Heizlastberechnung mit Wunschtemperaturen nötig?

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P

Pädda

Hallo.
Ich habe sehr oft im Forum gelesen, dass man unbedingt eine Heizlastberechnung durchführen lassen sollte. Jetzt waren wir am Wochenende auf einer Baumesse und ich habe mit 3 führenden Gasheizungsherstellern gesprochen. Jeder von Ihnen meinte, dass eine Heizlastberechnung mit speziell für einzelne Räume angegebenen Wunschtemperaturen bei einer Gasheizung überflüssig wäre, da die Leistung der Gasheizung immer ausreicht. Eine Heizlastberechnung wird laut den Ausstellern eh immer vorgenommen, allerdings mit einer Raumtemperatur für das Schlafzimmer von sagen wir mal 18 Grad bzw. 21 Grad für das Wohnzimmer. Das sei irgendwo als Standardtemperatur geregelt. Daraufhin teilte ich denen mit, dass wir ein bisschen abweichen vom Standardmenschen und im Schlafzimmer 22 Grad und auch im Wohnzimmer 23 Grad haben möchten. Die Aussteller teilten mir mit, dass das völlig unerheblich sei. Mit einer Gasheizung könne man immer diese Temperaturen erreichen. Die Heizkurve müsse entsprechend nur angepaßt werden.

Auch wäre der Verlegeabstand der Fußbodenheizung an sich egal. Sofern man evtl. irgendwann mal doch eine Wärmepumpe einzubauen gedenkt, so solle man den Verlegeabstand der Fußbodenheizung statt z.B. 20cm auf 10-15cm zu verkürzen.

Was meint ihr denn dazu?
 
J

Joedreck

Im Grunde haben die Hersteller recht. Die Gasheizung wird immer reichen.

Aber: Die raumweise Heizlastberechnung ist für die Auslegung der Fußbodenheizung elementar. Auch eine Gasheizung ist effizienter bei niedriger Vorlauftemperatur.
Zudem hast du die Möglichkeit auf eine Wärmepumpe umzusteigen.

Außerdem (meine ich gehört zu haben) sollen hohe VLT bei der Fußbodenheizung wohl gesundheitliche Probleme hervorrufen.
 
A

Alex85

Die Brenner an sich haben eh genug Leistung. Insofern kann man schon zustimmen, das zur Dimensionierung des Brenners keine Berechnung nötig sind.
Der andere Aspekt ist der wirtschaftliche Betrieb. Und da besteht die Branche, offenbar bis zum Hersteller, aus ewig Gestrigen, die es besser nicht können. Welch Selbstoffenbarung.
 
P

Pädda

Die Brenner an sich haben eh genug Leistung. Insofern kann man schon zustimmen, das zur Dimensionierung des Brenners keine Berechnung nötig sind.
Der andere Aspekt ist der wirtschaftliche Betrieb. Und da besteht die Branche, offenbar bis zum Hersteller, aus ewig Gestrigen, die es besser nicht können. Welch Selbstoffenbarung.
Okay, ich verstehe. Die Brenner, Gasheizung an sich schafft das, allerdings sind andere baulichen Maßnamen auch noch wichtig umzusetzen. Ich vermute mal du meinst u.a. den Verlegeabstand?!
 
D

dertill

Heizungsbauer sparen sich gerne die Heizlastberechnung vor allem bei Erdgasheizungen. Da wird einfach einfach die 20kW - Standardtherme in einen 150 m² Neubau eingebaut, die schafft das auf jeden Fall und das haben wir schon immer so gemacht. Heizungsbauer sind halt "Schuld", wenn es dann bei -15°C doch nicht genau 22° in allen räumen werden und zeitgleich noch die Badewanne gefüllt wird. Deshalb schlagen die immer noch 50-100% oben drauf und dann wird's schon reichen, die 200€ die die größere Anlage mehr kostet, kümmern da nicht.

Das die Maschine dann ständig taktet, an- und abfährt und nie auf Volllast läuft, außer zur WW-Bereitung und nach 3-5 Jahren der Brenner getauscht werden muss und der Wärmetauscher zugesetzt ist, ist dann "normaler Verschleiß".

Gas-Brennwerthermen haben zwar einen breiten Modulationsbereich (i.d.R. 20-100%), aber die Anlagen sollten auch so gewählt werden, dass dieser Bereich auch ausgeschöpft wird und nicht immer nur bei 20-40% rumdümpeln. Ich habe mir auch gerade die Heizung erneuern lassen und es war harte Arbeit den Sanitäter zu überzeugen, dass ich mit 140m², 3-fach Verglasung, 30 cm Geschossdeckendämmung und Kellerdeckendämmung KEINE 24kW - Therme brauch. Und tadaa auch bei den -15°C letzte Woche wurde es in allen Räumen mit der 16 kW-Therme muckelig warm bei 52°C Vorlauf (ohne Fußbodenheizung).

Auch für die Einzelräume sollte zumindest eine sinnvolle Abschätzung der Heizlast anhand der Außenwandflächen und der Raumgröße gemacht werden. Sicher kann man über Vorlauftemperaturanpassung in Kombination mit einer Gastherme fast alles warm bekommen, aber bei Fußbodenheizung ist das nicht immer möglich. Der Flaschenhals ist hier immer der kritischste Raum - also größtes Außenflächen/Volumen-Verhältnis und hydraulisch am weitesten entfernt von der Heizung. Hier sollte die Heizfläche am großzügigsten dimensioniert werden, dies ist entscheidend für die nötige VL-Temperatur.
 
Zuletzt aktualisiert 19.04.2024
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