Gasbeton / Ziegel / Monolithische Bauweise - Wer kennt sich aus?

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H

Häuslebauer24

Hallo zusammen,

Wir haben ein sehr schönes Grundstück in Aussicht. Bauträgergebunden. Gebaut werden soll in monolithischer Bauweise.
Wir sind keine großen Bauexperten und keiner hatte bisher beruflich oder privat was mit Bauen zu tun. Wir haben uns in der letzten Zeit so gut wie es ging begonnen zu informieren, Bauträger verglichen (sowohl Fertigbauweise als auch massiv), Bauleistungsbeschreibungen studiert und verglichen und so weiter... bisher hatte kein Anbieter eine monolithische Bauweise im Programm, damit beschäftigen wir uns nun zum ersten Mal. Google sagte mir, es kommt stark auf die Ziegel und die Stärke der Wand an. Vom Projektleiter wissen wir bisher nur, dass letzteres 36,6 cm betragen soll, was für ein Ziegel die benutzen wissen wir noch nicht (werden wir aber noch fragen).
Was ist denn grundsätzlich von einer monolithischen Bauweise zu halten? Man liest soviel über Dämmung, dass der Gedanke erst mal schon wieder befremdlich war... Es heißt, dadurch bräuchte man keine Belüftungsanlage... soll KFW 55 werden.
Das Grundstück liegt übrigens nah am Wald, falls das eine Rolle spielt.
Worauf muss man achten?

Danke!
 
11ant

11ant

Monolithisch heißt, daß die Wand zwischen Innen- und Außenputz durchgängig aus demselben Material besteht, hier einem Stein. Ziegel in 36,5 cm wird dabei Porenziegel sein, und der Hersteller spielt dabei keine Rolle.

KFW55 heißt für Dich, daß der aktuelle Wärmedämmstandard Energieeinsparverordnung 2016 noch mehr als erfüllt wird. Der Wandaufbau ist also gesichert technisch zeitgemäß, auch ohne Dämmschichtanklebung.

Das Grundstück liegt übrigens nah am Wald, falls das eine Rolle spielt.
Falls Du damit den vielzitierten Fassadenspecht meinst, der wird nicht das Motiv des Bauunternehmers für diesen Wandbaustoff gewesen sein. Ziegel ist einfach einer von vielen Baustoffen, aus denen man technisch aktuelle Häuser mauern kann, und jeder Bauunternehmer hat seine Vorliebe. Einer nimmt Ziegel, der andere Porenbeton und der Dritte Kalksandstein. Und es gibt noch drölfzig weitere, aber diese drei sind die häufigsten. Unterschiede haben sie, aber taugen tun sie alle.

Worauf muss man achten?
Du als Bauherrin auf so vieles, daß Du schon´mal froh sein kannst, an das Thema Auswahl des Wandbaustoffes einen Haken machen zu können. Wie meintest Du diese Frage genau ?
 
Nordlys

Nordlys

Unser Haus, dass wir übrigens heute bezogen haben, Fotos kommen noch, ich noch zu unordentlich, ist monolithisch gebaut aus dem 30 er Ytong, darüber ein mit Styroporkügelchen, Leichtputz, darauf einen gefärbten Rauputz, der mit Silikonharzfarbe gestrichen ist. Ich halte diese Bauweise für die Zweitbeste. Die Beste wäre verklinkert, zweischalig, die Drittbeste ein Wärmedämmverbundsystem mit Styropor auf der Wand. Es kann nicht vernünftig sein, Styropor mit Putz zu überziehen. Karsten
 
Marvinius II

Marvinius II

Bei KfW 55 ist doch die Lüftungsanlage meistens unvermeidlich. Häufig benötigt man die Einsparung aus der Wärmerückgewinnung, um den KFW 55 zu erreichen. Damit habt Ihr so ungefähr 14k Mehrkosten für eine zentrale Lüftung, sofern nicht im Angebot enthalten.
Unabhängig davon würde ich bei KfW 55 oder besser nicht auf Lüftungsanlage verzichten wollen, oder habt Ihr wirklich Zeit zum regelmäßigen Lüften?
 
R

ruppsn

Es kann nicht vernünftig sein, Styropor mit Putz zu überziehen. Karsten
Weil?

Zum TE: Es gibt, so mein Eindruck, auch regionale Vorlieben. In Bayern wird sehr viel mit Ziegel gebaut, im Norden häufig zweischalig (Verklinkert) mit KS oder Gasbeton.

Was ich vermeiden würde, ist ein Radieschen-Mauerwerk: außen rot und innen weiß, also Ziegel außen und KS/Gasbeton innen. Wird zwar auch gemacht, aber einige Rohbauer rieten davon ab, weil dort Spannungsrisse aufgrund unterschiedlicher Wärmeausdehnungen beider Baustoffe häufiger vorkommen sollen...

Ansonsten: Vorteil KS. Hohe Festigkeit und hoher Schallschutz, d.h. Du kommst mit deutlich dünneren Wänden aus. Allerdings miese Wärmedämmung, d.h. wiederum, dass Du brauchst ein WDVS, das im Übrigen nicht aus Styropor sein muss, auch natürliche Baustoffe sind möglich -> Mineral/Steinwolle.

Ansonsten: Vorteil Gasbeton: Hoher Wärmeschutz, geringere Festigkeit, mieser Schallschutz, bei gleicher Wandstärke im Vergleich zum KS. Das heißt wiederum, Du brauchst ordentlich dicke Wände, so zwischen 36cm und 45cm. Letzteren meiner Erinnerung nach für KFW55 - ob da ein 36er reicht, bin ich skeptisch. Auch auf Gasbeton wird schon mal ein WDVS geklebt, was ich persönlich aber vermeiden würde, wenn man schon den Baustoff möchte. Dann eher monolithisch. Ich allerdings mag dieses bröselige Zeug nicht. Eine Außenwand, in die man mit der Hand Schrauben/Nägel drücken kann?! Nicht meine Vorstellung von "massiv" [emoji6]

Das Zwischending, was allerdings wertfrei zu verstehen ist: Ziegel. Mit oder ohne extra Wärmedämmfüllung (Steinwolle oder Perlit). Besteht aus gebranntem Ton, mit in der Regel vielen Luftkammern. Ist so das Mittelding, was Schallschutz und Wärmedämmfähigkeit angeht: höherer Schallschutz als Gasbeton, schlechter als KS, höhere Wärmedämmung als KS, schlechtere als Gasbeton. Auch hier braucht man im Vergleich zum KS dickere Wände, um die gleiche Tragfähigkeit zu erhalten. Das sollte man bei bauten mit vielen Vor- und Rücksprüngen beachten, ebenfalls dass für Stürze dann gerne (sagten uns Rohbauer) "eigene" Ziegelstürze verwendet werden (sollten), um im gleichen Material zu bleiben (siehe Rissbildung). Kein Hexenwerk, das funktioniert und ist wohl auch nicht schlechter, ggf. etwas teurer als die sonstigen Betonstürze.

Zu den Füllungen gibt es u.a. die Sichtweisen, dass das Kokolores ist: die Perlite bröseln beim Schlitzen/Bohren teilweise wieder raus, die Steinwollefüllungen stehen im Verdacht über die Jahre zusammenzusacken. Ob das stimmt? Keine Ahnung...

Wir haben uns aus statischen Gründen (viele große Fensterflächen, zudem Vor/Rücksprünge) für KS mit Mineralwolle-WDVS entschieden. Tendierten vorher zum Ziegel. Gasbeton war und ist nichts für uns.

Wichtig ist, dass Dein Rohbauer mit dem Baustoff vertraut ist und häufig damit baut - vielleicht wichtiger als die Wahl des Baustoffs selbst. Zeitgemäße Häuser kannst Du mit allen bauen.

Ein Gedanke noch zum KFW55. Rechne Dir mal durch, wie viel Mehraufwand (finanziell) Du für KFW55 im Vergleich zur Energieeinsparverordnung 2016 treiben musst und schau mal, ob sich das für Dich rechnet.

Für mich ging die Rechnung nicht auf und habe mich bewusst dagegen entschieden - die Energieeinsparverordnung 2016 reicht (für mich) vollkommen. Mein Gefühl beim ganzen Dämmwahn: eine gute Lobbyarbeit, die die Politik gut im Griff hat. [emoji6]
 
11ant

11ant

Die Unterschiede, Fürs und Widers verschiedener Baustoffe - jeweils mit Milch und Zucker oder schwarz - haben wir an anderer Stelle in diesem Forum (und diesem Jahr, also frisch genug, um es nicht wiederholen zu müssen) schon sattsam durchdekliniert und darüber gestritten.

Speziell in diesem Thread hier geht es ja nicht um die Grundsatzdiskussion im Panorama des gesamten Spektrums - sonst müßte ich hier als Bimsabbaugebiet-Eingeborener den Liedern über rote und weiße Steine noch eine Strophe über graue Steine hinzufügen - sondern die TE will ja im Grunde wissen

a) was monolithisch meint und ob das generell taugt:
das bedeutet praktisch durchgängig und homogen massiv; und es ist technisch noch aktuell;

b) ob man die Entscheidung des Bauunternehmers für Ziegel ruhigen Schlafes mitgehen kann:
ja, auch das kann man ohne Bedenken.

Den "richtigen" Baustoff im Sinne von "niemand wettert dagegen" gibt es nicht - wohl aber eine breite Palette von Steinen, aus denen man tadellose Wände mauern kann, zu denen gehören Ziegel generell dazu, und speziell als Porenziegel (gefüllt oder ungefüllt, Vollziegel als Wandbaustoff nimmt man heute nicht mehr, nur noch als Klinker für Vorsatzschalen) schafft er noch die aktuelle Energieeinsparverordnung. Für KfW55 braucht es dann noch weitere Maßnahmen, die aber nicht die Gestalt einer Dämmschale haben müssen.

Fazit: von der Wandmaterialseite kann man schon einmal sagen, daß das Angebot in Ordnung ist. Also einmal tief durchatmen und dann den nächsten Absatz der Leistungsbeschreibung lesen

Mein Gefühl beim ganzen Dämmwahn: eine gute Lobbyarbeit, die die Politik gut im Griff hat.
Ganz meine Meinung, aber auch das hatte ich schon öfters gesagt
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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