Trittschall dringt durch Decke

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B

blueeyes

Hallo, ich hoffe ich bin hier auch mit dem Dämmen von Schall im richtigen Forum

Ich bin vor kurzem in eine Neubauwohnung gezogen, Erstbezug. Nun zog auch die zierliche Nachbarin oben drüber ein, deren Tritte leider nicht so zierlich sind. Jeder tritt ist für mich hörbar und vor allem spürbar, mit einem Schmerz im Ohr. Mittlerweile habe ich akute Probleme mit meinem Hörvermögen. Das macht mir einerseits Sorgen um meine Gesundheit, sowie nicht länger hier bleiben zu können (was wiederum eigentlich nicht möglich ist. Ich musste 6 Monate lang eine Wohnung suchen. Ballungsgebiet), andererseits höre ich nun aktuell jeglichen Schall noch viel stärker. Dazu gehört zum Beispiel der Straßenlärm oder auch einfach nur mein Kühlschrank. Der Raum ist relativ groß und vereint Küche, Wohn- und Arbeitszimmer. Zwar höre ich die Tritte auch im Schlafzimmer, durch die geringe Größe scheint das aber weniger auszumachen. Ein relativ starker Schall ist generell vorhanden, ich schätze vor allem durch den komplett verputzten und nicht tapezierten Raum, zusammen mit Parkettboden.

Nun wird nächste Wochen erst mal ein Trupp von Bauleuten antanzen und sich das Problem mit dem Trittschall anhören. Die (65qm) Wohnung kostet ca. 400.000€.. eigentlich darf da so etwas ja nicht sein, egal wie unfähig zu laufen die Übermieterin ist Immerhin hat sie mittlerweile ihren Subwoofer abgestellt...

Ich möchte mich aber nicht völlig auf die Leute von Bau verlassen, vielleicht wollen sie es ja als normal abtun, und eigene Gegenmaßnahmen ergreifen.
Allerdings versuche ich bisher noch zu verstehen, wie diese starke schmerzende Schallwelle genau zustande kommt. Liegt es am Raum der dies verstärkt bis es am Ohr angelangt, oder an der ebenso großflächigen Decke von der es direkt in dieser Stärke abstrahlt?
Geplant sind nun erst mal Vorhänge, auch gegen den Straßenlärm. Dann sollen an die großen Wände (verputzt, keine Tapete) "riesige" Bilder gehangen werden die mit Akustikstoff ausgefüllt sind. Des Weiteren hohe Bücherregale und auf dem Boden möglichst viel flauschigen Teppich.
Damit hätte ich nun Boden und Wände quasi komplett mit dämmenden Materialien abgedeckt.
Zwar scheint es erst mal am plausibelsten den Fokus auf die Decke zu richten, aber die ist natürlich eher schwer zu dämmen. Bisherige Idee sind relativ großflächige Lampen anzubringen die ich teils mit Akustikschaumstoff ausfülle:

trittschall-dringt-durch-decke-203860-1.jpg


Gibt es hier jemanden der mein Problem nachvollziehen kann und vielleicht selber mal lösen musste? Eine Erläuterung zum Verhalten des Trittschalls wäre auch schon sehr hilfreich um passende Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo Fragesteller.
Du hast eine Immobilie erstanden, ein Bauwerk, welches u.a. auch den Anforderungen an den Schallschutz gerecht werden muss.
In meiner beruflichen Laufbahn bin ich mit einigen Wohnobjekten konfrontiert worden, wo dieser Schallschutz in Frage gestellt wurde. Teils berechtigt, aber teils auch unberechtigt.
Mit "Hausfrauenrezepten" wie Decke über den Kopf und/oder Deckenleuchten mit integriertem Trittschallschutz halte ich garnichts. Warum? Weil es weder Klärung noch eine Lösung ergeben wird.
Richtig wurde bereits angemerkt, ob Du allein über die Sensibilität der Geräuschwahrnehmung verfügst oder auch Deine Freunde. Was sicherlich ebenfalls keine objektive Wahrnehmung ergeben kann, aber bereits Hinweise.
Letztendlich kann nur ein Schallgutachten objektive Klärung und rechtliche Sicherheit ergeben.
Eine Wohnimmobilie ist nicht wie ein Fahrrad, welches man zur Not ungenutzt in die Ecke stellt, weil es nicht funktioniert.
Eine Immobilie stellt einen Wert dar, die Nutzung ist mit Lebensqualität eng gekoppelt. Hier muss also im Zweifelsfall Klärung über einen Schallschutzsachverständigen, der mit einem geeigneten Normhammerwerk und den entsprechenden Aufnahmegeräten für die Messung des Schalldrucks in beiden Wohnungen messen muss.
Aufwändig? Sicherlich!
Aber anders geht es halt nicht, wenn man schalltechnische gesehen "eine 5 nicht gerade sein" zu lassen vermag.
Ich kann das alles sehr gut nachvollziehen! Aber den Heimwerkern sind hier die Grenzen klar aufgezeigt. Ohne Fachleute, welche mit dem Objekt nichts zu tun haben geht es keinesfalls.
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Gruß: KlaRa
 
N

nms_hs

Hallo Fragesteller.
[...]
Letztendlich kann nur ein Schallgutachten objektive Klärung und rechtliche Sicherheit ergeben.
Eine Wohnimmobilie ist nicht wie ein Fahrrad, welches man zur Not ungenutzt in die Ecke stellt, weil es nicht funktioniert.
Eine Immobilie stellt einen Wert dar, die Nutzung ist mit Lebensqualität eng gekoppelt. Hier muss also im Zweifelsfall Klärung über einen Schallschutzsachverständigen, der mit einem geeigneten Normhammerwerk und den entsprechenden Aufnahmegeräten für die Messung des Schalldrucks in beiden Wohnungen messen muss.
Aufwändig? Sicherlich!
Aber anders geht es halt nicht, wenn man schalltechnische gesehen "eine 5 nicht gerade sein" zu lassen vermag.
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Moin, rein interessehalber... mit was muss man für sowas kostenseitig ungefähr rechnen? Und wo würde man einen derartigen Experten finden? Die scheint es ja nicht an jeder Ecke zu geben.
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo "nms_hs".
Die Gesamtkosten sind abhängig vom Stundensatz des Sachverständigen, von der Anreisedauer und -Distanz und letztendlich von den tatsächlich notwendigen Zeitaufwendungen für die Prüfungen vor Ort, die Auswertungen und Erstellung eines Prüfberichtes oder eines (aufwendigeren) Gutachtens.
Diese Fachleute findet man, indem man die Abteilung Sachverständigenwesen einer IHK oder (wahrscheinlich eher weniger) einer HWK anruft und sich dort nach einem Schallschutz-Sachverständigen erkundigt.
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Gruß: KlaRa
 
Zuletzt aktualisiert 16.04.2024
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