Bodenaufbau und Unterbau im Dachgeschoss mit Schüttung?

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Zuletzt aktualisiert 20.04.2024
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Markus31

Danke für die Infos.

Ich hatte jetzt kürzlich einen Bodenverleger vor Ort um mal seine Meinung zu hören.

Er hat mir folgende 2 Vorschläge/Empfehlungen gegeben:

Variante 1: Nassestrich

  1. Mineralwolle zwischen Holzbalken
  2. 16 mm OSB
  3. 10 mm Holzweichfaserplatte (als Entkopplung, schwimmend verlegt)
  4. 40 mm Nassestrich
  5. ca. 8 mm Fußboden (z. B. Click-Vinyl)
  • Gesamtaufbau: ca. 74 mm
Vorteile:
+ günstigste Variante

Nachteile:
-hohe Aufbauhöhe



Variante 2: Trockenestrich (2-lagig)
  1. Mineralwolle zwischen Holzbalken
  2. 10 mm Holzweichfaserplatte (als Entkopplung, schwimmend verlegt)
  3. 2x18 mm Gipsfaserplatten (Knaufprio) (miteinander verschraubt, lose auf Holzweichfaser verlegt)
  4. ca. 8mm Fußboden (z. B. Click-Vinyl)
  • Gesamtaufbau: ca. 52 mm
Vorteile:
+ geringe Aufbauhöhe
+ genauso stabil wie Nassestrich
+ leichter wie Nassestrich

Nachteile:
-sehr teuer (2-3 mal so teuer wie Nassestrich)



Aussage von Ihm zu Vinylboden mit Kork:
  • stark am kommen, wird überall angeboten
  • Hält er gar nichts davon, da keinerlei Langzeiterfahrung (gibt’s erst seit 5 Jahren) und (noch) keine Normvorschriften (z. B. wie stark es sich durchbiegen darf etc.)

Was meint ihr zu all dem??
Problem ist halt auch dass wir aufgrund der hohen Balken nur eine recht geringe Aufbauhöhe von ca. 5 cm haben. Wenn wir darüber kommen, müssten wir in den sauren Apfel beißen einen kleinen Absatz zum Nebenraum machen...
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo Markus.
Der Nassestrich ist bei der gegebenen Ausgangssituation überhaupt keine Option!!
Bei der Holzunterkonstruktion einen Nassestrich einzubauen bedeutet: mit dessen Einbau erhebliche (!) Feuchtigkeit ins Objekt holen. Gerade das aber will man im Bauwesen unbedingt vermeiden.
Mit einfachen Worten: das kann nicht gut gehen. Und es wird auch nicht gutgehen.
Die Variante 2 klingt ordentlich und wird auch funktionieren.
Sei gewiss (ich spreche hier aus der Erfahrung heraus): das Geld, was Du bei der Variante 1 sparen könntest, wirst Du mit dem Faktor mind. 4 wieder in die Sanierung stecken müssen. Ich bin sicher kein Freund der Angstmacherei.
Aber die Probleme, welche Du Dir da mit der Feuchtigkeit "frei Haus" in die Wohnung holen wirst, die werden erheblich sein.
Abgesehen von der Tragfähigkeit der Trägerbalken, die durch einen Statiker erst einmal geprüft werden muss.
EIn Calciumsulfatestrich wird die Fläche mit rund 74kg/m² belasten, ein Zementestrich mit rund 95kg/m².
Für die meisten Holzbalkendecken zu viel, zumal bei der Bewertung noch 200kg/m² im Wohnungsbau rechnerisch hinzugefügt werden.
-------------------------
Der Weg, welchen Du wählen wirst, bleibt bei Dir. Wie auch die Verantwortung.
Sich nur eine erwartete Ersparnis vor Augen zu führen, das hat so manchem braven (oder naiven) Bauherren in wirtschaftlichem Sinne "das Genick" gebrochen. Und ich weiß, wovon ich da rede!
Nachtrag:
Wenn ein Bodenleger bei einem LVT-Belag von normativ geregelten Durchbiegungen spricht, dann bedeutet das, dass er gegenüber einem technischen Laien Kompetenz vermitteln will, ohne dass er darüber verfügt.
Der Aspekt als solcher ist vollkommen unsinnig und für einen Oberbelag irrelevant!!
Das, was es normativ zu regeln gilt, das wird bei PVC-Planken gefordert.
Mehrschichtige modulare Beläge, so der Begriff, finden sich in DIN EN 16511.
Das nur zur Kompetenzwichtung.
Gruß: KlaRa
 
Zuletzt bearbeitet:
M

Markus31

Hi KlaRa,

besten Dank für deine prompte Antwort und deine Aufklärung. Insbesondere über den Nassestrich. Das erschreckt mich jetzt schon etwas, da der Mann doch recht kompetent wirkte.

Wie dem auch sei, dann fällt Variante 1 wohl schon mal raus. Weißt du welche Last ich bei den 2x18 mm Gipsfaserplatten (Knaufprio) pro m² in etwa haben würde?

Und was hältst du persönlich von dem in Mode kommenden Vinyl mit Kork als Trittschalldämmung unten drunter?. Kannst du das bedenkenlos weiterempfehlen oder siehst du hier irgendwelche signifikanten Nachteile?
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo Markus.
Welche Lastaufnahme bei 2x18 mm Gipsfaserplatten (Knaufprio) pro m² möglich sind ist nicht nur eine Frage des Fertigteilestrichs (so nennt man alle Trockensysteme pauschal) sondern primär eine Frage des Tragbalkenabstandes. Und siehe da: in einem Land, wo selbst Gurkengrößen genormt werden findet sich kein einziges Regelwerk, welches unter Bezug auf Verkehrslasten solche Tragbalkenabstände vorgibt.
Nur ein Regelwerk aus Österreich stand bis vor ca. 8 Jahren da hilfreich zur Seite, und das wurde zwischenzeitlich zurückgezogen.
Man kann aber davon ausgehen, dass 2 x 18mm OSB-Platten oder BRIO18, diese Elemente untereinander nicht verschraubt und einem Balkenabstand <50cm eine Auflast von 2kN/m² durchweg problemlos möglich sind.
Die sogenannte Trittschalldämmung zwischen den Platten darf nicht zu dick sein, sonst wird die ganze Fläche beim Begehen duktil und wird auf Biegung beansprucht. Ich persönlich würde hier so vorgehen:
Auf die 1. Elementebene (die kann auf der Balkenlage verschraubt werden)
1 Lage "Regupol(R) Sound 47", hierauf eine Lage Papier als Trennschicht, darauf die zweite Lage Brio o.ä.
--------------
(Zitat) "Und was hältst du persönlich von dem in Mode kommenden Vinyl mit Kork als Trittschalldämmung unten drunter?"
Antwort:
Gerade die LVTs haben nicht erst seit 2017 den größten Zuwachs bei den Bodenbelagsarten.
Es gibt sie zur Verklebung oder Fixierung auf einem Untergrund, mit Klick-System ausgerüstet (von dem reden wir wohl?) und als selbstliegende Varianten mit Schwerrücken.
Der rückseitige Kork kann als "ernst zu nehmende Trittschalldämmung" nicht wirklich dienen! Da unterhalb der Trägerplatte angebracht auch nicht als Hilfe zur Erhöhung des Gehkomforts. Es ist ein "Knirschschutz", wenn die Elemente direkt auf einem Zementestrich verlegt werden und sich noch Sandkörner auf der Oberfläche befinden.. Mehr nicht!
Er nutzt wenig, ist aber nicht schädlich. So würde ich es formulieren ....
Nachteile sehe ich nicht!
--------------------
Viel Erfolg beim Kauf und der Verlegung: KlaRa
 
M

Markus31

Hi KlaRa,

zunächst mal vielen Dank für deine ausführliche Antwort. Es ist schön, dass es Menschen wie dich gibt, die bereit sind Ihr Wissen, mit Laien zu teilen und hierfür auch die Geduld noch mitbringen.

Wie du genau vorgehen würdest verstehe ich leider immer noch nicht ganz. Kannst du die einzelnen Schichten bitte noch mal ganz genau Schritt für Schritt für einen Laien beschreiben inklusive präziser Bezeichnung der Produkte?

Die Empfehlung die ich bekommen hatte war ja:
  1. Mineralwolle zwischen Holzbalken legen (200 mm hoch)
  2. 10 mm Holzweichfaserplatte (als Entkopplung, schwimmend auf die Balken verlegt)
  3. 2x18 mm Gipsfaserplatten (Brio 18) (miteinander verschraubt, lose auf Holzweichfaser verlegt)
  4. ca. 8mm Fußboden (z. B. Click-Vinyl) auf Gipsfaserplatten

Wie genau würdest du die jetzt verändern? Also zum Beispiel:
- Meinst du das "Regupol(R) Sound 47" beispielsweise als Ersatz für die 10mm Holzweichfaserplatte? Und wird das Regupol dann einfach nur lose auf die Balken gelegt?
- Was für ein Papier ist das, das du als Trennschicht zwischen was legen würdest?
- Was ist bei dir die 1. Elementebene, die du auf den Balken verschrauben würdest?

Einen schönen Sonntag wünscht,
Markus
 
KlaRa

KlaRa

Moderator
Hallo Markus.
Bevor ich mich nun in das Wochenende verabschiede noch schnell diese Informationen:
Die Empfehlung Mineralwolle zwischen Holzbalken legen (200 mm hoch) kann man machen. Die Trittschall-Dämmwirkung steigt jedoch mit zunehmender Masse. Mineralwolle bietet da nicht viel; eine PERLITE-Schüttung wäre schon besser. Aber die Auswahl ist abhängig davon, wie viel Gewicht die Sparren darunter halten. Nicht, dass das Ganze ins Zimmer fällt, nachdem sich die Deckensparren darunter gelöst haben

10 mm Holzweichfaserplatte (als Entkopplung, schwimmend auf die Balken verlegt): wie soll das funktionieren, wie kann man diese Schicht gegen unbeabsichtigte Lageveränderungen in den kommenden Jahren schützen?
Man kann dickere Vliesstreifen (z.B. 30mm dick) auf die Balkenlage nageln, wobei die Nagelköpfe gut verdeckt sein müssen (nicht mit den Köpfen herausstehen). Das ginge.
Darüber schwimmend verlegt doppellagig OSB-Platten, diese untereinander verschraubt und in Nut/Feder verleimt.
Damit hätte man über die Vliesstreifen (auf den Balken) eine Entkopplung geschaffen.
oder
Ob OSB oder 2x18 mm Gipsfaserplatten (Brio 18) ist egal

(Zitat) "Wie genau würdest du die jetzt verändern? Also zum Beispiel:
- Meinst du das "Regupol(R) Sound 47" beispielsweise als Ersatz für die 10mm Holzweichfaserplatte? Und wird das Regupol dann einfach nur lose auf die Balken gelegt?"

Antwort:
Vliesstreifen auf Balkenlage nageln,
hierauf eine Lage OSB oder BRIO,
hierauf die REGUPOL-Matte schwimmend aufbringen,
hierauf wiederum die zweite Lage BRIO oder OSB, in Nut und Feder verleimt.
(Zitat) "Was für ein Papier ist das, das du als Trennschicht zwischen was legen würdest?"
Antwort:
Das ist egal. Zeitungslage oder Packpapier, ggf. auch Schrenzpapier (wird als Rieselfolie benutzt, ganz früher auch unter Nassestrichen eingesetzt).
Hauptsache, es kann ein Gleiten zwischen den Schichten erfolgen, es gibt dadurch keine Spannungen, welche sich letztendlich als Wölbungen der Nutzebene (Fußbodenfläche) auswirken könnten.
Die Mineralwolle in den Gefachungen, die Vliesstreifen auf den Holzbalken und die REGUPOL-Matte werden zusammen schon einiges an Schallschutz bringen. Rechnerisch darf man die Werte der einzelnen Schichten zwar nicht addieren, doch es funktioniert.
Abschließend noch einmal mein Hinweis:
Einen Schallschutz wie bei Massivbauweise wird es bei Holzbauweise niemals in dem Umfang geben können.
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