Dämmung einer 70er Jahre Werkstatt mit Stahlbindern.

4,80 Stern(e) 4 Votes
M

Messerjoe

Frohes Neues!

Mein Anliegen: Ich will eine Werkstatt zum Wohnbau umnutzen. Das Dach ist freitragend aus Stahlbindern gebaut und ist derzeit mit DDR-Asbest-Wellplatten gedeckt und mit ungesunder Schlackewolle unter den Bindern gedämmt.

Meine Überlegungen möchte ich gerne mit euch abgleichen:

Die Binder selbst finde ich persönlich schön (14 Binder überspannen 14 x 8 Meter freitragend) und würde sie gerne sichtbar machen.
Also ein Umbau zu einem Warmdach.
Dabei möchte ich weder Kunststoffe, noch Minalzeugs verbauen damit Gewissen, Ökologie und Wohnluft gut sind.
Der Aufbau soll trotzdem möglichst einfach, preiswert und sinnvoll sein, dabei will ich durchaus selbst möglichst viel durchführen.
Das Dach hat eine Traufhöhe von 3,5m und ist 15 Grad "flach", also nicht sehr gefährlich um selbst darauf zu arbeiten.

Ich selle mir folgenden Dachaufbau vor:
OSB 3/4 direkt auf den Stahlbindern als Aussteifung und Dampfbremse.
Feste Holzfaserdämmplatte 10 bis 16cm (Steico Therm?)
Dichtbahn oder Unterdeckplatte.
Konterlattung
Stehfalz-Blecheindeckung.

Geht ihr mit diesen Überlegungen mit?
Gibt es noch einfachere/billigere Ansätze?

Danke für euer Feedback,
Wolfgang
 

Anhänge

D

dertill

Du willst also das Dach im Zuge der Umnutzung auch neu eindecken und die Binder sollen sichtbar sein?
OSB als unterste Schicht geht, optisch natürlich nicht fertig, also noch GK drunter oder ähnliches. Preis- und Aufwandstechnisch wohl die beste Lösung.
Du könntest auch, wenn die Optik gewünscht ist, Rauhspund und oben drauf eine Dampfbremsfolie nehmen.
Wichtig ist in beiden Fällen LUFTDICHTHEIT! Vor allem an den Anschlussstellen zu Traufe und Giebel und an Durchdringungen (möglichst vermeiden) Wenn du dort Beleuchtung einbauen oder Kabel ziehen willst, könntest du mit einer 5 cm Lattung noch eine Installationsebene mit vorgesetzten GK-Platten einbauen und so Durchdringungen durch die luftdichte Ebene (OSB-Platten) vermeiden.

Im Dachaufbau ohne sonstige Masse würde ich in jedem Fall Dämmstoffe mit Masse einbauen. Von daher wäre auch ohne Öko-Gedanke Holzfaser oder Jute o.ä. das Mittel der Wahl. Nach Gebäudeenergiegesetz (Anlage 1) musst du einen U-Wert von 0,20 einhalten.
Mit WLG039 Holzfaser mit 60er Gefachabstand brauchst du zwei mal 120mm in Kreuzlage, darüber Winddichtheitsbahn/Unterspannbahn, Lattung+Konterlattung und Blech. In Summe also einiges an Aufbauhöhe und Masse.
Der Aufbau muss auch im Wärmeschutznachweis ausgewiesen werden und entsprechend vorher berechnet werden - also nicht nach Gusto frei gewählt.
Auch statisch musst du das prüfen lassen, ist ja einiges mehr an Masse als die Eternitplatten.
 
M

Messerjoe

Danke für die Infos :)

Du willst also das Dach im Zuge der Umnutzung auch neu eindecken und die Binder sollen sichtbar sein?
Genau

OSB als unterste Schicht geht, optisch natürlich nicht fertig, also noch GK drunter oder ähnliches. Preis- und Aufwandstechnisch wohl die beste Lösung.
Du könntest auch, wenn die Optik gewünscht ist, Rauhspund und oben drauf eine Dampfbremsfolie nehmen.
Nachdem ich gerade über Ausdünstungen und Geruch durch OSB gelesen habe, kommt das nicht mehr in Frage.
Rauhspund finde ich optisch nicht schön, da würde ich also auch eine optische Platte druntermachen.
Welche Feuchteeigenschaft hat denn GK? Ist der Dampfdicht?

Wichtig ist in beiden Fällen LUFTDICHTHEIT! Vor allem an den Anschlussstellen zu Traufe und Giebel und an Durchdringungen (möglichst vermeiden) Wenn du dort Beleuchtung einbauen oder Kabel ziehen willst, könntest du mit einer 5 cm Lattung noch eine Installationsebene mit vorgesetzten GK-Platten einbauen und so Durchdringungen durch die luftdichte Ebene (OSB-Platten) vermeiden.
Durchdringungen brauche ich zum Glück nicht. Ich werde die Werkstatt mit Luft-Luft Wärmepumpe beheizen, so kann auch der alte Schornstein wegfallen. Ich hoffe, dass ich den Dachaufbau als echte "Scheibe" ohne Wärmebrücken bis über Trauf- und Giebelwände bis nach draußen ausbilden kann.

Im Dachaufbau ohne sonstige Masse würde ich in jedem Fall Dämmstoffe mit Masse einbauen. Von daher wäre auch ohne Öko-Gedanke Holzfaser oder Jute o.ä. das Mittel der Wahl. Nach Gebäudeenergiegesetz (Anlage 1) musst du einen U-Wert von 0,20 einhalten.
Mit WLG039 Holzfaser mit 60er Gefachabstand brauchst du zwei mal 120mm in Kreuzlage, darüber Winddichtheitsbahn/Unterspannbahn, Lattung+Konterlattung und Blech. In Summe also einiges an Aufbauhöhe und Masse.
Der Aufbau muss auch im Wärmeschutznachweis ausgewiesen werden und entsprechend vorher berechnet werden - also nicht nach Gusto frei gewählt.
Auch statisch musst du das prüfen lassen, ist ja einiges mehr an Masse als die Eternitplatten.
Au Weia :eek:

Ich hatte eigentlich gehofft, dass ich im Bauantrag auf die bestehende Statik verweisen kann, weil ich ja kein extra Gewicht auf das Dach bringe (Blech = leichter als Eternit). An schwere Dämmung habe ich noch nicht gedacht.

Gibt es im Bestand keine Ausnahme-Regelung für den Wärmeschutz?

Angenommen, ich würde mit "leichter" Holzfaser dämmen.. dann könnte ich im Sommer gegen die Hitze mit Solar und den Luft-Wärmepumpen gegenkühlen (sind ja Split-Klimas) ?
 
J

jens.knoedel

Gibt es im Bestand keine Ausnahme-Regelung für den Wärmeschutz?
Im Bestand schon. Aber Du baust (um). Und damit hast Du Dich an die heute gültigen Regeln zu halten. Du brauchst ja auch eine Baugenehmigung.
Was sagt denn der Planer, der ja auch die energetischen Berechnungen machen muss.
 
M

Messerjoe

Im Bestand schon. Aber Du baust (um). Und damit hast Du Dich an die heute gültigen Regeln zu halten. Du brauchst ja auch eine Baugenehmigung.
Was sagt denn der Planer, der ja auch die energetischen Berechnungen machen muss.
Für den Wärmeschutz berufe mich auf Folgendes:
Gebäudeenergiegesetz schrieb:
Bei einer umfassenden Sanierung darf ein bestimmter Primärenergiebedarf nicht überschritten werden. Dieser
Wert ist jedoch nicht so streng wie bei einem Neubau. Zum Vergleich: Der höchstzulässige Energiebedarf für den
Neubau ist 65 % geringer. Eine entsprechende energetische Gesamtbilanz wird meist vom Energieberater erstellt.
Ich führe also keine Einzelmassnahmen durch, und muss mich nicht an U-Werte halten... hoffentlich :)
...den Primärwärmebedarf kann ich locker mit Photovoltaik und Wärmepumpe nach unten drücken.

Ich plane selbst, bis ich sicher bin, was ich will. Vorher lasse ich da keinen Energieexperten ran.
 
D

dertill

Puhhh ... ne Menge Holz ...

Welche Feuchteeigenschaft hat denn GK? Ist der Dampfdicht?
Nein. sd-Werte für die Dampfdichtheit kannst du im Datenblatt ablesen. OSB liegt bei 50-100, was ausreichend bei hinterlüftetem Blechdach ist. Bei GK solltest du eine Dampfbremsfolie mit mindestens 10m äquivalenter Luftschichtdicke einziehen.
Gibt es im Bestand keine Ausnahme-Regelung für den Wärmeschutz?
Doch, aber beim Austausch von mehr als 10% einer Fläche (Dach, Wand, Fenster, etc.) müssen U-Werte nach Anlage 7 Gebäudeenergiegesetz eingehalten werden. Und so wie ich das sehe, ist das kein Bestand. Siehe unten.
Angenommen, ich würde mit "leichter" Holzfaser dämmen.. dann könnte ich im Sommer gegen die Hitze mit Solar und den Luft-Wärmepumpen gegenkühlen (sind ja Split-Klimas) ?
Ja, Holzfaser ist ja nicht "leicht", sondern sowohl von der Masse als auch von der Speicherkapazität zur Phasenverschiebung und damit Abpufferung der Spitzen gut geeignet.
Ich führe also keine Einzelmassnahmen durch, und muss mich nicht an U-Werte halten... hoffentlich :)
Du führst eine Umnutzung einer bisher nicht beheizten Fläche durch. Daher gelten für dich entsprechende Anforderungen und auch die Stellung eines Nutzungsänderungsantrags (vergleichbar Bauantrag) ist Pflicht. Betrachtet wird das ganze entweder als Erweiterung eines Nichtwohngebäudes (weil Werkstatt) oder als Neubau Nichtwohngebäude. Nur wenn der Raum bisher auch als beheizter Raum genutzt (und genehmigt) wurde, gelten für die dich die Gebäudeenergiegesetz-Regelungen für Einzelbauteile ohne Betrachtung der sonstigen Bauteile.

Wenn bisher nicht beheizt: §51 Gebäudeenergiegesetz: Der Transmissionswärmeverlust und für die gesamte Gebäudehülle (!) darf das 1,25 fache nach Anlage 3 (U-Werte für Nicht-Wohngebäude) nicht überschreiten. Alternativ kann das Referenzgeäbudeverfahren angewandt werden, bei dem neben den U-Werten bzw. Transmissionswärmeverlusten auch der Primärenergiebedarf zum tragen kommt.

Wenn der neu ausgebaute Bereich mehr als 100% der bestehenden bisher beheizten Fläche des Nichtwohngebäudes beträgt, ist das ganze nicht als Erweiterung, sondern als Neubau zu betrachten! - Das kommt hier höchstwahrscheinlich zum Tragen. Also Gesamtbilanzierung mit Referenzgebäudeverfahren mit maximalen Transmissionswärmeverlusten (U-werte) und Primärenergiebedarf.

Bisher schon beheizt: U-Werte entsprechend Anlage 7 Gebäudeenergiegesetz, ohne Bilanzierungspflicht für das gesamte Gebäude. Bei Nichtwohngebäuden, können für niedrig beheizte Räume niedrigere U-Werte entsprechend Anlage 7 angesetzt werden.

Ich plane selbst, bis ich sicher bin, was ich will. Vorher lasse ich da keinen Energieexperten ran.
Der Experte sagt dir auch, was du DARFST, bevor du entscheidest was du willst.
 
Zuletzt aktualisiert 29.04.2024
Im Forum Dämmung / Isolation gibt es 989 Themen mit insgesamt 7640 Beiträgen


Ähnliche Themen
Alle Bilder dieser Forenkategorie anzeigen
Oben