Bodengutachten - Grenzwerte für Arsen und Schwermetalle

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MarcWen

MarcWen

Die Entscheidung wird Dir Niemand abnehmen können. Hier müsst ihr selbst abwägen und entscheiden.
Was das Abtragen des Erdreichs kostet kann man sicher schwer abschätzen. Bei 50 cm sind das schon ca. 300 qm. Wenn ihr Pech habt dann müsst ihr das auch noch entsprechend entsorgen.

Dazu muss man sich auch überlegen, was bringt Euch das letztendlich, wenn es Dein zukünftiger Nachbar nicht macht. In dem Bebauungsplan von "unserem" Grundstück stand u.a. " Während der Bodenaushubarbeiten ist Staubentwicklung bei Bedarf durch regelmäßiges Befeuchten der Baustelle entgegenzuwirken."
 
L

Legurit

Gibt es in der Gegend nichts anderes?
Hab mal ein wenig gelesen - klingt schon eher etwas beruhigend, was geschrieben wird - also dass es nicht ausgewaschen wird und auch nicht von Pflanzen aufgenommen wird.
 
T21150

T21150

Hallo zusammen,

vielen Dank für die zahlreichen Antworten! Denkt ihr es macht Sinn ein Bodengutachten in Auftrag zu geben bevor wir das Grundstück kaufen? Wir müssen innerhalb von zwei Wochen eine verbindliche Kaufzusage abgeben, sonst landet das Grundstück wieder auf dem Markt (wir haben es per Losverfahren zugewiesen bekommen - sehr hohe Nachfrage...). Wir suchen schon seit 5 Jahren ein passendes Grundstück - dies ist jetzt unser erster Lickblick, den ich irgendwie nicht aufgeben möchte...

Wir haben mittlerweile die Grenzwerte für Arsen lt. Bodenschutzgesetz herausgefunden:
- 25 mg/kg für Kinderspielplätze
- 50 mg/kg für Wohngebiete
- 125 mg/kg für Park- und Freizeitflächen

Wir liegen mit 31 mg/kg also zwischen dem Spielplatz und dem Wohngebiet. Die Frage ist nun wie wir das realistisch einschätzen sollen, dabei haben wir diese Optionen:

a) Grundstück nicht kaufen: Das ist leichter gesagt als getan, denn wie oben beschrieben hängen wir aus verschiedenen wichtigen Gründen schon sehr daran. Es ist nicht so dass wir hier in BW in der Region eine riesige Auswahl haben. Natürlich vertrete ich auch die Einschätzung "Die Gesundheit meiner Familie geht immer vor". Ob man hier mit Kanonen auf Spatzen schießt ist aber eine ganz andere Frage (...da fällt mir immer das Thema mit der verteufelten Wurst ein).

b) Grundstück kaufen, aber den Boden tauschen: Das ist letztendlich eine Kostenfrage, die man ja einkalkulieren kann (wichtig ist eben dass man es vor dem Abschluss der Verträge merkt). Hat jemand ein Gefühl was das an Mehrkosten ausmacht (600 m² ca. 90m² Keller, kaum Gefälle)?

c) Grundstück kaufen und nichts machen: Ganz nach dem Motto "ich weiß von nichts". Wie viele Leute haben sich wohl das Gutachten gespart oder lesen/verstehen es nicht und führen ein glücklichen, gesundes und langes Leben?

Was würdet Ihr tun?
Die Werte die ich gesehen habe, zeigen einen nicht komplett von Schadstoffen freien Boden.
Das Arsen wäre z. B. bei 30 mg/kg schon LAGA-0.

Bei den Werten, soweit ich sie gesehen habe, kann man ja nicht davon sprechen, dass das hier verseucht ist....

Wie Bauexperte heute sagte, Du musst das Grundstück selbst prüfen.

Mein Rat wäre in dem Fall, den Du persönlich schilderst: Gib die 1000,- Euro (ca. Preis) für ein Gutachten aus, sofern Dir gestattet wird, genau auf dem Flurstück in dem Du bauen magst, die Probe zu entnehmen. Hierbei musst Du Dich wirklich dann sehr sputen, wenn Du die Frist einhalten willst.
So viel also zu a): Ich würde die Kauf Entscheidung davon abhängig machen, wie es von den konkreten Werten aussieht. Bau-Grundstücke können sich von Flurstück zu Flurstück unterscheiden.
Euer Herz scheint an dem Grundstück zu hängen und von dem was Du schilderst hab ich das Gefühl, dass auch gewisse Mehrkosten von Euch zu schultern wären und auch die Bereitschaft dazu besteht, das zu bezahlen.

Zu b) Je nach Ausgang des Gutachtens kann man das dann machen. Wenn man es dann anhand von Fakten kalkuliert.
Die Mehrkosten kann Dir nur ein Fachmann nennen. Aufgrund der derzeitigen Lage kann sie Dir eh gar keiner genau nennen. Denn, es kommt schon mal darauf an, was die Deponien jetzt für (ich denke es ist LAGA-Z1 Boden insgesamt) verlangen und welchen Teil / Menge Du zur Deponie bringst. Dazu kommt, welcher Boden generell vorliegt, wie Du die Keller-Gründung machen musst (Menge Schotter etc.). Du musst bedenken, dass Du ja nicht den Boden nur im Bereich der Haus-Gründung abtragen lässt, sondern sicherlich auch dann ggf.. im Garten.
Aber davon ab: Mutterboden würdest Du wahrscheinlich so wie so brauchen - das ist zwar teuer, aber eigentlich sind´s keine Mehrkosten. Nur der Aushub/Deponie des Altbodens auf 50-80 cm.

Zu c) Never ever. Das geht nicht gut, weil Du das auf Dauer nicht verdrängen kannst und immer ein schlechtes Gefühl hättest, auch wenn es nicht gerechtfertigt wäre (siehe a....Gutachten).

LG Thorsten
 
D

dobabau

Heute habe ich echt schon richtig viel gelernt! Vielen Dank für die Kommentare!

In dem Zeitungsartikel von BeHaElJa ist ja von ganz anderen Dimensionen von knapp 250 mg/kg die Rede, das ist wirklich schon eine ganz andere Liga...

Um auch etwas für die anderen Mitleser mit ähnlichem Problem festzuhalten, hier meine bisherigen Erkenntnisse:

- Bis auf Arsen liegen alle Messwerte deutlich unter den lt. Bodenschutzgesetz geltenden Grenzwerten für Kinderspielflächen (dies sind die "härtesten" Grenzwerte). Im Eingangspost hatte ich die angegebenen Grenzwerte im Gutachten falsch interpretiert.
- Der Wert für Arsen liegt unterhalb dem zugelassenen Wert für Wohngebiete (ja doch aber über dem für Spielplätze).

Zum Thema Pflanzen / Nutzgarten: Der Grenzwert für Ackerland liegt übrigens bei 200 mg/kg (!!!). Die Zucchini im Supermarkt wächst nich zwangsläufig auf einem besseren Boden...

-> Rein auf dieser Basis kann man - zumindest Juristisch - nicht von einem belasteten Grundstück sprechen.

Des Weiteren bin ich auf eine sehr umfangreiche Abhandlung gestoßen (Google nach "filetype df Arsen in Böden und Gesteinen im Regierungsbezirk Karlsruhe"). Daraus geht hervor, dass das rein natürliche Vorkommen von Arsen im hiesigen Muschelkalk ganz normal ist. Der durchschnittliche Hintergrundwert beträgt 17 mg/kg. In vielen Regionen sind - völlig natürlich (ohne Bergwerke etc.) - Mittelwerte von deutlich über 50 mg/kg anzutreffen.

Kurz gesagt haben wir mit unserem Grundstück belastungstechnisch zwar kein Paradies gefunden, jedoch ist es nicht unwahrscheinlich in dieser Region (z.B. im Nachbarort oder sonstwo in der Nähe) die selben oder gar höhere Werte anzutreffen.

Wie man bei uns im Schwabenland sagt bleibt aber dennoch ein "Gschmäckle". Wir haben eine kleine Tochter (2) und weiterer Nachwuchs ist in Planung - da sollten schon Kinderspielplatzverhältnisse gelten.

Wir werden daher ein chemisches Gutachten beauftragen und aus dessen Basis (und der Kostenschätzung) entscheiden, ob wir die Erde in unserem Garten durch guten Mutterboden ersetzen.
 
T21150

T21150

Hallo in meine schwäbische Heimat!

Wie ich schon schrieb, es ist (wenn überhaupt in Einzelwerten, beim Arsen +1 über LAGA0) grad mal leicht erhöht und eben nicht komplett frei von Schadstoffen (LAGA0, aber da sind die Elemente alle auch im Boden, halt in geringerer Konzentration).

Mich freut´s: Ihr habt eine Entscheidung getroffen. Vielleicht zeigt ja die Bodenprobe direkt auf dem geplanten Flurstück komplett LAGA 0? Möglich wäre es! Gerade bei obiger Abweichung.....die ist minimal.

Das chemische Bodengutachten sollte man sowieso machen, wegen dem Aushub (Deponiekosten sinken, umso geringer LAGA Klasse, wenn kein Gutachten vorhanden, wird oft die höchste Klasse angenommen). Das Geld dann nicht verloren, wenn ihr Euch für das GS entscheidet. Jedenfalls gut investiert, ihr schafft damit fix Fakten zur soliden Entscheidungs-Findung. Super.

Weiter alles erdenklich Gute für Euch.

LG
Thorsten
 
Zuletzt aktualisiert 28.03.2024
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