebaut, das Mobiliar zwischenzeitlich eingelagert, die Bauherrschaft in ein Hotel umquartiert und der anfallende Bauschutt über einen aufzustellenden Kran über das Haus gehoben und in den Schuttcontainer befördert werden.
Das wären Kosten, welche -übertragen auf Deinen Fall- aus Deiner eigenen Kasse zu begleichen wären.
Nein, ein Zeitverlust, um derartige Schäden zu vermeiden, das ist nicht als "Katastrophe" zu bezeichnen.
Unwissenheit und/oder Ignoranz (die ich aber hier keinesfalls irgendjemandem unterstelle) schon!
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Was heißt zudem "2% wurden erreicht"? Waren das Masse-%, CM-% oder ein Wert eines Gerätes mit einer Skala von 0 - 100?
Wie und über welchen Querschnitt des Estrichs hat wer gemessen?
Liegt das Protokoll mit Einwaage, Druckaufbau in der Druckflasche und die Restfeuchte im Ergebnis schriftlich vor?
So einfach ist die Baupraxis, wie man erkennen kann, (leider) nicht.
Gruß: KlaRa
 
Zuletzt bearbeitet:
T

Tx-25

Hallo @KlaRa.
Verwirrung 1: Der Estrich wird unter die Fußbodenheizung getrocknet. Jedoch nicht mit unserer WP sondern einem anderen Gerät welches an den Kreis angeschlossen ist. Also kein Bautrockner.

Verwirrung 2: mit der Ausdehnung meine ich die Bewegung/Spannungsauf- und Abbau beim Estrich. Wird das ohne 50 Grad erreicht? Die WP läuft ja später eh nur bei 35 Grad. Ist also die Aufheizung auf 50 Grad nötig?

Verwirrung 3: Ist in 1 erklärt. Ich gebe dir Recht das es keine wirkliche Katastrophe ist. Aber es schmeißt schon alles bei uns durcheinander.

Estrich wurde aufgeschlagen. Gemessen wurde wie du beschreibst mit Einwaage, Druckaufbau in der Druckflasche. Ergebnis liegt nicht schriftlich vor. Gemessen von einer Fachfrau aus der Familie.

Unser jetziger Plan morgen auf 45 Grad. Samstag auf 50. 2 Tage halten, dann in 10 Grad Schritten runter. Estrich ist ja schon trocken. Funktion der Rohre ist dann doch auch getestet oder?
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo Fragesteller.
Vielleicht setze ich (häufig) zu viel Fachinformationen bei den Fragestellern als bekannt voraus, weswegen ich meine vielleicht "forsche Art" des Auftretens Dir gegenüber entschuldigen möchte.
Der unter Punkt 2 genannte Spannungsaufbau ist trocknungsbedingt. Dazu bedarf es keiner zusätzlichen Temperatureinwirkung, z.B. durch eine Fußbodenheizung. Jeder Estrich trocknet auch ohne Beheizung aus (sonst würden alle anderen, nicht beheizbaren Estriche niemals Belegreif werden).
Noch ein weiterer Punkt, der Irrtümern entgegenwirken soll:
Das Funktionsheizen wird sehr häufig selbst von Architekten und Bauleitern falsch als "Belegreifheizen" verstanden.
Dieses technische Missverständnis wird einen armen Parkettleger in einer von mir jüngst in München begutachteten, sehr repräsentativen Villa aufgrund eingetretenem Feuchteschaden und dadurch komplett zu erneuerndem "Versailler Tafelparkett" rund 750.000,--€ kosten.
Die CM-Restfeuchtemessungen wurden zwar fachgerecht, doch viel zu früh und (aufgrund der Objektgröße) an zu wenigen Stellen durchgeführt.
Nichts gegen die Fachfrau, die in Deinem Objekt gemessen hat!!
Aber aufgrund meiner langjährigen Erfahrungen misstraue ich jeder CM-Messung, die ich nicht selber durchgeführt und ausgewertet habe.
Dennoch viel Erfolg bei allen weiteren Baufortschritten: KlaRa
 
W

Wintersonne

Lieber KlaRa,

das interessiert mich jetzt auch. Nach wie vielen Wochen (mit Aufheizen der Fußbodenheizung) kann man denn sicher sein (wenn man der CM-Restfeuchtemessung bzw. dem Durchführenden nicht ganz vertrauen kann), dass der Estrich Belegreif ist? (bei einem Calciumsulfatfließestrich).
Wie viele Wochen dauert es ohne Aufheizen im Durchschnitt?
Gibt es hierzu Anhaltspunkte?
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo "Wintersonne".
Deine Frage erscheint im ersten Moment einfach, dahinter "verstecken" sich jedoch viele Aspekte, die zu beachten sind.
Ich beantworte Deine Frage zunächst einmal aus dem vereinfachten Blickwinkel.
Es gibt konventionell eingebaute Estriche, also Nassestriche, auf Zement- wie auch auf Calciumsulfatbasis. Letztere nannte man früher "Anhydritestrich".
Solche Estriche werden im Wohnungsbau mit Nenndicken von 45mm eingebaut und trockneten bei günstigen Austrocknungsbedingungen im Objekt in ca. 6 Wochen bis zur Belegreife. Diese Regel galt für Estrichdicken bis 60 mm. Für jeden weiteren Zentimeter muss die Berechnung quadriert werden, sodass wir bei beispielsweise 80 mm (damit 2 cm Mehrdicke) von 6 Wochen + (2 cm hoch 2 = 4 Wochen) ausgingen.
Die Fließestriche auf Calciumsulfatbasis (Abkürzung: CAF) trocknen aufgrund des von Zementestrichen abweichenden Aushärtungsmechanismus schneller, die Belegreife kann also früher erwartet werden.
Das heißt aber nicht, dass dann auch tatsächlich die Belegreife erreicht wurde. Das kann bzw. muss durch eine Restfeuchtemessung (handwerksüblich ist die CM-Methode) bestätigt werden.
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Das war die vereinfachte Darstellung.
Durch die Anforderung von Bauherren und Planern auf eine möglichst kurze Austrocknungsphase der Estriche hat die Industrie reagiert und sogenannte "Estrich-Zusatzmittel" angeboten, die u.a. eine Verkürzung der Wartezeit bis zur Belegreife erreichen sollen.
Manche davon funktionieren, andere wiederum nicht.
Der "Knackpunkt" ist jedoch, dass alle Estriche mit Zusätzen nicht nur von der DIN abweichen und damit allesamt als Sonderestriche zu bewerten sind (da schwingt ein rechtlicher Aspekt teils auch drohend im Hintergrund), sondern die Eigenschaften der Estrichmörtel haben sich dadurch auch verändert. U.a. kann man solche Estriche nicht mehr in jedem Fall problemlos nach der CM-Methode messen (und damit die Belegreife prüfen).
Bei den Calciumsulfat-Fließestrichen, welche Du angesprochen hast, ist es noch komplizierter geworden.
Es steht in keiner Literatur, aber wir Sachverständigen des Fachs bemerken, dass durch vorgenommene Rezepturveränderungen der Hersteller die Porengrößen im ausgehärteten Fließestrich kleiner geworden sind. Was erheblichen (ungünstigen) Einfluss auf die Austrocknung hat.
Um es abzukürzen: Selbst bei Heizestrichen, wo der thermische Druck eigentlich nach der Logik eine verkürzte Abgabedauer des Anmachwassers erwarten lässt - ist das Gegenteil eingetreten, es trat vielmehr eine Verlängerung der Wartezeit ein.
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Das bedeutet: Die Belegreife kann nur durch CM-Messungen oder durch eine DARR-Prüfung (diese erfolgt nur durch Sachverständige, nicht durch einen Handwerksbetrieb) festgestellt werden.
Nach bisherigem Standard kann bei Zementestrichen mit Dicken bis 55 mm eine Austrocknungsdauer von 5-6 Wochen, bei CAF (nicht als Heizestrich) von 7 Tagen erwartet werden.
Ein entsprechendes Objektklima (Stoßlüften und Fremdheizung im Winter) vorausgesetzt.
Ich hoffe, mit diesen (etwas umfangreicheren) Informationen Licht ins Dunkel gebracht zu haben!
Gruß: KlaRa
 
Zuletzt aktualisiert 23.04.2024
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